Lazarus (hebräisch „Gott hat geholfen“) ist eine biblische Gestalt

Lazarus (hebräisch „Gott hat geholfen“) ist eine biblische Gestalt.
Lazarus ist krank und arm. Er bittet die reiche Gesellschaft um die Brotbrocken, die von der
Tafel fallen. Hunde lecken seine Wunden. Diener der Reichen sind dabei Lazarus zu
vertreiben. Lazarus stirbt und wird von Abraham in dessen Schoß aufgenommen. Der Reiche
aber wird in die Unterwelt geholt. Er muss dort Qualen erleiden.
Die Lazarus-Geschichte ist ein Gleichnis aus dem Neuen Testament. Sie wird im JohannesEvangelium und im Lukas-Evangelium erzählt.
Im 17. Jahrhundert ist die Lazarus-Geschichte ein beliebter Ausgangspunkt für Gemälde
(Genre Historienmalerei), die mit einer besonderen Bildbotschaft aufwarten.
In zwei Wikipedia Artikel ist der biblische Hintergrund sehr anschaulich dargelegt. Auch der
historische Hintergrund und das Einbeziehen in die Geschichte von Judentum und
Christentum werden dort gut lesbar entfaltet.
Beide Artikel können zum Nachlesen als pdf aufgerufen werden.
Lazarus sowie Reicher Mann und Armer Lazarus
Kaspar van der Hoecke hat die Lazarus-Geschichte zweimal in einem Gemälde verarbeitet.
Der niederländische Künstler (1585 – 1648) war zunächst ein anerkannter Maler für
Stillleben. Später umfasst sein Werk dann zahlreiche Gemälde im Stil der Historienmalerei.
Lazarus an der Tafel des reichen Mannes, 1618
Der arme Lazarus und die Tafel des reichen Mannes, circa 1648.
Um das Gemälde von 1648 geht es besonders:
Die vornehme Gesellschaft lässt sich beim Festmahl nicht wirklich stören. Teilnehmerinnen
und Teilnehmer am Gastmahl betrachten die Situation draußen eher indirekt. Die Hausherrin
scheint einen Apfel greifen zu wollen. Für Lazarus? Der Arzt links am Tisch weist allerdings
direkt auf den Bedürftigen. Dem Mediziner kommt eine besondere Rolle zu, er ist auch im
Bild im Bild zu erkennen (Mantel, Kopfbedeckung). Wem hilft er dort?
Nicht nur in den Niederlanden ist es eine Tradition in der Malerei des 16. und 17.
Jahrhunderts, mit Bilddarstellungen den Menschen einen Spiegel vorzuhalten und sie zum
rechten Leben aufzufordern. Das Leben ist vergänglich (Vanitas). Verschlüsselt in Symbolen
dargestellt enthalten besonders die Stillleben (Begriff für unbewegt da sein) solche
Botschaften: Früchte mit einer Faulstelle, eine verwelkende Blume, ein Insekt, z. B. ein Käfer,
der sich einer Frucht nähert, ein Stundenglas... In der Vanitas-Malerei verknüpfen Künstler
solche Verweise auf Vergänglichkeit und Hinfälligkeit mit Darstellungen des reichen,
übermäßigen Lebens. Deshalb die Luxusgegenstände, das exponiert ins Bild gesetzte
Tafelgeschirr, das üppige Mahl, die sichtbar auftretende Dienerschaft, die Personen an der
Tafel in eitler Festkleidung.
Dieses Genre der Malerei findet im 17. Jahrhundert die Anerkennung als eigenständige
Kunstrichtung neben der noch vorherrschenden Historienmalerei und neben den Porträts.
Die Menschen wissen die Zeichen auf den Gemälden zu deuten.
Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der 1618 – 1648 Europa erschüttert und Millionen
Menschen das Leben gekostet hat. Im Dreißigjährigen Krieg geht es vordergründig um die
wahre Religion. Hintergründig geht es um die politische Vorherrschaft in Europa und die
Herausbildung und Absicherung der Territorialstaaten. Frankreich wird zur ersten Macht in
Mitteleuropa, die Niederlande erreichen ihre Unabhängigkeit. Sie werden zur führenden
Handelsmacht in Europa und beginnen auch den Handel auf den freien Weltmeeren zu
beherrschen.
Kaspar van den Hoeckes Gemälde aus den vierziger Jahren des 17. Jahrhundert gehört in
das Genre der Historienmalerei, nimmt aber deutlich erkennbar Elemente des Stilllebens auf.
Im Gemälde geht es um Gegensätze, typisch für das Zeitempfingen im 17. Jahrhundert.
Innen und Außen, Reich und Arm, Gesund und Krank, Üppiges Mahl - Karge Reste,
Himmel – Hölle, Aufnehmen – Abweisen, Teilnehmen – Ausschließen, Bewirten - Vertreiben
Die Personen tragen Kleidung in der Mode der Zeit. Es war üblich, eine Geschichte aus einer
vergangenen Zeit in die Gegenwart zu versetzen, in Gebäude und Räume der Gegenwart.
Sind es reale Personen, in den Niederlanden, Mitte des 17. Jahrhunderts?
Ist es eine Anspielung auf hochgestellte Personen aus der Bibelzeit?