Exposé Das Thema der Masterarbeit lautet „Queer und Gender im Museum: Forschungsstand. Ausstellungsanalysen. Konsequenzen für die Museumspraxis. Die Forschungsfelder „Queer“ und „Gender“ haben sich längst in der Wissenschaft etabliert. Es wird bereits von einem „gender turn“ gesprochen. Ein Abriss von der Frauenforschung bis hin zur Queerforschung soll einen Einblick in die wissenschaftliche Rezeption liefern. Mit der erstmaligen Verwendung des Begriffs „Gender“ von Gayle Rubin im Jahr 1975 wurde eine Debatte über die Trennung in ein biologisches (sex) und sozial konstruiertes (gender) Geschlecht mit Beginn in den USA ausgelöst. Seit Mitte der 1980er Jahre entwickelten sich dann in Westdeutschland aus der Frauenforschung die „Gender Studies“. Judith Butler geht in ihrem Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“, welches im Jahr 1991 erschienen ist, ein Schritt weiter und bezeichnet selbst das biologische Geschlecht, also die vermeintliche biologische Zweigeschlechtlichkeit, als sozial konstruiert. Demnach werden ihre radikalen Äußerungen mit dem Begriff des „doing genders“ treffend beschrieben, nachdem Geschlecht durch Handeln erzeugt wird oder verstärkter formuliert: „es gibt kein Geschlecht, außer man tut es.“1 Diese Denkweise impliziert bereits die Forschungsperspektive und Kategorie „Queer“, auch wenn Butler den Begriff nicht verwendet. Anfangs wurde der Begriff in den 1980er Jahren als Selbstbezeichnung von Schwulen und Lesben in den USA verwendet. In unserem heutigen Sinne wurde der Begriff „Queer“ erstmalig von Teresa de Lauretis benutzt.2 Im eigentlichen Sinn bezeichnet Queer1 alles, was nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht und einen Bezug zwischen Geschlecht und Sexualität herstellt. Dazu zählt also nicht nur die etwas enge Definition von GLBT (gay, lesbian, bisexual, transexuel), sondern auch die weiter gefasste Definition GLBTTIQ (was auch transgender, intersexual, queer umfasst). Was meint dann noch Queer, wenn bereits alles kategorisiert wurde? Queer schließt alle der aufgezählten Begriffe mit ein, aber zusätzlich auch das, was vielleicht noch keinen Namen hat. Queer ist für uns somit auch eine Definition für etwas Gegensätzliches und hat dadurch den Vorteil, erst mal 22222222222222222222222222222222222222222222222222222222222 3 2456789AB59CCD2E56F8921288928592B28892567A22 !"2F98#7$D2%8C723&'D2(2)3*2 2+A#2,#892+8-8A#-2.8.88#B892-72B8-2/0F82#2B8924#B2+8B89279212882+8A7822 +8B89292+8A866A#C7228A87A2B892+8A6878959-D2,868C86B231D2(2312 1 %89FC72B8A2,8.9CCA249B2A872B8-224#9B89722,85.2#C2%5-5A86#67772887572E592#668-2A872B8-2 3)*89299B2B892,8.9CC2$52:F7$A782#6A2(868A78858.2$8998B8724878982,8B87.82$52;8892AB2 F5$875866D2A97.D2F5-A2"7-565.A2A72B82459789FC72#A2B8-2<87A82B9#A2B8F8#92 ;892/#B5-25A82B75#92 2 nur den Kontrast zwischen der heteronormativen Gesellschaft und dem „Anderen“ aufzuzeigen und sichtbar zu machen.= Erst durch Erkennen der gesellschaftlichen Konstruktion können heteronormative Strukturen zwischen Geschlecht und Sexualität hinterfragt werden und lösen sich idealerweise mit der Zeit auf, sodass es diesbezüglich nichts „Gegensätzliches“ mehr gibt. Mit dem Ansatz der „Queer Theory“ werden alle Sexualitäten und Lebensformen als gleichberechtigt behandelt. Neben der festen Verankerung von „Gender“ und „Queer“ in der Wissenschaftstheorie, zeigt sich die Geschlechterpolitik mit dem Begriff des „Gender-Mainstreaming“ in politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen als zum Teil fest integriert bzw. umgesetzt. „Gender-Mainstreaming“ bezeichnet die Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen. Demnach sollten sich auch Museen danach ausrichten. D.h. zum einen, dass das Museum in seiner gesamten Struktur die Gleichstellung der Geschlechter berücksichtigt. Zum anderen sollten die wissenschaftlichen Diskurse und Erkenntnisse des „gender turns“ in der Sammlung und Ausstellung aufgenommen und unter Einbeziehung dessen mitgedacht und sichtbar gemacht werden. Unter Berücksichtigung des letztgenannten Punktes soll im weiteren Verlauf dargelegt werden, inwieweit sich die Museen in Großbritannien und Deutschland mit den Themen „Gender“ und „Queer“ befassen. Dazu lassen sich Museen in vier unterschiedliche Kategorien einteilen. Erstens gibt es Museen, die sich ausschließlich mit dem Thema „Gender“ und „Queer“ befassen, wozu das „Schwule Museum*“ in Berlin gezählt wird. Die zweite Kategorie meint Museen, die in unterschiedlichem Maße Sonderausstellungen zu queeren Themen zeigen. Drittens gibt es Museen, welche die Themen auf verschiedene Art und Weise in die Dauerausstellung integrieren und viertens solche, die queere Aspekte ihrer Sammlung und Ausstellung über die Museumshomepage auf virtuellem Weg vermitteln. In die letztgenannte Kategorie fällt der virtuelle Trail „Desire and Diversity“ des „British Museums“. Anhand des Trails und der Sonderausstellung „Ich Mann. Du Frau. Feste Rollen seit Urzeiten“ im „Colombischlössle“ Freiburg soll gezeigt werden, wie queere Themen repräsentiert werden können. Mithilfe einer Ausstellungsanalyse soll bei der Sonderausstellung ermittelt werden, wie und welche Aussagen über Geschlechterrollen und sexuelle Vielfalt gemacht werden. Die Ausstellungsanalyse erfolgt mithilfe der „Dichten Beschreibung“ und der „Semiotischen Methode“, welche im Buch „Gesten des Zeigens. Zur Repräsentation von Gender und Race in 22222222222222222222222222222222222222222222222222222222222 = 2>862?5#672:B8982/7-822@#96852,#9F2#2%.2:A78AA24#98-.287825B892 89AA8F7$828892#B8982BA787F2C8A5.23))D2(21=2 Ausstellungen“ von Regina Wonisch und Roswitha Muttenthaler beschrieben wird.5 Mit diesen beiden Methoden ist es möglich, Themen und Objektpräsentationen in den Blick zu nehmen, um herauszustellen, wie und welche Bedeutungen im Hinblick auf „Gender“ und „Queer“ gemacht und wie die Themen vermittelt werden. Mithilfe der sogenannten Codes von Wonisch und Muttenthaler, welche in „denotativ“, „konnotativ“ und „metakommunikativ“ eingeteilt werden, können verschiedene Aussagen auf drei verschiedenen Ebenen gemacht werden. Der denotative Code bezieht sich auf die vormuseale Funktion des Objektes und dessen Beschriftung, wodurch das Objekt bereits erstmals kategorisiert und kontextualisiert wird. Bei den konnotativen Codes gilt es zu ermitteln, welche Bedeutungen im Zusammenspiel zwischen Objekten, Licht, Farbe, Ton und Raumgestaltung hervorgerufen werden. Darüber hinaus gibt die Analyse konnotativer Codes Aufschluss über gesellschaftliche Konventionen und Werte. Die metakommunikativen Codes können Auskunft über die gesellschaftspolitische und wissenschaftliche Positionierung des Museums und die Intentionen der Ausstellungsmacher/Innen geben. Die beiden Beispiele sollen verdeutlichen, wie queere Themen im Museum sichtbar gemacht werden können. Zum einen müssen sich Museen der Relevanz des Themas und ihrer sozialen Rolle als Repräsentant ganzer Vielfalt der Gesellschaft bewusst werden und in der Ausstellungs- und Sammlungsstrategie verankern. Zum anderen können „Queer“ und „Gender“ als kritische Analysewerkzeuge die Schwachstellen in Ausstellungen aufzeigen, denn es ist häufig der Fall, dass Rollenbilder und Stereotype unhinterfragt in Museen gezeigt und damit reproduziert werden. Was man bei der Umsetzung von „Gender“ und „Queer“ im Museum beachten muss und wie man die Themen in der Ausstellungs- und Sammlungsstrategie verankern kann, wird im letzten Punkt dargestellt. Eine Sammlungsstrategie zu queeren bedeutet herauszuarbeiten und zu zeigen, wie sexuelle Orientierung und erotisches Verlangen die Herstellung, Interpretation, Sammlung und Ausstellung von Kunstwerken und anderen Objekten beeinflusst hat. Auf diese Weise können Museen zum Aufbrechen der gesellschaftlichen Normen beitragen. Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab. 22222222222222222222222222222222222222222222222222222222222 & 2/8.#245AD2/5A97#2>7787#6892+8A782B8A2E8.8A2E92/8A97A87#752$52+8B892B2/#822 :AA7866.8D2,868C86B2'2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Von der Frauenforschung zur Queerforschung/ Gender Turn 2.1. Frauenforschung 2.2. Genderforschung 2.3. Männerforschung 2.4. Queerforschung 3. Queer im Museum 3.1. Großbritannien 3.2. Deutschland 4. Queer und Gender ausstellen 4.1. Ausstellungsanalysen 4.1.1. Methoden 4.1.1.1. Dichte Beschreibung 4.1.1.2. Semiotische Methode 4.1.2. Virtueller Trail „Desire and diversity“ im „British Museum“ 4.1.2.1. 4.1.2.2. 4.1.3. Sonderausstellung „Ich Mann. Du Frau. Feste Rollen seit Urzeiten“ im „Colombischlössle“ Freiburg 4.1.3.1. Rollenklischees 4.1.3.2. Geschlechterdeutung 5. Konsequenzen für die Museumspraxis/ Queering the Museum 6. Fazit 7. Literaturverzeichnis
© Copyright 2025 ExpyDoc