die neue welle im schwedischen film

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FOTO: FREDRIK WENZEL
Ruben Östlunds Film Höhere Gewalt (2014) über eine Familienkrise während eines Skiurlaubs gewann den Jury-Preis in Cannes
FILM:
DIE NEUE WELLE IM SCHWEDISCHEN FILM
Ingmar Bergman und andere Autorenfilmer haben die schwedische Filmkunst vor Jahren berühmt
gemacht. Mit Namen wie Ruben Östlund und Lisa Langseth macht jetzt eine neue Regisseurgeneration von sich reden – und gewinnt nicht nur das Publikum im In- und Ausland für sich, sondern
auch nationale und internationale Preise. Ihr Spektrum reicht von kleinen Independent-Filmen
bis hin zu eingängigen Hollywood-Streifen.
Ruben Östlund ist Drehbuchautor und
Regisseur. Er kam über Skifilme, die er im
jungen Erwachsenenalter machte, zum
professionellen Film. Sein Spielfilmdebüt
gab Östlund 2004. Seither drehte er zwei
preisgekrönte fiktionale Kurzfilme und drei
Spielfilme. Für Play – Nur ein Spiel? (2011)
gewann Östlund den Filmpreis des Nordischen Rates, die Auszeichnung Bester
Regisseur auf dem Tokyo Film Festival und
den Coup de Coeur bei den Internationalen
Filmfestspielen von Cannes. Östlunds jüngster Film Höhere Gewalt (Turist, 2014) wurde
2014 in Cannes mit dem Preis der Jury in
der Sektion Un Certain Regard belohnt.
Lisa Langseth ist eine innovative Regisseurin, die sich gern den Themen Geschlecht, Klasse und Macht widmet. Ihr
Debüt Die innere Schönheit des Universums (Till det som är vackert, 2010) handelt von Machtstrukturen in der Kulturwelt.
Der Film lancierte die Karriere von Alicia
Vikander, mit der Langseth auch in „Hotel“
(Hotell, 2013) zusammenarbeitete.
Lukas Moodysson hatte seinen Durchbruch
1998 mit Raus aus Åmål (Fucking Åmål).
Seither führte er bei etlichen Filmen Regie,
so zum Beispiel bei Zusammen! (Tillsam­
mans, 2000), Lilja 4-ever (2002) und Mammut
(2009) mit Gael García Bernal und Michelle
Williams. Sein jüngster Film Wir sind die
Besten! (Vi är bäst!) gewann 2013 den Hauptpreis des Tokyo International Film Festival.
Gabriela Pichler ist Drehbuchautorin und
Regisseurin von Essen Schlafen Sterben
(Äta sova dö, 2012), einer Tragikomödie
über eine Frau, die ihre Arbeit verliert. Der
Film gewann unter anderem den RaroVideo
Publikumspreis der Internationalen Kritikerwoche bei den Internationalen Filmfestspielen
von Venedig 2012. Pichlers jüngste Arbeit ist
das Theaterstück „Rote Karte“ (Rött kort, 2014).
Tomas Alfredson führte Regie bei der Verfilmung von John le Carrés Dame, König, As,
Spion (2011). Sein Vampirdrama So finster
die Nacht (Låt den rätte komma in, 2008)
räumte 2008 auf dem Tribeca Film Festival
die Auszeichnung als Best Narrative
Feature ab. Zurzeit arbeitet Alfredson am
Kriminalfilm „Der Schneemann“ und an
einer englischsprachigen Adaption von
Astrid Lindgrens Die Brüder Löwenherz.
Lisa Aschan führte bei einem Kurzfilm
und einer Fernsehserie Regie, um dann mit
„Die Affenmädchen“ (Apflickorna, 2011)
ihren ersten Spielfilm zu drehen. Der Film
über zwei miteinander konkurrierende Teenagerinnen gewann nicht nur schwedische
Preise, sondern holte auf dem Tribeca Film
Festival auch die Auszeichnung Best Narrative Feature und auf der Berlinale den Gläsernen Bären. Aschans nächster Film The Deposit (Det vita folket) soll 2015 erscheinen.
Daniel Espinosa führte Regie bei der
Verfilmung von Jens Lapidus’ Kriminalroman Easy Money – Spür die Angst
(Snabba cash, 2010). Daraufhin konnte er
den Action-Thriller Safe House mit Denzel
Washington in einer der Hauptrollen realisieren. Espinosas jüngster Film Kind 44
mit Tom Hardy und Gary Oldman kam im
Frühjahr 2015 auf die Leinwand. n
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FOTO: LENNART NILSSON/TT
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Alicia Vikander ist noch nicht einmal
dreißig und fesselte das Kinopublikum
bereits in drei verschiedenen Sprachen:
in Dänisch (Die Königin und der Leibarzt,
2012), in Englisch (Anna Karerina, 2012)
und natürlich in ihrer Muttersprache
(„Hotel“, 2013). Vikander, die ausgebildete
Balletttänzerin ist, wird 2015 in sechs Filmen
zu sehen sein, so zum Beispiel in Ex Machina
und in Guy Ritchies Solo für O.N.C.E.L.
Heute ist sie noch relativ unbekannt, aber
Alicia Vikander wird wohl schon bald eine
feste Größe in der Welt des Films sein.
FOTO: CAP/NFS/CAPITAL PICTURES/TT
Ingrid Bergman war 2015, dem Jahr ihres hundertsten Geburtstags, das Gesicht der
Internationalen Filmfestspiele von Cannes
SCHWEDISCHE IKONEN
Shootingstar Alicia Vikander in
Testament einer Jugend (2014)
Der Regisseur Johan Renck ist besonders
bekannt für seine Werbefilme und Musik­
videos. Im Jahr 2008 gab er mit Download­
ing Nancy sein Spielfilmdebüt; er führte
außerdem bei etlichen Episoden von Fernsehserien Regie, so auch bei Breaking
Bad, The Walking Dead und Vikings.
Jüngst bekam Renck große Anerkennung
für seine Regiearbeit bei den ersten sechs
Episoden von The Last Panthers (2015).
Jonas Åkerlund ist ein anderer schwedischer Regisseur, der sich weniger mit
Spielfilmen einen Namen machte als mit
Musikvideos. Seine innovativen Videos
für Künstlerinnen wie Madonna, Lady
Gaga und Beyoncé brachten Åkerlund viele Preise ein, darunter Grammy Awards,
MTV Video Music Awards und Music Video Production Association Awards.
Lasse Hallströms Mein Leben als Hund
(1985) wurde zweifach für den Oscar nominiert. Im Jahr 1991 begann Hallström
seine Hollywood-Karriere, während der er
zum Beispiel Gilbert Grape – Irgendwo in
Iowa (1993), Gottes Werk & Teufels Beitrag
(1999), Chocolat ... ein kleiner Biss genügt
(2000) und Safe Haven – Wie ein Licht in
der Nacht (2013) schuf.
Der Film Die unerträgliche Leichtigkeit des
Seins (1988), in dem sie mit Daniel Day-Lewis
zu sehen ist, rückte Lena Olin ins internationale Rampenlicht. Seither arbeitete die
Schauspielerin mit Regisseuren wie Sydney
Lumet, Roman Polanski und Sydney Pollack.
Zu Olins jüngsten Projekten gehört die US-­
Fernsehserie Welcome to Sweden (2014–).
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Schweden ist die Heimat etlicher Schauspielerinnen, die Kultstatus erlangt haben. Im Jahr 2015 jährt sich Greta Garbos Geburtstag zum hundertzehnten und Ingrid Bergmans Geburtstag
zum hundertsten Mal; Anita Ekberg verstarb leider im Januar.
Der Jahrestag von Ingrid Bergmans Geburt wurde 2015 bei den
Filmfestspielen von Cannes gefeiert.
Ingrid Bergman wäre 2015 hundert Jahre
alt geworden (sie verstarb 1982). Bergman
ist eine der am häufigsten mit dem Oscar
ausgezeichneten Schauspielerinnen aller
Zeiten und gewann auch etliche andere
Preise, darunter zwei Emmys, vier Golden
Globes und einen Tony. Ingrid Bergman
zierte das offizielle Plakat der Filmfest­
spiele von Cannes 2015, bei denen auch
ein neuer Dokumentarfilm über die
Schauspielerin Premiere hatte. In Ingrid
Bergman – In Her Own Words (Jag är Ingrid,
2015) sind Sigourney Weaver, Isabella
Rossellini und die aufsteigende schwedische Schauspielerin Alicia Vikander zu
sehen, die Regisseur Stig Björkman „die
Ingrid Bergman unserer Zeit“ nannte.
Unvergessen ist Ingrid Bergman besonders wegen ihrer Rollen an der Seite von
Humphrey Bogart in Casablanca (1942) und
Cary Grant in Alfred Hitchcocks Berüchtigt
(1946). Zum ersten Mal fiel Bergman 1936
im schwedischsprachigen Film Intermezzo
auf, der sie 1939 im Rahmen eines Remakes
nach Hollywood führte. Für ihre letzte große
Rolle in Herbstsonate (Höstsonaten, 1978)
unter der Regie von Ingmar Bergman (mit
dem sie übrigens nicht verwandt ist) kehrte
die Schauspielerin nach Schweden zurück.
Greta Garbo wurde ein Jahrzehnt vor
Ingrid Bergman geboren. Sie war ein Star
in der Stummfilmära und in den frühen
Tonfilmen der 1920er und 1930er Jahre.
Mit ihrer Rolle im schwedischen Film Gösta
Berling (Gösta Berlings saga, 1924) erregte
sie die Aufmerksamkeit Hollywoods. Nach
ihren Erfolgen mit Stummfilmen, in denen
ihr wegweisende – einerseits ausnehmend
expressive, andererseits zurückhaltend-­
realistische – Darstellungen gelangen,
schaffte Garbo 1930 den Sprung zum Tonfilm.
Garbo war bei drei Oscar-Verleihungen
nominiert. Sie gewann aber – viele Jahre
nach dem Ende ihrer Karriere – „nur“ den
Ehren-­Oscar. Die geheimnisvolle Greta
Garbo machte 1941 ihren letzten Film und
führte dann ein zurückgezogenes Leben.
Anita Ekberg reiste 1951 als Miss Sweden
für den Miss-Universe-Wettbewerb in die
USA und kam daraufhin bei Universal Studios unter Vertrag. Ekberg ist wohl besonders bekannt für ihre Rolle neben Marcello
Mastroianni in Federico Fellinis Film Das süße
Leben (1960) mit der berühmten Badeszene
im Trevi-Brunnen. Die Schauspielerin verstarb 2015 im Alter von 83 Jahren. n
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FOTO: MAGNOLIA PICTURES
AKTUELLE FILMGRÖSSEN
Noomi Rapace wurde durch ihre Rolle der
Lisbeth Salander in der Verfilmung von Stieg
Larssons Millennium-Trilogie (2009) international bekannt. Danach war sie in Holly­woodProduktionen wie Sherlock Holmes – Spiel im
Schatten (2011) und als Hauptdarstellerin in
Ridley Scotts Prometheus – Dunkle Zeichen
(2012) zu sehen. Auch in Prometheus 2 (2016)
wird sie neben Michael Fassbender eine der
Hauptrollen übernehmen.
Peter Stormare erlangte durch den Film
Fargo (1996) der Coen-Brüder internationale
Bekanntheit. In The Big Lebowski (1998)
übernahm er die Rolle von Nihilist 1. Auch in
Armageddon – Das Jüngste Gericht (1998),
Minority Report (2002) und The Last Stand
(2013) ist Stormare zu sehen. Stormare wird
laufend für Fernseh- und Filmrollen ausgewählt; allein 2014 übernahm er 14 Parts.
Malin Åkerman erlebte ihren Durchbruch
2007 neben Ben Stiller in der Farrelly-­
Komödie Nach 7 Tagen – Ausgeflittert.
Seither war sie in Blockbustern wie
Watchmen: Die Wächter (2009) und
Selbst ist die Braut (2009) zu sehen.
Joel Kinnaman erlangte durch seine Rolle in
Easy Money (2010) internationale Berühmtheit. Daraufhin übernahm er eine Hauptrolle in der Fernsehserie The Killing (2011–
2014) und im Spielfilm RoboCop (2014).
DIE SKARSGÅRDS –
EINE SCHAUSPIELERFAMILIE
Alexander wurde durch seine Rolle als
Vampir Eric Northman in der HBO-Serie
True Blood (2008–2014) bekannt. Er hatte
auch Hauptrollen in Filmen wie Straw
Dogs – Wer Gewalt sät (2011), Melancholia
(2011) und The East (2013). In der Adaption
der klassischen Tarzan-Geschichte durch
Harry-Potter-Regisseur David Yates übernimmt er die Rolle des Tarzan.
Während Alexander durch eine Vampir­
darstellung bekannt wurde, erlangte sein
Bruder Gustaf als Wikinger Berühmtheit:
Er hat die Rolle des Floki in der MGM/History
Channel-Fernsehserie Vikings (2013–).
In Schweden hatte sich Alexander durch
Filme wie Faustrecht (Ondskan, 2003),
Patrik 1,5 (Patrik 1,5, 2008) und Kon-Tiki
(2012) einen Namen gemacht.
Stellan Skarsgård, der Vater von Alexander
und Gustaf, wirkte nicht nur erfolgreich
in Hollywood-Blockbustern wie Good Will
Hunting – Der gute Will Hunting (1997)
sowie in den Pirates-of-the-Caribbean(2006–2007) und The-Avengers-Filmen
(2012–2015) mit, sondern auch in kleineren
Autorenfilmen wie Lars von Triers Dogville
(2003) und Nymph()maniac (2013). Er hat
zwei weitere Schauspieler-Söhne, Bill
(Simon (Simon och ekarna), 2011) und
Valter (IRL, 2013), sowie vier Kinder, die
nicht schauspielern. Das kann sich aber
durchaus noch ändern, wurde der jüngste
Sprössling doch erst 2012 geboren.
Schwedische Pyrotechnik in So finster die Nacht (2008)
VISUELLE SPEZIALEFFEKTE
Im Zusammenhang mit dem schwedischen
Film denkt man wohl nicht sofort an Spezialeffekte. Aber ehrgeizige Bemühungen
auf Seiten schwedischer Produktionsund Nachproduktionsfirmen haben in den
letzten zehn Jahren unzweifelhaft Einfluss
auf die internationalen Aktivitäten im Bereich visuelle Effekte gehabt.
Filmgate gründete 2006 eine Post-Production-Firma in Schweden und arbeitete
bereits mit über 85 Spielfilmen in 11 Ländern. Unter anderem schuf das Unternehmen die Spezialeffekte für Mammut (2009)
sowie eine fünfminütige Lawinenszene in
Höhere Gewalt (2014). Filmgate war auch
an internationalen Filmen beteiligt, so an
Cloud Atlas (2012), an Lars von Triers
Antichrist (2009) und am bald erscheinenden britischen Werwolffilm Howl (2015).
Fido film ist eine der größten skandinavischen Firmen für Spezialeffekte und arbeitet
schwerpunktmäßig mit Trickfilmanimation.
Mit seiner Arbeit am Vampirdrama So finster
die Nacht (2008) war das Unternehmen maßgeblich am schwedischen Vorstoß in die Welt
des Science-Fiction- und Horrorfilms beteiligt.
Für ihren Beitrag an David Attenborough’s
Natural History Museum Alive wurde die Firma 2014 für einen BAFTA-Award nominiert.
Panorama film ist eher auf physikalische
denn auf digitale Effekte spezialisiert, und
seit seiner Gründung im Jahr 1982 schuf
das Unternehmen wohl so ziemlich jeden
denkbaren Wetter-, Feuer-, Feuerwerksund Feuerwaffeneffekt. Unlängst produzierte die Firma die Effekte für den schwedischen Drama-Thriller Gentlemen (2014).
Angesichts der Menge an Kriminal- und
Polizeifilmen, die in Schweden produziert
werden, geht dem Unternehmen in nächster Zeit wohl kaum die Arbeit aus.
Als Konsequenz des schwedischen Aufschwungs in Sachen visuelle Effekte werden
diese beim wichtigsten schwedischen Filmpreis, bei der Guldbaggen-Vergabe, wieder
eine eigene Preiskategorie bekommen. n
SCHWEDISCHE ACADEMY-AWARD-GEWINNER
Die bekannteste Persönlichkeit unter den schwedischen Oscar-Gewinnern ist Ingrid Bergman.
Sie wurde zweimal als beste Hauptdarstellerin
geehrt (Das Haus der Lady Alquist, 1944, und
Anastasia, 1956) und einmal als beste Nebendarstellerin (Mord im Orient-Express, 1974).
Drei Filme von Ingmar Bergman wurden unter
der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet (Die Jungfrauenquelle, 1960, Wie in einem Spiegel, 1961,
und Fanny und Alexander, 1983). Im Jahr
1970 wurde Bergman auch der Irving G.
Thalberg Memorial Award zugesprochen.
Einige andere schwedische Oscar-Gewinner
sind Arne Sucksdorff (Bester Kurzfilm, Menschen in der Stadt, 1949), Olle Nordemar
(Bester Dokumentarfilm, Kon-Tiki, 1951),
Greta Garbo (Ehren-Oscar, 1955), Sven Nykvist
(Beste Kamera, Schreie und Flüstern, 1974,
und Fanny und Alexander, 1983) sowie
Anna Asp und Susanne Lingheim (Bestes
Szenenbild, Fanny und Alexander, 1983).
Bei der Oscar-Verleihung 2013 wurde sowohl Paul Ottosson (Zero Dark Thirty, 2012)
als auch Per Hallberg (Skyfall, 2012) der
Preis für den besten Tonschnitt verliehen.
Ottosson und Hallberg waren beide zuvor
schon mit dem Academy Award gewürdigt worden, Ottosson mit dem Oscar für
den besten Ton und den besten Tonschnitt
(Tödliches Kommando – The Hurt Locker,
2009) und Hallberg mit dem Oscar für den
besten Tonschnitt (Braveheart, 1995, und
Das Bourne Ultimatum, 2007).
Der letzte schwedische Oscar-Gewinner ist
Malik Bendjelloul, der 2013 mit Searching
for Sugar Man (2012) den Preis für den
besten Dokumentarfilm bekam.
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FOTO: STUDIO 24
KINOFAKTEN
Im Jahr 2014 wurden in schwedischen
Filmtheatern 16,3 Millionen Tickets im Wert
von insgesamt rund 1,652 Milliarden SEK
verkauft. Die meisten Schweden (58,2 %)
sehen am liebsten US-Filme, während 25,1 %
schwedische Filme bevorzugen. Mit 1,57 Millionen Zuschauern war im Jahr 2014 eine
inländische Produktion der meistgesehene
Film in Schweden, nämlich Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Hundraåringen som klev ut genom
fönstret och försvann). Der Film gewann auch
mehrere internationale Auszeichnungen.
GERECHTE FÖRDERUNG
Die schwedischen Filmfördermaßnahmen
unterstützen die Produktion, Bewerbung
und Distribution schwedischer Filme und
erfolgen in Zusammenarbeit zwischen dem
Staat, der Filmindustrie, Kinobesitzern
und Fernsehanstalten. Das jüngste Filmabkommen 2013–2015 verleiht den Filmschaffenden eine größere Vertriebsfreiheit;
außerdem macht es zur Auflage, dass „die
Geldmittel“ bei den Schlüsselpositionen
Regie, Drehbuch und Produktion „zu gleichen Teilen zwischen Frauen und Männern
aufzuteilen sind“. Die Filmfördermaßnahmen laufen 2017 als Modell aus. Daraufhin
wird der Staat den Fokus auf die Aspekte
Qualität, Innovation und Zugänglichkeit
setzen, um ein besseres Gleichgewicht zwischen künstlerischen und kommerziellen
Interessen herzustellen.
Mit der Verwaltung und Zuteilung der Förder­
mittel ist das Schwedische Filminstitut betraut. Im Jahr 2013 beliefen sich die Beiträge
auf eine Summe von ungefähr 332 Millionen
SEK. Aber es gibt auch andere Vertriebsmöglichkeiten, wie der Crowd­funding-­­Erfolg
des 27-jährigen Einsteigerregisseurs David
Sandberg zeigt: Für seine Martial-Arts-­
Parodie Kung Fury setzte er einen neuen
kickstarter.com-Rekord. Der Film hatte 2015
im Rahmen der Directors’ Fortnight bei den
Internationalen Filmfestspielen von Cannes
Premiere. Darauf wurde er bei SVT (der
öffentlich-rechtlichen Fernsehgesellschaft
Schwedens) gezeigt und ist nun auf YouTube
und anderen Videoportalen zu sehen.
A. d. Hrsg.: Titel in Kursivschrift = offizieller dt. Titel;
Titel in Anführungs­zeichen = ersatzweise erläuternde
Übertragung des Originaltitels
1 SEK (Schwedische Krone) =
0,11 EUR
Roy Anderssons Tableau-Ästhetik in Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt
über das Leben nach (2014)
SCWEDISCHE AUTORENFILMER
Ihre Filme und Bildersymbolik haben die gesamte Filmindustrie
zutiefst geprägt. Ingmar Bergman und Roy Andersson sind zwei
der großartigen schwedischen Autorenfilmer.
Ingmar Bergmans Karriere als Regisseur und
Autor erstreckte sich über fast sechs Jahrzehnte. Bergman ist noch immer einer der bekanntesten Namen des schwedischen Kulturlebens, und sein Schaffen inspiriert und bewegt
das Filmpublikum und die Filmemacher bis
heute. Der 2007 verstorbene Bergman führte
bei über 50 Spielfilmen Regie, darunter Wilde
Erdbeeren (Smultronstället, 1957), Persona
(Persona, 1966) und Fanny und Alexander
(Fanny och Alexander, 1982). Das Bergman-­
Museum Bergmancenter – auf der Insel Fårö,
wo der Regisseur viele seiner Filme drehte
und ab 1967 lebte – öffnet seine Türen jeden Sommer für die Öffentlichkeit und ist
während der international renommierten
Bergman-Woche besonders gut besucht.
Roy Andersson wurde mit Eine schwedische Liebesgeschichte (En kärlekshistoria,
1970), einem Film über eine Teenager-­
Liebe, als Spielfilmregisseur bekannt.
„Giliap“ (Giliap, 1975) wurde von den Kritikern zerrissen. Erst im Jahr 2000 vollendete
Perfektionist Andersson seinen dritten
Spielfilm Songs from the Second Floor
(Sånger från andra våningen), der ein
voller Erfolg war und mit dem sich Das
jüngste Gewitter (Du levande, 2007) und
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und
denkt über das Leben nach (En duva satt
på en gren och funderade på tillvaron,
2014) Thema und Bildersymbolik teilen.
Das zuletzt genannte Werk wurde auf den
Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen als bester
Film ausgezeichnet. Anderssons einzigartiger visueller Tableau-Stil hat Filmemacher
auf der ganzen Welt stark geprägt. n
NÜTZLICHE LINKS
www.sf.se SF-Kinos
www.sfi.se Schwedisches Filminstitut
www.statensmedierad.se Schwedischer Medienrat
www.swedenfilmcommission.com Sweden Film Commission
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