PS: Digestenexegese WS 2015/2016 Texte für die Hausarbeit Prof. Schermaier D. 45,1,8 (Paul. 2 ad Sab.): In illa stipulatione: "si kalendis Stichum non dederis, decem dare spondes?" mortuo homine quaeritur, an statim ante kalendas agi possit. Sabinus Proculus exspectandum diem actori putant, quod est verius: tota enim obligatio sub condicione et in diem collata est et licet ad condicionem committi videatur, dies tamen superest. sed cum eo, qui ita promisit: "si intra kalendas digito caelum non tetigerit", agi protinus potest. haec et Marcellus probat. Bei einer solchen Stipulation: „Wenn Du Stichus zum Ersten (d.M.) nicht gegeben haben wirst, versprichst Du dann 10 zu zahlen?“, wurde, nachdem der Sklave (vor dem Termin) verstorben ist, gefragt, ob man schon vor dem Ersten klagen kann. Sabinus und Proculus glauben, dass man den vereinbarten Termin abwarten muss, was richtig ist: Die ganze Verbindlichkeit nämlich stand unter einer Bedingung und zugleich unter einer Frist, und obwohl die Bedingung verfallen ist, ist doch die Frist noch offen. Wenn aber jemand so versprochen hat: „wenn er bis zum Ersten den Himmel nicht mit dem Finger berührt hat“, kann man sogleich klagen; dem stimmt auch Marcellus zu. D. 45,1,21 (Pomp. 15 ad Sab.): Si divortio facto ea, quae nihil in dote habeat, dotis nomine centum dari stipuletur, vel quae centum dumtaxat habeat, ducenta dotis nomine dari stipuletur: Proculus ait, si ducenta stipuletur quae centum habeat, sine dubio centum quidem in obligationem venire, alia autem centum actione „de dote “ deberi. Dicendum itaque est, etiamsi nihil sit in dote, centum tamen venire in stipulationem, sicuti, cum filiae vel matri vel sorori vel alii cuilibet dotis nomine legaretur, utile legatum esset. Wenn nach einer Ehescheidung diejenige, die keine Mitgift hat, sich unter Verweis auf ihre Mitgift hundert versprechen lässt, oder diejenige, welche nur hundert als Mitgift hat, sich zweihundert unter Verweis auf die Mitgift [also: zum Zwecke der Rückzahlung der Mitgift, G.A.] versprechen lässt, so sagt Proculus folgendes: Hundert werden ohne Zweifel von der [Stipulations]Schuld umfasst, wenn derjenigen, die eine Mitgift in Höhe von hundert hat, zweihundert versprochen wurden; die übrigen hundert aber werden ihr aufgrund der Klage aus der Mitgift geschuldet. Man muss daher annehmen, dass ihr dennoch hundert wegen der Stipulation zukommen, auch wenn sie keine Mitgift hat; so wie, wenn einer Tochter, einer Mutter, einer Schwester oder irgend einer Anderen etwas unter Verweis auf die Mitgift vermacht worden wäre, das Vermächtnis wirksam sein würde. D. 45,1,29,1 (Ulp. 46 ad Sab.): Si a fure hominem sim stipulatus, quaesitum est, an stipulatio valet. Movet quaestionem, quod stipulatus hominem plerumque meum videor: non valet autem huiusmodi stipulatio, ubi quis rem suam stipulatus fuero, nullius momenti esse stipulationem. Wenn ich mir einen Sklaven von einem Dieb versprechen lasse, ist fraglich, ob die Stipulation wirksam ist. Die Frage wird dadurch aufgeworfen, weil der versprochene Sklave regelmäßig mein eigener sein wird. Eine solche Stipulation aber, wo sich jemand eine eigene Sache versprechen lässt, ist unwirksam. D. 45,1,38,20 (Ulp. 49 ad Sab.): Si stipuler alii, cum mea interesset, Wir wollen nun sehen, ob die Stipulation wirksam ist, wenn ich mir etwas für einen Anderen videamus, an stipulatio committetur. versprechen lasse, was mein Interesse betrifft. Et ait Marcellus stipulationem valere in specie huiusmodi. Is, qui pupilli Und Marcellus sagt, dass die Stipulation im 1 tutelam administrare coeperat, cessit administratione contutori suo et stipulatus est rem pupilli salvam fore. Ait Marcellus posse defendi stipulationem valere: Interest enim stipulatoris fieri quod stipulatus est, cum obligatus futurus esset pupillo, si aliter res cesserit. derartigen Falle gilt. Einer, welcher begonnen hat, die Vormundschaft für ein Mündel auszuüben, trat die Verwaltung seinem Mitvormund ab und ließ sich [von diesem] versprechen, dass das Vermögen des Mündels unbeschadet bleiben soll. Marcellus sagt, es ließe sich vertreten, dass die Stipulation gilt: Denn der Stipulator hat ein Interesse daran, dass geschehe, was er sich hat versprechen lassen, weil er dem Mündel künftig verpflichtet wäre, wenn er die Verwaltung anders abgetreten hätte. D. 45,1,49 pr. (Paul. 37 ad ed.): Wenn der Haussohn versprochen hatte, dass Stichus gegeben wird, und Stichus verstarb, während es an ihm [dem Sohn] lag, dass er den Stichus nicht gab [technischer Ausdruck für den Verzug], dann ist gegen den Vater die Klage wegen des Sonderguts gegeben, soweit als der Sohn aus der Stipulation verpflichtet geblieben wäre. Aber wenn der Vater in Verzug gerät, wird nicht der Sohn in Haftung geraten, sondern es ist die actio utilis gegen den Vater zu geben. All dies wird auch von dem Bürgen gesagt. Cum filius familias Stichum dari spoponderit et, cum per eum staret, quo minus daret, decessit Stichus, datur in patrem de peculio actio, quatenus maneret filius ex stipulatu obligatus. At si pater in mora fuit, non tenebitur filius, sed utilis actio in patrem danda est. Quae omnia et in fideiussoris persona dicuntur. D. 45,1,56 pr. (Iul. 52 dig.): Eum, qui ita stipulatur: „Mihi et Titio decem dare spondes?“ Vero similius est semper una decem communiter sibi et Titio stipulari, sicuti qui legat Titio et Sempronio, non aliud intellegitur quam una decem communiter duobus legare. Über den, der sich so versprechen lässt: „Versprichst du, mir und Titius zehn zu geben?“ Wahr ist, dass ihm und Titius immer einmal zehn gemeinsam versprochen werden, ähnlich wie, wenn jemand Titius und Sempronius vermacht, nicht anders angenommen wird, dass er diese zehn beiden gemeinsam vermacht hat. D. 45,1,56,2 (Iul. 52 dig.): Qui sibi aut filio suo dari stipulatur, manifeste personam filii in hoc complectitur, ut ei recte solvatur: neque interest, sibi aut extraneo cuilibet, an sibi aut filio suo quis stipuletur: quare vel manenti in potestate vel emancipato filio recte solvitur. Neque ad rem pertinet, quod qui filio suo dari stipulatur, sibi adquirit, quia coniuncta sua persona stipulator efficit, ut non adquirendae obligationis gratia, sed solutionis causa personam filii adprehendisse intellegatur. Wer sich versprechen lässt, dass ihm oder seinem Sohn gegeben wird, umfasst offenbar die Person des Sohnes in dieser Stipulation, damit diesem gegenüber wirksam erfüllt werden kann: Und es kommt nicht darauf an, ob er sich oder einem beliebigen Außenstehenden oder sich oder seinem Sohn versprechen lässt: Und deshalb wird dem der Herrschaft des Vaters unterstehenden, aber auch dem daraus entlassenen Sohn wirksam erfüllt. Es macht nichts aus, dass der, der sich versprechen lässt, seinem Sohn zu geben, für sich selbst erwirbt. Denn durch die Verbindung mit seiner Person bewirkt der Versprechensempfänger, dass man versteht, dass die Person des Sohnes nicht aufgenommen wurde, damit er die Obligation erwirbt, sondern [allein] zum Zweck der Erfüllung. 2 D. 45,1,56,6-7 (Iul. 52 dig.): Qui proprietatem sine usu fructu habet, recte usum fructum dari sibi stipulatur: id enim in obligationem deducit, quod non habet, sed habere potest. Si a te stipulatus fuero fundum Sepronianum, deinde eundem fundum detracto usu fructu ab alio stipulor, prior stipulatio non novabitur, quia nec solvendo fundum detracto usu fructu liberaberis, sed adhuc a te recte fundi usum fructum peterem. Quid ergo est? Cum mihi fundum dederis, is quoque liberabitur, a quo detracto usu fructu fundum stipulatus fueram. D. 45,1,56,8 (Iul. 52 dig.): Si hominem, quem a Titio pure stipulatus fueram, Seius mihi sub condicione promiserit et is pendente condicione post moram Titii decesserit, confestim cum Titio agere potero, nec Seius existente condicione obligetur: at si Titio acceptum fecissem, Seius existente condicione obligari potest. idcirco haec tam varie, quod homine mortuo desinit esse res, in quam Seius obligaretur: acceptilatione interposita superest homo, quem Seius promiserat. Wer das Eigentum ohne den Nießbrauch hat, kann sich wirksam versprechen lassen, dass ihm der Nießbrauch übertragen wird: denn er macht das, was er nicht hat, aber haben kann, zum Gegenstand der Verbindlichkeit. Wenn ich mir von dir das Sepronische Grundstück versprechen lasse, und dann mir dasselbe Grundstück abzüglich des Nießbrauches von einem anderen versprechen lasse, wird die frühere Stipulation nicht erneuert, weil du durch Leistung des Grundstücks ohne Nießbrauch nicht befreit wirst, sondern ich von dir wirksam auch dann noch den Nießbrauch am Grundstück fordern kann. Was gilt also? Wenn du mir das Grundstück geben wirst, wird dieser auch befreit werden, von dem ich mir das Grundstück abzüglich des Nießbrauchs versprechen ließ. Wenn Seius mir einen Sklaven, welchen ich mir von Titius ohne Bedingung hatte versprechen lassen, unter eine Bedingung versprochen hat, und der Sklave verstarb, während die Bedingung schwebte und nachdem Titius in Verzug geraten ist, werde ich sofort gegen Titius klagen können, und Seius wird bei Bedingungseintritt nicht verpflichtet: Wenn ich aber gegenüber Titius den Empfang anerkannt [also die Schuld erlassen] hätte, kann Seius bei Bedingungseintritt verpflichtet sein. Dies ist deshalb verschieden, weil durch den Tod des Sklaven die Sache, bezüglich derer Seius verpflichtet würde, aufhört zu existieren; trotz Dazwischentreten der Empfangseintragung hingegen existiert der Sklave, den Seius versprochen hatte, fort. 3
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