Bing-Vergaser überholen - classic-biker

Bing-Vergaser überholen
Hier beschreibe ich, wie man die Bing-Gleichdruckvergaser überholt. Man kann die Teile auch noch
im Ultraschallbad reinigen, darauf habe ich hier verzichtet.
Benötigtes Material:
– Vergaserdichtsatz
– Membrane
– Gasschieberfeder
– evtl. Drosselklappenwelle und die Schrauben dazu
– Düsennadel und Nadeldüse
Benötigtes Werkzeug:
– Ringschlüssel in 8, 10 und 11 mm
– Satz gut passende Schraubendreher
– Druckluft
Bevor man beginnt, reinigt man die abgebauten Vergaser von aussen, damit der gröbste Schmutz
runter ist.
Dann legt man sich auf einem weissen Bogen Papier alle Teile bereit.
Als nächsten Schritt nimmt man die Glocke des Gasschiebers ab und zieht den Gasschieber samt
Membran heraus.
Nun löst man die Schwimmerkammer vom Vergasergehäuse und baut den Schwimmer vorsichtig
aus. Die Schwimmerachse geht nur nach einer Seite raus, meist muss man mit einem kleinen
Durchschlag etwas nachhelfen. Keine Gewalt anwenden!
Nachdem der Schwimmer entfernt wurde, werden zuerst die Hauptdüse, danach der Düsenstock mit
Zerstäuber und Nadeldüse und zum Schluss die Leerlaufdüse und die Gemischregulierschraube
ausgebaut.
Wenn diese Teile alle ausgebaut sind, geht es daran, den Startvergaser abzubauen. Dazu löst man
die vier Kreuzschlitzschrauben und nimmt das Gehäuse ab. Vorher sollte man aber schon mal die
Mutter auf der Welle lösen, dann tut man sich nachher leichter. Auf dem Bild sieht man übrigens
einen typischen Dichtungsdefekt an dieser Stelle: Die Dichtung ist in das Gehäuse hineingezogen
worden. Das äussert sich in schlechtem Kaltstartverhalten.
Dann geht es an den Ausbau der Drosselklappenwelle. Dazu löst man als Erstes wieder die Mutter
auf der Welle, belässt sie aber noch darauf. Wenn man von der Motorseite in den Vergaser schaut,
sieht man zwei Schlitzschrauben, die die Drosselklappe fixieren.
Diese Schrauben sind ab Werk verstemmt. Sie lassen sich teils nur sehr schwer lösen und darum ist
es an dieser Stelle besonders wichtig, einen satt sitzenden Schraubendreher zu verwenden. Sind die
Schlitze erst ruiniert, ist es eine elende Arbeit, da weiterzukommen!
Wenn die Schrauben raus sind, baut man den Betätigungshebel und die Feder ab und entnimmt die
Drosselklappe. Den Halter mit der Einstellschraube schraubt man ebenfalls ab und zieht dann die
Drosselklappenwelle raus.
Das leere Vergasergehäuse wird nun gereinigt, das kann man im Ultraschallbad machen oder mit
Zahnbürste und Bremsenreiniger. Das Wichtigste ist dabei, daß alle Bohrungen mit Pressluft
durchgeblasen werden!
Nun nimmt man den O-Ring auf der Drosselklappenwelle ab und ersetz ihn durch einen neuen. Es
ist der zweitgrösste O-Ring im Dichtsatz.
Dann schiebt man die Drosselklappenwelle wieder an ihre Position und schraubt den Halter an.
Ich stelle dann immer noch das Axialspiel der Welle auf Null ein, dazu gibt man mit einem
passenden Durchschlag und einem kleinen (!) Hammer einen leichten (!) Schlag auf die
Verschlusskappe auf der Aussenseite des Vergasers. Ist es dann schwergängig, sachte auf die
Drosselklappenwelle klopfen, bis es wieder leichtgängig und spielfrei läuft.
Beim jetzt folgenden Einsetzen der Drosselklappe achte man darauf, daß sich der Körnerpunkt auf
der Drosselklappe auf der Motorseite und oben befindet.
Die Drosselklappe mit den Schrauben leicht fixieren und prüfen, ob sie auch sauber schliesst. Dazu
hält man den Vergaser gegen das Licht und schaut auf die Drosselklappe. Ringsum darf allenfalls
ein kleiner Lichtspalt erscheinen, dann ist es richtig!
Da die Schrauben wieder gesichert werden müssen, muss man sie nach dem Festziehen wieder
verstemmen, oder man kann, so wie ich es mache, die Schrauben mit Loctite hochfest einkleben.
Dazu müssen die Gewinde von Drosselklappenwelle und Schrauben sauber mit Bremsenreiniger
entfettet werden, dann gibt man etwas Loctite drauf und setzt die Schrauben ein. Überschüssiges
Loctite sofort wegwischen!
Als nächstes wird der Startvergaser zerlegt. Dazu schraubt man die Mutter von der Welle und
nimmt den Hebel ab. Dann drückt man den Schieber aus dem Gehäuse und reinigt das Ganze. Der
O-Ring auf der Welle wird ersetzt, es ist der drittgrösste im Sortiment. Dann wieder
zusammenbauen und mit einer neuen Dichtung am Vergaser anbringen, wobei darauf zu achten ist,
daß der Körnerpunkt auf der Welle zum Hebel zeigt.
Nun wird im der Schwimmerkammer die Leerlaufdüse eingesetzt, der O-Ring auf dieser wird
ebenfalls erneuert, es ist einer der beiden kleinsten.
Der andere kleine O-Ring kommt auf die Leerlaufgemischschraube, die Montage ist etwas
fummelig. Bevor diese eingeschraubt wird, kommt noch eine Feder in das Loch! Die
Leerlaufgemischschraube in Grundeinstellung bringen!
Der Düsenstock erhält schlussendlich den grössten O-Ring. Dann wird in dieser Reihenfolge
eingesetzt: Zerstäuber, neue Nadeldüse, Düsenstock.
Im den Düsenstock wird dann die Hauptdüse eingeschraubt, unter diese kommt noch die Scheibe.
Der Schwimmer wird mit einem neuen Schwimmernadelventil eingesetzt, dabei darauf achten, daß
die Zunge, an der das Nadelventil eingehängt wird, nicht verbogen wird. Anschliessend prüft man
die Stellung des Schwimmers, dieser muss parallel zur Schwimmerkammerkante sein, wenn er
öffnet.
Dann wird eine neue Schwimmerkammerdichtung eingelegt und die Schwimmerkammer, nachdem
auch da beide Bohrungen durchgeblasen wurden, wieder aufgesetzt und mit dem Spannbügel
arretiert.
Als nächstes wird die Düsennadel aus dem Gasschieber entnommen. Bei den älteren Typen wird sie
um 90° gedreht (mit Stofflappen und evtl. Zange, falls die Handkraft nicht reicht) und in die
nächsttiefere Rastung gezogen. Das wird solange wiederholt, bis sie raus ist. Bei den neueren Typen
ist oben im Gasschieber in der Mitte eine Schraube, die wird herausgedreht und dann die Nadel
entnommen.
Bevor nun eine neue Nadel eingesetzt wird, wird im Bedarfsfall die Membrane gewechselt. Dazu
löst man die vier Schlitzschrauben oben auf dem Gasschieber und entnimmt die Membrane und den
Haltering.
Die neue Membrane wird dann eingesetzt, wobei auf die Lage der Nase zur Aussparung im
Schieber geachtet werden muss!
Ist das geschehen und der Haltering mit den vier Schlitzschrauben wieder angebracht, wird die
Düsennadel eingesetzt, bei den neuen Varianten wird der Clips auf der vorgesehenen Position
angebracht und die Nadel wieder in den Schieber gesetzt und das Loch zugeschraubt. Bei den
älteren Varianten wird sie von unten eingeschoben, bis in die erste Rastung (Lage der Feder zum
ersten Schlitz beachten!), dann 90° gedreht und hochgeschoben bis zur gewünschten Position.
Grundeinstelldaten findet man unter www.bing.de unter „Einstellblätter“.
Der Schieber wird nun vorsichtig in den Vergaser eingesetzt, wobei man wieder die Position der
Nase in der Aussenkante der Membrane zu der Aussparung im Vergasergehäuse beachten muss!
Wenn die Membrane sauber liegt, wird die Feder eingesetzt (sofern vorhanden, einige ältere 32er
haben da keine vorgesehen!), der Deckel aufgesetzt und verschraubt.
Zum Schluss wird noch der Gashebel angebaut und die Feder eingehängt.
Viel Erfolg!