Manuskript der Rede von Brigadier Thomas Süssli, Kommandant der Logistikbrigade 1, gehalten am Brigaderapport vom 22. Januar 2016 in Ecublens VD (Auszug) Geschätzte Kameradinnen und Kameraden Am heutigen Brigaderapport geht es um Sie! Es geht im ersten Teil darum, Ihre Leistungen 2015 zu würdigen. Im zweiten Teil, geht es dann um unsere Ziele für das Jahr 2016. Und es ist mir wichtig, dass Sie den Sinn dieser Ziele verstehen. Sie erinnern sich an Professor Jenewein am Rapport vor einem Jahr. Er hat uns die Golden Circles vorgestellt, die drei Kreise. Aussen ist das Was, dann das Wie aber zuinnerst ist das ‚Warumʻ. Der Sinn. Ich nehme es schon vorweg. Die drei Ziele sind: - Bereitschaft, - Einsatzdiversität - Leadership. Vor einem Jahr wurde ich am Brigaderapport in Suhr von meinem Vorgänger verabschiedet. Er erwähnte, dass mich die Armee im Auge behalten würde. In den letzten fünf Monaten habe ich mir vor Ort persönlich ein Bild von ihrer guten Arbeit machen können. Ich traf sie bei Stabsübungen und auf dem Feld bei Truppenübungen an. Sie arbeiten ehrlich, ernsthaft und unaufgeregt. Das gefällt mir. Unsere gemeinsame Aufgabe und die Begegnungen mit Ihnen bestätigen mich darin, dass es richtig war, zurückzukommen. Die Treffen mit ihnen haben mir Freude bereitet. Als neuer Kommandant habe ich viele Fragen und sie haben mir diese geduldig beantwortet. Ich danke Ihnen für diese Gelegenheit für die Unterstützung. Ich habe in der Einladung geschrieben, dass wir in einer der spannendsten Zeit der Geschichte leben. Das gilt sowohl für die Chancen, als auch für die Risiken. Es ist nicht nur eine der spannendsten Zeiten, sondern auch eine Zeit voller Spannungen. Es ist eine Vuca-Welt. Eine volatile, unsichere, komplexe und vieldeutige Welt. Nebst den sich täglich überschlagenden Vuca-Meldungen in den Medien, sehen wir auch immer mehr Bilder von Armeen im Einsatz. Gegen den Terror in Paris und Brüssel oder bei der Hilfe an die Bevölkerung bei Überschwemmungen. Die Situation ist klar - wir sind eine Einsatzarmee geworden. Der Einsatz steht im Zentrum. Bei aller Vielfalt, wie wir heute hier versammelt sind, haben wir etwas gemeinsam. Etwas, dass uns verbindet. Wir führen in dieser Brigade. Es liegt in unseren Händen, 2016 eine Einsatzbrigade zu werden. Ich habe zu Beginn gesagt, dass es heute um Sie geht. Es geht jetzt darum, Ihre Leistungen 2015 zu würdigen. Da wir eine lernende Organisation sind, wird es sowohl um Ihre Erfolge gehen, aber auch Punkte, die wir noch verbessern können. Die an Sie gestellten Erwartungen waren auch im letzten Jahr wieder hoch. Für die Erfüllung zahlreicher Einsätze wurde von Ihnen Leistung auf Anhieb gefordert. Diese Leistung musste nicht nur auf Anhieb sondern sogar auch aus dem Stand erbracht werden. Stellen Sie sich eine zivile Firma mit rund 500 Mitarbeitern vor, die am Montag gegründet wird und bereits am Dienstag produktiv ist und zuverlässig Leistungen erbringt. Das würden nicht viele schaffen. . Auf Anhieb Leistungen erbringen ist eine grosse Stärke unserer Milizarmee. Sie rücken in den WK oder einen Einsatz ein, sie organisieren und rüsten sich aus, und dann bilden sie sich aus, bevor sie ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Milizarmee ermöglicht es, die Mittel und Fachspezialisten schnell einzusetzen. Schauen wir uns einige der Einsätze an, die Sie letztes Jahr geleistet haben. Einer von zwölf Flüchtlingen, die 2015 in die Schweiz kamen, wurde von der Logistik-Bereitschaftskompanie104 transportiert. Die Angehörigen der Log Ber Kp 104 fuhren 26 mal um die Erde, ohne nennenswerte Unfälle. Zuverlässig wie ein Mammut. Die Leistung der Log Bat zu Gunsten der Logistikbasis der Armee entspricht ca. 120 Vollzeitstellen. Effizienz versus Flexibilität - Effizienz für die ordentliche Lage - die Armee braucht Sie für die ausserordentliche Lage! Das Feedback ist gut, sehr gut und teilweise sogar hervorragend. Bei all den positiven Rückmeldungen, die mich sehr freuen und die ich gerne an Sie weitergebe, gab es eine kleine Handvoll negativer Rückmeldungen. Was mich betrübt ist, dass diese alle mit unserer Führung zu tun hatten. Es kann nicht sein, dass unsere Leistungsbezüger für die Armee Proviant oder Schlafplätze organisieren müssen. Das ist Sache des Chefs. Das müssen Sie korrigieren. Ich weiss, dass Sie das besser können. Die Gesamte Transportmenge des VT-Bataillons und der Logistikbataillone entsprechen 110 Kampfpanzern Leo oder 605 IVECO 4x4 Lastwagen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine starke Leistung. Die 1'169 Tage von den Spitalbataillonen geleisteten Tage entsprechen ca. 250 Vollzeit Pflegehelfern für alle vier Bataillone. Die Spitalbataillone sind für Krisen und Katastrophe die Reserve im Gesundheitswesen. Die vom Sanitäts-Logistikbataillon geleisteten Stunden zu Gunsten der Armeeapotheke entsprechen zirka einer halben Million Franken Lohnkosten. Ich danke Ihnen im Namen der Armee für diese Leistung. Sie dürfen stolz auf sich sein. Sie können Stolz sein, dass Sie alle Einsätze erfüllt haben. Mit diesen Leistungen brauchen wir uns nicht zu verstecken. Wir müssen bei jeder Gelegenheit die Botschaft hinaustragen, was wir können. Und dies in einfachen Worten. Wenn Sie heute Abend nach Hause kommen schauen Sie sich die heute aufgeschaltete neue Web-Seite der Logistikbrigade an. Sie werden einfache Botschaften finden, die den Menschen in unserem Land die Armeelogistik erklären. Positive Auftritte schaffen Vertrauen bei unser Bevölkerung. Um dieses Vertrauen zu wahren braucht es aber auch tadelloses Auftreten. Oder würden Sie sich in einem Flugzeug sicher fühlen, in dem der Pilot schmuddlig aussieht und seine Uniform nachlässig trägt? Würden Sie sich von einem Arzt behandeln lassen, der ungepflegt ist? Oder haben Sie schon einmal einen Polizisten mit unkorrektem Tenue gesehen? Ich danke allen Bataillonen für die gelungenen Fahnenanlässe und Auftritte in der Öffentlichkeit. Mein Vorgänger und ich haben dieses Jahr alle Bataillone in Stabsübungen, Strabsrahmenübungen oder Volltruppenübungen beübt. In dieser Übung „Condotta Due“ ging es darum, während einer Mobilmachung die Lage zu verfolgen und gleichzeitig eine Aktion zu planen. Die parallele Lageverfolgung und Aktionsplanung war noch neu und so haben wir viel gelernt. Besondere Erwähnung verdient die Übung „Condotta Due“ mit dem Logistik-Bataillon 52. Es ging um die materielle Bereitstellung eines Aufklärungsbataillons und die Zusammenarbeit mit der Ter-Region. Aus der Aktionsnachbearbeitung dieser Übung haben wir viele Massnahmen erkannt und diese werden in das Mobilmachungskonzept einfliessen. Ich danke an dieser Stelle dem Brigadestab und allen Übungsgehilfen für die grosse Unterstützung für diese Übungen. Ohne Sie wäre es nicht möglich, zwölf Übungen pro Jahr durchzuführen. Als ich selber noch Bataillonskommandant war, habe ich mich bei meiner Auftragsanalyse gefragt, was es denn braucht für diese Auftragserfüllung auf Anhieb. Es braucht die entsprechenden Fähigkeiten bei der Truppe. Es braucht gründliche Planung und Vorbereitung. Es braucht aber vor allem regelmässiges und anspruchsvolles Training im Verband. Wir müssen unseren Unterstellten in diesem Training auch die Möglichkeit geben, Fehler zu machen um aus diesen zu lernen. Das braucht Vertrauen und Mut. Aber das ist Fehlerkultur und macht uns besser. Fehlerkultur ist so mächtig, weil wir am nachhaltigsten aus Fehlern lernen. Und meistens wissen wir ja selber am besten, was nicht gut ging. Aus Fehler lernen muss nach jedem Einsatz und nach jeder Übung systematisch erfolgen. Der Nachbearbeitung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Nur wenn wir systematisch auswerten, was wir beim nächsten Mal besser machen können, dafür Massnahmen definieren und diese konsequent umsetzen, machen wir Fortschritte und können gewinnen. Wenn wir von der Armee sprechen, kommen uns Bilder von Waffen, Fahrzeugen, Flugzeugen, Geräten in den Sinn. Das ist nicht die Armee. Wir sind die Armee. Schweizer Bürger in Uniform. Es sind Menschen, die diese Geräte bewegen, die führen und planen. Für diese Aufgaben müssen wir jeweils die Besten motivieren und gewinnen können. Ich bin stolz, dass es uns auch dieses Jahr wieder gelungen ist, die Besten für neue Funktionen und Ämter zu finden. Bis in die 80er Jahre war die grösste sicherheitspolitische Bedrohung für die Schweiz eine grosse rote Kugel, die von Osten nach Westen über die Weltkarte gerollt wäre. Die Herausforderung für unsere Armee war, diese Kugel ab der Landesgrenze zu verlangsamen und schliesslich zu stoppen. Diese grosse Kugel ist zum Glück Ende der 80er Jahre zerbrochen. Damit fiel auch die Mauer und der bipolare Ost-West-Konflikt endete. Wir erlebten in den 90er Jahren eine Zeit der Entspannung, der Öffnung, der Freiheit. Mit dem Schengen Abkommen wurden Grenzen in Europa abgebaut. Im Hinblick auf eine offene und friedliche Welt wurden die Armeen abgebaut. Im Vergleich zu dieser einen, grossen, roten Kugel, sehen wir heute viele kleine Kugeln. Viele von denen rollen nicht mehr, sondern sie fliegen oder bewegen sich im Cyberspace. Die Kugeln sind schneller, dynamischer und interagieren miteinander. Auch die Grundplatte, sozusagen das Spielfeld, auf dem sich diese Kugeln bewegen hat sich verändert. Durch Urbanisierung, Wirtschaftswachstum hat sich das Zentrum der Welt verschoben. Auf dieser neuen Weltkarte ist nicht mehr Europa in der Mitte, sondern der Pazifik. Diese neue Welt ist volatiler, unsicherer, komplexer und vieldeutiger geworden. Wir haben in den letzten Wochen in den Medien unzählige Bilder gesehen, wie Polizei und Armee gemeinsam zur Sicherheit der Bevölkerung beitragen. Wir haben in Frankreich und Belgien gesehen, wie die Polizei und Armee Seite an Seite die Bevölkerung vor Terroristen schützen. Wir haben die gesehen, wie die Armee bei den Überschwemmungen im Norden von England geholfen hat. Und die Zustimmung der Schweizer Bevölkerung zur Armee war noch nie so hoch wie jetzt. 80% Prozent der Schweizer erachten die Armee als notwendig. Und wenn wir es besser erklären, diese Bilder verankern, dann sind es vielleicht sogar noch mehr. Und sogar bei den sonst eher kritischen jungen Generation, den 20-29 Jährigen, ist die Zustimmung auf rund 75% gestiegen. Bemerkung zu der Altersstruktur im Saal. Wir wissen nicht, ob uns eine der Vuca-Kugeln treffen wird. Wir wissen nicht, wann und wo. Viele dieser Kugeln können uns ohne Vorwarnzeit treffen. Das heisst, wir müssen jederzeit bereit sein. Im ganzen Land. Als Soldaten ist es nicht unsere Verantwortung darüber zu urteilen, wie wahrscheinlich ein Einsatz der Armee ist. Die Rollen sind klar verteilt. Wir unterstehen dem Primat der Politik. Wir, die Armee, setzen uns nicht selber ein und drängen uns nicht auf. Werden wir aber eingesetzt, sind die Erwartungen unserer Bevölkerung an uns hoch. Wenn wir aufgeboten werden, sind Krise oder Katastrophe schon da. Krisen und Katastrophen gibt keine Vorwarn- oder Aufwuchszeit. Übrigens auch bei Kriegen nicht mehr. Aus der Taktik wissen wir, dass die Reserve ausgelöst wird, um eine Entscheidung herbeizuführen. Die Armee ist die sicherheitspolitische Reserve der Schweiz. Wenn wir ausgelöst werden, sind die zivilen Mittel mit grösster Wahrscheinlichkeit erschöpft oder deren Durchhaltefähigkeit gefährdet. Es wird von uns erwartet, dass wir rasch Wirkung erzielen. Wirkung in Schutz oder Hilfe unserer Bevölkerung. Die Erkenntnis aus allem, was wir heute gehört haben liegt auf der Hand: Wir sind eine Einsatzarmee! Diese rasche Bereitschaft erreichen wir nur mit entsprechender Vorbereitung. Die Wiederholungskurse sind dafür da, um diese Bereitschaft zu erreichen und zu erhalten. Wir müssen die Mobilmachung mit direktem Übergang in einen Einsatz jeden WK üben. In jedem WK. Dabei müssen wir gleichzeitig Einsätze führen, eine Lage verfolgen und unsere nächste Aktion planen können. Bereitschaft heisst aber auch, die eigene Handlungsfreiheit zu wahren. Eigenschutz ist nicht etwas, was man dann schon kann, wenn man es braucht. Eigenschutz ist ein Standardverhalten, denn die Bedrohung ist weder heute noch im Einsatz sichtbar. Wir wissen auch nicht, welche der Vuca-Kugeln uns trifft. Eine? Mehrere gleichzeitig? Lösen Cyberattacken einen Stromausfall aus und aufgrund der Folgen eine Epidemie? Wie reagieren wir, die Bevölkerung auf Notlagen? Sind es Bilder wie im Buch ‚Blackoutʻ, bei denen die Menschen die Würde verlieren? Es ist ein Denkfehler, sich lediglich auf den Normalfall vorzubereiten. Wir müssen vielseitige Einsätze flexibel leisten können. Die Armee kommt zum Einsatz, wenn die zivilen Mittel nicht mehr ausreichen, im ausserordentlichen Fall. Die Bewältigung genau dieser Lagen ist eine Kernkompetenz der Armee. Es geht darum, unser Handwerk auch in schwierigen Situationen auszuüben. Wenn nötig sogar unter Einsatz unseres Lebens. Wir schulden es unserer Truppe, sie für den Einsatz richtig auszurüsten. Deshalb ist die Weiterentwicklung der Armee (WEA) richtig und wichtig. Als Kommandanten und Kader schulden wir unserer Truppe, sie genügend auf den Einsatz vorzubereiten. Diese Vorbereitung bedarf, dass wir hart trainieren und lernen. Dieses Training erfolgt immer im Rahmen von Übungen und Verbandstraining. In diesem Training sind im Rahmen eines realistischen Szenarios Dilemmata zu bewältigen. ‚Schmutzige Gedankenʻ sind hier durchaus erlaubt. Was, wenn das Armeelogistikcenter (ALC) während der Mobilmachung von aussen beschossen wird? Was, wenn der Strom im ALC ausfällt? Was, wenn die Truppe das im ALC bereitgestellte Material nicht holen kann? Was, wenn die Struktur des Spitals, welches wir unterstützen sollen, beschädigt ist? Die Trainingsziele 2016 lauten wie folgt: Schnellstmöglich nach der Mobilmachung: - das ALC in der logistischen EEB 100ʼ000 unterstützen und zusammen Dilemmata lösen; - bei einer Katastrophe mehrere ziv Leistungsbezüger mit San D Leistungen gleichzeitig unterstützen; - als primäres Nachrichtenbeschaffungsorgan die Lage in einem Schadensraum aufnehmen; - rund um die Uhr produzieren und Distribution unterstützen - die Führungsfähigkeit der Brigade sicherstellen; - Führungs- und logistische Infrastruktur schützen. Wir dürfen Stolz sein. Stolz auf die erfüllten Aufträge. Bei allem Erfolg dürfen wir aber nicht vergessen, dass es letztlich nicht wir sind, die die Arbeit machen. Es ist die die Truppe. Wir sorgen durch Planung und Führung dafür, dass die richtigen AdA zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, mit der richtigen Ausrüstung und Ausbildung. Aber etwas fehlt. Etwas bestimmtes scheinen wir unsern Bürgern in Uniform nicht mitzugeben. „Schweizer Soldaten sehen keinen Sinn in der Armee.“ Schlagzeilen wie diese sind schmerzhaft. Was mich aber viel mehr schmerzt ist, dass wir jedes Jahr hunderte AdA an den Zivildienst verlieren. Und damit Sie mich richtig verstehen. Das Problem ist nicht der Zivilschutz. Dieser ist in Verfassung und Gesetz verankert. 48% aller Abgänge in den Zivildienst verlassen die Armee nach der Rekrutenschule. Einsatzbereite, fertig ausgebildete Soldaten. AdA aus dieser Brigade, aus unseren Bataillonen, Kompanien, Zügen. AdA, die aus der Armee wollen, weil ihnen der Sinn fehlt. Die Zustimmung der Armee in der Bevölkerung ist hoch wie nie und dennoch verlieren wir jedes Jahr rund 2500 ausgebildete AdA, die den Sinn nicht sehen. Ich würde nun selber gerne glauben, dass uns dies nicht betrifft. Schauen wir uns aber das Resultat der Umfragen bei den AdA unserer Brigade an, sehen wir das folgende Bild: Die Kameradschaft ist gut, auch mit der Ausbildung und Führung sind sie zufrieden, aber der Sinn, der Sinn der fehlt. Kameradinnen und Kameraden, das ist ein Problem. Das bereitet mir Sorgen. Und es sind nicht nur die Umfrageresultate. Immer öfters bekommen wir konkretes Feedback von Soldaten und Angehörigen zu den WK. Solche Briefe lösen auf allen Stufen Frustration aus. Sie investieren als Milizkader viel Zeit und Herzblut für die Vorbereitung der WK's und solches Feedback ist sicher nicht das, was Sie erwarten. Es ist nicht das, was sie verdienen. Auf einem meinen Besuchen letztes Jahr bei der Truppe fragte ich einen unseren Soldaten auf der Wache, was denn sein Auftrag sei. Er antwortete mir, er müsse diesen Eingang bewachen. Ich sagte ihm, ‚das sehe ichʼ, und fragte warum er diesen Eingang bewachen müsse. Er wusste es nicht. Er wusste nicht warum, er wusste nicht, auf was er besonders acht geben muss, was die Bedrohung ist. Und das Schlimmste, er wusste nicht, was der Sinn ist. Und das unmittelbar nach den Brandanschlägen von Hinwil. Die Frage stellt sich jetzt natürlich, was wir dagegen unternehmen. Denn wir „müssen“ etwas machen. Jemand von Ihnen hat die Lösung besser formuliert, als dass ich das jemals hätte machen. Es ist ein Oberleutnant aus dieser Brigade. Jemand mit Führungserfahrung als Zugführer. Er hat es die Grundsätze für die beste Armee der Welt genannt. Was wir alle brauchen, ist der Sinn, das ‚Warumʻ. Und für uns als Chefs gilt, wer Leistung will muss Sinn geben. Wer Leistung will, muss Sinn geben. Dass die Vermittlung von Sinn möglich ist, zeige ich Ihnen gerne an einem konkreten Beispiel aus der Brigade. Sie sehen die Resultate der Umfrage, wie wir sie vorhin auch gesehen haben. Es sind zwei Kompanien in dieser Brigade. Der Unterschied zwischen den beiden Resultaten ist nicht die Truppe, es ist nicht der Zeitraum des WK, nicht der Auftrag. Es ist die Führung. Was hat der Kommandant auf der rechten Seite anders gemacht? Er hat von vorne geführt. Als ich ihn besuchte, war er bei der Truppe. Dort, wo er am meisten Einfluss nehmen konnte. Er hat sein Kader und somit auch die Truppe vor Ort mitgerissen. Er hat viel gefordert. Sein eigener Auftrag war herausfordernd, er hat aber auch von seiner Truppe viel gefordert. Aber der Hauptunterschied war, dass er seiner Truppe den Sinn des Einsatzes vermittelte. Als ich wiederum mit einem Soldaten auf der Wache sprach, konnte dieser mir die allgemeine Lage der Übung, welche übrigens zwischenzeitlich nicht mehr von der Realität entfernt liegt, schildern. Er wusste, was die Bedeutung seines Auftrags für die Kompanie und Armee ist. Und nicht zuletzt hat man ihm im Detail geschildert, auf was er genau achten muss und was die Bedrohung auf seiner Stufe ist. Sie erinnern sich. Es ist unverantwortlich, einen Soldaten, einen Bürger in Uniform, auf die Wache zu stellen ohne ihm genau zu erklären, auf was er achten muss und was die Gefahren sind. Dieser Kommandant ist nur ein Beispiel. Ich bin sicher, jeder von uns kennt aus seiner Erfahrung solche Beispiele. Erinnern Sie sich an einen Vorgesetzten, welcher Sie besonders motiviert hat. Er hat Ihnen vertraut, Ihnen anspruchsvolle Aufgaben übertragen und Ihnen den Sinn vermittelt. Die gute Nachricht ist, Sie können für Ihre Unterstellten genau dieser Vorgesetzte sein. Wer Leistung will muss Sinn geben und Sinn ist das Verständnis des eigenen Beitrages zum Ganzen. Wir sind eine Einsatzarmee: - Gehen Sie nach der Mobilmachung schnellstmöglich in den Einsatz; - Trainieren Sie bei jeder Gelegenheit hart, realitätsnah und fordern Sie Ihre Truppe; - Seien Sie Leaders, führen Sie mit Aufträgen und vermitteln Sie den Sinn - kämpfen, schützen, helfen - die Logistik machtʼs möglich Dieses kommende Jahr wird anspruchsvoll. Die Dynamik geht weiter. Genauso wenig wir die Annektion der Krim, den sogenannten Islamischen Staat, den Terrorismus in Europa oder die grossen Flüchtlingsströme vorausgesehen haben, wird auch 2016 ein Vuca-Jahr. Es wird auch 2016 wieder zu Terroranschlägen kommen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass uns einige davon nahe kommen. Das Klima wird sich weiter verändern und Menschen die Lebensgrundlage entziehen. Das sind keine hellseherischen Voraussagen, sondern eine realistische Erwartung in dieser VucaWelt. Wir hoffen das Beste und rechnen mit dem Schlimmsten. Ich freue mich auf viele persönliche Gespräche mit Ihnen in diesem Jahr. Ich freue mich auf unser gemeinsames Werk. Es wird herausfordernd und motivierend sein. Und ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam auch in diesem Jahr unsere Aufträge erfolgreich absolvieren werden. Ich habe Ihnen zu Beginn gesagt, dass es um die Ziele für 2016 geht. Das 'Was' ist das Ziel, eine Einsatzbrigade zu werden. Das 'Wie' sehen Sie vor Ihnen. Es geht um Bereitschaft, um Einsatzdiversität und Leadership. Das 'Warum' haben Sie heute gehört, weil wir in dieser Vuca-Welt bereit sein müssen, unserem Land und Leuten zu helfen, sie zu schützen oder dafür zu kämpfen. Unser Land und Leute erwarten, dass wir helfen, schützen und kämpfen wenn es und braucht. Und dies rasch, wirkungsvoll und entschlossen. Erstellen Sie die Bereitschaft, trainieren Sie hart und anspruchsvoll und vor allem - geben Sie Ihren Unterstellten Sinn.
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