Fehlmann, Direktor MOR, geht nach Berlin

Winterthur
Der Landbote
Donnerstag, 2. Juli 2015
Der Direktor des Reinhart-Museums
folgt dem Ruf nach Berlin
aufstieg Keine vier Jahre war Marc Fehlmann Direktor des
Museums Oskar Reinhart. Jetzt ist er ans Deutsche Historische
Museum in Berlin berufen worden, wo er über ungleich mehr
Personal, Finanzen und Gestaltungsspielraum verfügen wird.
Mehr als 80 Mitarbeitenden wird
Marc Fehlmann in Berlin vorstehen, er wird Teil der fünfköpfigen
Museumsleitung, und er wird
über einen Millionenbetrag verfügen können für das Einrichten
und Vermitteln der Sammlung –
ohne Ausstellungen, Publikationen und Werbung. Was für Fehlmann besonders zählt: «Es geht
vor allem darum, inhaltlich zu
arbeiten. Hier in Winterthur hatte ich sehr viel Administratives
und auch Finanzielles am Hals.»
Natürlich fällt ihm der Wechsel
nach Berlin Ende Jahr auch aus
anderen Gründen leicht: «Berlin
ist eine pulsierende Stadt, das
Museum hat über 900 000 Besucher pro Jahr und ist ein Bundesmuseum ohne die Finanznöte wie
in Winterthur.» Zudem: Fehlmann wurde berufen. Und wenn
Berlin ruft, lehnt einer wie Fehlmann natürlich nicht ab.
Künzle bedauert und versteht
Über diesen Karriereschritt freut
man sich in der Stadt. Stadtpräsident Michael Künzle (CVP) gratuliert ihm dazu. «Das ist für Marc
Fehlmann eine grosse Chance,
und es zeigt, dass er sich im Museum Oskar Reinhart international einen Namen gemacht hat.»
Dass Fehlmann dem Ruf nach
Berlin folgt, versteht der Stadtpräsident gut. «Da kann Winterthur nur schwer mithalten.»
Künzle bedauert zwar den Abgang von Fehlmann. Er habe es
schliesslich geschafft, das Museum, das unter den früheren
Querelen gelitten habe, wieder in
Schwung zu bringen. Wie es nun
weitergeht, ist aber noch offen.
«Wir haben in der letzten Stiftungsratssitzung verschiedene
Varianten aufgelistet und eine
Auslegeordnung gemacht», sagt
Künzle. Ins Detail will er aber
nicht gehen. Sicher ist, dass Fehl-
Marc Fehlmann, Noch-Direktor
am Museum Oskar Reinhart
manns Nachfolger oder seine
Nachfolgerin nicht dieselben Aufgaben haben wird wie er in den
vergangenen Jahren.
Das neue Museumskonzept,
das 2017 umgesetzt sein soll, sei
nicht auf Personen ausgelegt,
sondern auf Epochen und die
Häuser, sagt Künzle. Kürzlich hat
der Stadtrat seine 3-Häuser-Strategie präsentiert. Diese will das
Kunstmuseum, das Museum Oskar Reinhart und die Villa Flora
unter dem Dach des Kunstvereins
zusammenbringen («Landbote»
vom 17. Juni). Eine Direktion soll
die Leitung über alle Häuser haben, die Museen könnten von
einzelnen Kuratorinnen oder Kuratoren bespielt werden.
Um dieses Bild beneidet Berlin Winterthur: «Kreidefelsen auf Rügen» mit Noch-Direktor Marc Fehlmann. Heinz Diener
Rentner verurteilt: «Ja, ich habe sie
eingesperrt, um meine Ruhe zu haben»
Bezirksgericht Ein
68-jähriger Winterthurer hat
seine 79-jährige Partnerin
geschlagen, gewürgt und
über Nacht eingesperrt. Das
Winterthurer Bezirksgericht
hat ihn nun verurteilt.
Nach 32 Jahren Beziehung hat ein
Rentner seine Partnerin misshandelt. Das Winterthurer Bezirksgericht ist gestern in diesem
Fall zum Schluss gekommen: Die
Vorwürfe stimmen, doch der heute 69-Jährige ist schuldunfähig.
In einem Gutachten ist bei ihm
eine schwere Persönlichkeitsstörung festgestellt worden.
Das Ereignis liegt ein Jahr zurück. Der Mann soll an einem
Sonntagmorgen aus heiterem
Himmel 40 000 Franken von seiner damaligen 79-jährigen Partnerin gefordert haben. Als sie
nicht einwilligte, schrie er gemäss
der Anklageschrift herum, packte
sie, zerrte an ihr und versetzte ihr
Stösse sowie Faustschläge gegen
die Brust. Er griff die verängstigte
Frau am selben Tag noch weitere
Male an und würgte sie zweimal,
während er ihr drohte: «Du Saucheib, ich bring di grad um.» Um
Mitternacht stiess er sie mit den
Worten «chunsch nüme use,
chasch verrecke» ins Schlafzimmer und schloss sie ein. Erst am
nächsten Morgen wagte sie einen
Fluchtversuch durch das Fenster,
stürzte dabei aber rückwärts ins
Zimmer und brach sich dabei
einen Rückenwirbel. Beim zweiten Anlauf gelang ihr die Flucht.
Jede Woche zugeschlagen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem
Mann Lebensgefährdung, Freiheitsberaubung, Drohung und
mehrfache Körperverletzung vor.
Bereits ab 2010 soll er seine Partnerin mehrfach gewürgt und
durchschnittlich einmal die Woche geschlagen haben. Wegen seiner manischen Depressionen und
bipolaren Störung fordert die
Staatsanwaltschaft die Anordnung
einer stationäre Massnahme.
Seit Abschluss der Untersuchungshaft sitzt der Mann im vorzeitigen Strafvollzug in der Klinik
Rheinau. Als er gestern in Badelatschen vor Gericht erschien,
schilderte er den Sachverhalt
ganz anders: «Ich habe sie nicht
geschlagen, das ist erlogen.» Im
Gegenteil habe er sich nach einer
Streitigkeit von ihr bedroht gefühlt und sich im Wohnzimmer
Fantasievolle
Hüttenbauer
gesucht
ferienangeBot Das Team
vom Abenteuer Hüttenbau
Steig will nach zweijähriger
Pause weitermachen, bei der
Waldschenke am Brühlberg.
Doch noch fehlen Kinder.
Mit anderen Kindern aus Brettern fantasievolle Häuser, Burgen
oder gar Schiffe zimmern und darin übernachten: Das ist das
Abenteuer Hüttenbau. Dass Primarschüler unter Anleitung von
ehrenamtlichen Leitern zu Hammer und Säge greifen, ist eine
Winterthurer Sommerferientradition. An vier Orten wurde letztes Jahr gebaut.
Diesen Sommer sind es fünf,
denn nach zweijähriger Pause ist
auch das Team aus Steig wieder
dabei. «Weil uns das Quartierzentrum Steig nicht mehr zur Verfügung steht, haben wir lange nach
einem geeigneten Ausweichort
gesucht», sagt Hauptleiterin Nina
Würsten. Den habe man mit der
Waldschenke am Brühlberg nun
gefunden. Dort hat es genug Platz
für die Holzbauten, eine Küche
für die Verpflegung und genug
Platz zum Übernachten, solange
die Hütten noch nicht «bezugsbereit» sind.
Platz wäre im Lager vom 3. bis
7. August für rund 35 Kinder. Bisher haben sich laut Nina Würsten
allerdings erst etwa zehn angemeldet. «Wir bräuchten im Minimum noch 15 teilnehmende Kinder», sagt sie. Alle Primarschüler
aus der Stadt und Region seien
willkommen. Durch die Pause
und den Umzug sei es dieses Jahr
schwieriger, Neuanmeldungen zu
finden. «Die beste Werbung läuft
eben von Mund zu Mund, wenn
die Kinder etwas begeistert ihren
Gschpändli erzählen.»
«Es geht in Berlin
vor allem darum,
inhaltlich zu arbeiten.»
Jetzt bitte keine Sparübung
Für Sonja Remensberger, Präsidentin des Vereins Freunde des
Museums Oskar Reinhart, ist
klar: «Diese Stelle muss schnell
ausgeschrieben, nahtlos und adäquat neu besetzt werden.» Kulturpolitisch sei Winterthur derzeit in einer schwierigen Situation. Remensberger bedauert den
Abgang Fehlmanns, der ein wacher Geist sei. Es sei wichtig, dass
jedes der Museen einen eigenen
Kurator oder eine eigene Kuratorin hat. «In den Häusern werden
verschiedene Arten von Kunst
gezeigt.» Remensberger «hofft
fest», dass die Stiftung und die
Stadt Fehlmanns Abgang nicht als
Sparübung gebrauchen. mgm/ea
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verschanzt. «Sie tobte. Mit einer
Teufelsgewalt rammte sie die Tür
auf.» Erst danach habe er sie ins
Schlafzimmer geschoben, aufs
Bett geschubst und eingeschlossen. «Ja, ich habe sie eingesperrt,
um meine Ruhe zu haben», gestand er. Mehr sei nicht passiert.
Aufgewachsen ist er in einem
Heim in Hegi, seit er vierjährig
Vollwaise wurde. Die Schule besuchte er, «bis es hiess, ich sei zu
dumm dafür». Mit 46 wurde und
blieb er arbeitslos. Zu dieser Zeit
wurde erstmals eine psychische
Störung bei ihm diagnostiziert. Es
folgten Klinikaufenthalte in Rheinau, Embrach und Winterthur.
Klagen über schlechtes Essen
Der Beschuldigte brauchte gestern jeweils lange, um auf die Fragen der Gerichtsvorsitzenden zu
reagieren. Mitunter beklagte er
sich über die Zustände in der Klinik und dass er sein Essen an den
Wochenenden selber zubereiten
muss. Ausserdem bestritt er, der
Partner der Frau zu sein, mit der
er jahrzehntelang wohnte.
Sein Verteidiger stellte weder
die Schuldunfähigkeit seines
Mandanten noch die Freiheitsberaubung in Abrede, wohl aber die
Lebensgefährdung der Geschädigten. Ihr wirft er ein widersprüchliches Aussageverhalten
vor, weil sie in Einvernahmen Details veränderte. Doch auch der
Verteidiger plädierte für eine stationäre Massnahme.
Der Anwalt der geschädigten
Klägerin wiederum zweifelte die
Schuldunfähigkeit des Mannes
an. Das Gutachten sei massgeblich
von Ärzten aus Rheinau miter-
«Ich habe sie
nicht geschlagen,
das ist erlogen.»
Der Angeklagte
stellt worden. Diese seien nicht
unbefangen, da womöglich ein
«berufliches oder finanzielles Interesse besteht, dass der Angeklagte in der Klinik bleibt». Das
Gutachten sei unverwertbar und
ein zweites von einer unabhängigen Stelle nötig.
Verwahrung ist möglich
Davon wollte das Gericht nichts
wissen. Die Unabhängigkeit des
Gutachters sei nicht gerügt worden, die Einwände erfolgten
ausserdem zu spät. An den Opferaussagen zweifelte es nicht; die
Differenzen seien aufgrund des
Geschehenen nachvollziehbar.
Ein Arztbericht hat ihre Verletzungen zudem dokumentiert.
Das Kollegialgericht erkannte
die Tatbestände gemäss Anklage
an und verurteilte den Mann zu
einer stationären Massnahme,
weil er sein Handeln nicht habe
steuern können. Er muss 5000
Franken zur Genugtuung an das
Opfer zahlen. Stationäre Massnahmen dauern vier bis fünf Jahre. Danach wird je nach Entwicklung der Patient entlassen, die
Massnahme verlängert oder – bei
Therapieresistenz – eine Verwahrung veranlasst.
Jigme Garne
Dachverband gegründet
Bei anderen Hüttenbauprojekten,
etwa im Oberwinterthurer Eichwäldli, sieht die Situation anders
aus. «Wir sind mit über 50 Kindern ausgebucht», sagt Nicole
Kehl. Allen Projekten gemeinsam
ist aber das Ringen um die Finanzierung. Pro Juventute stieg vor
rund zwei Jahren als Geldgeberin
aus. Für ein Jahr sprang eine Stiftung ein, dann übernahm die
Quartierentwicklung. Seit der Gemeinderat deren Budget kürzte, ist
von der Stadt kaum noch finanzielle Unterstützung möglich. Die fünf
Hüttenbauvereine haben sich deshalb Anfang Jahr zu einem Dachverband zusammengeschlossen,
um gemeinsam Mittel zu suchen.
«Es ist einfacher, auf Stiftungen
und Institutionen zuzugehen,
wenn man eine gewisse Grösse
hat», sagt Kehl. Ab 2016 soll der
Verband aktiv werden. Ziel ist,
dass der Hüttenbau weiterhin ein
Sommervergnügen bleibt, das sich
auch Familien mit kleinem Budget
leisten können. In der Steig kosten
fünf Tage Bauspass 120 Franken
pro Kind, Essen inklusive. mig
Prohaska
neuer Bischof
MorMonen Letzten Sonntag
wurde Mark W. Prohaska (57) als
neuer Bischof der Winterthurer
Gemeinde der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
(Mormonen) einstimmig bestätigt und eingesetzt. Prohaska löst
Thomas Ottiker ab, der nach nur
acht Dienstmonaten aus dem Gemeindegebiet wegzieht. Der neue
Bischof wird voraussichtlich für
die nächsten fünf bis sechs Jahre
ehrenamtlich die Gemeinde der
Mormonen leiten.
red