Predigt am 6. September, Jubelkonfirmation in der Ev. Christuskirche Niesky Predigttext: Kolosser 3,16-17 16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. 17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. Liebe Gemeinde, Können Sie sich an einen Mitbewohner oder eine Mitbewohnerin erinnern? Haben Sie derzeit eine Mitbewohnerin, einen Mitbewohner? Ich weiß nicht, welche Erfahrung Sie mit Mitbewohnern gemacht haben, in ihrer Zeit als Student, als sie Auszubildende waren? Wer sind heute ihre Mitbewohner? Ich will ihnen von einem Mitbewohner erzählen, mit dem ich Erfahrungen gemacht habe. Er wohnt bei mir, oder besser, ich wohne bei ihm, oder anders: Wir wohnen zusammen. Nicht nur an Feiertagen oder Festtagen, er ist also nicht nur ein Gast. Dieser Mitbewohner verbringt sehr viel Zeit mit mir. Das ist eben so, wenn man zusammen in einer Wohnung wohnt. Man lernt sich besser kennen, man stellt sich schließlich auf einander ein. Kennen Sie das? Manchmal kennt der eigene Mitbewohner einen besser, als man sich selber kennt. Wenn man so viele Jahre, so viel Lebenszeit miteinander verbringt, dann kennt einen dieser Mitbewohner sehr gut. Sie kennen das vielleicht von ihrem Ehepartner. Je länger man mit einander wohnt, desto mehr ist man aufeinander eingespielt, man kennt sich und schließlich ist man aufeinander angewiesen. Dann sind Abläufe fest eingeübt und wenn der andere fehlt, dann fällt es auf. Freilich hat dieser Mitbewohner auch einen Schlüssel zu meiner Wohnung, sonst wäre er ja kein Mitbewohner sondern ein Gast. Er dringt also in das Innerste meiner Wohnung vor. Er fragt nicht mehr, ob er die Wohnung betreten darf, er tut es und ich darf mit seiner Gegenwart täglich rechnen. Das ist mein Mitbewohner. Wie bei jedem Mitbewohner trägt jener, von dem ich erzähle, auch Sorge um die Wohnung. Das ist ganz normal. Wenn ich mit jemandem zusammen wohne, dann trägt dieser/diese auch Sorge um die Wohnung, hält sie sauber, sorgt sich um die Instandhaltung, bringt den Müll raus, putzt die Fenster, gießt die Blumen: alles das, was ich auch mache. Dieser Mitbewohner sorgt sich rührend. Und dann kann es auch mal sein, dass wir gemeinsam essen und feiern. Und das kann dieser Mitbewohner sehr gut. Es kommt oft vor, dass wir gemeinsam lachen in dieser Wohnung, dass wir uns freuen, dass wir uns unterhalten, dass ich Hilfe durch diesen Mitbewohner erfahre. Er lehrt mir dann etwas, er belehrt mich. Ich erfahre Neues, meistens beim Essen. Mein Mitbewohner ist im Übrigen ein wunderbarer Gastgeber, er deckt vor mir einen Tisch auch im Angesicht meiner eigenen inneren Feindschaft mit mir selbst und mit ihm und schenkt mir natürlich voll ein. Bei diesem Essen haben wir Zeit uns auszusprechen, Feindschaft zu begraben; dort versöhnen wir uns miteinander. Das ist für mich immer sehr berührend, ich kann es schmecken und sehen, wie freundlich er ist. Manchmal gibt mir der Mitbewohner aber auch eine Rüge: „Mensch, räum´ hier doch einmal auf! Mach mal „klar Schiff“, bekomm Deinen Hintern hoch, schaff mal den ganzen Müll aus Deiner Wohnung.“ Liebe Gemeinde, der Mitbewohner, von dem ich Ihnen erzähle ist auch Innenarchitekt und Designer. Wenn er so richtig in Form ist, dann gibt er mir Ratschläge, wo ich eventuell meinen Schreibtisch hinstellen sollte, damit ich besser arbeiten kann, oder wo vielleicht meine Zimmerpflanzen besser gedeihen könnten, wenn ich sie beispielsweise ans Fenster stellen würde. Und auf einmal kann meine Wohnung viel gemütlicher, freundlicher, heller sein. Dank diesem Mitbewohner. Das ist dann meist der Punkt, an welchem ich diesem Mitbewohner dankbar bin, dankbar in meinem Herzen. Und dann singe ich vor Freude und lobe ihn, weil er wirklich gute Ideen hat und Pläne für meine Wohnung entwirft, von denen ich nicht einmal träumen könnte. Mit Liedern lässt sich dann dieser Mitbewohner am besten loben! Er ist sehr musikalisch. Das liegt bei ihm in der Familie. Einer seiner Vorfahren muss wohl ein großer Liederdichter gewesen sein. Aber, wer weiß das schon so genau? Sie werden sich jetzt sicherlich fragen, weshalb dieser Mitbewohner, von dem ich ihnen erzählt habe, das alles macht. Warum ermahnt er mich, warum hält er meine Wohnung sauber, warum singt und lacht er mit mir, warum richtet er unsere Wohnung so gut ein und gibt mir Tipps und Hinweise zur Dekoration und Haushaltsführung? Nun die Antwort liegt auf der Hand: Weil er nicht nur Mitbewohner, sondern auch Eigentümer der Wohnung ist, deshalb tut er das. Und nicht nur das. Ihm gehört das gesamte Haus mit all den anderen Wohnungen dort drinnen. Und er liebt dieses Gebäude, all den Stuck an den Wänden und an der Decke, all die liebevoll dekorierten Fenster, das weitläufige, einladende Treppenhaus. Er betritt sein Haus stets durch die Vordertür, denn dann kann er die zahlreichen Namensschilder der Wohnungen sehen. Er liebt das Gebäude mit all den Wohnungen, er hat es ja selbst gebaut, mit den eigenen Händen, nach den eigenen Gedanken und Vorstellungen. Ganz allein. Und wenn er so durch das Treppenhaus läuft und überall die unterschiedlichen Wohnungstüren sieht, die vielen kleinen und großen Schuhe, die davor stehen, dann schlägt sein Herz höher, weil er jede Wohnung samt Mitbewohner mit Liebe bedacht hat. Sie werden es sicherlich schon ahnen, welchen Mitbewohner und Hausbesitzer ich meine. Es ist das Wort Gottes. Dieses Wort wohnt reichlich unter uns, es lehrt uns und ermahnt uns in aller Weisheit. Wir singen sogar von diesem Wort mit Psalmen und Lobgesängen und unser Herz wird darüber dankbar, es geht über. Das ist ein Mitbewohner, den man sich nur wünschen kann, mit dem ich ewig zusammenleben will und Gott sei Dank ist diese Perspektive nicht unrealistisch. Es ist das eine Wort Gottes, was Mensch geworden ist, Fleisch angenommen hat. Es ist das Wort, welches Gott selbst ist. Im Namen dieses Wortes lohnt es sich zu wohnen und zu leben. Es lohnt sich, diesen Mitbewohner täglich neu am Frühstückstisch als erstes zu begrüßen und das letzte Wort mit ihm vor dem Schlafen gehen zu wechseln. Es lohnt sich mit diesem Mitbewohner alles zu bereden, was mein Leben und meine Wohnung anbelangt. Denn er liebt meine Wohnung. So lassen wir das Wort reichlich unter uns wohnen. Und alles, was wir tun mit Worten oder mit Werken, das tun wir alles im Namen des Herrn Jesus und danken Gott, dem Vater, durch ihn. Amen.
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