Sturm und Zwang DEFA-Filme vor und nach dem Verbotsplenum

Pressemitteilung
Sturm und Zwang
DEFA-Filme vor und nach dem Verbotsplenum
1. bis 20. Dezember im Zeughauskino
Das 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 zählt zu den wichtigsten
kulturpolitischen Zäsuren der DDR-Geschichte. Im Umfeld der Tagung wurden
Bücher, Theater- und Musikstücke verboten, die sich kritisch mit der Entwicklung
der DDR-Gesellschaft auseinandersetzten. Auch die DEFA war massiv betroffen:
Zwölf Spielfilme wurden verboten oder in der Produktion gestoppt und in den
„Giftschrank“ verbannt.
Die Retrospektive Sturm und Zwang versammelt alle zwölf vom Plenum
betroffenen Produktionen, darunter Das Kaninchen bin ich (Regie: Kurt Maetzig,
Datum der Vorführung: 1.12.), Denk bloß nicht ich heule (Regie: Frank Vogel,
19.12.), Fräulein Schmetterling (Regie: Kurt Barthel, 12.12.) und Karla (Regie:
Hermann Zschoche, 15.12.). Welche tiefen Spuren das Plenum hinterließ,
verdeutlichen die Ereignisse der dem „Kahlschlag“ folgenden Jahre: Einige
Regisseure könnten keine Spielfilme mehr drehen, gesellschaftskritische Themen
wurden kaum noch bearbeitet. Die meisten der Verbotsfilme konnten erst
1989/90, nach dem Sturz Honeckers, aufgeführt werden.
Neben der vollständigen Präsentation aller vom Plenum betroffenen
Produktionen, die erstmals komplett in digitalisierter Fassung zu sehen sind,
erkundet die Filmreihe Sturm und Zwang auch das Vorfeld und die Nachwirkungen
des 11. Plenums. Sie zeigt frühere Verbotsfilme wie Konrad Wolfs Film
Sonnensucher ( 2.12.), dem SED-Funktionäre fehlenden Optimismus und eine
unangemessene Darstellung der Partei vorwarfen, woraufhin der Film nach
Schnitten und zusätzlichen Aufnahmen zunächst zugelassen dann aber auf
Intervention der Sowjetunion vom Studio zurückgezogen wurde.
Außerdem sind kritische Gegenwartsproduktionen aus der ersten Hälfte der
1960er Jahre zu sehen wie Jürgen Böttchers verbotene bzw. selten gezeigte
Dokumentarfilme Drei von vielen und Barfuß und ohne Hut (8.12.) sowie Werke, in
denen Regisseure ihre Erfahrungen nach der Maßregelung durch die Partei
verarbeitet haben wie beispielsweise Kurt Maetzig in seinem Film Das Mädchen auf
dem Brett (20.12.), der von einer erfolgreichen jungen Wasserspringerin erzählt,
die im Wettkampf bei einem schwierigen Sprung versagt.
Im Rahmen der Retrospektive findet am 10. Dezember von 10.30 Uhr bis 18 Uhr im
Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums ein Symposium statt, bei dem der
von Andreas Kötzing und Ralf Schenk herausgegebene Band Verbotene Utopie. Die
SED, die DEFA und das 11. Plenum vorgestellt wird. Autoren des Buches stellen
Zeughauskino im
Deutschen Historischen Museum
(Zeughaus, Eingang Spreeseite)
Unter den Linden 2
10117 Berlin
Informationen Zeughauskino:
Jörg Frieß
T. +49 (30) 20304-420
[email protected]
Kinokasse
T. +49 (30) 20304-770
Eintrittspreis: 5 €
Webseite
www.zeughauskino.de
Seite 2
neue Arbeitsergebnisse zu Hintergründen und Folgen des Plenums vor. Volker
Petzold beleuchtet die bisher in der Forschung weitgehend unberücksichtigt
gebliebenen Ereignisse im DEFA-Trick- und im DEFA-Dokumentarfilmstudio.
Ursula von Keitz unternimmt eine Drehbuchlektüre als imaginäre FilmRekonstruktion und untersucht die Entstehungsgeschichte des Films Ritter des
Regens, des einzigen Verbotsfilms von 1965, dessen Materialien bis heute
unauffindbar sind.
Die von der DEFA-Stiftung und dem Zeughauskino veranstaltete Filmreihe Sturm
und Zwang wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Bundeszentrale
für politische Bildung und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin. Das
Symposium findet in Zusammenarbeit mit dem Hannah-Arendt-Institut statt.
Weitere Informationen und Angaben zum vollständigen Programm der Reihe
finden Sie auf unserer Homepage. Auf Anfrage stellen wir Ihnen gerne Bildmaterial
zur Verfügung.