Aargauer Zeitung - Das Militär geht vorsorglich in Deckung

26 BASEL
AARGAUER ZEITUNG
MITTWOCH, 16. SEPTEMBER 2015
Das Militär geht vorsorglich in Deckung
Conex Armee verkauft ihre Volltruppenübung nun als reinen Katastropheneinsatz. Heute startet die Übung
ze vom Baselbiet zu Frankreich, zwischen
Allschwil und Kleinlützel, helfen Soldaten
dem Grenzwachtkorps bei den Kontrollen. Diese Teilübung wurde bereits im August einmal durchgeführt. Diese Woche
wird sie wiederholt. Die Einsatzleitung
des Grenzwachtkorps zeigte sich gestern
zufrieden mit dem Einsatz der Soldaten.
Auch bei der Bevölkerung seien die gemeinsamen Kontrollen gut angekommen.
So seien die Soldaten mit Gipfeli und Baguettes beschenkt worden.
VON DAVID EGGER
Sind sie Wölfe im Schafspelz oder doch
nur Schafe im Wolfsgewand? Diese Frage
entzweit derzeit Basel. Die Rede ist von
den 5000 Soldaten, die ab heute bis 25.
September in der Nordwestschweiz dienen. Oder wie es die Armee formuliert: in
der Ter Reg 2. Die Soldaten simulieren
Einsätze, deren theoretischer Überbau ein
zerfallendes Europa ist, in dem zum Beispiel Getreidevorräte geplündert werden.
Solche Szenarien haben im Vorfeld für
viel Kritik gesorgt. Vor allem, weil darin
auch «grössere Flüchtlingsströme» vorkommen, die in Richtung Schweiz ziehen.
An der gestrigen Medienkonferenz im
Stadtsaal von Zofingen gab die Armee vor
rund 20 Journalisten weitere Informationen zur Volltruppenübung Conex zu
Protokoll. Und versuchte dabei zu beschwichtigen. Das krasse Szenario eines
zerfallenden Europas werde überbewertet, so die unterschwellige Botschaft. Es
wurde schon vor Jahren entworfen und
sei nicht Inhalt der einzelnen Übungen.
«Wenn man so eine grosse Übung plant,
muss man dafür irgendeine Ausgangslage
schaffen. Diese Ausgangslage basiert auf
einem absolut fiktiven Szenario», sagte Divisionär Andreas Bölsterli, Kommandant
der Territorialregion 2.
Russische Militärs besuchen Conex
Nur 150 Soldaten auf Stadtgebiet
Hört man den Militärs zu, wirkt Conex
in der Tat nicht wie das regimegenerierte
Kriegsspiel, als das es von den Kritikern
verschrien wurde. Vor allem nicht in Basel-Stadt: Hier ist die Armee nur im Unispital tätig. Und zwar hauptsächlich in weissen Kitteln, wie Kai Tisljar erklärt, Kommandant des Spitalbataillons 75. Im zivilen
Leben arbeitet er als Arzt fürs Unispital.
Rund 150 Mitglieder seines 300 Personen
zählenden Bataillons werden in den nächsten Tagen im Unispital im Einsatz sein. Ein
grosser Teil davon als Pfleger oder Pflegehelfer – nicht in Tarnanzügen, sondern in
Weiss. Vom gewöhnlichen Personal unterscheiden sich die Soldaten durch einen
Badge auf der Brust. Der Badge weist die
Soldaten als Armeeangehörige aus. Patienten und Spitalpersonal wurden über den
Armee-Einsatz informiert.
Die restlichen Mitglieder des Spitalbataillons werden zum Beispiel als Elektriker, Koch oder in der Logistik eingesetzt.
Das Bataillon wird allerdings nicht das
Spital bewachen, denn dieses habe einen
eigenen Sicherheitsdienst, so Kommandant Tisljar. «Wir haben das Spital gefragt,
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Ein Schriftzug an einem Container ruft zu einer Demo gegen die Truppenübung Conex 15 auf.
1000
Soldaten sind beim Auhafen
Muttenz und dem Kraftwerk
Birsfelden im Einsatz. Laut Armee sind aber nur 50 Soldaten gleichzeitig vor Ort.
wo es Unterstützung brauchen kann. Und
in diesen Bereichen leisten wir unseren
Einsatz.» Das Übungsszenario für den Spitaleinsatz geht von einer Ausnahmesituation aus, in der sehr viele Patienten anfallen, wie zum Beispiel bei einer Pandemie.
Weniger friedlich ist das Conex-Szenario
für zwei wichtige Orte am Rhein. Am Auhafen Muttenz und beim Kraftwerk Birsfelden leisten insgesamt 1000 Soldaten ihren Einsatz. Die Aufgabe dieser Infanteristen ist es, an diesen Orten das Eindringen
Unberechtigter zu verhindern. So ist das
Hafengelände zwar durch einen Zaun ab-
KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS
geschirmt. An den Eingangstoren sowie
bei den Gleiszugängen werden allerdings
Eindringlinge lauern, die von Soldaten gespielt werden. Bei diesem Rollenspiel sind
auch Schiedsrichter im Einsatz. Diese Experten der Armee bewerten die Abwehrarbeit der Soldaten.
Trotz der speziellen Situation würden
die Rheinhäfen in ihrem Betrieb nicht eingeschränkt, versicherte der für diesen Teil
zuständige Oberstleutnant Matthias Laube. Auch die Fuss- und Velowege am
Rhein seien während der gesamten Conex-Übung stets passierbar. An der Gren-
Gerne hätte die Armee die ConexÜbung zusammen mit der deutschen Bundeswehr und den Forces armées françaises durchgeführt. Diese sagten jedoch ab.
Es habe einfach zeitlich nicht gepasst, erklärte Kommandant Bölsterli gestern. Eine internationale Zusammenarbeit kam
aber zustande: So fungiert das deutsche
Pendant zum Schweizer Zivilschutz – das
Technische Hilfswerk (THW) – während
der Conex als Partner der Schweizer Armee. Weitere Partner in der gesamten
Nordwestschweiz sind Teile von Polizei
Feuerwehr, Zivilschutz, Sanität und SBB.
Armeebeobachter aus anderen Ländern
sind ebenfalls vor Ort: Delegationen aus
Portugal, Rumänien und Russland werden
die Schweizer Armee im Rahmen der Conex besuchen. Vor dem Hintergrund der
Ukraine-Krise könnte dies für zusätzliche
Kritik sorgen. Die Kritik am fiktiven Szenario, das am Anfang der Volltruppenübung
steht, reisst derweil nicht ab: Gestern meldete sich die Neue Europäische Bewegung
Schweiz (Nebs) zu Wort. Die überparteiliche Organisation schreibt in ihrer Mitteilung: «Horrorszenarien eines zerfallenden
Europas festigen die Grenzen in unseren
Köpfen. Wir werden auch nur dasjenige
Europa erhalten, dessen Bild wir entwerfen und in die Köpfe junger Rekruten
pflanzen.» Das Bündnis Grüne Basta hat
vor Wochenfrist dazu aufgerufen, PeaceFahnen aus dem Fenster zu hängen. Verschiedene linksgerichtete Organisationen
werden am Freitag auf dem Claraplatz
und am Samstag auf dem Barfüsserplatz
gegen die Conex demonstrieren. Sollte es
an den Demos zu Zwischenfällen kommen, ist die Polizei zuständig. Dies gilt
auch dann, falls Aktivisten eine der Übungen sabotieren sollten. Die Armee warb
an der Pressekonferenz auch für die Conex-Expo, die vom 19. bis 22. September
in Muttenz stattfindet. Ab Bahnhof Muttenz verkehren Shuttlebusse zur MilitärAusstellung auf dem Feldreben-Areal.
INSERAT
NACHRICHTEN
URSACHE UNKLAR
RESTAURANT-KETTE
Waaghof-Direktor
per sofort freigestellt
Donuts statt Handys
an der Greifengasse
Der Leiter des Basler Untersuchungsgefängnisses Waaghof ist von seiner
Funktion mit sofortiger Wirkung entbunden worden. Das Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons BaselStadt (JSD) bestätigte am Dienstag entsprechende Informationen des Nachrichtenportals «Onlinereports». Grund
für die Freistellung ist laut einem JSDSprecher ein Mitarbeiteranlass. An diesem habe sich der seit 2004 amtierende Waaghof-Chef in einer Art und Weise verhalten, die mit seiner Leitungsfunktion «keinesfalls zu vereinbaren»
sei. Weitere Angaben wollten die Basler
Behörden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine machen. Bis ein
neuer Direktor angestellt wird, übernimmt der bisherige Stellvertreter interimistisch die Leitung des Untersuchungsgefängnisses. (SDA)
Im Herbst soll in Basel das erste
Schnellrestaurant der amerikanischen
Kette Dunkin’ Donuts in der Schweiz eröffnet werden. Der vorgesehene Standort befindet sich an der Greifengasse 17,
also am bisherigen Standort des Telekom-Anbieters Sunrise und dessen
Shop. Roland Zanelli, der Mitinvestor
und Lizenzinhaber für Dunkin’ Donuts in
der Schweiz, bestätigte gestern eine
entsprechende Meldung von Radio
Energy. Er hegt aber auch schon Expansionspläne: Im Shoppingcenter Stücki soll umgehend die zweite Filiale eröffnet werden, danach sollen bis zu 60
weitere in der ganzen Schweiz folgen.
Dunkin’ Donuts ist spezialisiert auf amerikanische Backwaren; speziell verschiedene glasierte und gefüllte Donuts, aber auch Bagels, Brownies und
Muffins. (BZ)