1. Bewerbung Ich habe mich für das PAD

1. Bewerbung
Ich habe mich für das PAD-Programm entschieden, da ich die Möglichkeit im
Ausland unterrichten zu können attraktiver fand, als zu studieren. Zum Glück hatte
ich mich bereits im dritten Semester beim PAD beworben, um nach dem vierten
Semester ins Ausland gehen zu können, denn leider wurde ich beim ersten Anlauf
nicht genommen. Beim zweiten Mal (ein Jahr später) habe ich mich dann gleichzeitig
auch für das ERASMUS-Programm beworben, um einen Plan B zu haben (was ich
jeden nur empfehlen kann).
Bei der schriftlichen Bewerbung, die man Anfang Dezember einreichen muss, ist es
vor allem wichtig, dass man Erfahrungen mit Schülern oder Kindern in Form von
Praktika oder ähnlichem vorweisen kann. Außerdem wird es sehr geschätzt, wenn
man sich sozial engagiert. Natürlich sollte auch das Interesse am jeweiligen Land
zum Ausdruck gebracht werden.
Bei meinem ersten Versuch ist aber vor allem das Interview in die Hose gegangen.
Nach meinem zweiten Interview, das von einer anderen Lehrkraft an einer anderen
Schule durchgeführt worden ist, kann ich auch sagen, dass es nicht nur an mir lag.
Es ist auch schwer, Tipps für das Interview zu geben, denn beide waren sehr
verschieden. Das eine war eher wie eine mündliche Schulaufgabe mit Fragen zum
Tagesgeschehen, der Spiegel-Bestsellerliste, Politikern, der Wirtschaft etc. Auch das
andere Interview hatte ein paar Wissensfragen, aber eben auch Fragen über meine
Vorstellungen, Wünsche, Erfahrungen und ich sollte auch einen Unterrichtsvorschlag
zu einem kontroversen Thema erstellen.
Danach war erst einmal Warten angesagt, denn die Ergebnisse kommen nicht vor
Mai. Nach meiner Zusage vom PAD, hat auch meine Einsatzschule recht schnell
Kontakt zu mir aufgenommen.
2. Erste Schritte
Anfang Juni hat die Sir Thomas Rich’s School (STRS) in Gloucester mit mir Kontakt
aufgenommen und mir den Job angeboten. Von der Fremdsprachenkoordinatorin
wurde mir eine Gastfamilie empfohlen, bei der ich dann auch das gesamte Jahr über
gewohnt habe. Zunächst war ich auch skeptisch, ob eine Gastfamilie das richtig ist.
JA, ist es! Das „Mad House“, wie wir es alle liebevoll nennen, ist perfekt, um viele
Leute kennenzulernen (teilweise wohnen hier bis zu 15 Menschen) und es ist immer
etwas los. Meistens wohnen dort auch die anderen Assistenten aus den anderen
Schulen, Austauschstudenten oder Schüler aus der Sprachschule. Die Familie nimmt
also jeden herzlich bei sich auf. Mir hat das den Einstieg extrem erleichtert.
Ich bin vier Mal die Woche mit dem Bus von Cheltenham nach Gloucester in die
Arbeit gefahren, denn Cheltenham ist einfach viel schöner zum Leben – die 30minütige Busfahrt kann man da ruhig in Kauf nehmen.
Für die Anreise gibt es einige Möglichkeiten. Ich bin von Nürnberg aus mit
Germanwings über Düsseldorf nach Birmingham geflogen und dann mit dem Zug
nach Cheltenham gefahren. Man kann aber auch nach London fliegen und von dort
aus mit dem Coach (National Express oder Megabus) von der Victoria Coach Station
nach Cheltenham fahren. Wenn du super gerne lange unterwegs bist, kannst du
auch komplett mit dem Bus oder Zug nach England reisen.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall ein paar Tage vor Arbeitsbeginn anzureisen. Ich war
ca. eine Woche vorher dort und habe die Zeit auch gebraucht, um anzukommen und
alles Wichtige zu organisieren.
Priorität haben: Kontakt mit der Schule, Wohnung, Details mit der
Krankenversicherung klären, evtl. Reisepass beantragen, Beurlaubung von der Uni,
Einfaches Führungszeugnis beantragen, Passfotos machen, Geburtsurkunde
suchen, Bürgschaft von der Bank ausstellen lassen, für Einführungsveranstaltung
vom Goethe-Institut in London anmelden (sehr zu empfehlen, v.a. weil man die
anderen deutschen FLAs kennenlernt). Es ist auch ratsam von Deutschland aus
schon einmal einen Termin beim Job Office zur Beantragung der National Insurance
Number zu vereinbaren. Wartezeit ist teilweise bis zu drei Wochen für den Termin
und auf die Nummer wartet man dann nochmal bis zu sechs Wochen. Ich würde mir
auch eine deutsche Kreditkarte zulegen. Das macht vieles einfacher, weil man keine
Gebühren beim Abheben zahlt. Ich hatte z.B. eine Studentenkreditkarte von der
DKB. Da hat man umsonst nämlich auch einen Internationalen Studentenausweis
mitbekommen. Und der ist viel wert! Wichtig sind auch der Leitfaden vom PAD und
British Council. Dort steht (fast) alles Wichtige drin.
Es ist auch eine gute Idee, im Vorfeld bei dem Head of German nach den Themen
der Oberstufe zu fragen. Ich hab mir vorher schon einiges zusammengesammelt und
hatte dann während meines Aufenthalts nicht allzu viel vorzubereiten.
Vor Ort ist dann vor allem wichtig: vor offiziellem Arbeitsbeginn in der Schule vorbei
schauen, Formulare abgeben, Bankkonto eröffnen (ich empfehle Lloyds), englische
SIM-Karte holen (ich empfehle Giffgaff) und beim Arzt registrieren. Wenn man viel
Reisen möchte (ja, das sollte man definitiv, schließlich hat man dafür viel Zeit!), dann
lohnt es sich, die Railcard 16-25 (30 GBP) und die National Express Card (10 GBP)
zu kaufen.
Der Dresscode an der Schule ist „casual but smart“, d.h. keine Jenas, Sneaker oder
Kaputzenpullis. Ich hab mir darüber viel zu viele Gedanken gemacht, weil ich auch
Angst hatte, dass die Kleider zu kurz sein könnten oder ähnliches. Man sollte
natürlich keinen Minirock, abgewetzte Schuhe oder ein Band T-Shirt anziehen, aber
ein Anzug oder Kostüm muss es auch nicht sein.
An meinem ersten Tag in der Schule, wurde mir die Schule gezeigt und ich habe die
anderen Lehrer getroffen. Den Stundenplan habe ich auch gleich bekommen, der bis
zu Schluss so eingehalten wurde. Außerdem erhält man eine Broschüre mit allen
wichtigen Informationen und auch einen Kalender mit Prüfungsdaten, Ferien und
Inset-Days.
Und das Wichtigste zum Schluss: zurücklehnen und durchatmen, weil man jetzt erst
einmal für ein Jahr Pause von Klausuren und Hausarbeiten hat!!
2. Pädagogische Erfahrungen
Während der Assistenzzeit war ich nur für STRS angestellt und musste also nicht
auch an einer anderen Schule arbeiten. Die Schule liegt am Stadtrand von
Gloucester in einem Wohngebiet.
Von der 7. bis zur 11. Klasse ist „Tommies“ eine reine Jungenschule. Ab der
Oberstufe sind Mädchen und Jungen gemischt. Aber keine Angst, alle Schüler sind
wirklich wohlerzogen, nett und respektvoll.
Man hat natürlich meistens mit den drei Deutschlehrerinnen zu tun, aber da sich alle
Fremdsprachenlehrer ein Office teilen, lernt man die anderen auch ziemlich gut
kennen. An der Schule gibt es neben dem Deutschassistenten auch noch einen für
Französisch und Spanisch. Man hat leider nicht sein eigenes Büro, aber es wird
immer ein Raum zur Verfügung gestellt, in dem man unterrichten kann. In jedem
Zimmer gibt es einen Computer, sodass man während der Stunden auch Zugriff auf
das Internet hat.
Insgesamt habe ich knapp 12 Zeitstunden unterrichtet. Freitags war mein freier Tag
und nur am Donnerstag musste ich auch noch bis nach dem Lunch break bleiben.
Ich habe meistens die Jahrgangsstufen 11, 12 und 13 unterrichtet. Die Schüler aus
der 12. Klasse hatte ich je einmal pro Woche für „one period“ (= 35 bis 40 Minuten).
Die Schüler aus der 13. Klasse hatte ich zwei Mal pro Woche. Drei meiner Stunden
hatte ich mit den Schülern aus der 11. Klasse. Sie kamen oft in kleinen Gruppen von
zwei bis vier Schülern zu mir oder ich habe im Klassenzimmer geholfen. Manchmal
habe ich auch leistungsschwächeren Schülern individuell bei der
Prüfungsvorbereitung geholfen. Bei Y12 und Y13 wird einem komplett freie Hand bei
der Vorbereitung gelassen. Man muss sich daher immer über die aktuellen Themen
informieren und dementsprechend Texte, Bilder, Videos etc. vorbereiten, um den
Schülern einen Sprechanreiz zu geben. Das wird bei einigen Schülern leicht, bei
anderen aber umso schwieriger sein. Nach den Weihnachtsferien werden die Schüler
gezielt auf ihre Prüfungen vorbereitet. Den Abiturienten muss man bei ihrem Exposé
über ein Bundesland helfen und mit den anderen muss man sogenannte „Karten“
machen, auf denen entweder Bilder oder Kommentare mit drei dazugehörigen
Fragen stehen. Ab und zu wurde ich auch von den Lehrer gefragt, ob ich ihnen in
einer anderen Klasse helfen könnte, weil es natürlich etwas Tolles ist, wenn man
seine Klasse mit einem native speaker motivieren kann. Gute Laune und
Engagement sind deswegen Grundvoraussetzung.
Das Sprachniveau der Schüler ist sehr unterschiedlich. Bei den meisten sind die
Voraussetzungen für eine intensive Besprechung der Themen gegeben. Der
Ideenreichtum der Schüler ist jedoch eine andere Geschichte. Vielen fällt es schwer
sich etwas auszudenken und einige wollen deshalb immer die Wahrheit erzählen, die
in vielen Fällen schlicht und einfach langweilig ist. Man muss sie also aus ihrer
Wohlfühlzone locken, aber mit ein paar Rollenspielen oder ähnlichen gelingt das
meistens ganz gut. Es ist sehr wichtig, den Schülern zu vermitteln, dass es nicht
schlimm ist, wenn sie Fehler machen. Nach kurzer Zeit hatten meine Schüler schon
Vertrauen zu mir aufgebaut und waren auch nicht mehr so nervös.
Ich hatte nie Probleme mit Schülern. Mir hat die Arbeit mir den Y13 am meisten Spaß
gemacht, v.a. weil man mit ihnen auch ernsthaft diskutieren konnte.
3. Persönliche Eindrücke
Soziale Kontakte hatte ich durch das Leben bei der Gastfamilie sehr schnell. Meine
Reisen habe ich aber meistens mit den anderen Deutschassistenten gemacht, die ich
bei der Einführungsveranstaltung kennengelernt hatte. Mit den Leuten aus dem Haus
habe ich aber meine sonstige Freizeit verbracht. Wir sind in Pubs und Clubs
gegangen, haben Filme geschaut oder zusammen gesportelt. Interessante
Sehenswürdigkeiten gibt es in Cheltenham zwar nicht, aber leben lässt es sich hier
sehr gut!
Ich habe meine Assistenzzeit sehr genossen und ich wünsche allen Bewerbern ganz
viel Glück und Erfolg und nur das Beste, sollte der Aufenthalt in diesem großartigen
Land klappen.