Wie viel Leguminosen verträgt mein Acker?

Pflanzenbau & Technik
Ackerbau
Wie viel Leguminosen
verträgt mein Acker?
Empfohlene Anbaupausen von Körnerleguminosen im Hauptfruchtbau
(Schmidtke, 2015, verändert nach Völkel und VoigtKaute, 2013)
Körnerleguminose
Erbse, weißblühend
Erbse, buntblühend
Lupine
Ackerbohne
Leguminosen sind der Motor der Öko-Fruchtfolge.
Dieser darf aber nicht überhitzen. Anbaupausen und
Anbaupause (Jahre)
6–9
5–7
5–6
4–5
ausreichende Nährstoffe sind Voraussetzung.
In Deutschland sind es vor allem drei Pilze, die sowohl Futterals auch Körnerleguminosen zu schaffen machen, sagt
Prof. Knut Schmidtke von der HTW Dresden: Mycosphaerella
pinodes, Phoma medicaginis und Fusarium oxisporum und solani.
Diese Erreger von Fußkrankheiten, Welke und Blattflecken finden in Körnererbsen den perfekten Wirt. Aber auch an anderen
Leguminosen vermehren sie sich. Dazu gehören Wicken- und
Lupinenarten, Ackerbohnen, Linsen, Kleearten und die SaatPlatterbse. Die Pilze überdauern an Pflanzenresten oder als
Sporen im Boden – die beiden Erstgenannten bis zu zehn Jahre.
Forschungsergebnisse zeigen, dass etwa der Ertrag weißblühender Erbsen konsequent abnimmt, je öfter die Kultur auf einem
Schlag in einem Zeitraum von 25 Jahren angebaut wird.
Neben den genannten Pilzkrankheiten belasten Schaderreger wie Kleekrebs, Echter und Falscher Mehltau, Stängelälchen,
Brennfleckenkrankheit und Klappenschorf die Futterleguminosen in Deutschland. Auch sie übertragen sich unter anderem
über den Boden. Zum Beispiel findet Sklerotinia sclerotiorum
bei Soja, Raps, Luzerne, Ackerbohne, Erbse, Sonnenblume und
Kohlarten geeignete Wirtspflanzen.
Fotos: N. Wawrzyniak
Anbaupausen einhalten
Für weißblühende Erbsen gelten sechs bis neun Jahre Anbaupause.
D
eutschlands Bio-Bauern bestellen mal 20, mal bis zu 50
Prozent Leguminosen in ihrer Fruchtfolge. Davon haben
Landwirte auf einem BÖLN-Praktikertag im vergangenen
November in Rheinland-Pfalz berichtet. Doch Rotklee, Erbse und
Co. antworten in der Regel mit sinkenden Erträgen, je größer ihr
Anteil auf den Äckern ist. Die Diagnose lautet dann oft Leguminosenmüdigkeit. Wissenschaftler können mittlerweile vor allem bei
der Erbse die Ursachen dieser Wachstumsdepression relativ gut
benennen.
„Der Lebenszyklus der Krankheits- und Schaderreger verlangt,
zwischen den Leguminosen im Haupt- und Zwischenfruchtanbau
konsequent Anbaupausen einzuhalten“, erklärt Schmidtke. So
sollten etwa vier bis fünf Jahre vergehen, in denen keine Ackerbohnen auf demselben Schlag stehen. Bei weißblühenden Erbsen sogar sechs bis neun, bei starker Belastung zehn Jahre.
Prof. Schmidtke rät dringend, 40 bis 50 Prozent der Fruchtfolgefelder konsequent ohne Leguminosen im Haupt- und Zwischenfruchtbau zu bestellen. Die beiden Tabellen geben eine Übersicht
über Körner- und Futterleguminosen. Um dennoch genügend
Leguminosen anzubauen, ergibt sich nach Schmidtke beispielsweise folgende Fruchtfolge:
1
2
3
4
5
6
Luzerne (-gras)
Winterweizen (Untersaat Weißklee)
Mais
Wintertriticale
Erbsen1) (Untersaat Erdklee oder Weißklee)
Winterroggen
1)
im Wechsel mit z. B. Soja
bioland 03/2016
6
Empfohlene Anbaupausen von Körnerleguminosen zu
Futterleguminosen im Hauptfruchtbau
(Schmidtke, 2015, verändert nach Völkel und Voigt-Kaute, 2013)
Körnerleguminose
Prof. Dr. Knut Schmidtke von der HTW Dresden forscht an
fruchtfolgebedingten Krankheiten der Leguminosen.
Für den Landwirt bedeutet das, die Fruchtfolge dahingehend
zu prüfen und sie, wenn nötig, anzupassen, zu erweitern oder
auf bestimmte Kulturen ganz zu verzichten. „Es kommt auf den
Schlag an, deshalb rate ich vor dem Anbau von etwa Erbsen zu
einem Test zur Befallsprognose, um den Boden auf Leguminosenmüdigkeit zu untersuchen“, schlägt Schmidtke vor. Dazu
werden Blumentöpfe mit dem betreffenden Ackerboden gefüllt,
die Hälfte der Gefäße wird im Backofen bei 70 bis 100 °C über
Futterleguminose
Anbaupause
(Jahre)
Erbse, weißblühend
Rotklee1
3–5
Erbse, buntblühend
Rotklee
2–4
Lupine
Rotklee
2–4
alle Körnerleguminosen Weiß-/Gelb-/Schweden2–4
klee/Serradella
1
statt Rotklee eignet sich die Luzerne besser
zwölf Stunden thermisch sterilisiert. Sollten die Leguminosen in
dieser Erde deutlich besser auflaufen und mehr Sprossmasse
bilden als im unbehandelten Substrat, eignet sich der Schlag
nicht für den Anbau der Leguminose.
Auch auf die Nährstoffe kommt es an
Wer Leguminosen über Jahre erfolgreich anbauen und deren
besondere Vorfruchtwirkung optimieren möchte, sollte neben
>>
Konsequenzen für die Fruchtfolgeplanung (nach Schmidtke, 2015)
Vorsorglich Anbaupausen bei Erbsen: sechs bis neun Jahre
Bei nachgewiesenem stärkerem Befall mit Mycosphaerella
pinodes oder Phoma medicaginis Anbaupause auf zehn Jahre
erweitern
Möglichst kein Anbau von Lupine und Wicke in einer Fruchtfolge mit Erbse
Rotklee und Erbse im Hauptfruchtanbau in einer Fruchtfolge
ist kritisch (Phoma medicaginis)
Möglichst Luzerne statt Rotklee in einer Fruchtfolge mit
Erbse anbauen
Kombination Luzerne und Sojabohne/Lupine im Hauptfruchtanbau erscheint ebenfalls gut möglich
Auf nicht „luzernefähigen“ Standorten ist die Kombination aus
Rotklee und Ackerbohne eine pflanzenbauliche Option
Leguminosen-/Nichtleguminosen-Gemenge sind hinsichtlich
bodenbürtiger Krankheiten in der Fruchtfolgeplanung nicht
wesentlich anders zu bewerten als die Reinsaaten
Bitterstoffhaltige Körnerleguminosen reagieren weniger stark
auf bodenbürtige Erreger, allerdings hemmen sie deren Vermehrung auch nicht grundsätzlich
Zur schlagspezifischen Fruchtfolgeplanung den Test zur
Befallsprognose bodenbürtiger Erreger nutzen
40 bis 50 Prozent der Fruchtfolgefelder einer Fruchtfolge
müssen ohne Leguminosen im Haupt- oder Zwischenfruchtbau
bestellt werden
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Ackerbau
den Krankheitserregern auch auf die Versorgung mit Nährstoffen achten. Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumsalden der einzelnen Schläge sind oft negativ, wie eine großangelegte Studie aus
Sachsen zeigt. Auch der Schwefel ist in den Fokus gerückt, benötigen Futterleguminosen doch erhebliche Mengen dieses Hauptnährstoffs. Als eine zuverlässige Quelle dieser Elemente mit
einem guten C/N-Verhältnis von circa 18 hat sich in Düngever-
suchen Grüngutkompost erwiesen. Er enthält auch wichtiges
Molybdän, das die Knöllchenbakterien zur Stickstofffixierung benötigen. „Organische Düngemittel wie Grüngutkompost zu Körner- und Futterleguminosen sowie Pferdemist zu Futterleguminosen können die Makro- und Mikronährstoffversorgung der
Pflanze deutlich verbessern“, bestätigt Knut Schmidtke.
Niklas Wawrzyniak
Kleekrankheiten erkennen und handeln
Beratungstipps
Kleekrebs
Der Kleekrebs (Sclerotinia trifo­
liorum) ist die bekannteste und
wohl wichtigste Kleekrankheit.
Aus den Dauerkörpern (Sklerotien) keimen die Ascosporen
und infizieren die Blätter und
damit die Pflanze. Der Schaden führt dann bis zum Absterben der Einzelpflanze (siehe
Foto). Der Pilz kann sich auch
auf weitere Pflanzen ausbreiten. Neben der Bodeninfektion
– Anbauabstände von vier bis
fünf Jahren einhalten – ist es
möglich, Sklerotien über das
Saatgut auf die Fläche einzuschleppen. Das wichtigste Instrument, Kleekrebs zu vermeiden, ist die Sortenwahl und
die Verwendung von Z-Saatgut. Auch die Saat im Frühjahr
hat Vorteile, denn ältere Pflanzen sind resistenter als junge
(Altersresistenz). Bei einem
massiven Befall sollte der Bestand tief gepflügt werden. Im
darauffolgenden Kleeanbau
(mindestens fünf Jahre Pause)
können die vergrabenen Dauersporen nicht mehr keimen.
Südlicher Stängelbrenner
oder Anthraknose
Im Süden von Baden-Württemberg sowie in Bayern tritt
der Südliche Stängelbrenner
(Colletotrichum trifolii) seit einigen Jahren auf. In der Schweiz
ist diese Krankheit mittlerweile so bedeutend, dass künftig darauf selektiert wird.
Fotos: F. Schubiger
Der Klee ist der Motor
ökologischer Fruchtfolgen. Doch weil das Wetter
in den letzten Jahren Veränderungen zeigt, treten einige
Kleekrankheiten verstärkt auf
und schwächen das wichtige
Fruchtfolgefeld. Besonders
durch die lange Vorwintervegetation breiten sich Kleekrebs und Co. aus und lassen
den Bestand im schlimmsten
Fall völlig absterben. Ein kleiner Überblick.
Neben dem Hauptwirt Rotklee kann der Südliche Stängelbrenner
auch Inkarnat­ und Erdklee sowie Luzerne befallen.
Das wichtigste Instrument, Kleekrebs zu vermeiden, ist
die Sortenwahl und die Verwendung von Z­Saatgut.
bioland 03/2016
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