Wir brauchen ‚echte` Convenience-Stores

MACHE R & MÄRK T E
Exklusiv: Interview mit dem neuen Lekkerland Österreich-Chef
„Wir brauchen ‚echte‘
Convenience-Stores“
Geschäftsführer Emmanuel Fink im Gespräch über den wachsenden
Wettbewerb um Konsumenten und neue Services als Umsatztreiber.
t W : Sind die Tankstellen und ihre Shops
Anfang des Jahres Geschäftsführer von Lekkerland Österreich, davor waren Sie Marketing & Sales Director. Welche Ziele haben
Sie sich gesetzt?
EMMANUEL FINK: Als Geschäftsführer
möchte ich unsere Organisation kontinuierlich weiterentwickeln, damit sie im
intensiven Wettbewerb eine starke Rolle
spielt. Unsere Umsätze steigen seit zwei
Jahren, und diesen Kurs will ich natürlich
gerne fortsetzen. Der Leitfaden dafür ist
„Convenience 2020“, die Wachstumsstrategie der Lekkerland Gruppe. Sie sieht
unter anderem eine Stärkung unseres
Kerngeschäfts sowie den Ausbau maßgeschneiderter „On-the-go“ Foodservice-Lösungen und der Multitemperatur-Logistik vor.
schon optimal aufgestellt?
FINK: Der Markt und die Bedürfnisse der
Endverbraucher haben sich in den vergangenen Jahren rasant verändert. Da ist
es ganz natürlich, dass manche Tankstellen noch Nachholbedarf haben. Hier gibt
es Entwicklungspotential, sowohl für den
Service wie auch für den boomenden
Bistrobereich, wo guter Kaffee und leckere Snacks gefragt sind.
tW: Innovative Lösungen sind gefragt – der
Kampf um Marktanteile der Tankstellenshops ist voll im Gange.
FINK: Die Situation der Tankstellenshops
in Österreich wird maßgeblich durch die
PERSONALIE
Nach eineinhalb Jahren als Sales &
Marketing Director hat Emmanuel
Fink mit Jahresbeginn die Geschäftsführung von Lekkerland Österreich
übernommen. Fink hat an der FH
Wiener Neustadt Wirtschaftsberatende Berufe studiert und war danach vier Jahre in der Unternehmensberatung und zwei Jahre im Bereich
Tourismus tätig. Anschließend arbeitete er acht Jahre lang bei Samsung
Österreich, zuletzt als Vertriebsleiter.
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© Lekkerland
tankstellenWelt : Herr Fink, Sie sind seit
wachsende Zahl der Wettbewerber im
Convenience-Segment geprägt. Sehr viele
Marktteilnehmer und Kanäle wollen heutzutage am wachsenden Convenience-Kuchen mitnaschen. Stark in den Markt
drängen dabei auch die Supermärkte mit
neuen Convenience-Angeboten. Der
Konsument denkt jedoch nicht in Absatzkanälen, sondern in Lösungsangeboten
für seinen persönlichen Bedarf. Für Tankstellen bedeutet das: Sie müssen ihr
Shop-Angebot regelmäßig überprüfen
und bei Bedarf an die veränderten Marktbedingungen anpassen, um für Verbraucher attraktiv zu sein. Dabei sind Fragen
zu beantworten wie: Sind die Preise wettbewerbsfähig? Entspricht das Sortiment
den Bedürfnissen der jeweiligen Endverbraucher am jeweiligen Ort? Lekkerland
bietet Lösungen und Produkte für den
Point of Sale (POS) und steht den Tankstellen als erfahrener Berater und Partner
zur Seite.
tW: Was raten Sie Ihren Kunden?
FINK: Unsere Kompetenz liegt darin, im
Convenience-Bereich maßgeschneiderte
Lösungen für Konsumentenbedürfnisse
und die richtige Sortimentsauswahl in den
Kategorien Food, Non-Food, Foodservice
und Electronic Value anzubieten. Hier
beraten wir unsere Kunden umfassend
und holistisch. Was wir vielen Kunden
aktuell verstärkt raten: „Bietet guten Kaffee zum Mitnehmen an!“ Durch ein qualitativ hochwertiges Kaffeekonzept wird
zusätzliche Frequenz und mehr Umsatz
im Shop generiert. Tankstellen können
bis zu 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes
über Kaffee generieren. Und angesichts
des aktuellen Kaffee-Hypes ist die Nachfrage seitens der Konsumenten enorm.
Daher bietet Lekkerland Komplettlösungen für dieses Thema an – mit verschiedenen Kaffeemarken und Möbelstücken, die sich in jede Tankstelle einpassen
lassen.
tW: Wie bemisst man den Erfolg eines Shopkonzeptes, abgesehen vom Umsatz?
FINK: Eine der wichtigsten Kennzahlen ist
die Konversionsrate: „Wie viele der Tank-
tankstellenWelt
2016 (1-2)
MACHER & MÄR K T E
kunden werden auch zu Shopkunden?“
Diese Rate sinkt seit Jahren. Egal in welchem Absatzkanal, der heutige moderne
Konsument ist nicht bereit, mittelmäßigen
Service und undifferenzierte Sortimentsangebote anzunehmen. Wir unterstützen
unsere Tankstellenkunden daher ganz gezielt dabei, ihre Konversionsrate zu erhöhen. Im Vergleich zu anderen Unterwegsversorgern hat die Tankstelle zwei entscheidende Vorteile: eine hohe Frequenz und
Kunden, die bereits einen Bezahlvorgang
durchführen. Das ist eine gute Basis für ein
erfolgreiches Shopgeschäft.
samkeit zukommen?
FINK: Ja, unbedingt. Der größte heimische
Mineralölkonzern macht es mit seinem
tollen Convenience-Konzept sehr gut vor.
Tankstellenshops müssen sich heute der
Konkurrenz mit Supermärkten und
Systemgastronomen stellen. Nur mit der
Bereitschaft, zu investieren und sich weiterzuentwickeln, wird auch der Umsatz
florieren. Lekkerland kann hier mit erfolgreichen Konzepten und einem ausgeklügelten Category Management unterstützen.
t W : Geht es Tankstellenbetreibern in
Deutschland besser?
FINK: Die Bewertung des deutschen
Tankstellenmarktes überlasse ich gerne
meinen deutschen Kollegen.
t W : Herr Fink, wir bedanken uns für das
© Lekkerland
tW: Dem Shop sollte also größere AufmerkRund 3.400 Belieferungspunkte steuert Lekkerland in Österreich an. Etwa die Hälfte
davon sind Tankstellenshops.
LEKKERLAND
Größter Umsatz mit Tankstellenkunden
Der Großhändler, Systempartner und Logistiker Lekkerland beliefert in sechs
europäischen Ländern 102.700 Tankstellenshops, Kioske, Fachgeschäfte für Tabakwaren, Getränkefachmärkte, Lebensmittelmärkte, Bäckereien, Fast-Food-Ketten und
Kantinen. Bestandteil des Lekkerland-Sortiments sind Getränke, Snacks, Süßwaren,
Bistro-Artikel, Tabakwaren und Prepaid-Produkte.
Lekkerland hat in Österreich rund 3.400 Belieferungspunkte, die Hälfte davon sind
Tankstellenpartner. Im Jahr 2014 wurden hierzulande 80 Millionen Euro – inklusive
Tabaksteuer – umgesetzt. Damit konnte ein leichtes Plus gegenüber 2013 erzielt
werden. Den mit 61 Millionen Euro weitaus größten Anteil am Umsatz machen die
Tankstellenkunden aus, dahinter rangieren die Systemkunden mit 15 Millionen und
die Regionalkunden mit vier Millionen Euro. Lekkerland beschäftigt in Österreich
159 Mitarbeiter.
Lisbeth Klein
Gespräch.〱
Hofer-Tankstellen an OMV verkauft
tankstellenWelt
2016 (1-2)
„Der Firmengruppe geht es
gut“, sagte der Unternehmer
der Tageszeitung. Die Übernahme der Tankstellen durch
die OMV soll dieses Jahr erfolgen. Der Firmensitz soll in
Anif bleiben.
Seit 2009 hatte Friesacher mit
seiner FE Trading sukzessive Automatentankstellen bei Hofer-Discountern eröffnet. Die personallosen Automatentankstellen unterboten anfangs die umliegenden Stationen,
passten sich Beobachtern
zufolge aber mit der Zeit
dem Preisniveau der Wettbewerbstankstellen an.
Trotzdem haben die Stationen in Österreich den Ruf,
günstiger als andere zu sein.
Friesacher möchte sich anscheinend zukünftig auf das Kerngeschäft
der FE-Trading konzentrieren:
Lkw-Tankstellen, Immobilien- und
Versicherungsbüros und Beteiligungen. 〱 ron
©FE Trading
Nach übereinstimmenden Presseberichten in Österreich hat der Ex-Rennfahrer und Tankstellenbetreiber, Markus Friesacher, alle 66 Automatentankstellen bei den Discountmärkten
von Hofer (Aldi) an die OMV verkauft.
Außerdem sollen sechs Tankstellen
Friesachers in Slowenien mitverkauft
worden sein. Über den Kaufpreis
schweigen sich beide Seiten aus.
Den Jahresumsatz gab Friesacher
gegenüber den „Salzburger Nachrichten“ mit 200 Millionen Euro an.
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