Bei Wind und Wetter im Einsatz für Bottmingen In Zusammenhang mit der aktuellen Projektplanung zum Werkhof-Neubau der Gemeinde Bottmingen soll die Leserschaft mit einer Artikelserie eingehend informiert werden. Zum Einstieg starten wir mit einer Alltagsschilderung. In ihren knallorangen Overalls fallen sie auf, wo immer sie sind. Trotzdem wissen viele Menschen nicht genau, was sie alles tun. Ein Blick hinter die Kulissen des Werkhofs zeigt, wie die Mitarbeiter das Leben in der Gemeinde fast unbemerkt am Laufen halten. aus und einmal im Jahr putzt er alle Beleuchtungskörper. Anpacken, wo es stinkt und schmutzig ist Brennende Lampen, schöne Grünanlagen, sichere Strassen, einwandfreie Leitungen: All dies ist wichtig für ein funktionierendes Gemeindeleben. Doch wo Menschen leben, gibt es auch Abfall. Raynald Bianchetti kennt An heissen Sommertagen stehen die Gärtner bereits um 5 Uhr früh in den Grünanlagen. Das Dorf schläft noch tief, wenn sie den Friedhof, Parks, Grünflächen und Rabatten giessen. Diese Arbeit ist so leise, dass die Gärtner sie auch während der Ruhezeiten erledigen können. Beginnt das Leben im Dorf, sind die Grasflächen und Pflanzen bereits gewässert. 21.6 km Gemeindestrassen und 53'751 m2 Rabatten und Anlagen Gemeinsam in den Arbeitstag starten Um 6.30 Uhr treffen sich alle Mitarbeiter im Werkhof. Werkhofleiter Daniel Fehlmann setzt sich mit seinen Mitarbeitern an den Tisch im Aufenthaltsraum. Dieses morgendliche Ritual ist wichtig für das Team. Zugleich dient es der Planung des Tages. «Wegen der Arbeitssicherheit ist es mir wichtig, dass ich stets weiss, wo sich die Mitarbeiter aufhalten», erklärt Daniel Fehlmann. Um 7 Uhr schwärmen die Mitarbeiter aus. Die Gärtner fahren an diesem Tag zur Spitzackerpromenade zum Jäten. Später werden sie den Friedhof und mehrere Gräber pflegen. Wenn jemand in der Gemeinde bestattet wird, sind sie ebenfalls vor Ort, begleiten den Pfarrer, schmücken das Grab mit Blumen und decken es später zu. Die Arbeit der Gärtner ist an vielen Orten in Bottmingen sichtbar: in Blumentrögen an Strassenrändern oder in begrünten Kreiseln. Doch kaum jemand nimmt den täglichen Raynald Bianchetti und seine Kollegen haben an heissen Sommertagen mit dem Blumengiessen alle Hände voll zu tun. legen aus den anderen Ressorts am Morgen aufgebrochen sind, plant Daniel Fehlmann in seinem Büro im Parterre des Werkhofs die Einsätze seiner Mitarbeiter. Er erstellt die Wochenplanung und koordiniert Un- 764 Beleuchtungskandelaber, 352 Bäume und 94 Papierkörbe Einsatz bewusst wahr: Wie selbstverständlich blüht es in den Rabatten und alle Anlagen sind stets sorgfältig gepflegt. Nebst der Gartenarbeit wirken die Gärtner auch bei Anlässen der Gemeinde wie den Vorbereitungen zur 1. Augustfeier, dem Wochenmarkt oder dem Bürgeressen mit. Sie stellen Marktstände, Tische und Stühle auf und besorgen Blumenschmuck. Das Telefon läuft heiss Nachdem die Gärtner und ihre Kol- zusätzliche Tätigkeiten fallen an. So pflegen die Gärtner im Winter Bäume und Kleinsträucher oder die Strassenbauer lesen bei den Einwohnerinnen und Einwohnern von Bottmingen die Wasserzähler ab, putzen und reparieren Schächte, montieren die Weihnachtsbeleuchtung im Dorf und stellen die Weihnachtsbäume auf. «Alle Mitarbeiter sind Spezialisten, aber gleichzeitig auch Allrounder», terhaltsarbeiten an Strassen. Dabei reisst ihn das Telefon immer wieder aus seiner Konzentration. Jemand macht ihn auf eine verschmutzte Feuerstelle aufmerksam. Eine andere Person ruft an, weil sie eine tote Katze am Strassenrand gefunden hat. «Das Telefon klingelt jeden Tag zwischen 50 und 100 Mal.» Daniel Fehlmann ist Leiter und Troubleshooter zugleich. Flexibilität ist sein tägliches Brot. Er ist direkt und unkompliziert und geht Unvorhergesehenes prag- In seiner Werkstatt repariert Roland Schmidli Werkzeuge, Maschinen und Gegenstände aller Art. matisch an. «Je nach Fall müssen wir sofort handeln und geplante Arbeiten verschieben.» Wird dem Werkhofleiter ein Wespennest oder ein illegal entsorgter Gegenstand gemeldet, ist der Einsatz der Strassenbauer gefragt. Die Männer arbeiten bei Wind und Wetter draussen. Dank ihnen sind die Strassen, Feldwege, Trottoirs, Brücken, Fuss- und Wanderwege immer sicher. Verwüstet ein Sturm einen Fussweg, reisst wegen Hitze der Strassenbelag auf oder zerstört ein Hagelschlag das Häuschen einer Bushaltestelle, reparieren die Strassenbauer die beschädigten Stellen. Sie sind ausserdem für die Signalisation in der Gemeinde zuständig und halten Wasser- und Kanalisationsleitungen instand. Schweissen, reparieren, warten Im Gegensatz zu den Strassenbauern arbeitet Roland Schmidli meist drinnen. Sein Reich ist die Werkstatt. Im Sommer ist es hier drückend heiss und im Winter eiskalt – denn Heizung oder Klimaanlage gibt es nicht. Der starke Duft von Lack sticht in die Nase. Roland Schmidli verpasst gerade einem Signal einen neuen Anstrich. Der gelernte Landmaschinenmechaniker wird hie und da auch humorvoll als «Mädchen für alles» bezeichnet. Muss eine Parkbank gestrichen oder eine Heckenschere geschliffen werden: Roland Schmidli legt Hand an, wo ihn seine Kollegen brauchen. Seine Hauptverantwortung liegt indes beim Service und Unterhalt der Fahrzeuge und Maschinen. Auch die öffentliche Beleuchtung fällt in sein Ressort. Jeden Freitagmorgen wechselt er mit Hilfe der Hebebühne die defekten Lampen in der Gemeinde sich damit bestens aus. Zusammen mit zwei Werkdienstmitarbeitern kümmert er sich darum, dass Bottmingen immer sauber ist. Die Männer sind hart im Nehmen. Sie leeren stinkende Robidogs, räumen bei Entsorgungsstellen auf oder beseitigen Tierkadaver. «Ich mag alle Arbeiten. Auch diejenigen, die stinken, machen mir nichts aus», erzählt Raynald Bianchetti. Einzig, wenn Hundekot auf den Wiesen liegen bleibt, ärgert ihn das. Mäht er über den Kot, wird er von oben bis unten schmutzig. «Das ist wirklich ekelhaft.» Vor einem Fest baut Raynald Bianchetti mit seinem Team Zelte, Tische und Festbänke auf, kümmert sich um den Strom und beschafft das nötige Material wie Grill oder Feuerlöscher. Nach dem Fest, wenn Papierkörbe überquellen, Bierdosen und Zigarettenstummel am Boden liegen, reinigen die Männer das Dorf – still und fleissig wie Heinzelmännchen. Raynald Bianchetti ist ein zurückhaltender und besonnener Mann. Seit elf Jahren arbeitet er beim Werkhof. Während dieser Zeit hat er sich vom Arbeiter zum stellvertretenden Werkhofleiter hochgearbeitet und vertritt Daniel Fehlmann bei Abwesenheit. erklärt Daniel Fehlmann. Fällt ein Mann aus, muss ein anderer für ihn einspringen, egal in welchem Ressort er normalerweise arbeitet. «Die Werkhofmitarbeiter brauchen für alles und jedes eine Weiterbildung oder ein Zertifikat», führt Fehlmann weiter aus. «Für die verschiedenen Fahrzeuge, für den Umgang mit Motorsägen oder Pflanzenschutzmitteln oder die Wespenbekämpfung.» Sorge ums Image Der Werkhofleiter ist nicht nur mit seinen Mitarbeitern in engem Kontakt, sondern auch mit der Gemeinde – insbesondere mit seinem Vorgesetzten René Müller, der den Bereich Tiefbau leitet. «Ich bin beeindruckt vom Teamgeist der Mitarbeiter», sagt René Müller. «Sie helfen einander aus, wo immer sie können.» Doch etwas macht René Müller Sorgen: das Image der Werkhofmitarbeiter. Obwohl die Männer über vieles Bescheid wissen, sich laufend weiterbilden, flexibel, zuverlässig und pflichtbewusst sein müssen, begegnen sie immer wieder Vorurteilen. «Viele Menschen wissen nicht genau, was die Werkhofmitarbeiter alles tun. Sie haben eine schlechte Meinung über sie», berichtet René Müller. «Hie und da wer- 54 km Wasserleitungen und 31 km Kanalisationsleitungen Mitten in der Nacht aufstehen Jedes Jahr am 1. November beginnt der Winterdienst. Alle Werkhofmitarbeiter sind ab dann mit Salzstreuer, Pflug und zu Fuss mit Schaufel und Besen unterwegs, wenn es schneit. Ihr Dienst beginnt nachts um 3.30 Uhr und dauert bis 11.30 Uhr. Je nach Wetter müssen die Mitarbeiter aber auch später nochmals raus. «Wenn der Winter beginnt, macht mir das alles noch nichts aus. Gegen Ende hängt der Winterdienst aber an. Der unregelmässige Schlaf, die harten Arbeitszeiten und die Kälte», erzählt Raynald Bianchetti. Nebst Schneeräumen und Salzen laufen bei den Werkhofmitarbeitern andere Arbeiten weiter oder den Werkhofmitarbeiter beschimpft oder ihnen wird unterstellt, sie würden Steuergelder verschleudern. Ich frage mich dann: Wer will in Zukunft diesen Job noch ausüben und wo finden wir Nachwuchs?» Auch Raynald Bianchetti wurde schon mehrfach beschimpft. «Wenn jemand eine unflätige Bemerkung macht, ignoriere ich das einfach», sagt er mit beeindruckender Gelassenheit. Er mag seinen Job, in dem kein Tag dem anderen gleicht. Und ohne Männer wie ihn würde das Leben in der Gemeinde nicht einfach rundum gut laufen. Gemeinde Bottmingen Die Arbeit des Werkhofs in Zahlen Die Mitarbeitenden des Werkhofs halten 21.6 km Gemeindestrassen sauber und verkehrssicher, besorgen 53'751 m2 Rabatten und Anlagen und pflegen den 9'600 m2 grossen Friedhof. Dort sind sie ausserdem für 36 Gräber zuständig. Sie kümmern sich um 54 km Wasserleitungen und 31 km Kanalisationsleitungen, reinigen und unterhalten 764 Beleuchtungskandelaber, schneiden 352 Bäume, leeren 94 Papierkörbe und Robidogs und putzen 24 Brunnen.
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