Warten (können) oder: Wie werde ich Forscher_in? Camilla Franz Pro-‐aktiv-‐Sein gehört auch in meinem Berufsfeld «Kunstvermittlung und Forschung Kunstvermittlung» dazu. Da fällt das Warten, welches momentan einen Teil meines Lebens darstellt, gar nicht so leicht. Ich warte auf Bescheide, genauer auf positive Forschungsbescheide, die signalisieren: Jetzt kann es losgehen! Das Institute for Art Education (IAE), bei dem ich das Forschungsgesuch geschrieben habe, kenne ich beinahe seit Beginn meines Masterstudiums. Der Einstieg bestand aus einem Student_innen-‐Job für Transkriptionen, dank dem ich einen ersten Einblick in die Fragestellungen des Instituts erhielt. Anschliessend kam das eigene Mini-‐Praxisforschungsprojekt im Rahmen des MAE-‐Moduls «Vermittlung II»: Ich analysierte meinen eigenen Vermittlungsworkshop «Formen der Beteiligung» in der Shedhalle Zürich. Spannend fand ich das, etwas anstrengend auch, weil es die Fähigkeit zur Distanznahme gegenüber der eigenen Arbeit brauchte und den Willen, die konzipierten und erlebten Dinge zu sezieren, um sie – unter Umständen für mich selbst neuartig – wieder zusammenzusetzen. Dabei habe ich gelernt: Es gibt keine neutrale Forschung. Nach einem Jahr Masterstudium konnte ich am IAE als Assistentin für eine Studie mit dem Titel «Altstetten erklärt Blickfelder die Welt» im Auftrag des Volksschulamtes des Kanton Zürich arbeiten. Transkriptionen waren wieder gefragt, diesmal jedoch mit theoretischem Basiswissen und Kenntnissen der Praxis. So wurde mir die Gelegenheit gegeben, aktiv an den Datenerhebungen mitzuarbeiten und vieles vom eben noch Gelernten auszuprobieren. Die Ergebnisse aus einem Workshop mit Interviewten flossen sowohl zurück in die Praxis der Auftraggeber als auch in die weitere Arbeit des IAE, da aus dieser Studie ein Folgeauftrag für ein grosses Praxisentwicklungsprojekt mit Jugendlichen entstand. In diesem Kontext lernte ich: Die Frage «Ist das nun Forschung oder Praxis? » lässt sich nicht immer eindeutig beantworten. Nach der Mitarbeit an der Studie ergab sich die Möglichkeit, beim Aufbau eines Vermittlungsprogramms für die Shedhalle Zürich mitzuwirken. Gemeinsam mit einer Kollegin konzipierte ich das Programm «Die Shedhalle ist keine Insel», suchte Verbündete für die Durchführung und beantragte Drittmittel. Grundlage des Konzepts waren auch theoretische Überlegungen von Vermittlungs-‐ und Forschungskolleg_innen. Nach der Durchführung/Erprobung des Programms stand im Frühling meine Masterarbeit an. Material und Dokumentation des zurückliegenden Vermittlungsprogramms waren eine wesentliche Grundlage für die Arbeit, die zugunsten transformativer Kunstvermittlung in der Shedhalle argumentierte. Für mich stand dabei fest: Forschung braucht Praxis und Praxis braucht Forschung. Eine Menge der Masterarbeitsliteratur ordnete sich dem sogenannten «Educational Turn» zu. Ein komplexes Phänomen, geht es doch um pädagogische und Bildungsansätze, welche im Kunstfeld von Kurator_innen und Künstler_innen seit Kurzem diskutiert und angewendet werden. Viele der dort betrachteten Chancen und Konflikte kenne ich aus meiner Vermittlungspraxis bis heute. Das macht es umso interessanter, als Forscher_in tiefer in den «Educational Turn» aus der Perspektive von Kunstvermittler_innen einzutauchen – diesmal, wenn es klappt, mit einem internationalen Forschungsteam für zwei Jahre. Bis dahin werde ich erstmal «warten».
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