Pressedossier HOPE INSTRUCTION

HOPE INSTRUCTION
EINE ANLEITUNG ZUM HOFFEN
REBECCA WEINGARTNER
Vorstellungen:
MI 25. / SA 28. / MO 30., jeweils 20:00 Uhr
FR 27. / SO 28. November 2015, jeweils 19:00 Uhr
ROXY | Muttenzer Strasse 6 | Postfach 836 | CH-4127 Birsfelden | [email protected] | Tel +41 / (0)61 313 60 98
KURZBESCHREIBUNG DES STÜCKS
Manchmal vollbringt sie Wunder. Manchmal raubt sie den Verstand. Meistens ist sie da am
grössten, wo sie am wenigsten erwartet wird. Und selbst wenn wir schon oft enttäuscht
worden sind, brauchen wir sie alle um zu leben: die Hoffnung. Eine höchst erstaunliche
Eigenschaft, mit welcher der Mensch seit jeher in Krisenzeiten zu bestehen versucht. In
persönlichen als auch kollektiven Momenten der Krise wird die Frage nach der Fähigkeit,
sich in Hoffnung zu üben, existentiell. In ihrem Tanzstück verfolgt Weingartner die These,
dass sich Hoffnung als Lust und positives Lebensgefühl lernen, physisch herbeiführen und
körperlich-emotional erleben lässt. Eines der Rezepte zum Hoffen heisst Hüpfen. Viele
andere Strategien werden die ZuschauerInnen im Verlaufe dieses persönlichen Abends
kennen lernen.
Die Basler Tänzerin und Choreografin Rebecca Weingartner hat sich auch in Bezug auf
HOPE INSTRUCTION in Hoffnung geübt. Sie baut ihre im Rahmen von MIXED PICKLES am
ROXY und der Nachwuchsplattform Swiss Made des Festivals Tanz in Bern zu einem
abendfüllenden Programm aus.
Choreografie, Performance: Rebecca Weingartner / Dramaturgie: Pierre Sorignet / Musik:
Kerim Karaoglu / Licht: Lukas Sander / Bühne, Kostüme: Emyl / Outside Eye: Tabea Martin
/ Produktionsleitung: Pascal Moor
Gefördert durch: Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL, Stiftung Edith Maryon, GGG
Stiftung Basel, Jubiläumsstiftung der Basellandschaftlichen Kantonalbank, Ernst Göhner
Stiftung
HINTERGRUND
„Ein Leben, welches das Leben nicht riskieren will, beginnt unweigerlich dem Tod zu
gleichen“. Robert Pfaller
Wohlstand und Sicherheit haben viele Menschen in eine Bequemlichkeitszone katapultiert,
in der das Leben isoliert gelebt wird und als solches nicht mehr spürbar ist.
Gemeinschaftlichkeit und Solidarität, das Bewusstsein, dass wir einander brauchen,
flackert heute faktisch nur noch in seltener gewordenen kollektiven Krisen oder
Katastrophen auf. Gemeinschaftliche Ereignisse, getragen von der kollektiven Hoffnung
nach einer besseren Zukunft, erleben wir in den westlichen Industrieländern etwa noch
nach einem verheerenden Unwetter oder einer Massenentlassung.
Doch soll sich gemeinsames Hoffen auf kollektive Krisen beschränken? Denn als Folge der
individualistischen, anonymen Wohl- und Leistungsgesellschaft werden heute persönliche
Krisen vielfach verdrängt, stigmatisiert und nicht mehr geteilt. Wir haben verlernt oder
schämen uns, in persönlichen Krisen Gemeinsamkeit zu suchen, solidarisch zu hoffen und
dadurch letzten Endes gemeinsam unser Glück zu finden. Gerade in modernen,
pluralisierten Gesellschaften, deren Mitglieder es häufig an gemeinsamen Wertvorstellungen mangelt, kann das kollektive Hoffen als universales Lebensgefühl eine
wertvolle integrative Kraft entfalten.
Demnach ist die Aufforderung zu Hoffen, eine Forderung nach mehr Lebensintensität, nach
mehr menschlichem Chaos, nach mehr risiko- bereiter Gemeinschaft, nach mehr Intimität,
nach mehr Verbundenheit, mehr Verletzbarkeit und mehr Austausch zwischen Menschen.
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Welcher Ort würde sich besser eignen der Forderung nach mehr gemeinsamer Hoffnung
nachzuleben und diese real zu erproben als das Theater? Ein Ort, wo sich Performer und
Zuschauer sowie Zuschauer und Zuschauer in einem potentiell freien Kontext bewegen und
begegnen.
HOFFEN LERNEN – DAS ZENTRALE MOTIV
„Hoffnung ist das Gegenteil von Sicherheit. Sie ist das Gegenteil eines naiven Optimismus.
In ihr steckt dauernd die Kategorie der Gefahr.“ Ernst Bloch
Die Hoffnung ist ein schlechter Trost, doch eine Welt ohne Hoffnung wäre ein trostloses
Pflaster. Ganz nach Francis Bacon: „Die Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein
schlechtes Abendbrot.“ Ist sie ein heil versprechendes Mittel oder ein notwendiges Übel?
Kann Hoffnung mehr sein als ein Zustand, auf welchen der Mensch in der Krise
zwangsweise zurückgeworfen wird, weil ihm schlicht nichts anderes bleibt? Vermag der
Mensch die Hoffnung nicht auch aktiv und positiv als Zustand der Krisenbewältigung zu
kultivieren und damit ihr wahres Potential auszuschöpfen?
Diese Frage bedarf einer Antwort. Denn spätestens mit der persönlichen Katastrophe, die
über uns hereinbricht, kommt unweigerlich die Hoffnung ins Spiel, dass sich alles zum
Guten wenden möge. Nach der griechischen Mythologie kam mit dem Öffnen der Pandora
alles Böse in die Welt, aber sie brachte den Menschen auch die Hoffnung.
“Ich hoff auf das, was ich nicht seh!“ (angelehnt an Römer)
Der Zustand der Hoffnung ist auch eine Absage an die Vernunft, an der wir uns gerne
orientieren. Es ist das Eingeständnis, dass wir nicht alles im Griff haben, dass das Leben
voller unkontrollierbarer Unwägbarkeiten ist und wir entgegen aller Logik an Wunder
glauben. Wer hoffen muss, rechnet mit der Möglichkeit des Scheiterns, handelt mit
ungewisser Aussicht auf Erfolg und ist dabei doch zuversichtlich und gestärkt. Solche
gelebte Hoffnung ist auch ein Nein zu fatalistischer Resignation und Passivität in der Krise.
Sie treibt an und potenziert unsere Möglichkeiten. Die Hoffnung wird zur Columna
vertebralis des Seinszustandes und damit zu mehr als blosser Überlebensstrategie.
In HOPE INSTRUCTION werden Möglichkeiten ausgelotet, dem Zustand der Hoffnung im
Spannungsverhältnis von Angst und Zuversicht näher zu kommen. Wie können wir uns der
Hoffnung hingeben, nicht bloss intellektuell, sondern auch körperlich-emotional? Wie
können wir die Hoffnung aktiv leben, nicht als uns aufgezwungener Kampf sondern als
Lust? Ist es möglich, die Hoffnung zu bewahren, ohne an Realitätsverlust zu leiden und
religiösem Fundamentalismus oder esoterischer Mystik zu verfallen, ohne die Bereitschaft
zum Jetzt, komme was wolle, zu verlieren? Ist es möglich, sich bewusst auf das unsichere
Terrain der Ungewissheit zu begeben und diesen Zustand zu geniessen?
DAS REZEPT ZUM HOFFEN HEISST HÜPFEN
Rebecca hüpft auf die Bühne. Sie hüpft und hüpft, hört nicht auf zu hüpfen und dabei ins
Publikum zu strahlen. Zum Publikum:„Grossartig seid ihr alle hier.“ Lange Pause. Stetig
auf der Stelle hüpfend: „Wenn man Hoffnung zu seinem Seinszustand macht, eröffnen sich
einem unendliche Möglichkeiten.“ Pause. Weiter hüpfend, ins Publikum strahlend. „Ich
finde es immer noch grossartig, dass ihr hier seid!“ Kurze Pause. Immer noch hüpfend.
„Und ich finde es grossartig, dass wir nie aufgehört haben zu hoffen auch wenn wir immer
wieder enttäuscht worden sind. Natürlich gab es Zeiten, in denen ich das Hoffen hätte
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verfluchen können und ich einfach Taten und Fakten wollte. Ich wollte sicher sein, einfach
alles jederzeit zu kriegen.“ Pause. „Aber wenn ich immer alles jederzeit kriegen würde,
würde ich dann überhaupt noch irgendetwas wollen? Jedenfalls habe ich mich auf die
Suche nach der Hoffnung begeben...“ Abrupt mit Hüpfen aufhörend: „...und dabei
herausgefunden, dass das Hoffen dem mittelhoch- deutschen „Hoppen“ also Hüpfen
entspringt.“
REBECCA WEINGARTNER ÜBER IHRE ARBEITSWEISE
Vor dem Hintergrund des skizzierten Themenkomplexes „Hoffnung“ entwickle ich in
Zusammenarbeit mit dem Soziologen und Choreografen Pierre Sorignet eine eigenständige,
theatrale Tanzsprache, die sich stark an Inhalt und Sprache orientiert. Ich tanze und
spreche auf der Bühne. Dabei gehen Emotionen in Bewegung und Sprache über. Umgekehrt
führen Bewegung und Sprache zu einer Emotionalität.
Als Ausgangspunkt meiner Hoffnungsrecherche nutze ich dabei meine persönliche
Geschichte und reflektiere diese gemeinsam mit Pierre Sorignet unter den
gesellschaftlichen Gesichtspunkten von Erziehung, Familie und Beruf. Mittels von Pierre
Sorignet geführten Interviews ergründe ich meine autobiographisch gefärbten
Hoffnungsanlagen. Seine soziologische Methodik hilft dabei, Hoffnungsmechanismen zu
identifizieren und zu analysieren. Anhand meines Beispiels möchte ich aufzeigen, wie
unterschiedlich wir alle Hoffnung aufgrund diverser sozialer Konditionierung leben.
Weshalb hoffen wir? Was nährt unsere Hoffnung? Wie beeinflussen unsere sozialen und
existenziellen Abhängigkeiten die Art und Weise, wie und was wir hoffen. Wie können wir
alleine und in der Gemeinschaft unser Hoffnungspotential beeinflussen und optimieren?
Die Interviews und die philosophischen Reflektionen über die Hoffnung bilden die
Arbeitsgrundlage, um mittels Improvisation und Musik Körperbilder und physische Zustände
im Spannungsfeld von Zuversicht, Verzweiflung und Hoffnung zu erforschen. Repetition,
sequentielle Transformation repetitiver Elemente, physische Verausgabung bis hin zur
Erschöpfung bilden die choreografischen Kernprinzipen, mittels derer differenzierte
Bewegungsqualitäten herausgearbeitet werden, um die verschiedenen Zustände der
Hoffnung zu inkorporieren. Das Spektrum der Bewegungsqualitäten nimmt chronologisch
zum Verlauf der Performance zu: Die zu Beginn, in der Behauptung, formal gehaltene,
frontale Bewegungssprache wird in ihrer Linearität fortwährend mit organischeren
Bewegungsqualitäten gebrochen bis sich am Schluss eine eigenwillige, kontrastreiche
Sprache etabliert hat.
BIOGRAPHIE
Rebecca Weingartner (*1981) ist in Seoul/ Korea geboren, aufgewachsen in Basel. Sie
studierte Tanz in Zürich an der Tanztheaterschule und an der ARTez, Hochschule der
Künste Arnheim, in den Niederlanden. Anschliessend war sie ein Jahr lang Studentin der
Mime, Physisches Theater, an der Hochschule für Theater in Amsterdam. Sie arbeitete mit
Choreografen wie Tabea Martin (2003) in der Theaterfalle Basel, Anouk van Dijk (2004) am
Theaterfestival Welt in Basel Kaserne, Cie.7273 (2007) Fête de la Musique Genève,
Christine Gaigg (2008) am Neumarkt Theater. In zwei Stücken war sie Tänzerin für Anna
Röthlisberger (2010/11) am Theater Roxy und für Steps 2011, dem grössten internationalen
Tanzfestival der Schweiz mit Tournée durch die ganze Schweiz. Als Tänzerin für SiWiC,
dem Schweizerischen Internationalen Weiterbildungskurs in Choreografie am Tanzhaus in
Zürich, arbeitete sie zudem mit Phillippe Saire (2009), Reinhild Hoff- mann (2010) und
Nigel Charnock (2011). In der Spielzeit 2011/12 war sie Ensemblemitglied der
Tanzkompagnie am Theater St. Gallen unter der Leitung von Marco Santi. Im September
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2012 erarbeitete sie im Theater Roxy im Rahmen der Carte Blanche zusammen mit dem
Performer Léonard Bertholet und dem Regisseur Mattias Mooij ihr erstes abendfüllende
Stück THE BEST IS YET TO COME. Die Idee für HOPE INSTRUCTION entwickelte sie im
Rahmen von 10min20max am Tanzhaus Zürich.
Diese Kurzversion gelangte im Format Mixed Pickles auch am ROXY 2014 zur Aufführung. Im
November 2014 wurde Rebecca von der Dampfzentrale Bern eingeladen, das Solo, in einer
erweiterten Form am Tanzfestival TANZ IN BERN zu zeigen.
Für Pressekarten, Produktionsbilder und weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
Larissa Bizer, Kommunikation ROXY, [email protected] oder
Oliver Roth, Dramaturgie & Kommunikation ROXY, [email protected]
Tel: 061 313 60 98
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