Es geht um mehr! Predigt zu Joh 11,1-45 (16. So n Trin, 20.9.15) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, ! GrE: Bild Julius Fehr: Maria und Marta, die Jesus zuhören. Maria und Marta waren gute Freundinnen Jesu, genauso wie ihr Bruder Lazarus. Der Predigttext heute morgen erzählt von einer ganz besonderen Begegnung zwischen Jesus, Maria, Marta und Lazarus. Ich lese Johannes 11 in Auszügen. 1 Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta. 3 Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank. (Gespräch Jesus – Jünger, Jesus wartet noch, bis er aufbricht. In der Zwischenzeit stirbt Lazarus.) 17 Als Jesus nach Betanien kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen. 19 Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders. 1 20 Als Marta nun hörte, dass Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen. 21 Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. 22 Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben. 23 Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. 24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. 25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; 26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? 27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. (Marta ruft Maria, Maria kommt zu Jesus, sie gehen zum Grab, Jesus: Hebt den Stein weg – Maria: Besser nicht, er ist schon vier Tage tot, das ist kein angenehmer Geruch. Jesus: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?) 41 Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich weiß, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 2 43 Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und lasst ihn gehen! 45 Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn. (Gebet) Liebe Gemeinde, dreimal wird in den Evangelien berichtet, dass Jesus Menschen vom Tod auferweckt: Die Tochter des Jairus, den Jüngling zu Nain und hier, wie wir gerade gehört haben, Lazarus. Gut möglich, dass diese drei nicht die einzigen waren. Als Jesus einmal von Johannes dem Täufer aus dem Gefängnis heraus gefragt wird: Bist du der Christus? Da antwortet er ihm mit einer Zusammenfassung seines Wirkens: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt. So unglaublich und unerklärlich es für uns ist, dass Menschen aus dem Tod ins Leben zurückkehren – in 3 den Evangelien wird ganz nüchtern und selbstverständlich davon berichtet. Zum Handwerkszeug des Messias gehört es, dass er Wunder wirkt, dass er Menschen Gutes tut, dass auch die Todesgrenze für ihn überwindbar ist. Wobei – ist sie das wirklich? Was passiert da eigentlich? Lazarus kommt aus dem Grab heraus. Und jetzt? Ist er jetzt ein anderer? Lebt er jetzt ewig? Nein, er kehrt zurück in sein altes Leben. Er wird wiederbelebt. Das ist schon Wunder genug: Die Schwestern haben ihren Bruder wieder. Aber: Eine Totenauferweckung ist keine endgültige Überwindung des Todes. Lazarus lebt wieder, er lebt weiter, aber er kehrt zurück in sein altes Leben. Er ist zwar nicht mehr krank, und er wird jetzt vielleicht 50 oder 60 oder 70 Jahre alt. Aber dann wird er sterben. Ein zweites Mal. Und dann? Ist dann alles aus? Hat dann der Tod am Ende doch gesiegt? Lazarus kehrt ins alte Leben zurück. Ob es aber mehr gibt als dieses Leben auf der Erde, das wird durch die Totenauferweckung des Lazarus oder der Tochter des Jairus nicht klar. Denn ein „Mehr“ als die 4 ses Leben wäre keine Auferweckung, keine bloße Wiederbelebung, das wäre Auferstehung. Manchmal hört man von Berichten, dass Menschen eine Nahtod-Erfahrung haben: Menschen, die im Koma liegen und wieder erwachen und dann erzählen, was sie in dieser Nahtod-Erfahrung gesehen haben. Und es ist erstaunlich, dass viele berichten, dass sie einen Tunnel gesehen haben mit einem Licht am Ende. Manche berichten, dass sie Gott begegnet sind, dass sie Jesus gesehen haben. Aber sie kehren wieder zurück. Das alte Leben geht weiter. Endgültig tot waren sie nicht. Denn der Tod markiert das Ende des Lebens auf dieser Erde. Und die Frage bleibt: Was kommt dann? Jesus weiß das. Und er will nicht bloß ein spektakuläres Wunder veranstalten, sondern er möchte, dass seine Jünger etwas lernen. Sie sollen wissen, dass der Tod tatsächlich endgültig besiegt ist, sie sollen wissen, dass wir tatsächlich eine Hoffnung haben, die über die Grenze des Todes hinausreicht. Christen hoffen auf mehr, Christen hoffen auf die Auferstehung. Und das heißt „neues Leben“. 5 Und genau darüber unterhält sich Jesus mit Maria und Marta. Den Tod ihres Bruders nimmt er zum Anlass, um mit ihnen über das Leben zu reden: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Liebe Gemeinde, das ist Auferstehung: „leben und nimmermehr sterben“. In dieser Geschichte geht es um mehr als um Lazarus. Es geht um uns alle. Und es geht mehr als um die Rückkehr ins alte Leben. Es geht um ewiges Leben. Die Frage ist: Hat Jesus die Autorität, so zu reden? Kann er sagen: Ich bin die Auferstehung und das Leben? Maria und Marta trauen es ihm zu. Sie glauben. Sie glauben, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Sie hoffen, dass ihr Bruder Lazarus nun im Himmel, in der Ewigkeit Gottes ist. Aber Jesus hat nun andere Pläne. Er gibt einen Hinweis darauf, dass er tatsächlich der Herr über Le 6 ben und Tod ist. Und so ruft er Lazarus ins Leben zurück. Er tut ein Wunder, das alle, die dabei sind, staunen lässt. Und das Ergebnis am Ende lautet: Und viele glaubten an ihn. An Jesus glauben – das heißt nicht nur: Du bist ein guter Kerl, ein weiser Rabbi, ein toller Redner, ein vorbildlicher Lehrer. An Jesus glauben – das heißt: Ihm ganz und gar vertrauen. An Jesus glauben – das heißt: Sich taufen lassen. Oder aber: Seine Kinder taufen lassen, denn Taufe heißt: Ich möchte zu diesem Jesus gehören. Und ich wünsche mir, dass auch meine Kinder zu ihm gehören. Erzählungen wie die Auferweckung des Lazarus laden uns dazu ein, an Jesus zu glauben. Sie machen uns Mut, in unserem eigenen Leben unser Vertrauen auf ihn zu setzen und selbst zu schauen, ob es stimmt: Dass Jesus lebt, dass er wirklich da ist, uns begleitet und uns festhält. Dass seine Lebenskraft sich auch in unserem Leben entfaltet und auswirkt. 7 Und dann kann es manchmal sein, dass es geht wie Maria und Marta. Dass Jesus scheinbar zu spät kommt. Später als gehofft, anders als erbeten. Und er ist trotzdem da, handelt auf seine Weise – und möchte in uns bewirken, was er damals bewirkt hat: Und viele glaubten an ihn. Amen. 8
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