Predigt - Bonner Münster

Katholisches Stadtdekanat Bonn
Pressinformation
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Bonn, 07.01.2016 | Manuskript. Es gilt das gesprochene Wort.
Predigt
des Stadtdechanten von Bonn, Msgr. Wilfried Schumacher,
im ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt der Karnevalssession
am Donnerstag, 7. Januar 2016, im Bonner Münster
Die kurze Session bringt es mit sich, dass sich in den vergangenen Tagen die erste
Karnevalisten und die Sternsinger begegneten. Die jungen Menschen verkleidet als die
Dreikönige, die den Menschen eine frohe Botschaft brachten.
Die drei Könige sind gestern auch in unsere Stadtkrippe eingezogen und haben in diesem
Jahr das Prinzenpaar im Schlepptau. Auch die Narrenherrscher eilen zu dem Kind.
Schon seit 1300 Jahren stehen die drei Könige für die damals bekannten Erdteile: Caspar
vertritt als Farbiger Afrika; Melchior ist geschmückt wie ein europäischer König und
Balthasar repräsentiert den asiatischen Kontinent.
„An jeder Eck ne andere Jeck“ heißt das Motto dieser Session und verweist auf die Menschen
aus allen Ecken der Erde, die hier Bonn miteinander leben.
Die Drei Gaben bringen die Könige mit. Ein Weihrauchfass, eine Schale mit Myrrhe, und
Gold. Gaben, die hier werden zu Zeichen für unser Leben werden:
Weihrauch war in der Antike kostbarer und teurer als Gold. Wenn er angezündet wird,
verteilt er sich schnell im ganzen Raum und riecht sehr intensiv.
Gerüche sind in unserer Welt sehr wichtig. Unser Verhalten machen wir oft von den
Gerüchen abhängig. Wir kaufen, was gut riecht, wir machen einen Bogen um etwas, das
stinkt. Wenn man jemanden nicht mag, sagt man: „Ich kann ihn nicht riechen“ oder eine
Sache, die mich ziemlich ärgert, „stinkt mir“
„Wir sind Christi Wohlgeruch“, sagt Paulus in seinem zweiten Brief an die Gemeinde in
Korinth - ein ungeheurer Anspruch. Wohlgeruch meint nicht den Duft eines Parfüms, das
schnell verfliegt, sondern etwas Bleibendes, was die eigene Welt erfüllt.
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So erzählt der Weihrauch von uns: In unserer Welt stinkt so viel zum Himmel. Wir selbst
können etwas daran ändern – gerade auch in den Wochen des Fastelovends. Durch unser
Verhalten können wir aus dem manchem Gestank einen Wohlgeruch machen.
Die Myrrhe steht für das Bittere in unserem Leben. Für alle die Dinge, die ganz schön quälen
und auf der Seele liegen können.
Ich denke an das Leid, das wir an uns und anderen erfahren. Ich denke an die
Enttäuschungen und Verwundungen, die nicht so schnell heilen wollen: Et jitt Ping, die kritt
keene Doktor fott. Ich denke an die Fragen, die wir an das Leben stellen, an die Zweifel, die
wir haben, die Widersprüche in unserem Leben, an die Herausforderungen des Alltags, die
bewältigt werden müssen. Davor bleiben auch Karnevalisten nicht verschont!
Auf den ersten Blick passt das zwar alles nicht zum Karneval. Aber gerade die kölschen
Leedcher haben nicht selten einen Hauch von Melancholie und fangen das ganze Leben ein:
„Der ahle Mann steht vür d’r Weetschaftsdüür, der su jän ens eine drinken däht. Doch dä
hätt vill zu winnig Jeld, Su lang hä och zällt.“ – Treffender kann man die Einsamkeit vieler
Menschen nicht beschreiben. Oder: „Däm Schmitz sing Frau es durchgebrannt” ist die
musikalische Beschreibung einer ernsten Beziehungskrise.
Als Zeichen von Reichtum und Macht schreibt Gold seit Jahrtausenden Geschichte. Gold ist
kostbar und verführerisch: denn wer sich von der „Kostbarkeit“ des Materiellen blenden
lässt, vergisst schnell, dass das Leben das „kostbarste“ ist, was uns Menschen geschenkt ist.
Im Karneval ist das Gold, das glänzt, meistens nur goldlackiertes Blech – und trotzdem sehr
begehrt.
Das kostbare Gold ist eine Antwort auf die Botschaft, die Gott uns mitgibt: „Du Mensch bist
kostbar!“ In all unserer Gebrechlichkeit, unserer Begrenztheit, mit allen Fehlern, Schwächen,
Unzulänglichkeiten, gilt doch: Unser Leben hat einen Wert, der mit keinem Gold dieser Welt
aufzuwiegen ist.
Es tut gut an der Krippe anzukommen – mit allem, was unser Leben ausmacht. Aber wir
können nicht bleiben, so schön es auch sein mag. Wir müssen wieder aufbrechen – und in
den Alltag zurückkehren, der für die meisten hier in den nächsten Wochen Fastelovend
heißt.
Wir können wie Weihrauch sein und Wohlgeruch verbreiten! Wir müssen wissen, dass die
bittere Myrrhe auch zum Leben dazu gehört. Wir glauben, dass kein Orden dieser Welt den
wirklichen Wert eines Menschen aufwiegen kann.
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Msgr. Wilfried Schumacher, Stadtdechant & Münster-Pfarrer, Bonn
Msgr. Wilfried Schumacher (66) ist seit 1998 Stadtdechant in der Bundesstadt Bonn und
Pfarrer am Bonner Münster sowie seit 2000 Leiter der katholischen Citypastoral Bonn.
Nach dem Studium der katholischen Theologie in Bonn und München wurde er 1974 durch
Erzbischof Josef Kardinal Höffner im Kölner Dom zum Priester geweiht. Nach Stationen in
Euskirchen und Köln Buchforst war er von 1978 bis 1981 Diözesanreferent für
Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden. 1981 wurde er Pfarrer in Ägidienberg im
Siebengebirge, bevor er 1988 als Hochschulpfarrer nach Düsseldorf ging. Während dieser
Zeit machte er eine Ausbildung zum geistlichen Begleiter. wilfried-schumacher.de
Stadtdekanat Bonn
Das Stadtdekanat Bonn ist Teil der Katholischen Kirche und eines der 16 Stadt- und
Kreisdekanate im Erzbistum Köln. In den vier Dekanaten des Stadtdekanates leben 120.500
Katholiken (Gesamtbevölkerung Bonn: 320.000). Stadtdechant ist seit 1998 Msgr. Wilfried
Schumacher. katholisch-bonn.de
Bonner Münster
Das Bonner Münster ist die Hauptkirche der katholischen Kirche in Bonn. Seit mehr als 1300
Jahren werden dort die heutigen Bonner Stadtpatrone und christlichen Märtyrer Cassius und
Florentius verehrt. Baubeginn des heutigen Gotteshauses, welches als Stiftskirche des
bedeutenden Cassius-Stiftes diente, war Mitte des 11. Jahrhunderts. Im Bonner Münster
wurden zwei Könige gekrönt (1314 Friedrich III. von Österreich und 1346 Karl VI. von
Luxemburg). 1956 wurde das Bonner Münster zur päpstlichen Basilika Minor erhoben.
Der Legende nach soll die Kaiserin Helena die erste Kirche an diesem Ort gestiftet haben,
wovon zahlreiche Darstellungen zeugen. Dadurch wird sie zur Schwesterkirche des Trierer
Doms, wo die Helena-Verehrung ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblickt. Die
Stadtpatrone Cassius und Florentius hingegen gehören den christlichen Märtyrern der
sogenannten Tebäischen Legion, wodurch das Münster weiterhin mit Stätten wie Köln,
Xanten, Saint Maurice, Zürich, Turin und Mailand verbunden ist. bonner-muenster.de