Museum zur Plünderung freigegeben

Demminer Zeitung
Donnerstag, 7. Mai 2015
Seite 17
„Museum zur Plünderung freigegeben“
Von Thoralf Plath
„Gebt uns die entwendeten
Räume zurück“, fordert der
Demminer Stadtvertreter
Roland Thoms im Streit um
das schließungsbedrohte
Regionalmuseum und bringt
schweres Geschütz gegen
den Landkreis in Stellung: Es
sei eine Schande, wie der
Museumsfundus jetzt zur
Plünderung freigegeben
werden solle.
Als Vizelandrat Siegfried Konieczny vorige Woche
in der Sitzung des hansestädtischen Sozialausschusses mit
den Landkreis-Plänen herausrückte, den Fundus des Demminer
Regionalmuseums
auf andere Ausstellungen zu
verteilen und den Rest einzumotten, fehlte nicht viel,
und Roland Thomas wäre
wohl der Kragen geplatzt.
Der Nestor der SPD-Fraktion im Stadtparlament hat
schon immer mit viel Herzblut für die Sammlung des
alten Kreisheimatmuseums
plädiert, die Geschichte seiner Heimatstadt ist für ihn
ein hochemotionales Thema.
So redete er auch: „Das
Museum ist jetzt hundert Jahre alt, es blieb über die verschiedensten Gesellschaftssysteme erhalten, unterm
Kaiser, bei den Nazis, in der
DDR. Und wir sind jetzt dabei, ein so bedeutsames und
kulturell wichtiges Wahrzeichen unserer Stadt abzuwürgen. Der Landkreis will
es regelrecht zur Plünderung
freigeben, und wir als Stadt
sollen uns ein paar Krümel
aus dem Fundus aufsammeln
DEMMIN.
SPD-Stadtvertreter Roland
Thoms ist stocksauer.
für eine kleine Heimatstube?
Eine Schweinerei ist das, eine
wirkliche Schande ist das.“
Thoms ist lange genug
im kommunalpolitischen
Geschäft, war Abgeordneter
im Kreistag und ist es immer
noch im Stadtparlament.
Er kennt den schrittweisen
Niedergang des Museums
in allen Facetten und zweifelt nicht, gegen wen er seine Geschütze in Stellung zu
bringen hat. Er ist wütend,
immer noch: „Wir hatten
ein großartiges Museum in
Demmin. Der Landkreis hat
es Stück für Stück kaputt gemacht, mit dem Zwangsumzug an dieses Hanseufer und
dann mit den zusammengestrichenen Zuschüssen. Und
jetzt will man uns auch noch
für dumm verkaufen und als
die Bösen hinstellen?“
Thoms attackiert damit
den Vorschlag, den die Linke-Fraktion des Stadtparlaments als Beschlussantrag
in den nächsten Hauptausschuss einbringen will – sich
Viele Ausstellungsstücke wie dieser Sekretär drohen schon bald aus der Hansestadt für immer zu verschwinden. Stadtvertreter
fordern, vor einem Bekenntnis zum Museum zunächst Inventur zu machen sowie die finanzielle Situation zu klären.
FOTOS: T. PLATH
als Hansestadt ohne Prüfung
der Details zum Erhalt des
Museums zu bekennen und
Teile der Sammlung für
eine städtische Ausstellung
zu übernehmen. „Wenn wir
dem so zustimmen, ist der
Kreis doch fein heraus. Dann
kann sich der Landrat hinstellen und sagen, seht, wir
haben uns Mühe gegeben,
doch die Demminer, die sind
einfach unfähig, und darum
müssen wir den Fundus leider verteilen und weggeben.
Der Antrag der Linken ist
nichts anderes als eine vorformulierte Rechtfertigung
für einen Weg, der uns den
Schwarzen Peter zuschiebt!“
Die SPD-Fraktion wird dem
Antrag der linken Genossen
daher wohl kaum zustimmen
– nach einer gemeinsamen
Initiative sieht es damit also
schon mal nicht aus. Roland
Thoms formuliert für die Zukunft des Museums eine klare
Forderung an den Landkreis:
„Das Museum hatte großarti-
ge Räume in der Pompestraße. Für deren Bestand gab es
ein Ewigkeitsversprechen!
Alle haben sich daran gehalten. Also, Kreisverwalter, gebt
uns Demminern als Erstes die
entwendeten und zu Büros
umgebauten Ausstellungsräume zurück!“
Die Stadt werde sich sicher nicht „vom Acker stehlen“, wenn es um die Unterstützung eines künftigen
Museums gehe, da hofft der
SPD-Mann auch auf eine ge-
meinsame Mehrheitsposition
des Stadtparlaments. „Natürlich müssen wir jetzt auch
Verantwortung übernehmen.
Aber nicht so, wie der Vizelandrat das jetzt offensichtlich in den Antrag der Linken
hineinformuliert hat.“
Das Museum ist tot, es lebe
das Museum? Es sieht so aus,
als sei die Kuh noch lange
nicht vom Eis.
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