Kupplungswechsel am Beispiel einer Monster S4R Die hier gezeigte Anleitung befasst sich mit dem kompletten Ausbau und Wechsel der Trockenkupplung. Prinzipiell lässt sich diese Anleitung auf alle Trockenkupplungen übertragen, die Drehmomente solltet ihr aber zur Sicherheit noch mal überprüfen. Inhalt • • • • • • Benötigtes Werkzeug Benötigte Ersatzteile Drehmomente Ausbau Prüfen Einbau Benötigtes Werkzeug • Ratschenkasten • Stabiler Knebel zum lösen (auch wenn der Drehmomentschlüssel dank langem Hebel dazu verleitet) • Kupplungshaltewerkzeug • Kleiner und Großer Drehmomentschlüssel • Drahtbürste • Scotchbrite • Bremsenreiniger • Loctite 510 (ersatzweise Hylomar) • Loctite 243 • Lagerfett • Graphitfett Benötigte Teile (natürlich je nach Verschleiss) • Kupplungskorb • Kupplungsreibscheiben • Kupplungsstahlscheiben • 2x O-Ring 93823.2018 • 1x O-Ring 93823.0128 • 1x Wellendichtring 930.4.049.1A • Druckplattenlager 702.5.016.1A Drehmomente • Schrauben Kupplungskorb 32Nm • Mutter Kupplungskern 183Nm • Schrauben Kupplungsfedern 5Nm Ausbau Zunächst einmal entfernt ihr die Schrauben, die die Federn halten, danach Federn und Druckplatte abziehen. Wenn das ganze schon eine Weile zusammen geschraubt war kann es sein, dass die Druckstange mit der Platte herauskommt, was aber nicht weiter schlimm ist. Die Druckstange selbst wird mit einem O-Ring im Druckstück des Lagers gehalten. Ist dieser trocken kann die Stange sehr schwer wieder heraus gehen. Ist die Druckplatte entfernt kann das Reibscheibenpaket herausgenommen werden. Unter Umständen ist es dabei leichter, das Moped nach rechts zu neigen, so fallen einem die Scheiben schon entgegen. Ist der Korb sehr ausgeschlagen und hat tiefe Riefen hängen die Scheiben gerne an diesem fest. Ist die Kupplung so weit zerlegt seht ihr den Kern samt Mutter, die diesen hält. Dort schraubt ihr jetzt das Haltewerkzeug passend an. Diese Werkzeuge gibt es für ~25€ bei eBay, Bastelanleitungen aus alten Kupplungspaketen finden sich aber auch im Forum. Zum lösen habe ich einen sogenannten Knebel besorgt, der auch grobe Misshandlung achselzuckend wegsteckt. ;-) Je nach Alter und Vorbesitzerarbeit kann die Mutter schon ordentlich fest sitzen. Zusätzlich ist diese noch mit Schraubensicherung und einer Schnorrscheibe gesichert, was das Lösemoment erhöht. Wenn die Mutter gelöst ist können Mutter, Scheibe, Buchse und Kupplungskern samt Träger abgezogen werden. Dies sollte dann folgendermaßen aussehen: Danach müssen nur noch die Schrauben des Korbs gelöst werden (Halter wieder anschrauben) und der Korb kann abgenommen werden. Bei dieser Gelegenheit sollten auch gleich die hinter der Kupplung liegenden Wellendichtringe auf Dichtigkeit geprüft werden. Prüfen Wenn alles zerlegt ist solltet ihr die Einzelteile auf Verschleiss prüfen. Die Reibscheiben sollten ein Mindestmaß von 2,85mm haben, die Stahlscheiben möglichst keinen Schlag (max. 0,2mm) haben. Paketstärke einer neuen Kupplung beträgt 38,5mm. Das Tangentialspiel zwischen Korb und Belagträger sollte 0,6mm nicht überschreiten. Das Rot markierte Nadellager der Druckstange sollte geprüft und mit Lagerfett versehen werden. Den Wellendichtring bei Bedarf tauschen. Das selbe gilt für das Drucklager in der Druckplatte. Auf Spiel und leichten Lauf prüfen, bei Bedarf wechseln. Sollte eines der beiden Lager fressen und die Druckstange mitdrehen beschädigt dies auf Dauer den Nehmerzylinder an der linken Seite. Dort kann dann Bremsflüssigkeit austreten und hässliche Spuren auf dem Lack hinterlassen. Auf der Druckstange selbst befinden sich noch zwei O-Ringe, diese Austauschen. Bei beschädigten Ringen tritt Öl auf der linken Seite aus. Wichtig ist, den Kern und dessen Träger zu überprüfen. Ältere Kerne ohne Stahlring in der Mitte neigen zum Verschleiss und damit später zu Spiel zwischen Kern und Mutter. An der Rot markierten Stelle sollte sich ein deutlicher Absatz zwischen Aluoberfläche und Stahlbuchse befinden. Ist dieser schon durch die Unterlegscheibe geglättet ist der Kern verschlissen und muss getauscht werden! Modelle ab 2005 sollten schon die Stahleinlage haben. Zudem sollte natürlich auch der Kern auf eingeschlagene Kerben geprüft werden. Einbau Alle Teile ordentlich reinigen und entfetten, hartnäckige Verkrustungen mit Scotchbrite entfernen. Die Gewinde und Schrauben mit der Drahtbürste reinigen und fettfrei machen. Die Schrauben des Korbs sollen laut Werkstattbuch erneuert werden, ich habe die alten wieder verwendet. Es handelt sich hier um 12.9 Schrauben, die nur brüniert sind. Sollten diese allzu verrostet sein, dann besorgt euch neue. Besonderheit hier ist, dass die Schraubenlöcher durch den Flansch gebohrt sind und ins Innere des Motors ragen. Um hier Ölverlust vorzubeugen werden die Schrauben mit Flächendichtung Loctite 510 eingesetzt. Dies ist eine Hochtemperaturfeste und ölbeständige Dichtmasse. Hylomar L erfüllt die selben Anforderungen und ist leichter zu bekommen. Datenblätter vergleichen und Anleitung beachten! Die Gewinde ordentlich einschmieren, ablüften lassen und mit 32Nm anziehen. Etwas Lackstift oder Nagellack auf dem Schraubenkopf lassen bei der nächsten Inspektion sofort sichtbar werden ob sich eine Schraube löst. Es gibt auch Leute, die die Schrauben einfach mit normalem Mittelfesten Loctite einbauen, mir persönlich ist das Risiko die 10€ nicht wert. Der Kern wird dann aufgesteckt, der O-Ring wieder in Position gelegt, Blech und die Buchse eingelegt. Achtung, diese besitzt ein Loch und der Kern einen dazu passenden Stift! Ich habe zwischen die Blechscheibe und den Kern hauchdünn Graphitfett aufgetragen um weiterem Verschleiss vorzubeugen. Danach die Schnorrscheibe einlegen, Mutter mit Loctite 243 versehen und mit 183Nm anziehen. Das Paket entsprechend zusammenstellen und vermessen. Reihenfolge bei der Monster ist folgende: Korb-Stahlscheibe-Bombierte Scheibe-ReibscheibeStahlscheibe und dann mit Reib- und Stahlscheiben weiter machen. Gesamtstärke sollte später 38,5mm betragen. Die genaue Zusammensetzung kann je nach Modell und gewähltem Paket variieren, einfach in den Teilekatalog schauen. Sollte das Lager in der Druckplatte den Geist aufgegeben haben, so ist dieses auch zu wechseln. Der Wechsel an sich ist einfach, das Lager mit etwa 12€ nicht teuer. Dazu solltet ihr das Druckstück mit einem Hammer austreiben, danach die Druckplatte mit einem Heissluftfön erwärmen und das Lager austreiben. Zur Montage legt ihr das Lager etwa 30min in die Tiefkühltruhe und die Druckplatte kurz auf die Herdplatte. Das Lager sollte nun von selbst oder mit leichten Schlägen auf den Außenring reinfallen. Abkühlen lassen und das Druckstück wieder einsetzen. Sind Korb, Kern und Paket wieder richtig montiert wird die Druckplatte samt Federn wieder eingebaut. Wichtig hierbei ist, die Markierungen an Platte und Kern passend zueinander zu montieren. In dieser Position passen die Verzahnungen genau aufeinander. Die Schrauben werden am Gewinde mit etwas Lagerfett versehen und mit 5Nm angezogen. Man sollte es mit dem Drehmoment hier nicht übertreiben, sonst reissen die Stehbolzen sehr leicht ab. Gerade beim späteren Lösen der Schrauben muss man deswegen aufpassen. Prüft am Schluss noch einmal, ob die Kupplung richtig trennt, alles richtig verbaut ist und dann viel Spass bei der Probefahrt! Solltet Ihr Fehler finden oder Fragen haben könnt ihr mich natürlich gerne kontaktieren. Viel Spass!
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