Ausgabe 1-2015 - Chemiepark Marl

inform
TUIS-Hilfe
aus Marl:
Nach einem
Unfall musste
Propan aus
einem Tank
umgepumpt
werden
Seite 5
standortzeitung
01 | August 2015
die gu te tat
zusammenarbeit
Im Ernst-Lossa-Haus,
Sicherheit und Nachhaltigkeit sind
Ein Grill
für das ErnstLossa-Haus
Im Gespräch: Ausbilder Heiko
Kenkmann mit seinem Auszubildenden Jens Podzadny.
Ein sehr guter Ruf
Die Ausbildung von Evonik am Standort Marl, die kürzlich ihr 75-jähriges Bestehen feierte,
genießt nicht nur außerhalb des Chemieparkzauns ein hohes Ansehen. Sie hat auch unter den
Auszubildenden einen sehr guten Ruf. Aufgrund der umfangreichen Ausbildungsstruktur
wird man als junger Mensch bestmöglich auf das bevorstehende Arbeitsleben vorbereitet.
Linda Wozniak, stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung (JAV),
hat sich für die inform umgehört.
Nach der Einstellung nehmen alle Auszubildenden aus
dem naturwissenschaftlichtechnischen Bereich an einer berufsübergreifenden Ausbildung teil.
Innerhalb dieser ersten drei Monate
haben sie Zeit, die unterschiedlichen Berufsbilder im Unternehmen
kennenzulernen. Darauf hin folgt
der erste Arbeitseinsatz in den Betrieben. „Das können Werkstätten,
Logistik- oder auch schon Produktionsbetriebe sein, in denen sich
die Auszubildenden zunächst an die
betriebliche Arbeit herantasten können“, berichtet Chemikanten-Ausbilder Heiko Kenkmann.
Das Fachwissen wird immer wieder
durch einen berufsbezogenen Lehrgang im Verfahrenstechnikum oder
im Bereich Labor beziehungsweise
Metall vertieft. Die Auszubildenden
erhalten so eine umfangreiche Vorbereitung auf die Teilabschlussprüfung 1.
Anschließend lernen die jungen
Menschen das Produktionstechnikum kennen. „Bei den Lehrgängen,
die ein- bis zweimal pro Woche
stattfinden, können wir individuell
auf die Auszubildenden eingehen
und sorgen gleichzeitig für eine Abwechslung neben dem betrieblichen
Alltag“, so Heiko Kenkmann.
Im dritten Ausbildungsjahr beJürgen Pospiech, Betriebsleiter von
ginnt auch die Wechselschichtphase
Sasol Germany, sieht die betriebliche
für alle Chemikanten. In den ersten
Arbeit als sehr wichtig an.
acht Wochen arbeiten die Auszubil„Die jungen Menschen lernen bei
denden „auf Schicht“, ehe zwei Blöuns nicht nur ihre späteren – vor alcke à vier Wochen folgen. In dieser
lem auch die speziellen – ArbeitsabZeit werden die Azubis nur noch in
läufe kennen, sondern auch, wie sie
Produktionsbetrieben eingesetzt und
mit alltäglichen Problemen umgehen
kommen so dem alltäglichen Arbeitskönnen. Das kann nach der Ausbilrhythmus noch näher. „Das Kennendung für alle Seiten sehr hilfreich
lernen der Schichtgruppen während
sein.“
der Wechselschichtphase ist eine
tolle Erfahrung für die
Auszubildenden“, weiß
Jürgen Pospiech.
Seit vielen Jahrzehnten
besteht die Ausbildung
bereits aus drei Standbeinen – der Berufsschule,
der Arbeit in den Betrieben sowie den Lehrgängen innerhalb des
Ausbildungszentrums –,
die gemeinsam für eine
sehr facettenreiche Berufsbildung sorgen. Den
Auszubildenden im Unternehmen wird nicht
nur eine berufsbezogene
Grundlage mit auf den
„Das Kennenlernen der Gruppen
Weg gegeben, sondern
während der Wechselschichtphase
spezifisches Fachwissen
ist eine tolle Erfahrung für die
sowie Erfahrungen, aus
Auszubildenden“
denen sie viel für das
weitere Berufsleben lerJürgen Pospiech, Betriebsleiter bei Sasol Germany
nen können.
Lina Wiedfeld, 21,
Chemikantin
3. Lehrjahr
Die Berufsschule
und die Lehrgänge
in der Ausbildung
liefern uns eine
fachliche Grundlage, die wir in den
Betrieben noch vertiefen können. Dort
findet sozusagen
das Finetuning statt,
und wir erhalten
mehrere Einblicke in
das Arbeitsleben.
Linda Wozniak, 23,
stellvertretende
JAV-Vorsitzende
Jens Podzadny, 27,
Chemikant
2. Lehrjahr
Während wir im
Lehrgang individuell
gefördert werden und
der Ausbilder sich die
Zeit nimmt, alles zu
erklären, lernen wir in
den Betrieben schnell,
uns an ein feststehendes Arbeitsklima
zu gewöhnen und
eigenständig Vorgänge
durchzuführen. Auch
die Dimensionen der
Behälter und Anlagen
sind natürlich nicht mit
denen im Ausbildungszentrum zu vergleichen.
Es ist sehr wichtig für
die Auszubildenden, innerhalb der Ausbildung
mehrere Stationen zu
durchlaufen. Dadurch,
dass sie theoretisches
Wissen mit praktischen
Kenntnissen verknüpfen können, haben sie
eine viel bessere Vorstellung vom späteren
Arbeitsleben. Auch die
Kooperation und Absprache zwischen den
einzelnen Instanzen ist
sehr gut.
einer Einrichtung in
Haltern, in der Menschen mit geistigen
und Mehrfachbehinderungen leben und
betreut werden, kann
wieder gegrillt werden.
Als monatlich gute Tat
haben Auszubildende
zum Anlagenmechaniker einen Grill angefertigt, der dort seit diesem
Sommer zum Einsatz
kommt.
Stefan Dreck, Ausbilder
der berufsübergreifenden Ausbildung, und die
beiden Azubis Patrick
Liedtke und Alexander
Koch übergaben den Grill
an die Bewohner und den
Einrichtungsleiter André
Schröder.
Das Biegen des großen
Rohrs für den sogenannten Galgengrill stellte die
beiden Auszubildenden
im zweiten Ausbildungsjahr vor eine echte Herausforderung. Das Handlaufrohr wird mit Sand
gefüllt und dann erwärmt, bevor es in die
entsprechende Form gebracht werden kann.
Ausbilder Stefan Dreck
stand den beiden dabei
mit Rat und Tat zur Seite.
Der Galgengrill gehört zu
den Standardprodukten
der Ausbildungsfirma
H.I.T. Seine Grillschale
hat einen Durchmesser
von 80 Zentimetern.
Das Ernst-Lossa-Haus befindet sich in Trägerschaft
des ehrenamtlich geführten Vereins „Behinderte
wohnen in Haltern“, der
dort zwei Wohnheime
gleichen Namens betreibt.
Dank der guten Tat der
Chemiepark-Auszubildenden können die
Bewohner nun wieder
leckere Würstchen und
Steaks vom Grill ge­
nießen.
Sicherheit und
Nachhaltigkeit
als Schlüssel
Schlüsselfaktoren
für ein erfolgreiches
Unternehmen. „Gerade
die Neuausrichtung
des Konzerns erfordert
eine enge Zusammenarbeit der Experten der
einzelnen Segmente und
Regionen untereinander,
um unsere ehrgeizigen
Ziele auch weiterhin
umsetzen zu können“,
so Dr. Thomas Jostmann, Leiter Umwelt,
Sicherheit, Gesundheit
und Qualität bei Evonik,
beim USGQ-Global
Meeting.
Personalvorstand und
Arbeitsdirektor Thomas
Wessel unterstrich die
Bedeutung einer einheitlichen Kultur in der neuen
Unternehmensstruktur
und betonte, dass „gute
USGQ-Arbeit die Lizenz
zum Betrieb der Anlagen
darstellt“.
inspektion
Hohe
Standards
Bei einer Inspektion
nach dem Chemiewaffenübereinkommen
prüften zwei Teams
der Organisation für
das Verbot chemischer Waffen (Den
Haag) in Marl, ob in
der Produktion Stoffe
eingesetzt werden, die
zur Herstellung von
chemischen Waffen
verwendet werden
können. Evonik stellte
einmal mehr die Einhaltung hoher Compliance-Standards unter
Beweis und präsentierte
sich einmal mehr als ein
verantwortungsvolles
Unternehmen der chemischen Industrie.
Die gute Tat: Stefan Dreck (links), Patrick Liedtke und Alexander Koch übergaben den Grill.
inform
standortzeitung
97 Auszubildende
feiern ihren Abschluss
Auf gute
Nachbarschaft
„Sie haben alles richtig gemacht! Die Pole-Position für jeden denkbaren Weg
haben Sie auf jeden Fall inne.“
Mit diesen Worten beglückwünschte Dr.
Hans-Jürgen Metternich, Leiter der Ausbildung Nord bei Evonik, 97 Auszubildende, die ihre Berufsausbildung in den Standortunternehmen erfolgreich abgeschlossen haben.
Rund 350 Ausbildungsberufen mit meist guten
Berufsaussichten stünden heute mehr als 13.000
Studiengänge gegenüber. „Gibt es wirklich für jeden dieser Studienabgänger eine Berufsperspektive?“, fragte Dr. Metternich.
Mit dem Geschäftsführer der IHK Nord-Westfalen,
Christoph Pieper, überreichte Metternich den
Ausgebildeten ihre Abschlusszeugnisse.
51 schafften den Abschluss in einer vorgezogenen
Prüfung, 16 die Note „Sehr Gut“ in allen Prüfungsbereichen, fünf in einem Teilbereich.
Nicht nur die „klassischen“ Ausbildungsberufe
wie Chemikanten oder Kaufleute für Bürokommunikation waren diesmal vertreten, es wurden
unter anderem auch drei Eisenbahner im Betriebsdienst, vier Verfahrensmechaniker oder zwei Produktionsfachkräfte Chemie ausgebildet, insgesamt
zwölf unterschiedliche Berufsfelder.
Die Zahl der Studienanfänger steigt stetig, die
der Berufsanfänger in einer dualen Ausbildung
sinkt dagegen. Deutschland habe es zwar geschafft,
zahlenmäßig an die Zahl der Studienanfänger in
den europäischen Nachbarstaaten anzuschließen,
aber das sei keine ausschließlich positive Entwicklung, stellte Dr. Hans-Jürgen Metternich anlässlich
der Ausbildungsabschlussfeier im Infozentrum des
Chemieparks fest.
„Basiert nicht die besondere Leistungsfähigkeit
der Bundesrepublik auf dem seit Jahrzehnten bewährten dualen System, das wir nun langsam beiseite schieben?“, fragte er.
Nicht nur die Zahl der Studierenden, auch die der
Studienabbrecher steige inzwischen deutlich an.
„Sie liegt bei allen Studiengängen bei rund 30 Prozent, betrachtet man nur die naturwissenschaftlichen Studiengänge, erreicht sie sogar 50 Prozent.“
Das scheinbar „veraltete“ duale Ausbildungssystem
weise dagegen nur Abbrecherquoten im einstelligen Prozentbereich aus.
„Ihre Ausgangslage ist deutlich besser, als die
vieler Studierender“, bescheinigte der Ausbildungsleiter den erfolgreich Ausgebildeten. Er
forderte sie auf, die excellente Ausgangslage und
die noch besseren Weiterbildungsmöglichkeiten zu
nutzen, den kontinuierlichen Lernprozess nicht zu
vernachlässigen: „Bleiben Sie am Ball!“
Die beiden ausgebildeten Chemikanten Marian Scharfe und Sven Tintrup sowie Ali Simsir
als Vertreter der Betriebsräte der ausbildenden
Unternehmen ließen die Ausbildungsjahre noch
einmal Revue passieren. Ihr Dank galt vor allem
den Eltern und den Ausbildern für die Unterstützung der jetzigen Berufsanfänger während ihrer
Ausbildungsjahre. Die Zeugnisausgabe nahmen
anschließend Antonius Kappe für die naturwissenschaftlich-technischen sowie Volker Kemper
für die kaufmännischen Berufe vor.
01 | August 2015 | 2
Liebe Leserinnen
und Leser,
ich begrüße Sie zur ersten Ausgabe unserer neu
gestalteten Standortzeitung „inform“.
Seit mehr als 75 Jahren
ist der Chemiepark Marl
Arbeitgeber und Wirtschaftsmotor im nördlichen Ruhrgebiet – eine Region, in der gute
Nachbarschaft gelebt wird. Die Unternehmen
am Standort wissen dies zu schätzen und sind
sehr daran interessiert, dass die Öffentlichkeit
vor Ort auch weiterhin stolz ist auf das, was die
Menschen hier leisten.
Mit unserer ab heute alle zwei Monate erscheinenden „inform“ wollen wir Sie über Neuigkeiten und spezielle Themen aus dem Chemiepark
informieren. Gute Ausbildung und attraktive
Berufsperspektiven, herausragende Produkte,
die unser Leben bereichern, Innovationen, die
Fortschritt bringen, und nicht zu vergessen der
stetige Einsatz für Sicherheit und Umweltschutz
werden unsere Themen sein.
Und nach wie vor ist die „inform“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Chemiepark
Marl eine wichtige Informationsquelle. Sie als
unsere Stammleser haben sicherlich auf einen
Blick erkannt, was wir verändert und verbessert
haben: neues Format, neue Gestaltung, kürzere
Beiträge, mehr Statements…
In dieser Ausgabe berichten wir über das Standortunternehmen Sasol und seine Waschmittelrohstoffe, über die besonderen Eigenschaften
von Hochleistungskunststoffen für Laufschuhe,
schauen jungen Auszubildenden am Arbeitsplatz über die Schulter und vieles mehr.
Ich wünsche Ihnen viele „inform“ative Einblicke!
Ihr
Prof. Walter Tötsch
Standortleiter
Simply the best: Die Einser-Kandidatinnen und -Kandidaten, umrahmt von Christoph Pieper (links) sowie Ali Simsir (2. von rechts)
und Dr. Hans Jürgen Metternich (rechts).
arbeitssicherheit
Winkelhagen
Leiter für MarlHerne-Witten
Der Kreis hat sich
wieder geschlossen.
Martin Winkelhagen ist
erneut in den Chemiepark
zurückgekehrt. Dort, wo
er im September 1982
seine Ausbildung zum
Maschinenschlosser
absolvierte, leitet er seit
wenigen Wochen die
Arbeitssicherheit (AS).
Aber nicht nur in Marl:
Herne und Witten bleibt
er zumindest in diesem
Bereich treu.
Für Winkelhagen ist der
berufliche Umzug recht
praktisch, wohnt der Papa
dreier Mädels (12, 16 und
20 Jahre) doch im Schatten des Chemieparks.
Der neue AS-Chef startete seine berufliche Karriere nach dem Studium als
Diplom-Ingenieur Verfahrenstechnik bei der Ingenieurgesellschaft für
Anlagenplanung AMR
Engineering in Essen, im
Juli 1997 wechselte er in
die Technische Anlagensicherheit der damaligen
Infracor und war unter anderem für die sicherheitstechnische Betreuung von
Produktionsanlagen in
Marl, Herne und Witten
verantwortlich.
Winkelhagen wurde
Betriebsleiter Technik bei
Coatings & Colorants und
Leiter Technische Services
im Betriebsteil Witten, im
Januar 2013 Leiter Sicherheit und Umweltservices.
Wenn er nicht arbeitet,
widmet sich Martin Winkelhagen vorwiegend der
Familie und dem Fußball
(er kickt noch für die Alten Herren des VfB Hüls).
Zu seinen Hobbys zählen
darüber hinaus das Radfahren und Reisen.
Leitet nun die Arbeitssicherheit in Marl und Herne-Witten: Martin Winkelhagen
mit praktikum
Elite-Studenten aus den
USA zu Gast
Studentische Elite aus
den USA ins Ruhrgebiet holen – das
ist eines der Ziele des
Stipendienprogramms
„Ruhr Fellowship“, das
bereits in sein viertes
Jahr geht. Organisiert
wird das Programm vom
Initiativkreis Ruhr. Dazu
zählen neben Evonik unter anderem Thyssengas,
BP Europa, RWE, RAG,
Deutsche Bank und der
Ruhrverband.
Evonik lud die Stipendiaten zu einer Exkursion
an den Standort Marl ein.
Anne McCarthy, Leiterin
Global Employer Branding
Services, empfing die
Gäste. Im Rahmen einer
Führung durch den Chemiepark wurde ihnen ein
interessanter Einblick in
die Arbeitswelt und Produktpalette von Evonik
vermittelt.
Die 17 Studenten renommierter Universitäten der
US-Ost- und Westküste
wurden in den deutschen
Ballungsraum eingeladen,
um acht Wochen lang die
Region kennen zu lernen.
Höhepunkt des Studienaufenthalts ist die zweite
Phase, in der die Studenten Praktika in Unternehmen absolvieren.
„Wir freuen uns darauf, bei Evonik einen
praktischen Einblick in
den Arbeitsalltag eines
Ingenieurs zu erhalten“,
so Andy O`Rourke,
Student von der Harvard
University. Gemeinsam
mit seinem Kommilitonen
Chad Wangsanuwat von
der Princeton University
absolviert er ein vierwöchiges Praktikum bei der
Verfahrenstechnik von
Evonik.
„Durch den Studienaufenthalt in Verbindung mit
einem Praktikum erleben
die Studenten sowohl
wissenschaftlichen Austausch als auch praktische
Berufserfahrung“, sagt
Daniel K. Berndt, bei
Employer Branding verantwortlich für die Umsetzung des Programms.
„Darüber hinaus können
sie sich ein Netzwerk mit
wichtigen Kontakten im
Ruhrgebiet aufbauen.“
Evonik: ein Preis für die
Mitarbeiterzufriedenheit
Evonik bekam den „European HR Award Maintenance“ verliehen – einen Preis, der die Zufriedenheit von Fachkräften für Instandhaltung
mit Arbeitgebern spiegelt. Der Fachverband
European Federation of National Maintenance
Societies, der in Deutschland durch den Wirtschaftsverband Industrieservice vertreten wird,
vergab die Auszeichnung. Vorausgegangen war
eine wissenschaftlich begleitete Umfrage.
Am Ende setzte sich Evonik gegen starke
Konkurrenten aus ganz Europa durch. Thomas
Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor:
„Evonik gilt als ein besonders attraktiver Arbeitgeber für qualifizierte Nachwuchskräfte in
technischen Berufen. Das ist ein guter Grund zur
Freude – und es spornt uns weiter an.“
Die befragten Arbeitnehmer sollten Aspekte wie
Qualifikation und Weiterbildung oder Sicherheits- und Gesundheitsmanagement sowie ihre
konkreten Arbeitsbedingungen und ihr Einsatzgebiet bewerten. Die jungen Nachwuchskräfte
des Technischen Services aus Deutschland und
Belgien konnten zudem angeben, ob sie ihren
Arbeitgeber weiterempfehlen würden.
„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung,
zumal sie auf Bewertungen unserer Mitarbeiter
beruht“, sagt Stefan Behrens, Arbeitsdirektor
der Evonik Technology & Infrastructure GmbH.
„Wir haben weiterhin den Ehrgeiz, qualifizierte
Nachwuchskräfte für Evonik zu gewinnen,
unsere technischen Fach- und Führungskräfte
weiterzuentwickeln und ihnen ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten.“
3 | August 2015 | 01
standortzeitung
Offene Türen für
das Chamäleon
Wie macht man Jugendliche neugierig auf Chemie? Mit gutem Unterricht – und spannendem Praxisbezug. Im Rahmen des Marler
Schulprojektes „Kunterbuntes Chamäleon“ funktioniert das durch die Kooperation mit der Industriemeistervereinigung Hüls und
Besuche im Chemiepark Marl.
Ab in die Schule: Natürlich besuchen die Chemiepark-Kollegen auch die Jungen und Mädchen in
ihren Klassen.
Info
Schulisches
Projekt mit
Schnittstelle
S
Sie haben tierischen Spaß: Christian Schmidt (links) und Guido Tappeser sind das Chamäleon-Organisationsteam aus den Reihen
der Industriemeister-Vereinigung.
Eine Zusammenarbeit, die sich mittlerweile bewährt hat und regelmäßig Schülern das Thema Chemie auf ganz eigene
und sehr engagierte Weise vermittelt. „Vor rund
zehn Jahren kam die Martin-Luther-King-Schule
auf uns zu und stellte das Projekt ‚Kunterbuntes Chamäleon‘ vor“, erzählt Christian Schmidt,
technischer Betriebswirt bei Evonik und seit sechs
Jahren Geschäftsführer der Industriemeister-Vereinigung (IMV). „Es war von Anfang an klar, dass
es für uns zeitlich aufwändig und anspruchsvoll
sein wird, den Schülern die Chemie und das, was
wir hier im Chemiepark machen, näherzubringen.“
Aber es lohnt sich. „Und macht Spaß. Allen Beteiligten.“
Auch in diesem Frühsommer liegen hinter den
teilnehmenden Schülern des Chemiekurses der
Martin-Luther-King-Schule (MLK) sowie der Willy-Brandt-Gesamtschule wieder spannende Tage,
an denen sie Christian Schmidt und seinen Kollegen
Guido Tappeser von der IMV im Chemiepark besuchten. Dort erhielten sie Einblicke in die „praktische“ Welt der Chemie, in konkrete Anwendungen und Verfahrensprozesse. Denn darum geht es
bei dem Chamäleon-Projekt: über den Schulzaun
zu blicken, zu sehen, was in Marl passiert – und
im Rahmen dieser Kooperation insbesondere den
Chemiepark kennenzulernen.
„Mehr betriebliche Lebensnähe in die Schule
bringen. Genau das war ja von Anfang an Anliegen
der Initiatoren dieser Kooperation. Für mich und
meinen Kollegen galt es dann, das Projekt mit Themen und Struktur zu füllen“, so Christian Schmidt.
„In der Zeit haben auch wir viel gelernt.“
Zum Beispiel, dass es mehr Sinn macht, Schülerinnen und Schüler der Klassen 11, 12 und 13 anzusprechen als die jüngeren Jahrgänge. „Wir haben
damals im Chemieunterricht mit den siebten und
achten Klassen angefangen, aber die waren bei doch
recht anspruchsvollen Themen wie zweistufigen
Polykondensationsprozessen oder dem Übergang
zu hochmolekularen Verbindungen schnell überfordert“, lacht der Evonik-Mitarbeiter, der selbst
seit 1984 am Standort Marl tätig ist. Erst als Chemiefacharbeiter, dann in der Biotechnologie und
als Chemiemeister, bevor er sich zum technischen
Betriebswirt weiterbildete.
Seit 2005 arbeitet Christian Schmidt mit seinem
Mitstreiter Guido Tappeser, Industriemeister Chemie und in der Qualitätsprüfung bei Vestolit tätig,
für das Projekt. Dabei wurde den Organisatoren
bewusst, dass es deutlich mehr Freude bereitet, mit
Schülern zu arbeiten, die ihr Engagement schätzen
und bereits gewisse Kenntnisse im Bereich Chemie
mitbringen.
Das alles funktioniert natürlich nicht ohne die
enge Zusammenarbeit mit den Lehrern.
Denn auch diese wissen: Viele Schüler schalten im
Chemieunterricht einfach ab. Manche verzweifeln
am Periodensystem, andere an der Vielfalt der
Formeln.
„Deshalb bereitet der MLK-Chemielehrer Oliver Keuper seine Schüler auf das ambitionierte
Oberstufenprojekt vor: „Wenn Schüler praktisch
arbeiten können, sind sie hochmotiviert – und
auch bereit, sich mit der Theorie auseinanderzusetzen.“ Gemeinsam mit den beiden Experten aus
dem Chemiepark wird jedes Jahr ein Thema ausgesucht, was sich in der Theorie und der Marler
Praxis erläutern lässt.
In diesem Jahr waren es zum Beispiel Polyamid 12/
VESTAMID und seine Anwendungsgebiete.
„Wir stellen im Chemiepark ja lediglich das Granulat her. Spannend für die Schüler ist es einerseits
zu sehen und zu begreifen, wie es chemisch hergestellt wird. Andererseits aber auch, was man
damit alles machen kann und wo es überall drin
ist“, beschreibt Schmidt. „Ob nun im Motor eines
Rennwagens oder im Schuh eines Topfußballers.“
Eben auch das ‚sexy Endprodukt‘ zu zeigen und
anschauliche Beispiele aus dem modernen Alltag
zu liefern, der ohne Chemie nicht funktioniert.
Wie läuft das Prozedere im Umgang mit den
Schülern, darunter Mädchen und Jungen unterschiedlichster Nationalitäten, konkret ab? „Das
Projekt hat zwei Schritte. Einmal bereiten wir das
eit Jahren engagiert
sich die MartinLuther-King-Schule
in der interkulturellen
Erziehung. Dieser
schulformübergreifende
Ansatz stand Pate für
die Idee, Kinder und
Jugendliche aus der
Nachbarschaft in ein
handlungsorientiertes,
fast schulisches Projekt
mit einzubeziehen. Dabei handelt es sich um ein
Dienstleistungsprojekt
für Jugendliche des
Stadtteils an der Schnittstelle Schule/Freizeit
mit verschiedenen
Kooperationspartnern
– unentgeltlich und auf
Ehrenamt aufbauend.
betriebliche
Lebensnähe
in Der Schule
S
chon lange kooperiert die IMV mit
den Oberstufen
der beiden Marler Gesamtschulen. Seit 2005
bringt sie durch zwei
Chemiepark-Mitarbeiter
im Rahmen des Chamäleon-Projektes betriebliche Lebensnähe in
die Schule. Gemeinsam
mit einem Fachlehrer
der MLK und Schülern
des E-Kurses Chemie
wird das Projekt in zwei
Bausteinen (Theorie und
Exkursion) durchgeführt.
Motivation,
Praxis und
Verständnis
D
ie Ziele: Vernetzung von Theorie
und Praxis, Motivation der Schüler für einen Beruf im Chemiebereich, einen praktischen
Bezug zu Facharbeiten
ermöglichen, sachlicher
Umgang mit Entsorgung
und Umweltschutz,
technische Produktionsmöglichkeiten verstehen
und einen Bezug zu abiturrelevanten Themen
schaffen.
Willkommen im Chemiepark: Regelmäßig starten Schülerinnen
und Schüler Exkursionen und werden hier nicht nur mit Informationen gefüttert.
ausgewählte Thema gründlich vor, gehen dann an
einem Tag in die Schule und stellen zuerst mal uns
und den Chemiepark vor. Die Geschichte, die Größe, die ansässigen Firmen“, so Christian Schmidt,
der sich in erster Linie als Repräsentant des Chemieparks begreift. „Schließlich gilt es ja auch, für
unseren Standort zu werben, Interesse zu wecken.
Danach geht’s mit dem jeweiligen Hauptthema im
Unterricht ans Eingemachte, sprich in die komplexe Welt der Chemie.“
Erst die Theorie, dann die Praxis.
Im zweiten Schritt gibt es die Exkursion der Schüler
in den Chemiepark. Rundfahrt, Besichtigung der
Anwendungstechnik, gefolgt von einer Einladung
zum gemeinsamen Mittagessen im Culimar. Abschließend folgt immer die Vorstellung möglicher
Ausbildungsbereiche.
„Auch wenn der Chemiepark längst nicht mehr
das Buch mit sieben Siegeln ist, wie es noch zu der
Zeit war, als mein Vater hier arbeitete. Für Außenstehende ist es immer noch sehr spannend, hier
durchzufahren“, weiß Christian Schmidt, der sich
an dieser Stelle voll des Lobes über die gute Zusammenarbeit mit der Evonik-Standortkommunikation
Marl äußert. Denn diese übernimmt die Logistik
und stellt zudem einen kundigen Experten, der den
Schülern während der Rundfahrt alles anschaulich
erklärt.
Besuche hüben wie drüben – das bringt’s.
Das Feedback ist seit Jahren entsprechend positiv.
Das zeigt sich vor allem darin, dass viele Schüler
den praktischen Bezug gleich nutzen und beim
Schreiben ihrer Facharbeiten direkt den Kontakt
zu Ansprechpartnern aus dem Chemiepark Marl
suchen.
Für Christian Schmidt und Guido Tappeser, die
sich für das Chamäleon-Projekt stets Urlaubstage
nehmen und sich ehrenamtlich engagieren, eine
schöne Bestätigung. „Letztendlich geht es ja auch
darum, den Nachwuchs für einen Beruf im Chemiebereich zu motivieren.“
In Zeiten des sich andeutenden Fachkräftemangels keine schlechte Idee.
folio 9-10 / 2014
PRODUKTE + INNOVATIONEN
inform
standortzeitung
9
01 | August 2015 | 4
SERIE: MEILENSTEINE DER CHEMIE
VESTAMID
12
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Poly
am
-G
Je höher die Ansprüche, desto besser kann VESTAMID
seine Stärken ausspielen. Aus dem ebenso stabilen wie
flexiblen Hochleistungskunststoff werden Gas- und
Ölrohre gefertigt, die am Meeresboden extremen
Bedingungen ausgesetzt sind; Bremsleitungen für
das Auto, die viel aushalten müssen; Sohlen von
Sportschuhen, denen unzählige Biegebelastungen
nichts anhaben sollen. Für spezielle Anwendungen
wie medizinische Katheter oder zum Beschichten
von Skioberflächen wird der Alleskönner
VESTAMID immer wieder neu variiert –
und das seit 50 Jahren.
2
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12
VESTAMID ist ein hoch
leistungsfähiges Polyamid,
das als Kunststoffgranulat vermarktet und als
Konstruktionswerkstoff
eingesetzt wird.
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H
N
O
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3
Polyamide sind kettenartige oder
verzweigte Moleküle aus einer
bestimmten Anzahl gleichartiger
Einheiten (Monomere), die in
regelmäßigen Abständen Bindungen zwischen einer Carboxyl- und
einer Aminogruppe ausbilden.
1
Amidbindung
Laurinlactam
H
N
n
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Polyamid 12
NH
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DIE HERSTELLUNG VON POLYAMID 12
Als Monomer für VESTAMID dient Laurinlactam, das Evonik ausgehend von Butadien
in einem mehrstufigen Prozess herstellt. Seit Kurzem gibt es ein alternatives, biotechnologisches Verfahren. Dieses geht von Palmkernöl als nachwachsendem Rohstoff aus
und braucht wesentlich weniger Produktionsschritte. Es entsteht ω-Amino-Laurinsäure (ALS), die sich zu einem identischen PA 12 polymerisieren lässt.
Biegsam und dabei
formstabil: In Sohlen
von Sportschuhen
für viele Disziplinen
zeigt VESTAMID
sein Können.
Es war eine Sensation, damals.
1935 stellte der US-Amerikaner
Wallace Hume Carothers die erste vollsynthetische Faser her und
nannte sie Nylon. Drei Jahre später entstand
in Deutschland ein ähnliches Produkt – Perlon. Beide Kunstfasern bestehen aus Polyamiden, deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten
heute noch besser gewürdigt werden. Denn
die Vielfalt ist (fast) grenzenlos, wie der
Siegeszug von VESTAMID in den vergangenen
50 Jahren gezeigt hat.
VESTAMID – technisch: Polyamid 12 (PA 12)
– ist überall gefragt, wo besonders hohe Ansprüche an Festigkeit, Flexibilität, Chemikalien- und Temperaturbeständigkeit gefragt sind.
Und je nach Einsatzgebiet wird neu variiert.
Unter der Marke VESTAMID werden heute neben PA 12 auch andere, verwandte Polyamide
von Evonik vermarktet.
„Es gibt heute nichts mehr einzulaufen“
EVFOL_0214_DE_0809_P+I_5MIn_Meilensteine [d].indd 9
01.10.14 08:00
Die Anforderungen an den modernen Laufschuh und seine Kunststoffe sind enorm. Den perfekten Laufschuh gibt es nicht!
Es gibt eine Vielzahl von Modellen und Anbietern, und aus dieser Masse heraus muss der Schuh gefunden werden, der sowohl den beginnenden als auch
den erfahrenen Läufer zufriedenstellend unterstützt.
Was ein Laufschuh aber können sollte, ist bereits ausreichend definiert.
Seine dämpfenden und stützenden Elemente sollen die Schwächen ausgleichen,
die Fußgewölbe, Sehnen, Bänder und Muskulaturen durch die Benutzung von
qualitativ minderwertigen Straßenschuhen seit Kleinkindesbeinen erlitten
haben – und das in perfekter Balance, um mittel- bis langfristig Verletzungen
zu vermeiden. Die Dämpfung des Schuhs sollte nicht zu stark, aber auch nicht
zu schwach sein, der Schuh leichtwiegig! Seine Dämpfungseigenschaft sollte
möglichst lange konstant sein.
Durch regelmäßiges Laufen verändern sich Sehnen und Bandapparat sowie
die Muskulatur, so dass nach einem halben bis dreiviertel Jahr ein Modellwechsel mit anderen Eigenschaften durchaus angeraten werden kann. Bequem
muss der Schuh sitzen, direkt von Anfang an. Bei den modernen Werkstoffen
gibt es nichts mehr einzulaufen!
Gute Laufschuhe haben für mich eine Passform, die
schon bei der ersten Anprobe keinerlei Kompromisse erfordert.
Keine Druckstellen, ausreichende Belüftung und
eine Schnürung, die den Druck gleichmäßig auf
dem Fußrücken verteilt. Der Härtegrad und die
Flexibilität der Zwischensohle sind so eingestellt,
dass man den Schuh beim Laufen idealerweise
nicht spürt. Die Sohle hat ein Profil, das ausreichend griffig ist, in dem aber keine Steinchen hängen bleiben. Wenn der Schuh diese Eigenschaften
auch noch über rund 800 Laufkilometer weitgehend beibehält, ist er perfekt.
Lauftherapeut Helmuth Weil, Trainer der Laufgruppen am Badeweiher im Rahmen von well@work.
Volker Rath, Personalchef bei VESTOLIT.
5 | August 2015 | 01
standortzeitung
Der Renner – auf das
Schuhwerk kommt es an
Das Objekt der Begierde: Key-AccountManager Klaus Hülsmann mit seinem
Verkaufsschlager.
Mit VESTAMID®
liefert Evonik
namhaften
Sportartikelherstellern einen
Hochleistungskunststoff.
Was die Polyamide heute in
modernen Laufschuhen alles
leisten, verriet
Key-AccountManager Klaus
Hülsmann Silke
Vogten im Interview.
Laufen ist ein wahrer Trendsport, und die
Anforderungen an den richtigen Laufschuh sind mittlerweile hoch. Robust für
das Training und leicht im Wettkampf, genau das
wünschen sich Marathon- oder Hobbyläufer. Ob
nun beim Sprint oder auf der Langstrecke – welcher Schuh sich für wen eignet und womit man
Rekorde erzielt, ist damit immer mehr eine Frage
des Materials.
Kein Zweifel: Moderne Laufschuhe sind heute
Hightech- Produkte. Das begreift man spätestens,
wenn man Verfahrenstechniker Klaus Hülsmann,
Key-Account-Manager im Evonik-Geschäftsgebiet
High Performance Polymers, inmitten Dutzender
solcher Schuhe bei der Forschung und Entwicklung sieht.
Darunter laufen altbewährte Klassiker von Fußballprofis, futurisch anmutende Objekte für den
lateinamerikanischen Markt oder noch absolut
geheime Prototypen für die Zukunft. Allen gemein? Spezielle Polyamide.
Seit wann sind Sportschuhe ein Thema für Evonik?
Länger, als viele denken. Bereits vor 50 Jahren
wurden die ersten Tonnen VESTAMID® ausgeliefert und setzten damit den Startschuss für die
Entwicklung der Polyamid-12-Sportschuhsohlen.
Denn Bewegung und Geschwindigkeit sind für
Materialforscher und Schuhentwickler eine echte
Herausforderung. Wir arbeiten daher seit vielen
Jahren mit namhaften Sportherstellern zusammen,
um neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in ideale Passform und Design umzusetzen.
Heute ist es bei der Entwicklung von neuen Polymeren für den Sportsektor wichtig, einem wirklich rasant wandelnden Markt gerecht zu werden.
Das gilt vor allem für Sportschuhe – für viele ein
modisches Statussymbol. Das Design ändert sich
ständig.
Thema Laufschuhe – wo ist VESTAMID® heute überall drin?
In der Sohle – und zwar bei solchen Schuhen,
von denen eine gute Performance erwartet wird.
Hier setzen viele bekannte Sporthersteller bei ihren Entwicklungen auf die wegen ihrer geringen
Dichte von nahezu 1 g/cm³ sehr leichten Polyamid12-Formmassen.
Schließlich ist ja das geringe Gewicht eines Laufschuhs, beispielsweise eines Sprintschuhs, besonders wichtig: Die Ersparnis für einen 100-MeterSprinter liegt da bei etwa einem Kilogramm im
Vergleich zu schwereren Materialien.
Um das komplexe Zusammenspiel von Muskeln,
Knochen und Bändern im Fuß optimal zu unterstützen, funktioniert die Sohle ähnlich wie eine
Feder – die Energie sollte möglichst vollständig
über die Federwirkung an den Läufer zurück-
Sicherer Auftritt: Mit einem Pantomimenspiel brachten die
Kolleginnen und Kollegen von Evonik Corporate Security den
Culimar-Gästen das Thema „Spionage“ näher. Ein Trio gab mit
kurzen Schauspielen einen Einblick in diese Welt, die nichts mit
007-Abenteuern zu tun hat. Und wer genau hinschaute, stellte
ziemlich schnell fest, dass die wahren Informationsdiebe nicht
immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Zudem erlebten
die Mittagstischler am Stand im Foyer die Demonstration eines
„Live-Hack“ mit einem Smartphone und bekamen weitere
interessante Informationen zu aktuellen Spionagemethoden
und wie man sich dagegen schützen kann.
gegeben werden. Während Sprinter vor allem
rutschfeste Sohlen wollen, ist Joggern und Langstreckenläufern vor allem die gute Dämpfung
wichtig.
Unterschiedliche VESTA MID®-Typen werden
deshalb meist als Mittel- und Untersohle eingesetzt, sorgen für optimales Dämpfungsverhalten.
Schließlich soll es ja dem Fuß auf hartem Belag so
angenehm wie möglich gemacht werden.
Welche Eigenschaften hat VESTAMID® noch, was
leistet es im Laufschuh?
VESTAMID® ist eine spezielle Formmasse auf Basis von Polyamid 12 und Polyamid-12-Elastomeren
– es hält hohen mechanischen Beanspruchungen
stand, ist dabei flexibel und bleibt in Form. Dazu
ist es, wie schon beschrieben, sehr leicht.
Für Jogger und Läufer, die in ihren Schuhen bei
jeder Witterung unterwegs sind, ebenfalls wichtig:
Es trotzt Regen, Schnee, Dreck und Matsch ebenso
wie extremen Temperaturen.
Für die Sporthersteller und ihre Designer ist zudem interessant, dass sich dieser Hochleistungskunststoff in unterschiedlichen Farben einfärben
lässt und laserbeschriftbar ist. Bei YouTube gibt
es übrigens Filme, in denen über Sportschuhe,
in denen wir „drinstecken“, sogar mit dem Auto
gefahren wird, um zu demonstrieren, wie „unkaputtbar“ sie sind …
inform
standortzeitung
01 | August 2015 | 6
Es war einmal: Mit der
Glykolfabrik fing die
Geschichte von Sasol
in Marl an.
75 Jahre Sasol in Marl:
ein waschechtes Jubiläum
Die Jubiläen im Chemiepark reißen nicht ab. In diesen Tagen feiert auch Sasol in Marl das 75-Jährige. Der Startschuss für die dreiviertel Jahrhunderte fiel vor zwei Jahren, als der heutige Chemiepark ein grandioses Mitarbeiterfest feierte.
Sasol
in Marl
Marl ist der größte Produktionsstandort von
Sasol in Deutschland –
mit zehn Betrieben und
rund 700 Mitarbeitern.
Hier werden im We­
sentlichen hochwertige
Tenside und Tensid­
vorprodukte produziert.
Die Anwendungsge­
biete reichen von Kosmetika über Reinigungsund Waschmittel bis
zu Pharmazeutika und
technischen Anwen­
dungen für Branchen
wie die Baustoffindustrie.
„Wir müssen
die Menschen
bei umfassenden Veränderungen
mitnehmen
und ihnen die
Ängste vor
neuen Herausforderungen nehmen“
Dr. Thomas Tebroke,
Werkleiter Sasol Marl
Dieses Ereignis nahm Dr. Thomas Tebroke, der seit 2009 die Geschicke des Marler Werks verantwortet, zum Anlass, die Historie
des Sasol-Standorts zu eruieren. Denn einige der zehn Betriebe existieren bereits seit den Gründerjahren des Chemieparks. Ausgehend von der
ersten produzierten Tonne hat die Glykolfabrik (Gebäude 119) als erster Betrieb der Ethylenabteilung am 28. Juni die 75 Jahre „Sasol in Marl“ erreicht.
Sie stellte Ethylenglykol als Frostschutz für Fahrzeuge und daneben auch
Di-Ethylenglykol und Tri-Glykol N her. Zu Beginn wurde hierfür noch mit
Ethylenoxid der damaligen IG Farbenindustrie gearbeitet.Noch im selben
Jahr nahmen auch die Hochdruckhydrierung (Inbetriebnahme zweier Reaktoren) zur Herstellung von Butol (1,3-Dihydroxybutanol) im Gebäude 258,
die Ethylenoxid-Fabrik (538, die heutige Aminfabrik) sowie die Marlonfabrik
(282, Alkylbenzolsulfonsäure/ABS, Salze und Mischprodukte) die Produktion auf. ABS ist auch heute noch das meist verwendete anionische Tensid zur
Herstellung von flüssigen und Pulverwaschmitteln oder Reinigungsmitteln
für Haushalt und Industrie.
Bis Juni 1998 waren alle Sasol-Betriebe sowie die Belegschaft noch im
Hüls-Verbund und erlebten eine gemeinsame Standortentwicklung.
Erst der Verkauf der damaligen Contensio GmbH (die Tensid-Aktivitäten der
ehemaligen Hüls AG) an RWE-DEA mit der Eingliederung in das Chemiegeschäft CONDEA stellte juristisch den Übergang in einen anderen Konzernverbund dar.
Ein weiterer Inhaberwechsel fand im März
2001 statt: CONDEA wurde an Sasol Limited
mit Hauptsitz in Johannesburg (Südafrika)
veräußert, die Sasol Germany GmbH mit Sitz
in Hamburg gegründet. Es folgte die Reorganisation des weltweiten Chemiegeschäfts, bei
der Marl in die Sasol Business Division Olefins
& Surfactants integriert wurde.
„Der Auf bau einer eigenständigen Werkstruktur und zwei Besitzerwechsel mit erforderlicher Integration in die firmenspezifischen Strukturen, Abläufe und Kulturen
waren besondere Herausforderungen“, erinnert sich der damalige Werkleiter Dr. HansJosef Ratajczak.
Deshalb hat sich Sasol als Jubiläumsmotto
für „75 Jahre – ein Werk, ein Team“ auf die
Fahne geschrieben. Dafür wurde auch ein eigenes Logo entworfen. Denn bei aller Veränderung arbeiten die Kolleginnen und Kollegen
im Kern in bewährten Teamstrukturen und
im Produktionsverbund innerhalb des Chemieparks, gut integriert in einen weltweit
erfolgreich agierenden Konzern.
„Sasol hat sich zunehmend zu einem in internationalen Strukturen agierenden Unternehmen gewandelt. Das bedeutete auch für
den Standort Marl einen ständigen Wandel.
Mit allen Vorteilen, aber auch allen dazugehörigen Herausforderungen.
Letztendlich kann ein Unternehmen aber nur bestehen, wenn man sich
verändert und mit der Zeit geht“, fasst Dr. Tebroke zusammen.
Besonders stolz sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihre umfangreiche Sammlung von Materialien zur Entwicklung des Standorts,
die sie anlässlich des Jubiläums gestartet haben. Daraus entstanden eine
Posterserie, die verschiedene Betriebe sowie Abteilungen darstellt, ein
Jahreskalender (Foto) und eine Online-Chronik über verschiedene Unternehmensteile.
Als innovatives Unternehmen produziert Sasol Germany maßgeschneiderte Produkte und Lösungen für die weiterverarbeitende chemische Industrie.
Weltweit verlassen sich mehr als 3.000 Kunden auf das vielfältige Produktportfolio zur Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln, Farben und
Lacken, Kosmetika und pharmazeutischen Produkten sowie Katalysatoren,
Hochleistungsschleifmitteln und Kunststoffadditiven.
Sasol Germany ist Teil des Chemiebereichs von Sasol Limited.
Das Unternehmen ist ein integrierter Energie- und Chemiekonzern und
einer der weltgrößten Hersteller synthetischer Kraftstoffe. Weltweit beschäftigt Sasol mehr als 32.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 37
Ländern.
7 | August 2015 | 01
standortzeitung
Einfache Maßnahme
mit großem Effekt
Gute Ideen für Transportsicherheit und nachhaltige Logistik forderte der
Verband der Chemischen Industrie (VCI) im Frühjahr mit seinem ResponsibleCare-Wettbewerb.
Eine solche hatte die Logistik von Evonik.
Mit dem Aktionstag zur Lkw-Kontrolle
belegte das Team aus Werkschutz und Logistik unter der Zuständigkeit von Robert Schmidkunz, Leiter Gefahrgutmanagement Rhein-Main,
den dritten Platz. An einem Tag im April hatten
Mitarbeiter und Führungskräfte von Logistik und
Werkschutz an 13 Evonik-Standorten in Deutschland und Antwerpen ankommende und abfahrende
Lkw kontrolliert.
dass der Transport zu und von den Standorten unter Einhaltung der vereinbarten und erforderlichen
Regeln sicher erfolgt.
„Die standortübergreifende Zusammenarbeit aller Beteiligten war vorbildlich“, lobt Dr. Franz Merath, Leiter des Geschäftsgebiets Logistik. „Evonik
erhöht damit die Aufmerksamkeit für Transporte
in den Werken und auch auf der Straße. Damit leisten wir einen weiteren Beitrag zum verantwortlichen Handeln der chemischen Industrie in Europa.“
Am Aktionstag wurden speziell auch Nicht-Gefahrgut-Lkw unter die Lupe genommen.
Zu den Prüfkriterien gehörten zum Beispiel die
Bereifung, der allgemeine Fahrzeugzustand und
die Ladungssicherung. Auffälligkeiten bei den
Kontrollen wurden in die Reklamationsdatenbank
aufgenommen und an die Logistikdienstleister
weitergegeben.
Vor allem hinsichtlich der Ladungssicherung
stellten die Kontrolleure oft kleinere Unzulänglichkeiten fest. Bei einigen Fahrzeugen musste
nachgesichert werden.
Doch auch vor Abweisungen bei zu großen Mängeln schreckten Logistik und Werkschutz nicht
zurück. Mit unangekündigten Wiederholungen
dieser Aktion möchte Evonik darauf hinwirken,
Das sah auch die Jury des VCI so. Es handele sich
um eine Aktion mit Beispielcharakter.
Die konnten sich die Juroren an vielen Standorten
vorstellen. Die Kombination aus einer einfachen
Maßnahme mit großem Effekt überzeugte sie,
Evonik aufs Treppchen zu hieven.
Bei der Preisverleihung im Rahmen des parlamentarischen Abends nahm Robert Schmidkunz
gemeinsam mit Sicherheitsreferent Dr. Arndt Glowacki aus Marl, Dr. Gerd Wolter, Standortleiter
Wesseling, und Marls Werkschutzleiter Jörg Sievers die Urkunde von Bettina Knittel, Referatsleiterin Chemie/Kunststoff/Elektroindustrie im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Mittelstand und
das Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen,
entgegen.
TUIS
Drei Stufen
für die
Hilfeleistung
David
Siegwart
im Finale
Marler gewinnt auch bei der Landesausscheidung „Jugend schweißt“ und
qualifiziert sich für den Bundeswettbewerb in Cottbus.
Unternehmen der
Chemischen Industrie
aus Deutschland und
Österreich unterhalten
das Transport-UnfallInformations- und
Hilfeleistungssystem.
Hier können rund um
die Uhr Experten erreicht werden.
Die Hilfe gliedert sich in
drei Stufen: telefonische
Fachberatung, Beratung
durch einen Spezialisten
vor Ort und Unterstützung durch eine oder
mehrere Werkfeuerwehren mit speziellem
Gerät und/oder Fachpersonal.
Gut geprüft: Beim Aktionstag zur Lkw-Kontrolle waren auch in Marl zahlreiche Mitarbeiter und
Führungskräfte von Logistik und Werkschutz vor Ort.
Der große Moment: NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, Robert Schmidkunz, Dr. Gerd
Wolter, Jörg Sievers, Dr. Arndt Glowacki und der Vorsitzende des VCI NRW, Dr. Günter Hilken,
bei der Preisverleihung.
Nächtlicher PropanEinsatz in Cuxhaven
Mit einem Quintett rückte einmal mehr die Evonik-Feuerwehr aus
dem Chemiepark im Rahmen von TUIS (Transport-Unfall-Informationsund Hilfeleistungssystem) aus.
Auf der L 119 bei Bad Bederkesa im Landkreis Cuxhaven war nachts ein Lkw-Sattelzug von der Fahrbahn abgekommen
und hatte sich überschlagen.
Der Fahrer hatte sich bei dem schweren Unfall
glücklicherweise nicht verletzt.
Der Propangas-Tankauflieger allerdings lag ziemlich übel auf der Seite und zeigte massive Schäden
auf, wobei der Tank selbst dicht war. Da die aus
Dormagen angeforderte Werkfeuerwehr der Currenta Flüssiggas nur langsam abfackeln kann und
die Marler in der Lage sind abzupumpen, wurden
David Siegwart gehört nun auch in Nordrhein-Westfalen zu den besten Nachwuchsschweißern. Beim Landeswettbewerb „Jugend schweißt“ in der Handwerkskammer
Südwestfalen zu Arnsberg gewann der Marler
beim Lichtbogenhandschweißen in der Kategorie
„Wolfram-Inertgas-Schweißen“. Veranstaltet wird
der Wettbewerb alle zwei Jahre vom Deutschen
Verband für Schweißen und verwandte Verfahren.
„Dank der guten und
gezielten Vorbereitung
durch seine Ausbilder
beziehungsweise
Schweißlehrer Patrick
Wessel und Kevin
Schulz erhielt er
eine hervorragende
Ausbildung“, hob die
Jury hervor.
Mit dem erneuten Sieg
wird er für NRW am
Bundeswet tbewerb
teilnehmen und gegen
die Erstplatzierten der
übrigen Bundesländer
antreten. Heiß her geht
es dann vom 24. bis 27.
September im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Cottbus.
Auf Abwegen: Dieser Lkw-Sattelzug hatte sich überschlagen und war in der
Böschung gelandet. Hilfe kam auch aus dem Chemiepark.
die Spezialisten aus dem Chemiepark zusätzlich
um tatkräftige Hilfe vor Ort gebeten.
Mit drei Fahrzeugen setzten sich Holger Friedemann, Jochen Eiting, Wolfgang Hake, Michael
Auschra und Sascha Haverkamp in Bewegung.
Insgesamt pumpte das Marler Einsatzteam zirka
13.500 Liter Propan ab. Der Einsatz zog sich für
die Chemiepark-Feuerwehrleute bis weit in den
nächsten Tag.
Nach dem Pumpen fackelten die Dormagener
Kollegen den Rest ab. Erst nach vier Tagen wurde
der Tankauflieger mit zwei Kränen aufgerichtet
und auf einem Schwertransporter weggefahren.
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Tanzträume statt
Traumtänzer
Quick, quick: Evonik-Kollege Horst Stepuhn und seine Frau Kerstin
schwingen sich innerhalb nur eines Jahres bis in die A-Klasse auf
Auf dem Treppchen: Das Ehepaar Stepuhn hat den Sprung (wie hier in Oberhausen) bis zum Aufstieg in die A-Klasse bei 55 Turnieren 24 Mal geschafft. Zudem qualifizierten sich die beiden noch bei 14 weiteren Turnieren fürs Finale der besten sechs Tanzduos.
I have a dream! Horst Stepuhn hat rund
40 Jahre gebraucht, um seinen Traum zu
leben. Als 13-Jähriger startete er seine
ersten Tanzversuche. Drei Jahre später lernte er
auf dem Parkett Kerstin kennen – die Frau seines Lebens, die schon damals auch seine Tanzleidenschaft teilte. Der Weg in die Tanzkreise war
schnell beschritten, aber erst jenseits der 50 raffte
sich das Paar zum Leistungssport auf.
Und was unmöglich scheint: Nach nur gut einem Jahr stiegen die beiden von der D- bis in
die A-Klasse auf. Und das, obwohl sie noch eine
dreimonatige Verletzungspause hinnehmen mussten, weil sie bei der Stadtmeisterschaft in Duisburg
beim Quickstepp wegrutschte und er sie mit seinem starken Arm so fest hielt, dass ihre Schulter
zweifach brach. „Wir haben aber noch zu Ende
getanzt“, schmunzelt der Evonik-Kollege heute,
der im Chemiepark Marl in der Arbeitssicherheit
des Standortmanagements zu Hause ist.
„Es ist einfach wunderbar, Musik und Bewegung in
Einklang zu bringen“, schwärmt Stepuhn.
„Und wir wollten beide immer schon mal Turniere
tanzen.“ Die langen Pausen durch private Ereignisse (darunter fallen auch die zwei Söhne) verhinderten aber einen früheren Einstieg, der mit ganz viel
Zeit und auch erheblichen Kosten verbunden ist.
Der richtige Schwung kam zu seinem 50. Kerstin
überraschte ihn mit einem Turnierkleid, das sie
sich speziell für diesen Geburtstag hatte anfertigen
lassen. „Wir tanzten erstmals vor Publikum“, erzählt Horst Stepuhn, der sich natürlich noch genau
an die drei Tänze erinnert: „Langsamer Walzer,
Slowfox und Quickstepp.“ Und: „Es war ein tolles
Gefühl.“
What a feeling – es begann zu kribbeln. Und als
bald darauf der zweite Stammhalter das elterliche
Haus verließ, machten die Stepuhns die Probe aufs
Exempel. „Die Zeit war jetzt da – und sie war reif“,
lacht Horst. Sie schauten sich einige Clubs an, wo
Tanzen als Breitensport angeboten wurde, und
blieben beim TTC Schwarz-Gold Moers hängen.
„Wir sind dort sehr gut aufgenommen worden und
waren von der ganzen Atmosphäre begeistert.“
Auch vom Training selbst: „Ich hatte mir nicht
vorstellen können, dass uns 45 Minuten Wiener
Walzer so viel weiter bringen können.“
Roger und Martina Hannig konnten es vermitteln, und die Stepuhns meldeten sich an. Am
1. Februar 2014 starteten sie – und gleich durch.
Als sie sich die Fotos von den schwarz-goldenen
Turniertänzern an den Wänden anschauten,
munterten die Trainer die Neulinge auf: „Tanzt
doch Turniere, das war doch schon immer euer
Traum. Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Und die Stepuhns machten. Im Mai ging‘s zum
ersten Turnier nach Münster, und das Duo tanzte
sich sofort als Dritte aufs Treppchen und ließ 15
Paare hinter sich. Genauso munter ging es weiter:
dritter Platz in Recklinghausen, zweiter Platz in
Trier, der erste Sieg in Leverkusen. Als Gewinner
durften sie darüber hinaus in der höheren (C-)Klasse mittanzen und wurden sogar Dritte!
Einen weiteren Meilenstein setzten sie in Karlsruhe. Gleich vier Turniere wollten sie mittanzen,
und dabei nicht nur in der „eigenen“ Altersklasse
bei den Senioren II (45 bis 55 Jahre alt), sondern
auch bei den Einsern (35 bis 45). Ein zweiter Platz
und dreimal der Sprung aufs oberste Treppchen
sorgten für den Aufstieg in die C-Klasse. „In Baden
haben wir rund 80 Paare geschlagen.“
Jetzt kribbelte es nicht mehr, jetzt war das Fieber
ausgebrochen. „Die dreieinhalb Wochen Urlaub
waren uns schon fast zu lang“, berichtet Horst Stepuhn. Die Pause aber unterbrach die Erfolgsserie
keineswegs: Kaum zurück, gab es den ersten Sieg
in der C-Kategorie.
Die A-Klasse erreichten sie kürzlich in München.
Nach 55 Turnieren, in denen sie 38 Mal im Finale der besten sechs standen und 24 Mal von den
insgesamt fünf Wertungsrichtern aufs Treppchen
geschickt wurden.
Sieben Platzierungen (Plätze eins bis drei) und
200 besiegte Paare waren für den Klassenunterschied von B nach A nötig. Die Qualifikation erreichten sie vorwiegend durch die Teilnahme an
top besetzten Turnieren. „Wir lieben hohe Anforderungen.“
Turniertanzen ist ihr neuer Lebensinhalt. „Die Erfüllung unseres Lebenstraums – und das intensiv
mit dem eigenen Partner und zahlreichen neuen
Freunden“, sagen die Stepuhns.
Keine Traumtänzer: Neben Talent und Ehrgeiz ist
jede Menge Fleiß erforderlich. Nahezu jeden Tag
liegen sie sich stundenlang in den Armen, zwei Mal
pro Woche fahren sie zum Privatunterricht nach
Düsseldorf zum heutigen Clubtrainerpaar Renata
und Valentin Lusin, die Dritten der Deutschen
Meisterschaft und 17. der Weltrangliste.
Standard sind momentan im Schnitt zehn Turniere im Monat. Und Standard wird auch getanzt.
Langsamer Walzer, Tango, Slowfox, Wiener Walzer und Quickstepp sind die Tänze, die auf stumpfen wie glatten Brettern die Welt bedeuten.
Verbunden mit Schweiß, ganz viel Schweiß:
Wer gleich bei zwei Turnierstarts im Finale ist,
hat rund 35 Tänze hinter beziehungsweise unter
den Schuhen. „Da verliert man schon mal flott vier
bis fünf Kilo“, weiß Stepuhn. „Wenn man nicht
rechtzeitig ordentlich Kohlenhydrate zu sich genommen hat, kann man unheimlich schnell abbauen.“
Abbauen – das gilt auch hinsichtlich des Kontostands. „Ich war schon ein wenig erschrocken, als
wir erste Bilanz gezogen hatten“, gesteht Horst, der
Immer hübsch lächeln: Kerstin und Horst Stepuhn müssen auch beim 35. Tanz innerhalb eines
Turniertages anmutig Zähne zeigen.
„Wer bei zwei
Turnieren an
einem Tag ins
Finale kommt,
verliert bei
rund 35 Tänzen
schon mal ganz
leicht vier bis
fünf Kilo.“
seine Fliegerjacke als Privatpilot gern gegen den
Frack eingetauscht hat. Rund 4.000 Euro kostet das
Outfit des Duos (und bei einem wird‘s nicht mehr
lange bleiben). Wobei ihr maßgeschneidertes, designtes Kleid eine wahre Pracht ist: 12.000 Swarovski-Steine strahlen mit Kerstin um die Wette.
Ein Genuss. Wie der Leistungssport („Dafür ist es
nie zu spät“) überhaupt.
„Wir freuen uns morgens schon auf das abendliche Training. Und wir sind unglaublich fit geworden. Durch die Ausgeglichenheit bin sich auch
viel leistungsfägiger als früher.“
Das nächste Ziel ist die die Teilnahme Mitte August an den German Open in Stuttgart – das größte internationale Turnier auf deutschem Parkett.
Wenn die Gesundheit weiter mittanzt, steht 2016
das traditionsreichste und wichtigste Turnier der
Welt in Blackpool auf dem Plan. Und natürlich der
letztmögliche Aufstieg in die Sonderklasse.
IMPRESSUM Herausgeber: Evonik Industries AG Redaktion: Volker Hilbt (verantwortlich) Redaktionelle Mitarbeit: Elisabeth Denninghaus, Silke Vogten, Jürgen Wolter, Linda Wozniak
Fotoredaktion: Dieter Debo Fotos: Evonik, privat, Sasol, Jürgen Wolter Layout: Rochus Polanski, Ulrike Scholten
Redaktionsausschuss: Lars Biller, Christian Hein, Dr. Jörg Hellhammer, Dr. Hermann-Josef Korte, Marianne Malkowski, Dieter Peters, Professor Walter Tötsch, Elisabeth Westermann Druck: hülswitt gmbh druck und medien, Marl