Ex NT Paulus Leben und Mission - EKHN

Examensvorbereitung NT – Paulus: Leben und Mission
1/2
Leben und Mission des Paulus
Literatur: Samuel VOLLENWEIDER, Art. Paulus, RGG4 Bd. 6, Sp. 1035-1042.
Jürgen ROLOFF, Neues Testament (71999), § 5 Das Apostelkonzil.
1. Quellen
•
•
Primärquellen sind die einem breiten Forschungskonsens nach authentischen Briefe: Röm,
1/2 Korinther, Gal, Phil, 1Thess, Phlm. Andere Briefe sind heftig umstritten, v.a. Kol und 2
Thess.
Von großem historischem Wert ist die Apg. Bietet ein chronologisches Gerüst und greift auf
viele historisch wertvolle Gemeindeüberlieferungen und Mitarbeiterberichte zurück.
Theologische Tendenz: Harmonisierung; etappenweise Schilderung der Heidenmission.
2. Chronologie
Eckpunkt: Prokonsulat Gallios in Achäa 51/52 und seine Vernehmung Paulus', vmtl 51.
Claudius-Edikt vmtl 49.
Relative Chronologie basiert v.a. auf Zeitangaben in Gal 1f. (auch 2Kor 11; 12),
Reiseinformationen in den Briefen, Informationen der Apg. Standardmodell:
32/33 Berufung
35
erster Jerusalemsbesuch
36-47 Wirken in Tarsus, Antiochien, mit Mission in Zypern und Südkleinasien.
48
Apostelkonzil
48/49 Antiochenischer Zwischenfall
49/50 Mission in Kleinasien/Makedonien
50-52 erster Korinth-Aufenthalt
52-55 erster Ephesus-Aufenthalt
55/56 letzte Makedonienreise
56/57 zweiter Korinthaufenthalt
57
letzte Jerusalemreise und Verhaftung
57-59 Gefangenschaft in Cäsarea
59
Überführung nach Rom
60-62 Aufenthalt in Rom.
Bezeichnet sich selbst als 'alter Mann', könnte also um die Zeitwende geboren sein.
•
•
•
3. Biographie
•
•
Briefe zeigen das Profil einer kompetitiven Persönlichkeit mit großer kommunikativer und
intellektueller Begabung, aber auch einer konfrontativen Tendenz.
Litt offenbar unter einer schweren Krankheit. Ehelosigkeit fällt auf.
3.1 Der vorchristliche Paulus
• Geboren in der kilikischen Metropole Tarsus. Stammt aus einer jüdischen Familie, vllt aus
Galiläa, sieht sich mit Stolz als Hebräer.
• Hatte vmtl tatsächlich das römische Bürgerrecht.
• Dies und Bildung und Besitz deuten auf eine mittlere soziale Stellung seiner Familie.
• Lernte das Zeltmacherhandwerk.
• War Pharisäer, lässt sich als Jugendlicher in Jerusalem ausbilden (woanders waren
Torastudien undenkbar).
Examensvorbereitung NT – Paulus: Leben und Mission
•
2/2
Setzt sich für die Durchsetzung der Synagogaljustiz an hellenistischen (christlichen)
Gemeinden ein.
3.2 Bekehrung
• Die Wende Paulus' trägt Züge einer Bekehrung und einer Berufung. Paulus stellt selbst eine
Analogie zu Prophetenberufungen her, streicht andererseits den Moment der
grundlegenden Transformation heraus. Christus rückt jetzt an die Stelle, die vorher der Tora
zukam.
3.3 Frühzeit, Antiochien, Apostelkonzil
• Er erweitert seinen Aktivitätsradius sukzessive: Erst zielt er auf beschnittene Heiden am
Rande Israels (Nabatäer), was scheitert.
• Dann bleibt es still um ihn, bis er von Barnabas ins Missionswerk Antiochiens eingeführt
wird (Apg 11). In den Gemeinden bilden Heidenchristen bald die Mehrheit, rituelle Normen
werden als Adiaphora gehandhabt.
• Das Apostelkonzil bringt Anerkennung der beschneidungsfreien Mission, Klärung der
Zuständigkeiten, Kollektenvereinbarung. Konflikte hinterher deuten darauf hin, dass die
Vereinbarungen verschieden interpretiert wurden. Der Antiochenische Zwischenfall (Gal 2)
zeigt, dass die Positionen nicht zu vermitteln sind.
• Später versucht das Aposteldekret, das Zusammenleben durch einen Minimalkonsens
wieder zu ermöglichen.
3.4 Zeit der selbstständigen paulinischen Mission
• Paulus baut sein eigenes Missionswerk auf, in Kleinasien, dann in Griechenland. Hat einen
netzwerkartigen Kreis aus Mitarbeitern. Ziel: Die Herrschaft des sehr bald wiederkehrenden
Christus weltweit verkünden. Vmtl blieben Gottesfürchtige die Hauptzielgruppe, aber auch
Heidenmission abseits der Synagogen kam vor.
• Der Missionserfolg provozierte Rivalitäten mit den Juden und die Christengemeinden
wurden zunehmend von städtischen Behörden als Unruheherde wahrgenommen. Die
Missionsarbeit war nicht konfliktlos. Vllt wurde Paulus in Ephesus gefangen genommen?
• Zum Ende der Kollektenreise verfasst Paulus in Korinth den Römerbrief. Er hegt
Befürchtungen vor der Reise nach Jerusalem.
• Infolge der Verschärfung des religiös-politischen Klimas in Palästina und der Politik des
Claudius den Juden gegenüber distanzieren sich die jüdischen Gemeinden auch in der
Diaspora zunehmend von den missionarisch aktiven Christusgläubigen, um Friktionen mit
den Römern zu vermeiden. Die Jerusalemer Urgemeinde verstärkt ihre jüdischen
Bindungen, damit gewinnt die anti-paulinische Front an Boden.
3.5 Prozess und Lebensende
• Überbringung der Kollekte endet in einer Katastrophe – die Apg (einzige Quelle) wahrt über
sie Schweigen. Paulus wird festgenommen, nach Cäsarea überführt, dann nach Rom. Dort
hat er eigenartigerweise fast keinen Kontakt zur römischen Gemeinde.
• Der Prozess endet vmtl mit Tod durch Enthauptung.