Wandern – Blumen – Essen – Geniessen

Tourenberichte
Senioren
Wandern – Blumen – Essen – Geniessen
Seniorenwanderwoche im Valle Maira, Italien, vom 14. bis 20. Juni 2015.
Prost auf das Mairatal! V.l.n.r.: Christine Gehlken, Marianne.Aebi, Käthi .Hornig, Dora Heubi, Margrit Moser, Marco Olgiati, Christine Heggendorn, Kathi von Däniken.
Valle Maira – schon der Name ist Musik
Er steht für ein abgelegenes, verstecktes Alpental am westlichen Rand des Piemont, an der Grenze zu Frankreich, weitgehend
unbekannt, es sei denn, man habe das Buch Antipasti und alte Wege von Ursula Bauer und Jürg Frischknecht entdeckt. Darin
wird die spannende, wechselvolle Geschichte dieses Tals beschrieben. Der armutsbedingten Abwanderung im letzten
Jahrhundert versuchten einige initiative Leute mit einer grandiosen Idee Gegensteuer zu geben: Das vielfältige alte Wegnetz
wieder instand zu stellen und posto tappi, Unterkunftsmöglichkeiten, in einer Osteria, einem Agriturismo oder einem Rifugio
zu schaffen, meist in restaurierten alten Häusern, und so einen Weitwanderweg namens percorsi occitani PO zu eröffnen. So
kann man heute tagelang auf alten, gut instand gehaltenen und gut signalisierten Wegen wandern, sich abends in
ansprechenden Unterkünften wunderbar mit lokalen Gerichten und Weinen verwöhnen lassen und anschliessend - oft zur
Musik eines nahen Baches - gut schlafen. Der Sherpabus transportiert das Gepäck und auch uns an die gewünschten Orte,
sodass wir nur mit dem Tagesrucksack unterwegs sind.
Valle Maira steht für eine intakte Natur
Das Valle Maira bietet eine wunderschöne Natur und Landschaft, steile Täler, lockere Lärchenwälder, Alpweiden, viele
sprudelnde Bäche, eine grandiose Sicht auf schroffe Bergketten und eine reichhaltige Flora. Wir entdecken viele Paradieslilien
und Orchideen, Feuerlilien, Türkenbund, Enziane aller Arten, Steinbrech, Wildtulpen und viele andere bekannte und uns
unbekannte, sodass das Blumenherz nur so hüpft. Die Munggen sind erwacht und zeigen sich freizügig, Schmetterlinge fliegen
nebst vielen Insekten, der Adler schwebt hoch oben.
Valle Maira bietet auch einige Perlen an romanischen, gotischen Kirchen, die oft oben auf einem Hügel oder versteckt in
Bergtälern liegen und teilweise wunderschöne Fresken enthalten. Allein sie wären eine Reise wert!
Valle Maira ist ein Magnet
Das Valle Maira zieht immer wieder an, so auch unsere Tourenleiterin Christine, die seit vielen Jahren das Gebiet erwandert
und erkundet und sich so ein Netz an Bekannten und Freunden geknüpft hat, die sie überall herzlich begrüssen. Wir profitieren
von ihren profunden Kenntnissen, ihrem Organisationstalent und den hilfreichen Kontakten. Am ersten Reisetag landen wir
nach einer Zugfahrt Bern – Rho (Milano) – Torino – Cuneo per Bus in Dronero 619 m, einem alten Städtchen und Tor zum
Valle Maira. Im sympathischen B&B nahe des Ponte Diabolo und des Flusses machen wir erste Bekanntschaft mit der feinen
einheimischen Küche. Anderntags bringt uns der Sherpabus in den westlichen und höheren Teil des Mairatals an den
Ausgangsort unserer vier Wandertage (Anreise und Rückreise erfordern zusätzlich je einen Tag). Zuerst auf der Nordseite des
Tales, dann auf dessen Südseite bewegen wir uns zwischen 1000m bis 2400 m, in Tagesetappen von 4 bis 7 Stunden in dieser
grossartigen, einsamen, abwechslungsreichen Berglandschaft.
Am ersten Tag wandern wir bei drohendem Gewitter von Paschero 1090 m über den Passo Bettone 1834 m und den Passo S.
Giovanni 1937 m nach Elva und erwischen die ersten und letzten paar Regentropfen der Woche. Die Kirche von Elva 1600 m
stammt aus dem 13. Jahrhundert und enthält wunderschöne Fresken, wahre Meisterwerke des flämischen Meisters Hans
Clemer. Wir finden im Al Artesin eine feine Unterkunft. Am zweiten Tag geht’s auf den Passo Chiosso 2407 m hoch in den
Bergfrühling zu Soldanellen, Anemonen, Enzianen und Alpenrosen. Abstieg und Weg zum Agriturismo Allemandi 1545 m
ziehen sich in die Länge, aber die Mühen sind bald vergessen angesichts des freundlichen Empfangs durch die zwei fröhlichen
Hunde. Am andern Morgen spielen der junge Koch und der Hausherr uns zum Abschied auf ihren Örgeli Tänze und Lieder
vor. Jedes Tal habe seine eigenen Tänze. Die gesungenen Lieder sind in der okzitanischen Sprache, die nach wie vor
Volkssprache ist. Am dritten Tag führt die Wanderung auf einem weiten Panoramaweg auf und ab, weit dem Hang entlang zur
Punta Calour 2044 m und dann steil nach Acceglio 1209 m hinunter. (Zusammen mit einer Kollegin habe ich eine kürzere,
weniger anstrengende Variante nach Ussolo – Prazzo gewählt). In Acceglio holt uns der Sherpabus ab und bringt uns nach
Chialvetta 1494 m, unserem Unterkunftsort. Am vierten Tag geht’s wunderschön hinauf auf den Passo della Gardetta 2416 m.
Alte Bunker und Militärstrassen sind Zeugen der Weltkriege des letzten Jahrhunderts. Nach kurzem Abstieg durch schöne
Tulpenfelder erreichen wir den Col del Preit 2083 m, wo uns der Sherpabus abholt und zum letzten Etappenort, dem Lou
Pitavin 1260 m bringt, einem Geheimtipp für kulinarische Köstlichkeiten und hübsche Zimmer. Da könnte man gut und gern
ein paar Ferientage anhängen. Wir feiern den Abschluss unserer wunderschönen Wanderwoche und planen schon die nächste,
denn das Valle Maira ist ein Magnet mit einer unheimlichen Anziehungskraft. Begeistert und glücklich machen wir uns
anderntags auf die Heimreise.
Herzlichen Dank, Christine, für dieses einmalige Erlebnis!
Leitung: Christine Gehlken
Teilnehmer: Marianne Aebi, Kathi von Däniken, Christine Heggendorn, Dora Heubi, Käthi Hornig, Marco Olgiati,
Bericht: Margrit Moser
Bilder: Christine Gehlken
Bekannte und unbekannte Blumen zieren den Weg. Hier eine Feuerlilie und südliche Wildtulpen.