Neues Depot für Kunstsammlung - Baum von Joseph Beuys aus

Universität für angewandte Kunst Wien: Neues Depot für Kunstsammlung - Baum von
Joseph Beuys aus 1983 wurde restauriert
Moderne Standards der Aufbewahrung und Forschungslabor
Die Kunstsammlung und das Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien bzw. große
Teile davon haben ab sofort ein neues Heim in Wien Simmering. Das nigelnagelneue
zentrale Depot bietet klimatisch und sicherheitstechnisch betrachtet moderne
Aufbewahrungsbedingungen, wie sie an den ehemaligen Standorten im Heiligenkreuzer Hof
und im Ferstel- und Schwanzer-Trakt des Universitätshauptgebäudes nicht gegeben waren.
Im Gegensatz zu klassischen Museumsdepots stellt das neue Depot der Angewandten kein
Lager dar, sondern viel mehr ein Forschungslabor: Vor Ort wird geforscht, es finden
Restaurierungen statt und Benutzerinnen und Benutzer können bestimmte Objekte ansehen
oder in den Archivalien recherchieren. Da die Kunstsammlung der Angewandten - national
wie international - eine gefragte Leihgeberin ist, gab es bezüglich logistischer und baulicher
Erfordernisse besondere Anforderungen an den neuen Standort. Beispielsweise können Abund Antransport von Leihgaben jetzt professionell und in einem gesicherten Bereich
durchgeführt werden.
Restaurierter Beuys-Baum als jüngstes Objekt der Sammlung
Eines der jüngsten Objekte der Kunstsammlung der Angewandten stellt der „Beuys-Baum“
dar, welcher 1983 von Joseph Beuys vor dem Universitätsgebäude gepflanzt worden war.
Beuys hatte 1982 durch seine spektakuläre Aktion „7000 Eichen“ für die documenta in
Kassel für Aufsehen erregt. Anlässlich der Podiumsdiskussion „Bäume“ 1983 an der
Angewandten pflanzte der Künstler Eichen im Vorgarten der Angewandten. Einer der in der
Zwischenzeit abgestorbenen und in Vergessenheit geratenen Bäume wurde in der
Universität zwischengelagert und nun von dem Studenten Julian Cech am Institut für
Konservierung und Restaurierung restauriert. Unter Anleitung von Universitätsassistentin
Eva Putzgruber wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt und ein Konzept für die
Aufbewahrung und Präsentation erarbeitet.
Der über drei Meter lange Baum ist mit Rinde, Wurzeln und Ästen erhalten, wurde zunächst
im Rahmen einer konservatorischen Bestandsaufnahme erfasst und anschließend mittels
Lichtmikroskopie an einem Radial- und einem Tangentialschnitt als Baumgattung einer Eiche
(Quercus sp.) bestimmt. Auf den Akt der Pflanzung und den ursprünglichen Standort
verweisen textile Fasern und Erdauflagen im Bereich der Wurzeln. Durch die trockenen
Bedingungen während der Lagerung kam es zur Schrumpfung des Holzes und zu
Haftungsverluste der Rinde. Das Ziel der Konservierung war der Erhalt des Objektes mitsamt
den Spuren seiner wechselvollen Geschichte. Abschließend wurde eine Vitrine erstellt,
welche für den Beuys-Baum eine langfristige Lagerung, eine sichere Handhabung und die
Präsentation des Objektes ermöglicht. „Die Auseinandersetzung mit dem Beuys-Baum als
Kunstwerk beginnt mit seiner Aufnahme in die Sammlung. Obwohl das Objekt kein
Universität für angewandte Kunst Wien
Presse & Medienkommunikation
Oskar-Kokoschka-Platz 2, A-1010 Wien
T: +43 (0) 1 711 33-2004
[email protected], www.dieangewandte.at
autorisiertes Werk von Joseph Beuys darstellt, erinnert es doch an die Aktionen des
Künstlers, in denen Bäume eine Rolle spielten“, erläutert Patrick Werkner, Leiter der
Kunstsammlung.
35.000 von insgesamt 65.000 Objekten im neuen Depot auf 630 qm
Die Kunstsammlung und das Archiv der Angewandten ist für Forscherinnen und Forscher
nun an drei Standorten zugänglich: Neben dem neuen Zentraldepot in Simmering bleiben die
Standorte in der Postgasse und in der Dominikanerbastei in der Wiener Innenstadt aufrecht:
Dort sind gute Aufbewahrungsbedingungen gegeben, die dort lagernden Bestände werden
häufig genutzt und die Nähe zu den anderen Universitätsgebäuden der Angewandten
bewährt sich im Alltag. Im neuen Depot stehen für rund 35.000 Objekte ca. 630 qm Fläche
zur Verfügung. Von den insgesamt rund 65.000 Objekten der Kunstsammlung der
Angewandten finden sich ab sofort etwas mehr als die Hälfte in Simmering. Die Übersiedlung
der Sammlungsbestände dauerte inklusive Vorbereitung ungefähr ein Jahr: Befunden und
Sichern der Werkstücke, Planen der Neuaufstellung und der praktische Arbeitsaufwand für
Ein- und Auspacken, Transport u.a.m..
Sammlung der Angewandten geht auf die Zeit um 1900 zurück
Die Kunstsammlung und das Archiv der Angewandten umfassen Objekte aus allen
Bereichen der bildenden und angewandten Kunst, aus Design und Architektur, sowie
Archivmaterial zu ehemaligen Studierenden und Lehrenden. Der Schwerpunkt liegt im
Forschen, Dokumentieren und Sammeln sowie in der Lehre und bei Publikationen. Die
Anfänge der Sammlungsbestände gehen auf die Zeit um 1900 zurück, als die damalige
Kunstgewerbeschule zu den Kristallisationspunkten des Wiener Jugendstils gehörte.
Überdies waren seit jeher historische Kostüme für Unterrichtszwecke gesammelt,
dokumentiert und aufbewahrt worden. Ende der 1970er Jahre wurde das Hochschularchiv
unter Rektor Johannes Spalt auf eine wissenschaftliche Basis gestellt und seit dem Rektorat
von Oswald Oberhuber wurden ab 1979 verstärkt Kunstwerke erworben. Ergänzend wurde
1996 das Oskar-Kokoschka-Zentrum eingerichtet und 2010 die Victor-Papanek-Foundation,
zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und zur Dokumentation der Bestände.
Universität für angewandte Kunst Wien
Presse & Medienkommunikation
Oskar-Kokoschka-Platz 2, A-1010 Wien
T: +43 (0) 1 711 33-2004
[email protected], www.dieangewandte.at