Juden und Christen in Sulzbürg -

Ostendorfer-Gymnasium Neumarkt
Juden und Christen in Sulzbürg eine interkulturelle Spurensuche
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Es gibt ein Dorf in der Nähe von Nürnberg, in dem über Jahrhunderte hinweg
Juden und Christen problemlos miteinander lebten.
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Der Name dieser Landgemeinde ist Sulzbürg. Um 1800 lebten knapp 600
Menschen in diesem Dorf, von denen je ein Drittel evangelischen, katholischen
und jüdischen Glaubens waren.
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4. Internationaler Projekttag
der deutschen Unesco-ProjektSchulen
„Kulturen begegnen einander – weltoffen“
Im Rahmen des UNESCO-Projekttages 2004 fand sich eine Schülergruppe aus
den Klassen 9 und 10, die mehr über das Zusammenleben von Juden und Christen
in unserer Heimat erfahren wollte.
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Wir haben in Sulzbürg recherchiert und Zeitzeugen aufgesucht. Mit ihnen
sprachen wir über ihre Erfahrungen und Erinnerungen an die gemeinsamen Jahre
mit den jüdischen Nachbarn.
Im Folgenden wollen wir die Ergebnisse unserer Projektarbeit in Thesenform
vorstellen.
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Interkulturelles Zusammenleben
gelingt, wenn es von unten
wachsen kann.
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Unsere These sehen wir in folgenden Beispielen belegt:
•Als Graf Christian Albrecht schwer erkrankt war, betete die jüdische Gemeinde
täglich in der alten Synagoge für seine Genesung.
•Die Christen ihrerseits unterstützen die Juden beim Bau der neuen Synagoge, die
Sie hier sehen.
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•Interkulturelle Begegnung ereignete sich auch in der jüdischen Schächterei. Hier
kauften Christen jene Fleischstücke ein, die für die Juden nicht koscher – also
unrein – waren.
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Ein weiteres Beispiel für das unkomplizierte interkulturelle Zusammenleben
eröffnete uns Frau Elisabeth Kerl: Als junges Mädchen arbeitete sie im Haushalt
der jüdischen Familie Weil. Zum Aufgabengebiet der Protestantin gehörte unter
anderem, am „Schabbas“ das Licht im Haus ein- und auszuschalten, Briefe zu
öffnen, Feuer zu machen usw.
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Manchmal heizte sie den Vorraum für die lokale Mikwe. Dieses Bad suchten
jüdische Frauen nach der Menstruation auf, um sich rituell zu reinigen.
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Ideologisierung von oben
zerstört die interkulturelle
Koexistenz innerhalb kurzer
Zeit.
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Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde gegenüber der
Synagoge, deren Innenraum Sie hier sehen, ein Schaukasten für den „Stürmer“
angebracht. Hier wurden Hetzparolen veröffentlicht. Einige Sulzbürger ließen
sich davon anstecken und schrieben „Hier sind Juden unerwünscht!“ an ihre
Gartenmauer.
Mit der Reichspogromnacht war die braune Gewalt endgültig nach Sulzbürg
eingedrungen und hat das problemlose Zusammenleben von Juden und Christen
endgültig zerschlagen.
Neumarkter SA-Truppen drangen in die Synagoge ein und demolierten das
gesamte Inventar samt der kostbaren 12 Thorarollen.
Die Sulzbürger Juden wurden aus ihren Häusern gezerrt; einem älteren Mann,
Herrn Weil, wurde ein Strick um den Hals gelegt Eduard Schönsteiner erinnert
sich, dass beim Friedhof Bücher verbrannt wurden.
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Im Frühjahr 1942 mussten die letzten Juden Sulzbürg verlassen, darunter die
Familie Weil, deren Haus Sie hier sehen. Herr Weil bat Familie Kerl, sein
Mobiliar zu verwahren; doch Herr Kerl wagte dies nicht.
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Dann ging es zum Sulzbürger Bahnhof. Der Viehhirte Regensburger beim
Abschied am Bahnsteig: „Da, wo wir hinfahren, kommt keiner mehr zurück!“
So verlieren sich die Spuren der letzten Juden Sulzbürgs in den
Vernichtungslagern des Nazi-Regimes.
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Wie man Tag und Nacht unterscheidet
Ein Guru fragte seine Schüler, wie sie das Ende der Nacht vom Beginn des Tages
unterscheiden könnten. Einer sagte: „Wenn man in der Entfernung ein Tier sieht
und erkennt, ob es eine Kuh oder ein Pferd ist.“ „Nein“, sagte der Guru.
„Wenn man in der Entfernung einen Baum sieht und erkennt, ob es ein
Paternosterbaum oder ein Mangobaum ist.“ „Wieder falsch“, sagte der Guru.
„Also wie dann?“ fragten die Schüler.
„Wenn man in das Gesicht eines Mannes blickt und darin seinen Bruder erkennt;
wenn man in das Gesicht einer Frau blickt und darin seine Schwester erkennt.
Wer dazu nicht fähig ist, für den ist – wo immer die Sonne auch stehen mag –
Nacht.“
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A: Die Zahl der antisemitischen Übergriffe in Deutschland hat sich im letzten
Jahr erhöht. Auch auf der politischen Bühne wurde versucht, mit antisemitischen
Parolen auf Stimmenfang zu gehen.Deutschland ist Einwanderungsland, auch wenn das von vielen geleugnet wird.
Deutschlands Gesellschaft ist multikulturell, auch wenn das von vielen geleugnet
wird. In dieser Situation kommt den Führungspersönlichkeiten der verschiedenen
Religionen gerade wegen menschenverachtender fundamentalistischer
Strömungen eine zentrale Rolle im interkulturellen Dialog zu. Kein Weltfriede
ohne Religionsfriede!
B: Wenn man in das Gesicht eines Mannes blickt und darin seinen Bruder
erkennt, und wenn man in das Gesicht einer Frau blickt und darin seine
Schwester erkennt, dann beginnt der Tag.
A: Anfang letzter Woche wurde in Israel ein Kibbuz von einem palästinensischen
Terroristen überfallen; er erschoss 5 Menschen, darunter eine Mutter und ihre
zwei Söhne, denen sie gerade eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas. Die Bewohner
dieses Kibbuz hatten sich in der Vergangenheit um ein gutes Verhältnis zu ihren
palästinensischen Nachbarn bemüht.
B: Wie man Tag und Nacht unterscheidet
Ein Guru fragte seine Schüler, wie sie das Ende der Nacht vom Beginn des Tages
unterscheiden könnten. Einer sagte: „Wenn man in der Entfernung ein Tier sieht
und erkennt, ob es eine Kuh oder ein Pferd ist.“ „Nein“, sagte der Guru.
„Wenn man in der Entfernung einen Baum sieht und erkennt, ob es ein
Paternosterbaum oder ein Mangobaum ist.“ „Wieder falsch“, sagte der Guru.
„Also wie dann?“ fragten die Schüler.
Wenn man in das Gesicht eines Mannes blickt und darin seinen Bruder erkennt;
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