Tipps 11. Oktober 2015 / Nr. 41 / Seite 69 / Teil 1 © NZZ AG Jugendsachbuch Chemie erklärt Jens Soentgen: Wie man mit dem Feuer philosophiert. Illustriert von Vitali Konstantinov. Hammer, Wuppertal 2015. 462 S., 28 Fr. (ab 14 J.). Der Rezensent weiss wenig über Chemie. Er weiss aber, dass er die Fakten im Netz fände, käme er auf die Idee, danach zu suchen. Doch entscheidend ist, wie Jens Soentgen diese ein bringt: Statt Formeln gibt es Geschichten, statt Zahlen Zusammenhänge. So wird der akademische Wissenschaftshis toriker selbst zum Alchemisten, der alltägliche und exotische Zutaten in edle Materie verwan delt, der erhellt und fesselt. Von Curare und Blausäure («Wald chemie») über Salpeter und Pul verdampf («Alchemie») bis Radium in der Zahnpasta und DNA («Laborchemie») erzählt er von bekannten Stoffen, von ihrer Entdeckung, ihrem Sitz im Leben und in der Geistesge schichte. Dass Vitali Konstanti nov mit seinen holzschnittarti gen Vignetten da mithält, dass er die Symbolik der Elemente mit Augenzwinkern aufgreift, macht den gewichtigen Band fast wie der zum Zauberbuch. Gut so! Auch Erwachsenen, denen die grosse Periodentafel vorn im Klassenzimmer den Zugang zur Chemie versperrte, öffnet Soent gen Tor und Tür. Und wer mehr will, findet im 2. Teil Experimen te, in denen die Chemie aus dem Reagenzglas befreit wird, um im Marmeladentopf stattzufinden. Höchste Auszeichnung für ein Sachbuch, das fabuliert, seine Sache aber nicht verrät, bloss um zu faszinieren! Hans ten Doornkaat
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