argumente Deutsche Exportstärke – schlecht für Europa?

argumente
Deutsche Exportstärke –
schlecht für Europa?
Die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und die Leistungsbilanzüberschüsse haben im
In- und Ausland, vor allem auch in der Eurozone, Kritik erfahren. Die wichtigsten Kritikpunkte sind:
ƒƒ Deutschland setze einseitig auf den Export und tue zu wenig für seine Binnennachfrage, insbesondere
für den privaten Konsum.
ƒƒ Mit der moderaten Lohnpolitik betreibe Deutschland „Dumping“ bei den Lohnstückkosten, überflute die
Märkte anderer Euro-Länder und dränge diese dadurch an den Rand.
Die gestiegene Exportquote dient dabei als Beleg für das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht. Lag
der Anteil der Exporte am Bruttoinlandsprodukt noch 1995 lediglich bei 21,5 %, erreichte sie 2014 39 %
des BIP.
Irrtum: Deutschland leidet an Konsumschwäche.
ƒƒ Wie schon in den Vorjahren wird das Wirtschaftswachstum
in Deutschland (Herbstgutachten 2015) maßgeblich vom
privaten Konsum getragen.
ƒƒ Gestützt durch gute Rahmenbedingungen, wie der robusten
Beschäftigungsentwicklung, gestiegenen Reallöhnen und
einem niedrigen Rohölpreis, ist der Konsum in Deutschland
ein entscheidender Wachstumstreiber.
ƒƒ 2015 werden die Konsumausgaben nach dem Herbstgutachten (2015) mit 1,4 Prozentpunkten zum BIP-Wachstum
beitragen. Im Gegensatz dazu wird sich der Wachstumsbeitrag des Außenhandels nur auf 0,4 Prozentpunkte belaufen.
Fakt: Deutsches Exportwachstum findet vor
allem außerhalb des Euroraums statt.
ƒƒ Die deutschen Exporte in die Partnerländer der Eurozone
sind zwar seit Einführung des Euro gewachsen, allerdings
verlief der Export in Drittländer wesentlich dynamischer.
ƒƒ Im Jahr 2014 wurden in die Eurozone Waren im Wert von
411 Mrd. € geliefert. Drittländer, die weder der EU noch der
Eurozone angehören, bezogen im gleichen Jahr Waren im
Wert von 475,3 Mrd. €.
Fakt: Deutschland importiert immer mehr
aus Euro-Ländern.
ƒƒ Deutschlands Warenimporte aus Ländern der Eurozone
haben im Verlauf der letzten Dekade deutlich zugenommen.
ƒƒ Zum Jahresende 2014 lagen die deutschen Importe aus
Euro-Ländern um 13,3 % höher als vor der Rezession Ende
2007.
ƒƒ Nur weil die Importe aus der übrigen Welt noch stärker zugenommen haben, ist der Anteil der Euro-Länder an den
EU-Nachbarn profitieren von deutscher
Exportstärke
Deutsche Warenimporte aus den Euro-Ländern
Mrd. €
in %
350
46
325
45
300
44
275
43
250
42
225
41
200
40
175
39
150
38
125
37
100
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Import
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Anteil am ges. Import in %
Deutsche Warenexporte in die Euro-Länder
Mrd. €
in %
400
44
350
43
300
42
250
41
200
40
150
39
100
38
50
37
45
450
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Export
Quelle: Stat. Bundesamt, 2015
Anteil am Gesamtexport in %
36
argumente Deutsche Exportstärke – schlecht für Europa? 
Importen Deutschlands von 42 % im Jahr 2004 auf 38,3 %
im Jahr 2014 gesunken.
ƒƒ Immer mehr deutsche Betriebe importieren Vorleistungsgüter aus anderen Euro-Ländern. Da mehr und mehr
Endprodukte anschließend in Schwellenländer exportiert
werden, ziehen auch die Partnerländer der Eurozone einen Nutzen aus den deutschen Exporten. Somit geht von
Deutschlands Exporten eine Sogwirkung auf die Importe
aus anderen Euro-Ländern aus. Steigen die deutschen Exporte um 10 %, nehmen die Vorleistungsausfuhren der EUPartner nach Deutschland um rd. 9 % zu (IW Köln).
Einfuhren aus den Euro-Ländern sind seit
2007 gestiegen
Prozentuale Steigerung zwischen 2007 und 2014
Auswahl von Ländern
Eurozone
Schwellenländer
Etablierte
OECD-Länder
in Prozent
Slowenien
35
Niederlande
42
Slowakei
43
Österreich
13
Belgien
9
Spanien
20
Luxemburg
5
Italien
9
Frankreich
6
Portugal
28
Griechenland
–15
Irland
–49
Volksrepublik China
41
Indien
49
Russische Föderation
33
Brasilien
7
Vereinigte Staaten
Japan
ƒƒ Die globalisierte Wirtschaft ist stark geprägt von globalen
Wertschöpfungsketten. Der deutsche Wertschöpfungsanteil an den Exporten Deutschlands beträgt nur rd. drei
Viertel (OECD). Die restliche Wertschöpfung geht auf Importe zurück.
Fakt: Handelspartner ­profitieren direkt von
deutschen Ausrüstungsgütern.
ƒƒ Typischerweise exportiert die deutsche Wirtschaft hochwertige Investitionsgüter wie Maschinen und Anlagen.
Dadurch steigt das Produktionspotenzial im Ausland.
ƒƒ Obwohl Deutschland bei den industriellen Arbeitskosten 2014 Deutschland liegt bei den
um fast die Hälfte (45 %) über industriellen Arbeitskosten
dem europäischen Durchschnitt um 45 % über dem europäilag, konnte die Qualität der Pro- schen Durchschnitt.
dukte offenbar überzeugen.
Irrtum: Deutsche Wettbewerbsstärke drückt
die Euro-Partner an den Rand.
ƒƒ Die nebenstehende Tabelle zeigt, dass sich die Einfuhren aus
den wichtigsten Euro-Partnerländern zwischen 2007 und
2014 stark erhöht haben.
ƒƒ Die deutschen Tarifparteien haben darauf geachtet, dass die
Löhne grundsätzlich nur so stark steigen, wie sich die Produktivität verbessert. Andere Länder der Eurozone haben in
der Vergangenheit diesen Grundsatz nicht beachtet und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit selbst geschwächt.
7
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Quelle: Stat. Bundesamt 2015, eigene Berechnungen
Publikationen und Ansprechpartner 
Volkswirtschaftlicher Argumentendienst:
ƒƒ Die deutsche Volkswirtschaft in der Globalisierung VAD
Nr. 60, Januar 2008
kompakt:
ƒƒ Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss
BDA | DIE ARBEITGEBER
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
Volkswirtschaft | Finanzen | Steuern
T +49 30 2033-1950
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Die jeweils neueste Ausgabe und weitere Hinweise
zu diesem Thema finden Sie unter
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 November 2015