KULTUR REGION Südostschweiz | Donnerstag, 5. März 2015 che», gibt Schneider den Anstoss, damit die Jugendlichen in die Gefühlswelt von Wut und Rache eintauchen können. «Thema gut nachvollziehbar» Schneider entwickelte mit den Jugendlichen aus Originalsätzen von Hamlet eigene Texte und HamletFiguren. Sie greift dabei Themen aus den inneren Prozessen von Hamlet auf und überträgt sie auf Situationen der heutigen Jugendlichen. Jeder Jugendliche erarbeitet eine HamletFigur mit einer anderen Sichtweise. Basis ist die Katastrophe, das heisst, der Mord am Vater des Hamlets aus dem Originalstück. Ein heftiges Thema für Jugendliche. Sie würden damit gut umgehen können, meint Schneider. Von den Gedanken und Emotionen her seien Wut und Trauer, Überforderung, Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit gut für sie nachvollziehbar. Entsprechend könnten sie solche Emotionen recht einfach auf ihre eigenen aktuellen Themen übertragen. So zum Beispiel auf die Situation der Scheidung ihrer Eltern, auf erlebten Verrat, Existenzängste oder Konflikte untereinander. Wie stirbt man auf der Bühne? Eine weitere Szene wird geprobt. Eines der Mädchen liegt am Boden. Wie eine Spinne schleicht sich ein anderes heran und träufelt ihm Gift ins Ohr. «Muss ich mich nun tot stellen? Das ist schwierig», fragt dieses die Theaterpädagogin. «Theaterspielen ist schwie- Trotz der schwierigen Kunst des Sterbens auf der Theaterbühne gibt es immer wieder viel Gelächter und am Ende Bravorufe vom ganzen Team. «Muss ich mich nun tot stellen?» Im Rathaus-Saal in Ilanz proben zwei Mädchen vom Jungen Theater Graubünden eine Szene, in der Bild Marco Hartmann das eine dem anderen Gift ins Ohr träufelt. «Geniesst die Situation, es ist eure Rache» «Die ganze Welt ist Bühne.» Das Zitat von William Shakespeare gibt dem Jungen Theater Graubünden den Rahmen für die diesjährigen Produktionen. Die Gruppe in Ilanz fragt sich, was los ist mit Hamlet. rig. Probiers mal. Man muss einfach sehen können, dass du stirbst», gibt Schneider zur Antwort. Trotz der schwierigen Kunst des Sterbens auf der Theaterbühne gibt es immer wieder viel Gelächter und am Ende Bravorufe vom ganzen Team und grosses Lob von der Regisseurin. Schneider ist ausgebildete Schauspielerin, arbeitete an verschiedenen Bühnen in der Schweiz und in Deutschland und leitete ihr eigenes Theater in Winterthur. 2013/14 stiess sie als Co-Leiterin der Produktion «Odissea» zum Jungen Theater Graubünden. Theatererlebnis in Bern von Maya Höneisen J amun Bernhardsgrütter ist zum zweiten Mal dabei, wenn das Junge Theater Graubünden in Ilanz Theater spielt. Dass er der einzige Junge in der achtköpfigen Gruppe von Jugendlichen ist, stört ihn dabei überhaupt nicht. Nein, er komme gut zurecht, meint der 15-Jährige gelassen. Allerdings hat die Whats-App-Runde mit den versendeten Sätzen nicht geklappt, die er und ein paar weitere hätten lernen sollen. «Ihr habt also den Sein-nicht-sein-Text nicht intus? Dann übt ihr diesen halt in der Pause, und wir proben zuerst andere Szenen», lenkt Barbara Schneider ein. Sie ist die Leiterin der Ilanzer Gruppe des Jungen Theaters Graubünden. Acht verschiedene Hamlets Die Produktionen des Jungen Theaters Graubünden widmen sich dieses Jahr keinem Geringeren als dem grossen englischen Dramatiker William Shakespeare, dessen Werke zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten Bühnenstücken der Weltliteratur gehören. In Ilanz steht unter dem Titel «Es ist was faul im Staate Dänemark» Hamlet auf dem Plan. Premiere ist am 16. April. Vorerst dreht sich das Geschnatter im Ilanzer Rathaus-Saal aber noch um ganz Profanes. Die Freizeit, die Schule, die Freunde und eben die blö- de Geschichte mit Whats App. Barbara Schneider hat ihre Truppe aber gut im Griff. Wenn sie zur Ruhe ruft, wird es augenblicklich still. Für die heutige Probe hat sie erstmals die Kostüme mitgebracht: sandfarbene Overalls für alle. «Cool», «voll geil», «total bequem». Die Jugendlichen sind begeistert. «Erst proben wir die Rachegeschichte. Habt ihr eure Sätze bereit?», ruft Schneider in die Runde. «Also, vor euch kniet der König, der euren Vater ermordet hat. Ihr hält ihm die Pistole in den Nacken.» Im Halbkreis stehen acht konzentrierte Hamlets, die rechte Hand nach unten ausgestreckt, als hielten sie tatsächlich die Pistole schussbereit. «Geniesst die Situation, es ist eure Ra- Während Schneider weitere Regieanweisungen gibt, erzählt Jamun vom letztjährigen Jugendtheaterfestival Spiilplätz in Bern, an welchem er mit der Gruppe Ilanz teilnehmen durfte. Eine Woche lang hätten sie bei Gastfamilien gewohnt, morgens jeweils an Theaterworkshops teilgenommen und nachmittags Aufführungen von anderen Jugendtheatergruppen besucht. Ein tolles Erlebnis, meint er begeistert. Nun muss er aber auf die Bühne. Heute steht auch für ihn Hamlet auf dem Programm. * «Es ist was faul im Staate Dänemark». Premiere: Donnerstag, 16. April, 20 Uhr. Lagerhalle Oswald Getränke AG, Ilanz. Weitere Aufführungen: 17. und 18. April, jeweils 20 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter www.jungestheater.gr. 19 Gammenthaler zeigt «Scharlatan» Im Forum Würth in Chur gastiert heute Donnerstag, 5. März, um 20 Uhr Michel Gammenthaler. Der mehrfach ausgezeichnete Schweizer Kabarettist steht mit seinem fünften Soloprogramm «Scharlatan» auf der Bühne. Laut Mitteilung liefert Gammenthaler Antworten auf Fragen wie: Wie stellt man Kontakt her zu Verstorbenen, die gar nie gelebt haben? Wie schummelt man beim Pokern, ohne die Karten zu berühren? Und wie liest man Gedanken ganz ohne übersinnliche Fähigkeiten? (so) * Ticketreservation unter der Telefonnummer 081 558 05 58. Guya singt mit Jazztrio Im Rahmen der Konzertreihe «Weekly Jazz» spielt heute Donnerstag, 5. März, um 20.30 Uhr in der «Marsöl»-Bar in Chur das Trio um Andreas Ebenkofler (Piano), Rees Coray (Bass) und Rolf Caflisch (Schlagzeug). Interpretiert werden Jazzstandards. Das Trio wird durch den Churer Sänger Jörg Guyan alias Guya und den Trompeter Claudio Bergamin ergänzt. Guya trat bisher mit The Mountain Rat Pack und Blow Job & The B. J. Horns auf. Der Eintritt zum Konzert ist frei. (so) Musikalisch die Schweiz entdecken In der Postremise in Chur tritt morgen Freitag, 6. März, um 20 Uhr das Ensemble Ziegler Baumann Senn auf. Matthias Ziegler (Flöten), Christoph Baumann (Piano) und Reto Senn (Klarinetten, Gitarre) präsentieren laut Mitteilung eine Art Landeskunde mit den Mitteln der Literatur und der Musik. Die drei Schweizer Musiker stehen als imaginäre Wanderer auf dem Gotthard, der ihnen die Sicht in alle Richtungen ermöglicht. Musikalisch begeben sie sich hinab in die verschiedenen Regionen der Schweiz. Vervollständigt wird dies durch Mundarttexte und Landschaftsbeschreibungen, die teils live von den Musikern gesprochen, teils eingespielt werden. Sprecher sind unter anderen Franziska Kohlund, Peter Fischli, Hanspeter Müller-Drossaart, Andrea Zogg, Karin Pfammatter und Jonathan Rufer. (so) * Reservation unter www.postremise.ch. IMPRESSUM Unabhängige schweizerische Tageszeitung mit Regionalausgaben in den Kantonen Graubünden, Glarus, St. Gallen und Schwyz. Herausgeberin Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG) Verleger: Hanspeter Lebrument CEO: Andrea Masüger Redaktionsleitung David Sieber (Chefredaktor), Pieder Caminada, René Mehrmann (Stv. 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