Liebe Gottes bei Härle - EKHN

Examensvorbereitung ST von Simon Ahäuser
Theologie – Liebe Gottes bei Härle
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Literatur:
• Wilfried Härle: Dogmatik, Berlin/Boston 42012, 239-251.
Liebe Gottes bei Härle
Bei Härle dreht sich alles um die Liebe Gottes. Zuerst sei festgehalten: „Alles folgende basiert auf
der Voraussetzung, dass Gott sich in Jesus Christus zum Heil der Welt erschlossen hat und gerade
darin ein für uns unerforschliches und unverfügbares Geheimnis bleibt.“
1. Was ist Liebe?
Die Aussage: „Gott ist Liebe“ findet sich zwar nur zweimal in 1Joh, in ihr formiert sich aber „eine
Fülle biblischer, kirchlicher und theologischer Aussagen über Gott.“ Es ist die Kernaussage des
Christentums. Zwar findet sich die Formulierung nicht in den Bekenntnissen der Reformationszeit,
sie wird aber entweder umschrieben oder vorausgesetzt.
Der Begriff Liebe ist jedoch vieldeutig und wird inflationär benutzt. Was ist also „Liebe“?
Liebe ist nicht auf einen Nenner zu bringen, es meint im deutschen ganz unterschiedliche
Phänomene (Zuneigung, Sympathie, Sexualität, Erotik, Leidenschaft, Passion etc.).
Von seinem Wesen her kann es begrifflich gar nicht erfasst und definiert werden. „Liebe kann nur
von innen, also aus der Situation persönlicher Begegnung und Beteiligung erkannt werden. Jeder
Versuch einer begrifflichen Definition geschieht aber von einer Außenperspektive her und kann
darum nicht mehr leisten, als den Begriff Liebe abzugrenzen.“
2. Liebe als Agape und Eros
Ersteres meint eine besondere Art der Zuwendung. Liebe als Agape braucht keine Orientierung an
den eigenen Wünschen oder Interessen, sondern geschieht um des geliebten Gegenüber willen.
Bonhoeffer: „Die Liebe … will nichts von dem anderen, sie will alles für den anderen.“
Liebe als Eros definiert sich mehr über das „Angezogenwerden“, meint aber noch mehr die
brennende Leidenschaft für einen Menschen etc.
Der neutestamentliche Begriff für „Liebe“ ist nur „Agape“ und nie „Eros“.
„Zur biblischen Agape gehört es unaufgebbar, dass sie von Herzen geschieht, ja, dass sie – gerade
als göttliche Liebe – ein leidenschaftliches Brennen ist (Lk 15,20). Damit ist der Agape selbst ein
erotisches Element eingepflanzt. Die biblische Agape ist die Zuwendung zu einem Gegenüber, die
von Herzen um des Gegenüber willen geschieht.“
3. Liebe als Gottes Wesen
„Gott ist Liebe“ ist nach Ebeling (im Anschluss an Schleiermacher) „die einzige Eigenschaft Gottes,
welche an die Stelle des Namens Gottes selbst gesetzt werden kann.“ Sie ist natürlich nicht der
gleich der Liebe eines Menschen. „Wer liebt, ist nicht Gott, aber er „bleibt in Gott und Gott in ihm“;
denn er ist „von Gott geboren“ (1Joh 4,16 u. 7) denn Wesen Liebe ist.“ Da Liebe von ihrem Wesen
her frei ist, wird Gott durch diese Bezeichnung nicht eingeschränkt in seinem Handeln.
Vorsicht ist geboten bei der Rede von Gottes Liebe. Sie wird oft verharmlost und verniedlicht
(„lieber Gott“). Daraus entstehen vielmals falsche Gottesbilder: Erfüllung der Wünsche, Vermeiden
von Schmerzen etc. „Ein theologisches und kirchliches Reden von Gottes Wesen als Liebe muss mit
solchen Missverständnissen rechnen und sollte versuchen, sich gegen sie abzugrenzen.“
Auffällig ist, dass Jesus nicht explizit von der Liebe spricht, wiewohl sie in vielen Texten den
thematischen Hintergrund bildet. Die Liebe bleibt als Begriff aber – auch aufgrund der einzigartigen
Wirkungsgeschichte - „offenbar in besonderer Weise geeignet, von Gott, wie er sich in Jesus
Christus erschlossen hat, zu reden.“
Zu bedenken ist noch, dass Gott trotz dieser deutlichen Zuordnung ein Geheimnis bleibt. Der
Mensch kann von Gott niemals das Ganze erfassen, sondern nur bestimmte Aspekte und
Dimensionen.