LUCKY STRIKE GLÜCKSTHEATER FÜR ALLE EINE PRODUKTION VON SKART & KAMPNAGEL HAMBURG Ab 9 Jahren Vorstellungen: DO 10. / FR 11. / SA 12. Dezember 2015, jeweils 20:00 Uhr ROXY | Muttenzer Strasse 6 | Postfach 836 | CH-4127 Birsfelden | [email protected] | Tel +41 / (0)61 313 60 98 LUCKY STRIKE „ich finde das blöd. wenn ich hans im glück bin, würde ich die villa kaufen. ich mache grosse feste und extreme sachen. ich werde zu rewe gehen. ich würde mich vollfressen bis ich platze. justin bieber ist ein star, er hat mich betrogen. ich würde ihn töten. zuerst foltern. er ist gegrillt und ich esse ihn auf. ich esse auch das hirn. aber den hintern schmeiss ich weg. wenn ich immer das gehirn esse, kann ich dann all die sachen, die er auch kann. Ich werde glücklich sein. ganz glücklich. hans glücklich.“ LUCKY STRIKE ist die erste Frucht einer zweijährigen Kooperation zwischen dem Performancekollektiv SKART und Kampnagel Hamburg, die sich zum Ziel gesetzt hat, progressives generationsverschmelzendes Performancetheater zu entwickeln. An ihr bewährtes Prinzip charmanter Anti-Pädagogik anknüpfend erforschen sie frei nach dem Märchen „Hans im Glück“ so spielerisch wie anarchisch, was man von materialistischen Denkweisen halten soll, ob Gier nun positiv oder negativ ist und was man zum Leben wirklich braucht. Mit dabei sind Kinder und Jugendliche der Neuen Schule Hamburg und deren Vorstellungen von Glück, eine Hüpfburg, kubikmeterweise Matsch und der idealistische Rock’n Roll Habitus aller Beteiligten. LUCKY STRIKE ist kein Glückstheater für ALLE. Kindertheater, keine Erwachsenenunterhaltung, sondern SKART sind: Tosca Fröhlich, Vivien Fröhlich, Charlotte Heidenreich, Sylvia Hesse, Stephan Janitzky, Philipp Karau, Stephanie Kayß, Zora Kelian, Cyrill Kuhlmann, Latifa Ladwig, Stephan Mahn, Anton Prevrahl, Cedric Schiff, Mark Schröppel, Sina Schröppel, Luca Stempel, Jasmin Täschner, Anna Teuwen, Matti Wigger Eine Produktion von SKART & Kampnagel Hamburg Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Fonds Doppelpass ÜBER DAS PROJEKT Die Performance LUCKY STRIKE ist die erste Frucht der Doppelpass-Kooperation zwischen Kampnagel Hamburg und SKART, die sich die Vision eines „egalitär emanzipatorischen Theaters der nächsten Generation“ auf die Fahnen geschrieben hat. Als Ausgangspunkt dieser Neuinterpretation des Grimmschen Klassikers „Hans im Glück“ dient der Ansatz, gemeinsam mit Schülern der Neuen Schule Hamburg ästhetisch wie inhaltlich anspruchsvolle Performancekunst zu entwickeln. Gleichzeitig bildet das Ideal, die hierarchisierenden Unterscheidungen zwischen Kindern und Erwachsenen zu nivellieren, den Kerngedanken dieser Produktion. Ein ausgeprägter Individualismus der SchülerInnen und deren Lust sich auf einer ästhetisch überbordenden SKART-Spielwiese auszutoben, haben die gleichberechtigte Partnerschaft mehr als befruchtet. Wildes Ausprobieren und spontanes Improvisieren waren dabei genauso wichtig wie gemeinsames Reflektieren, Diskutieren und Strukturieren. Frei nach Lustprinzip haben wir dafür zwei Monate auf Kampnagel gearbeitet; die Altersspanne der Beteiligten lag zwischen 7 und 31 Jahren. Das Arbeitsfeld reichte von konzeptuellen Entwürfen und Inszenierungsideen über Bühnenbildbauten bis hin zu Performance-, Video-, Musik-, Tanz- oder Textarbeiten. Ideale des Giessener Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft, der radikalpädagogischen Agenda freier Schulen und die originäre Ästhetik SKARTs standen Pate, um an einem neuen, kontroversen, nicht zwangsläufig volljährigen Typus des Theatermachers zu schrauben. ROXY | Muttenzer Strasse 6 | Postfach 836 | CH-4127 Birsfelden | [email protected] | Tel +41 / (0)61 313 60 98 „Zupackend“ „interdisziplinär“, „lustvoll“, „autodidaktisch“, „angstfrei“, „wild“, „bunt“ und „unperfekt“ sind dessen Attribute. In diesem Sinne möchte SKART nicht für, sondern mit Kindern und für ein altersgemischtes Publikum produzieren. Hervorheben möchten wir an dieser Stelle, dass wir die Sprengkraft dieses Ansatzes nicht nur in dessen sozialpolitischem Antlitz, sondern besonders in dessen Kontinuität erkennen. Mit seiner Neudefinition von Produktionsstandards ist LUCKY STRIKE zur Startrampe, zur nächsten Stufe auf der SKART-Evolutionsleiter geworden. Als Auftaktfanal einer geradezu revolutionären Form, Theater neu zu denken, versteht sich das Stück als Geburtsstunde eines pluralistischen, vielstimmigen und exzentrischen Multigenerationen-Ensembles, das basisdemokratisch unabhängig von Alters- und Geschlechtergrenzen arbeitet. Kinder, Heranwachsende und Erwachsene haben es sich darin zum Ziel gesetzt, Performances zu entwickeln, die gleichermassen dem State-ofthe-Art gerecht werden, aber auch über eine Sprache verfügen, die losgelöst vom Geburtsdatum des jeweiligen Betrachters zur individuellen Auseinandersetzung einlädt. Die Arbeit daran betrachten alle Beteiligten als andauernden Prozess, der nach der Kooperation mit weiteren Schulen auch nach Beendigung der zweijährigen DoppelpassResidenz fortgesetzt werden wird. SKART wird als generationeübergreifendes Kollektiv weiter produzieren. In seiner an David Lynch geschulten Ästhetik gestaltet sich LUCKY STRIKE als dystopischer Blick auf materialistische Glücksversprechen. Das entkernte Märchen dient hier vor allem als Steilvorlage, altbekannte Allgemeinplätze um Eigentum und Besitz möglichst weitgefasst zu untersuchen und unkonventionelle Betrachtungsweisen zu ermöglichen. Die Ästhetik des Stücks zeigt sich in seinen düster-surrealen Überforderungsstrategien gleichermassen von Punk, wie von Paul McCarthys Comicattacken oder Miley Cyrus' falsch verstandenen Innovationsdrangspektakeln beeinflusst. So plumpsen in Atomschutzanzüge gekleidete Minderjährige von einem fahrenden Belagerungsturm auf eine verstörend sterile Hüpfburg, das Publikum wird mittels Tennisbällen und japanischem Werbejingleterror so lange traktiert, bis es bereit ist für das Ende des Stücks zu bezahlen und eine siebenjährige „Katze“ zieht mit fesselnder Unschuldsaura und überraschend gewalttätigem Dominanzgehabe das Publikum in seinen Bann. In ihrer Analyse nähert sich die Performance kaleidoskopartig dem eigenen Verstricktsein in die schönen Verlockungen einer glitzernden Warenwelt und dem omnipräsenten Bewusstsein für die Schattenseiten verschwenderischer Überproduktion. Ohne mit dem Zeigefinger zu winken, werden (Verblendungs-) Zusammenhänge thematisiert und Gegensätze so dadaistisch wie bizarr-humorvoll auf die Netzhaut des Betrachters genagelt. Virtuoses Videopmapping und Barbie- Prinzessinnenkleid-Overkill kommen hierfür ebenso zum Einsatz wie von Kindern mittels auf dem Boden liegender E-Gitarren improvisierter Noiserock. Wie ein roter Faden ziehen sich vier Textvorträge durch das Stück, die unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten von Hans im Glück aufgreifen und gängige, materialismus- kritische Lesart des Märchens weiter differenzieren. Die eigene Lust am Kaufen, das Glücksmoment einer erfolgreichen Jagd in der Shopping Mall bekommt genauso seinen Raum, wie auch die Fragwürdigkeit solcher Wohlstandsreflexe und Ersatzbefriedigungen zur Disposition gestellt wird. Hierzu werden die Widersprüche zwischen Konsumlust und dem wohlbekannten „schlechten Gewissen“ bzw. konsumkritischer Bedenken bewusst nicht aufgelöst. Vielmehr geht es LUCKY STRIKE darum, dem Zuschauer die Option zu bieten, sich gleichermassen ästhetisch wie inhaltlich dem Verhandelten in seiner komplexen Intensität voll und ganz auszusetzen. - Oder, um es mit den Worten einer der NSH- Schülerinnen zu sagen, ihn eines „ErfahrungsWaterboardings“ zu unterziehen. ROXY | Muttenzer Strasse 6 | Postfach 836 | CH-4127 Birsfelden | [email protected] | Tel +41 / (0)61 313 60 98 Charakteristisch für die Performance ist ihr horizontales Nebeneinander von Kindern und Erwachsenen auf der Bühne. Dieses entlarvt, neben den spätestens im obligatorischen Publikumsgespräch transparent werdenden Produktionsbedingungen, den Blick der Erwachsenen auf das Reflektionsniveau der jungen Performer. Vorwürfe erwachsener Zuschauer wie: "Das wurde den Kleinen doch alles in den Mund gelegt!" erweisen sich somit schlicht als falsch. Vielmehr offenbaren sie wie voreingenommen Erwachsene jungen Menschen oft entgegentreten und wie wenig Selbstbestimmung und Mündigkeit ihnen bisweilen zugetraut wird. LUCKY STRIKE ist somit weit mehr als nur ein weiteres „konsumkritisches“ Theaterstück. Die Performance ist ein schräges Sprachrohr der „letzten legal diskriminierten Minderheit“. In Aufbau und Ästhetik wendet sie sich gegen ein System, das junge Menschen strukturell immer wieder als Randgruppe bestätigt und in ihrer aufgezwungen Unmündigkeit verwaltet. Somit stellt sie lauthals die substanzielle Frage nach der Rolle der Kinder in unserer Gesellschaft. Auch wenn das von einem Grossteil der Kulturlandschaft bis heute belächelt werden mag. SKART Schröppel Karau Art Repetition Technologies sind Philipp Karau und Mark Schröppel, die sich im Studium der Angewandten Theaterwissenschaft in Giessen kennengelernt haben und gemeinsam multimediale, von bildender Kunst ebenso wie von elektronischer Musik geprägte Theaterprojekte verwirklichen. In wechselnder Zusammenarbeit mit befreundeten Künstlern kultivieren sie eine collagierende Arbeitsweise. SKART-Stücke sind irritierend-herausfordernde Bilder- und Textreigen, die sich sowohl an tradierten Klischees, als auch am kollektiven, (pop-)kulturellen Gedächtnis Westeuropas abarbeiten um gängige Sehgewohnheiten zu hinterfragen. Ihrer Ästhetik ist ein gebrochener und lustvoller Rock ‘n‘ Roll- Habitus inhärent, der von Jugendkulturen genauso beeinflusst ist, wie von den historischen Avantgarden und der Pop Art. Zurzeit arbeitet SKART gemeinsam mit Kindern diverser Hamburger Schulen auf Kampnagel im Rahmen des 2jährigen Doppelpass-Residenzprogramms der Bundeskulturstiftung. Im Kontext der Residenz entstand die Performance „Lucky Strike“. Es folgen am 20.-22.11.14 der experimentelle Kongress „Masters of the Universe – Ein egalitär-emanzipatorisches Theater der nächsten Generation“1 und eine weitere Produktion mit dem Titel „Schlaraffenland“ im Frühjahr 2015. Ziel der generationenübergreifenden Kollaborationen ist es auch in Zukunft als altersdurchmischtes SKART-Kollektiv gleichberechtigt und selbstbestimmt am gemeinsamen Theaterbegriff zu feilen und weitere performative Früchte zu kreieren. Zu Beginn des Jahres 2014 konnte SKART, basierend auf ihren Performances „Conan der Barbar“ und „Conan der Zerstörer“, das WDR-Hörspiel „Conan Baby“ verwirklichen, das mittlerweile auch als fusionierte Bühnenversion zu sehen ist. SKART wurde dafür mit einer Nominierung zum „Hörspiel des Monats“ der Deutschen Akademie der Künste ausgezeichnet. Für Pressekarten, Produktionsbilder und weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Larissa Bizer, Kommunikation ROXY, [email protected] oder Oliver Roth, Dramaturgie & Kommunikation ROXY, [email protected] Tel: 061 313 60 98 ROXY | Muttenzer Strasse 6 | Postfach 836 | CH-4127 Birsfelden | [email protected] | Tel +41 / (0)61 313 60 98
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