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Kugelige Kugelfotos - Hafen-Studio Dortmund Blog
Kugelige Kugelfotos
Fotos mit einer Glaskugel oder durch eine solche erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit. Vor
allem bei Landschafts- und Reisefotografen sind sie immer wieder im Portfolio zu finden.
Woher kommt diese Faszination für Kugeliges?
Abb.1: Kapellenanlage, Südfriedhof Leipzig
Sicher zum einen dadurch, dass man damit quasi "Bild in Bild" arbeiten kann. Eine komplette
Szenerie, ja die gesamte Umgebung findet sich in einem kleinen Ausschnitt des Bildes wieder,
während die Umgebung deutlich reduzierter dargestellt wird.
Dann erfüllen Glaskugeln auch des Landschaftsfotografen Lust, ebenfalls einmal mit einem feinen
Schärfeverlauf und sehr unscharfem Hintergrund zu arbeiten, was üblicherweise durch meist eher
weitwinkelige und abgeblendete Aufnahmen nur selten möglich ist (Abb.1).
© Text und alle Bilder Roland Klecker, dofoto.de.
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Abb.2: Eine der 160 Kirchen in Venedigs Altstadt
Die Glaskugel bietet darüber hinaus eine perfekte Fisheye-Optik mit 180° Aufnahmewinkel. So
lassen sich zum Beispiel ganze Kirchenschiffe (Abb2.) oder große Gebäude am Stück abbilden. Nur
wenige Amateurfotografen haben das notwendige Kapital zur Verfügung sich als Alternative eine
Vollformat-Kamera samt Superfischaugenopjektiv anzuschaffen. Die Kosten hierfür liegen schnell bei
über 3000,- Euro, wenn es dann auch noch modernes Gerät sein soll.
Das Spiel mit der Kugel weckt auch schnell kreative Ideen und kann aus so manchem eher
langweiligen Fotoausflug eine spannende Fotosafari machen. Eine so extrem weitwinklige
Betrachtungsweise ist für das menschliche Auge sehr ungewohnt, man nimmt die Umgebung einfach
ganz anders wahr.
Die Kugel kann kleine Objekte sehr groß darstellen, wenn sie nahe genug sind. Sie ist also quasi
auch eine Makro-Vorsatzlinse, allerdings mit starker Verzerrung.
Und nicht zuletzt: Sie erfüllt auf wunderbare Weise den Spieltrieb in uns ;-)
Worauf ist bei der Kugelfotografie zu achten?
Nun, zuerst sollte die Kugel optisch rein sein. Einschlüsse oder Schlieren im Glas sind vielleicht für
Wahrsagerinnen oder Lichtspielereien vorteilhaft, für die Fotografie sind sie aber nicht zu
gebrauchen.
Hier gibt es optisch reine Kugeln zu kaufen.
Abb.3: Z4, BMW-Welt, München
Spiegelungen stellen ein großes Problem dar! Jegliche Lichtquelle vor der Kugel findet sich auf ihrer
Oberfläche wieder. Polarisationsfilter werden da ganz schnell als Lösung empfohlen, das ist aber
Unsinn. Die Leistung eines Polfilters ist stark abhängig von dem Winkel, in dem das Licht reflektiert
wird.*
Eine Kugeloberfläche bietet aber Spiegelungen in allen Winkel zwischen 0° und 90°, der Filter kann
© Text und alle Bilder Roland Klecker, dofoto.de.
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sich also nur auf einen kleinen Teil der Kugel auswirken, was in den meisten Fällen eher zu noch
unschöneren Bildern führt.
Hilfreich ist es dagegen solche Lichtquellen entweder zu vermeiden (z.B. aus dem Dunklen ins
Helle fotografieren) oder sie einfach ins Bild einzubauen. In Abbildung 3 wurde die Spiegelung der
Lichtkante im Boden als Rahmen für den seinerzeit neuen Z4 genutzt, die Spiegelungen der Lampen
auf und in der Kugel lockern als Sprenkel den eintönigen Boden auf.
Ab.4: Fehlfokus. Leipzig, Südfriedhof
Fokussieren ist auch nicht so einfach. Der Autofokus lässt sich schnell von Spiegelungen auf der
Oberfläche ablenken, so dass der Fokus zu weit vorn liegt. Es kann aber auch passieren dass es
Spiegelungen innerhalb der Kugel auf ihrer rückwärtigen Oberfläche gibt, wenn der AF da packt dann
sitzt die Schärfe auch nicht da wo sie hin soll. Also sucht man sich entweder einen kontrastreichen
Punkt innerhalb des Bildes, das in der Kugel abgebildet wird (bitte OHNE die Kamera zu
verschwenken, NUR durch die Wahl des AF-Punktes!) oder man fokussiert komplett manuell. Hier
hilft die LiveView-Funktion moderner Kameras, da sie meist auch noch über eine Bildschirmlupe
verfügt, die das innere der Kugel bis zum Zehnfachen vergrößert (bei manchen Modellen auch
darüber hinaus). In Abbildung 4 sitzt der Fokus zu weit vorn, was auch am Untergrund gut zu
erkennen ist. Dadurch ist das Grünzeug in der Kugel scharf, das Krematorium im Hintergrund aber
unscharf. Und es sollte nicht so sein ;-)
Abb.5: Venezia, Riva degli Schiavoni
Wie bekommt man nun den Hintergrund unscharf?
Nun, das ergibt sich meistens von allein. Um nicht außerhalb UND innerhalb der Kugel die gesamte
Umgebung zu sehen wählen wir ohnehin eine recht lange Brennweite, meist deutlich über 50mm
hinaus. Die Kugelfotografie erfordert eine ruhige Haltung und damit sehr kurze Verschlusszeiten, die
wiederum bekommen wir oft nur mit weit geöffneter Blende, wenn man die Lichtempfindlichkeit nicht
allzu hoch ansetzen will. Da die Kugel meist formatfüllend aufgenommen wird sind wir auch noch nah
dran, das Abstandsverhältnis zum Hintergrund entwickelt sich also positiv.
Voilá, die klassische Freistellung durch Unschärfe im Hintergrund ist erreicht!*
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Wo stelle ich die Kugel auf?
Nun, an erster Stelle natürlich da, wo sie nicht wegrollt :-)
Das kann ein Astloch in einer Kirchenbank sein (Abb.2), ein senkrechtes Rohr (Abb.5), ein Poller mit
Abb.6: Die Umgebung bietet uns viele Möglichkeiten die Kugel zu platzieren
gestaltetem Kopf (Abb.6) oder eine Astgabel.
Leider ist nicht an jeder fotografisch reizvollen Stelle auch ein solcher Halt gegeben. Hier empfiehlt
sich der Einsatz von einfachen Dichtungsringen, die groß genug sind um der Kugel Halt zu bieten,
aber klein genug um nicht aufdringlich zu sein. Zum späteren Retuschieren ist es hilfreich, wenn der
Dichtungsring eine ähnliche Farbe wie der Untergrund hat. Im Baumarkt gibt es kleine Sets von
Dichtungsringen in verschiedenen Farben. So kann man den Ring an den Untergrund anpassen und
auch ggfls. dessen Spiegelung reduzieren.
Hier ein Beispiel für so ein Set (Affiliate Link): http://amzn.to/1FgI9XH
Abb.7: Ein fester Standpunkt bietet viel Raum zur Gestaltung des Kugelinhaltes
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Abb.8: Street-Fotografie mal auf den Kopf gestellt
Abb.9: Langzeit-Effekte sind bei stabilem Halt natürlich auch möglich
.
Abb.10: Man kann die Kugel natürlich auch einfach in der Hand halten (lassen)
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Abb.11: Licht- und Schattenspiel mit Handhaltung
Abb.12: Durch eine Kugel kann man auch "um die Ecke" fotografieren :-)
Abb.13: Ein Fugenkreuz zwischen Bodenfliesen ist auch ein stabiler Standort.
Ordentlich verarbeitet unterstützt der Boden die Symmetrie gut geplanter Architektur
Umgang, Reinigung, Transport der Kugel
Ab.14: Fingerabdrücke auf der Kugel
Beim Umgang mit der Kugel sind einige Vorkehrungen zu treffen. In erster Linie ist darauf zu achten
dass die Kugel nicht mit den bloßen Fingern angefasst wird. Von leichten Verschmierungen bis zu
sichtbaren Fingerabdrücken kann hier alles passieren (Abb.14). Während das eine "nur" unscharfe
Stellen produziert die oft gar nicht zu sehen sind, können die Abdrücke schon sehr deutlich sichtbar
sein. Im schlimmsten Fall fokussiert der AF auf den Abdruck anstatt auf den Inhalt der Kugel, was oft
erst bei genauer Kontrolle (meist zu spät) auffällt.
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Abb.15: Flusen auf der Kugel sind ein Ärgernis
Es ist aber auch nicht egal womit die Kugel gereinigt und gehandhabt wird. Empfehlen kann man hier
Microfasertücher, die ziehen den Schmutz an und laden die Kugel beim Putzen nicht statisch auf.
Wenn man stattdessen ein reines Küchentuch oder Taschentuch nimmt kann die Oberfläche der
Kugel nur so vor Flusen strotzen, was sich nachher auch als sehr ärgerlich herausstellt. Gerade bei
statischer Aufladung der Kugel wird das im Laufe des Einsatzes mehr und mehr. Kontrolliert man
anfänglich noch konzentriert man sich später nur noch auf die Gestaltung und bemerkt die
zunehmende Verflusung (?) nicht (Abb.15) .
Große Microfasertücher eignen sich dann auch direkt als Transportschutz. Darin eingewickelt findet
die Kugel sicher gut ihren Platz in der Kameratasche. Mit ein bisschen Styropor oder sonstigem
recyceltem Verpackungsmaterial kann man sie auch auf längeren Reisen gut schützen.
Bei Flugreisen ist zu beachten dass die Kugel entweder in das aufgegebene Gepäck kommt oder so
in der Kameratasche verpackt wird, dass man sie schnell auspacken kann. In den
Durchleuchtungsgeräten von Sicherheitskontrollen zeigt -wie mir von einem Sicherheitsbeamten
erklärt wurde- die Glaskugel ein ähnliches Bild wie eine Stahlkugel. Da wird manch ein SecurityMitarbeiter nervös und lässt sich den ganzen Tascheninhalt zeigen. Man sollte übrigens auch darauf
vorbereitet sein die in der Kameratasche befindlichen technischen Geräte einschalten zu können, um
bei der Kontrolle nachzuweisen dass sie ihren offensichtlichen Zweck auch wirklich erfüllen.*
Nachbearbeitung: Drehen oder nicht?
Last but not least stellt sich die Frage nach der Bearbeitung.
Die Bilder in der Kugel sind üblicherweise um 180° gedreht. Ob man es nun gedreht lässt oder nicht
ist sicherlich Geschmackssache. Oft lebt ein Bild aber gerade durch die Drehung und das
Farbenspiel zwischen Kugel und Hintergrund (Horizontwechsel), wie beim Titelbild dieses Beitrages
oder in den Abbildungen 11 und 12.
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Abb.16: Bild links original; Bild mitte mit Kontrastanhebung und entferntem Dichtungsring,
Bild rechts in der Kugel gedreht
Ist der Inhalt der Kugel allerdings nicht abstrakt sondern sehr konkret, wie z.B. die Architektur in
Abbildung 16, dann ist die Drehung sicherlich vorteilhaft. Hierbei ist darauf zu achten dass am besten
schon von vornherein ein Untergrund/Dichtungsring gewählt wird, der dem später oberen Teil in der
Kugel entspricht. Dies erleichtert die Nachbearbeitung deutlich (z.B. heller Himmel: Weißer
Dichtungsring, siehe Abb. 16 links)
Generell ist das Bild in der Kugel ein bisschen flauer als in der Umgebung, hier kann durchaus eine
Kontrastanhebung vorgenommen werden. Eine Markierung der Kugel mit dem kreisförmigen
Markierungswerkzeug (und ein bisschen Fingerfertigkeit) sorgt dafür dass die Bearbeitung selektiv
nur auf den Kugelinhalt angewendet wird, so dass sich die Kugel kräftig vom Hintergrund abhebt
(Abb. 16 mitte/rechts).
Quintessenz:
Die Fotografie mit einer Glaskugel ist eine schöne Spielerei und bedarf ein wenig Planung. Aber
kaum eine andere Disziplin kommt letztlich mit so wenig Equipment aus, kostet so wenig und bietet
so viel ungeahnten kreativen Spielraum. Sie ist gut für Anfänger geeignet, die sich im Umgang mit
der Kamera und in der bewussten Bildgestaltung üben wollen. Praktischen Nutzen gibt es darüber
hinaus nicht, die Bilder haben nur einen rein künstlerischen Wert. Aber das ist ja auch völlig in
Ordnung so :-)
Dieser Blog-Beitrag hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Korrektheit. Für Kritik,
Anregungen oder Lob nutzt bitte Kommentarfunktion.
Kugelfotos in unseren Workshops:
In folgenden unserer Kurse arbeiten wir (auch) mit der Glaskugel:
- Fotografie für Einsteiger
- Fotografie für Frauen - Einsteiger
- Fotografie für Frauen - Erweiterungskurs
- Intensivkurs System- und Spiegelreflexfotografie
- Dreitägiger Kurs für Fortgeschrittene
Danke für die Aufmerksamkeit!
* Zu diesen Themen wird es einen ausführlichen Blogbeitrag geben.
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Kugelfotos eignen sich auch schön für Bilderrätsel.
Im Text enthaltene Links:
Kugelshop: http://glas-per-klick.de/optisch-reines-glas/glaskugeln/index.html
Dichtungsringe bei amazon (afilliate link): http://amzn.to/1FgI9XH
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