Valle d`Itria - Michael Müller Verlag

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Die Murgia mit Valle d’Itria
Hausskulpturen im Trulli-Land
Valle d’Itria
Das fruchtbare Itria-Tal gehört zu den schönsten Kulturlandschaften des Südens. Die Obst- und Mandelblüte verwandelt die Gegend in einen farbenprächtigen Garten. Zwischen Wein- und Olivenpflanzungen verlaufen
krumme Mauern aus aufgeschichteten Feldsteinen, im Nordosten krönen
Steineichen und Kiefern die flachen Hügelkuppen.
Die landschaftlichen Reize allein sind es allerdings nicht, die das Itria-Tal zu einer
der beliebtesten Ferienregionen Apuliens machen, die große Attraktion ist die
eigenwillige Trulli-Architektur (→ Kasten, S. 229). Über viele Quadratkilometer
streuen sich die kegel- und pyramidenförmigen, oben spitz zulaufenden, blendend
weiß gestrichenen Steinhäuschen. Das Städtchen Alberobello ist mit fast 1500
dieser Rundhäuser die absolute Trulli-Königin – eine romantische Märchenstadt
im idyllischen Bilderbuchtal. Kein Wunder, dass man überall Reisegruppen aus den
USA und Japan sichtet, selbst manche Speisekarte in Alberobello verfügt bereits
über eine Übersetzung auf Japanisch. Der kollektive Hype um die Zipfelmützen aus
Stein evoziert natürlich auch manche Geschmacksverirrung in Gestalt niedlicher
kleiner Miniatur-Trulli aus Plastik oder Naturstein, die es als Mitbringsel zu kaufen
gibt. Abseits der ausgetretenen Pfade, insbesondere auf einer gemütlichen Fahrradtour, lassen sich im Valle d’Itria allerdings noch jede Menge halb verfallene und mit
Efeu überwachsene oder neu errichtete Trulli-Gehöfte – allesamt fotogene Hausskulpturen im üppig blühenden Gartenparadies – aufspüren.
Ein weiterer gewichtiger Standortvorteil für Reisende sind die kurzen Wege vom
Valle d’Itria zur Küste und zu anderen Destinationen im südlichen Apulien. Selbst
urbane Zentren wie Bari, Tarent oder Lecce liegen in bequemer Reichweite. Die Popularität der Region korrespondiert mit einem gut gefüllten Unterkunftsverzeich-
Valle
d’Itria
Valle d’Itria
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nis. Besonders im hochpreisigen Segment herrscht kein Mangel und von Jahr zu
Jahr eröffnen neue Landhotels – mit Schwimmbad und komfortablen Zimmern.
Zum guten Ton gehört es hier inzwischen, die Nächte in einer schick ausgestatteten Trullo-Wohnung zu verbringen.
Noci
ca. 19.500 Einwohner
In dem sympathischen Landstädtchen scheint die Welt noch in Ordnung zu sein:
Die älteren Herrschaften flanieren im Baumschatten der Villa comunale (Stadtpark)
auf und ab, während die sog. bessere Hälfte bevorzugt im friedlichen, weiß getünchten Centro storico anzutreffen ist. An der Piazza del Plebiscito mit der
Hauptkirche aus dem 14. Jh. und einem alteingesessenen Straßencafé ist die Altstadtidylle perfekt.
Rund 5 km außerhalb, an der Landstraße in Richtung Fasano und Monopoli, thront
auf einem Hügelsolitär die frühchristliche Chiesa di Barsento. Im schlichten, weißen Habit beherrscht sie mit dem Chiancarelle-Dach (die Chianca ist eine Platte
aus Kalkstein) die Umgebung. Neben dem zumeist verschlossenen Portal ist ein Relief mit byzantinischer Inschrift in die Außenwand eingemauert.
In Richtung Gioia del Colle lenkt ein weiterer Sakralbau die Aufmerksamkeit auf sich:
Die Abbazia di Madonna della Scala wurde 1952 an Stelle eines mittelalterlichen
Vorgängerbaus errichtet. Sie muss man zwar nicht unbedingt gesehen haben, es ist
aber durchaus interessant zu wissen, dass die Klostergemeinschaft eine Spezialwerkstatt für Buchrestaurierung betreibt. So wurden mit ihrer Hilfe u. a. die katastrophalen Flutschäden der Staatsbibliothek von Florenz aus dem Jahr 1966 beseitigt.
Hin & weg Noci ist Knotenpunkt mehrerer Landstraßen und ist von Gioia del
Colle, Castellana, Alberobello und Mottola
unkompliziert zu erreichen.
Bahn: Vom außerhalb gelegenen Bahnhof
fahren regelmäßig Züge nach Alberobello
und in die Gegenrichtung nach Bari.
Einkaufen Azienda Vinicola Barsento,
das Weingut kultiviert seit über 40 Jahren
u. a. die Malvasia-Rebe (bianca e nera).
Der Keller ist in den Felsen hineingebaut,
Weindegustation ab 15 €/Pers., auch Verkauf von Olivenöl, Restaurant (Besichtigung
nach Voranmeldung). Contr. San Giacomo
(3 km südwestlich von Noci), ¢ 080-4979657,
www.cantinebarsento.it.
Veranstaltungen BucoBum, Musikfest
zeitgenössischer Liedermacher, junges Publikum. Aug. (www.bucobum.it).
Sagra del Fungo, kulinarisches Fest rund
um den Speisepilz, Bauernmarkt und Pilzgericht-Degustation. Anfang Okt.
Murgia/Valle d’Itria → Karte S. 194/195
Im Itria-Tal geben sich die klassischen, kunsthistorisch relevanten Sehenswürdigkeiten nicht gerade die Klinke in die Hand. Hier ist die Landschaft der Star, die sich
erstaunlich dicht besiedelt präsentiert. Die schmalen und oft vielfach gewundenen
Sträßchen zwischen Trockenmauern eignen sich aufgrund des hügeligen Terrains
wie keine andere Gegend für das E-Bike. Und in der Tat gibt es inzwischen den
einen oder anderen Anbieter, der Fahrräder mit Elektroantrieb an Feriengäste
verleiht. Beliebte Ausflugsziele sind die historischen Kleinstädte im Valle d’Itria,
z. B. Cisternino und Locorotondo, die jeweils durch ihr intaktes Ortsbild überzeugen. Weitaus bekannter sind jedoch die Barockmetropole Martina Franca sowie
ganz im Südosten die „weiße Stadt“ Ostuni. In Noci oder in Ceglie Messapica hingegen begegnet man Ortsfremden eher selten. Besagte Städte an der Peripherie bilden daher einen immensen Kontrast zum Auftrieb, der z. B. in der Trulli-Hauptstadt Alberobello herrscht.
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Die Murgia mit Valle d’Itria
Bacco nelle Gnostre, auf dem Weinfest
präsentieren sich Winzer aus ganz Apulien.
Anfang Nov.
Übernachten/Essen & Trinken **** Masseria Abate Resort, komfortables Landhotel,
weitläufige und gepflegte Anlage mit Pool
und nur 10 Zimmern, davon 3 Trulli-Suiten.
Gediegene Einrichtung mit viel Naturstein.
Das Ristorante serviert gute apulische
Landküche. DZ ab 100 €. Nov. bis März geschlossen. 3 km auf der SP 211 in
Richtung Massafra, ¢ 080-4978288, www.
abatemasseria.it.
Mein Tipp: Agriturismo Le Casedde,
auf 12 ha werden Öl, Wein und Obst angebaut, freundliche Zimmer im ausgebauten
Wirtschaftsgebäude und 2 romantische
Trulli-Unterkünfte. DZ 72 €. Das Restaurant
serviert nach Voranmeldung herzhafte
Landküche (Menü ca. 25 €). Nicht von der
Lage an der Straße abschrecken lassen.
2 km auf der SS 604 in Richtung Gioia del
Colle (auf Holzwegweiser achten), ¢ 0804978946, www.lecasedde.com.
Altstadtidyll in Noci
Putignano
L’Antica Locanda, vielfach ausgezeichnete
Altstadt-Osteria, helles Kellergewölbe, 3 gemütliche und hübsch dekorierte Speiseräume. Beste Regionalküche mit Schwerpunkt auf Gemüse und Fleisch, erlesene regionale Weine. Menü um 25 €. So abends
und Di geschlossen. Via Spirito Santo 49,
¢ 080-4972460, www.pasqualefatalino.it.
ca. 27.000 Einwohner
In der insgesamt wenig spektakulären, aber netten und gepflegten Altstadt warten
nahezu zehn Kirchen sowie etliche herrschaftliche Palazzi auf Besucher.
Am besten betritt man das weitgehend autofreie Centro storico durch das gut erhaltene Stadttor Porta Barsento und schlendert durch die Pflastersteingassen zur
zentralen Kirchenpiazza mit der ursprünglich romanischen Chiesa di San Pietro.
Im Inneren sind Arbeiten des Renaissancebildhauers Stefano da Putignano zu
sehen. Gleich daneben erhebt sich der imposante Palazzo Principe. Ebenfalls am
Kirchplatz informiert das kleine Pro-Loco-Büro im alten Sedile u. a. über den hiesigen Karneval, der bereits seit dem 12. Jh. gefeiert wird.
Am Stadtrand in Richtung Turi lädt die Grotta del Trullo zur Höhlenexkursion ein,
obgleich sich die Grotte im Vergleich zu den gigantischen Exemplaren in Castellana
(→ S. 227) in puncto Popularität nicht vergleichen lässt. Sie verbirgt sich etwas
stiefmütterlich am Stadtrand und selbst Einheimische verweisen Besucher häuf ig
in die nur 6 km entfernte Nachbarstadt, wenn sie nach dem lückenhaft ausgeschilderten Anfahrtsweg gefragt werden,
Juni bis Sept. tägl. 10–12.30 und 14.30–18.30, Okt. bis Mai bis 17 Uhr. 5 €, erm. 2,50 €. ¢ 0804912113, www.grottadeltrullo.com.
Grotte di Castellana
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Grotte di Castellana
Mit rund einer Viertelmillion Besucher im Jahr ist das bizarre Grottenlabyrinth von
Castellana die größte unterirdische Touristenattraktion Italiens. 1938 begannen die
Speleologen mit der systematischen Erforschung der Tropfsteinhöhlen, wobei sie
sich am Anfang erst einmal durch einen stinkenden Berg aus landwirtschaftlichen
Abfällen und Tierkadavern arbeiten mussten, bevor sie ins weit verzweigte Innere
vordringen konnten. Das Loch, durch das sich die unterirdische Müllhalde gefüllt
hatte, war nämlich die einzige natürliche Öffnung des Höhlensystems.
Um den Grotteneingang herum ist eine Infrastruktur aus Hotels, Restaurants und
Souvenirboutiquen entstanden, die man meiden sollte. Allenfalls das kleine Museo
Speleologico, das mit der Eintrittskarte zur Höhle zugänglich ist, lohnt den Besuch.
Ebenfalls kein ergiebiges Ausflugsziel ist die nahe gelegene Stadt Castellana Grotte.
Besichtigung
Rundgang/Information:
Besucher können zwischen einem langen
(3 km, 2 Std.) und einem kurzen Rundgang
(1 km, 50 Min.) wählen, wobei nur die lange
Variante die Besichtigung der Grotta Bianca
einschließt. Auch ein barrierefreier Zugang
ist möglich. Piazzale Anelli, ¢ 080-4998221,
www.grottedicastellana.it.
Eintritt: 15 €, erm. 12 € (langer Rundgang),
10 €, erm. 8 € (kurzer Rundgang).
Öffnungszeiten: März bis Okt. 10–18 Uhr.
Führungen beginnen i. d. R. – aber nicht
ausschließlich – zu jeder vollen Stunde.
Englisch- und deutschsprachige Führungen
April bis Sept. 11 und 16 Uhr (langer Rundgang) und 10, 13–15 und 18 Uhr (kurzer
Rundgang).
Hin & weg
Landschaftlich interessante
Anfahrt von Bari auf der SS 634 mit Wein-,
Oliven- und Mandelplantagen. Gebührenpflichtige Parkplätze befinden sich in der
Nähe des Grotteneingangs.
Bahn: Regelmäßige Verbindungen von Bari
via Conversano oder Tarent via Alberobello
zur Bahnstation Grotte di Castellana (nicht
zu verwechseln mit der Stadt Castellana
Grotte). Vom Bahnhof sind es ca. 200 m bis
zum Grotteneingang.
Übernachten/Essen
Mein Tipp:
Masseria Serragambetta, das hübsche Anwesen mit Pool ist seit Jahren ein zuverlässiger Tipp. Auf ca. 15 ha wird biologischer
Oliven-, Obst- und Mandelanbau betrieben.
Gemütlich-rustikale Quartiere im Haupthaus (19. Jh.) und in Nebengebäuden. 9 DZ
sowie Apartments mit Küchenzeile. Die Inhaber kümmern sich leidenschaftlich um
Haus, Land und Gäste. Exzellente Küche,
die herzhafte Hausmannskost wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Nicht von
der Lage an der Landstraße abschrecken
lassen! DZ 84–96 € (Hauptsaison pensionspflichtig). Loc. Serragambetta (2 km auf der
SP 240 in Richtung Conversano), ¢ 0804962181, www.serragambetta.it.
Murgia/Valle d’Itria → Karte S. 194/195
Bisher ist das faszinierende Labyrinth über eine Länge von ungefähr 1600 m erforscht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. In einer Tiefe von
60 m, unter dem Dach titanischer Höhlengewölbe, die durch enge, tunnelartige
Gänge miteinander verbunden sind, offenbart sich dem Betrachter eine fantastische Märchenwelt. Die weiten Hallen bergen wundersame Steinformationen, die so
bildhafte Namen wie Tempelschiff, Turm von Pisa oder Mailänder Dom tragen.
Überall sieht man bizarre Stalagmiten- und Stalaktitengebilde, zu deren Erschaffung die Natur Jahrtausende benötigte. Durch den 450 m langen „Wüstengang“
gelangt man zum End- und Höhepunkt der großen Höhlenerkundungstour: zur
eindrucksvollen Grotta Bianca. Die weiße Höhle entpuppt sich als f iligraner
Naturschrein aus feinsten Steinhäuten und -fäden, dessen effektvolle Beleuchtung
ihren Zweck durchaus nicht verfehlt. Wegen glitschiger Gänge sind feste Schuhe
empfehlenswert, außerdem sollte eine Jacke ins Gepäck, weil die Temperatur unter
Tage etwa 15° C beträgt.
Grotte di
Castellana
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Die Murgia mit Valle d’Itria
Alberobello
ca. 11.000 Einwohner
Die geschäftstüchtige Hauptstadt des Itria-Tals ist die unangefochtene Trulli-Königin. Und trotz zahlreicher Touristen aus allen Erdteilen sowie entsprechend viel angepasster Folklore ist der Ort ein exzellenter Ausgangspunkt zur Erkundung der
Umgebung.
Fast alle Besucher landen früher oder später auf dem weitläufigen Largo Martellotta
zwischen den Trulli-Vierteln Rione Aia Piccola und Rione Monti. Seit 1996 stehen die
beiden Viertel unter dem Schutz der UNESCO. Hier sollen auch die ersten steinernen
Iglus entstanden sein; der eigentliche Bauboom erwachte jedoch erst im 18./19. Jh.
Oberhalb des steil ansteigenden Bergviertels, dessen Gassen Souvenirstände in großer Zahl und Restaurants säumen, thront die Chiesa di Sant’Antonio. Der über
20 m hohe Kuppelbau hat – wie sollte es anders sein – eine Dachkonstruktion im
Trulli-Stil. An sonnigen Wochenenden und zur Hauptreisezeit im Sommer
schieben sich die Touristenmassen durch die Zona dei Trulli, die aus allen Richtungen ausgeschildert und von daher kaum zu verfehlen ist.
Deutlich ruhiger präsentiert sich die gepflegte Neustadt, die auf kurzen Wegen
über Treppen erreichbar ist. Deren Zentrum bildet die hübsche Piazza del Popolo
mit einigen Straßencafés, die eine gute Alternative zu den touristischen Optionen
in den Trulli-Vierteln sind. Vom Platz führt der verkehrsberuhigte Corso Vittorio
Emanuele zur neoklassizistischen Basilica dei Santi Medici, die den beiden Ärzten
und Heiligen Kosmas und Damian geweiht ist. Ihr Architekt Antonio Curri (1848–
1916) stammt aus Alberobello.
Am nordöstlichen Stadtrand, unmittelbar hinter den Bahngleisen, kommen im
Museo del Vino die Freunde des Rebensaftes auf ihre Kosten. Es handelt sich um
das Firmenmuseum eines traditionsreichen Kelterbetriebes der Region. Im Erdgeschoss können Besucher einen Blick in den Abfüll- und Verpackungsprozess werfen, der didaktisch hervorragend inszenierte Ausstellungsbereich bef indet sich im
Obergeschoss. Selbstverständlich können die Weine auch degustiert werden.
Mo–Fr 10–13 und 16–19 Uhr. Eintritt frei. Via due Macelli 8, ¢ 080-4323548, www.albeavini.com.
Casa Pezzolla (Museo del Territorio e dell’Olio): Das beispielhafte Trulli-Konglomerat besteht aus rund 20 Häuschen. Innen präsentiert eine Art Heimat- und Bauernmuseum eine Dokumentation über den Ursprung der Trulli und die Entstehung
der Stadt Alberobello. Zu sehen ist auch eine originelle Sammlung von TrulliDachspitzen (pinnacoli). Offene Feuerstellen, bäuerliche Gerätschaften und typische Haushaltsgegenstände geben Einblicke in die traditionelle Wohn- und Arbeitskultur. Wenige Schritte weiter informiert ein kleines Olivenölmuseum, das mit derselben Eintrittskarte zugänglich ist, über die feinen Unterschiede zwischen den Olivensorten und über die traditionellen sowie modernen Arbeitsprozesse von der
Ernte bis zur Pressung.
Tägl. außer Mo 10–13 und 15.30–19 Uhr. 4 €. Piazza XXVII Maggio 22, ¢ 080-4321200.
Trullo Sovrano: Der einzige Trullo mit Obergeschoss steht hinter der Basilica dei
Santi Medici. Das Anwesen entstand in der ersten Hälfte des 18. Jh. im Auftrag
einer wohlhabenden Priesterfamilie, daher auch der ursprüngliche Name „Corte
di Papa Cataldo“. Es handelt sich um einen der ersten Trulli überhaupt, die
mithilfe von Mörtel errichtet wurden. Er diente im Verlauf der Zeit unterschiedlichen Zwecken:als Bauernhof, Geschäft oder Wohnung. Zeitweilig hatte sogar eine
Mönchsgemeinschaft hier ihren Sitz. Der linke Flügel ist der älteste Gebäudeteil und
Alberobell
o
Alberobello
229
Wie Zipfelmützen ragen die Land-Trulli aus den grünen Olivenhainen und Weingärten hervor, zumeist handelt es sich um schlichte Bauernhütten, die aus rohem
Feldgestein geschichtet sind. Aber man sieht auch kunstvoll gemauerte Landhäuschen, wobei oftmals mehrere Trulli zu ganzen Komplexen verbunden sind. Rund
5000 dieser markanten Bauten hat man im Itria-Tal gezählt.
Die Bauweise ist im Prinzip immer die gleiche: Auf einer annähernd quadratischen
Grundfläche werden rohe Feldsteine in Trockenbauweise zu dicken Grundmauern
übereinandergesetzt. Die Kegelform der Dächer ergibt sich durch schräg aufeinandergeschichtete chiancarelle (Steinplatten). Das unerschöpfliche Baumaterial liefert der steinige Boden gratis. Der pinnacolo (Dachspitze) ist meistens kugel- oder
sternförmig verlängert. Mauerwerk und Spitze sind schneeweiß gekalkt, während
das konische Dach die charakteristische grauschwarze Natursteinfarbe behält. An
den Dächern entdeckt man die vielfältigsten Verzierungen und Symbole, einerseits,
um die Häuser einer Trulli-Siedlung zu individualisieren (Prinzip Hausnummer),
und andererseits, um die überirdischen Kräfte zum Schutz herbeizurufen (das
Prinzip Aberglaube). Initialbuchstaben, heidnische, christliche und astrologische
Zeichen sind kunstvoll aufgepinselt und von Weitem sichtbar.
Trulli-Varianten: Die Technik der reparaturanfälligen Trockenbauweise wurde von
Generation zu Generation weitergegeben und immer fantasievoller umgesetzt. So
wurden aus den einfachen Bauernhütten, die anfangs der Unterbringung von Vieh
und der Gerätschaften dienten, bald kleine Landhäuschen, die sogar mit geräumigen Nischen, Fenstern und Zisternen ausgestattet waren. Bei größerem Platzbedarf
wurden die normalerweise einräumigen Trulli einfach miteinander verbunden und
zu bequemen Trulli-Konglomeraten zusammengefügt.
Die sicherlich netteste der zahlreichen Entstehungslegenden berichtet Giangirolamo II. Acquaviva, im 17. Jh. Feudalherr der Gegend: Schon damals mussten
Hausbesitzer an den König eine Art Grundsteuer abführen. Um seinen Untertanen
diese Abgabe zu ersparen, ließ Giangirolamo die Bevölkerung mörtellose Steinhütten bauen, die sie vor den Steuereintreibern als Steinhaufen deklarierten. So
überlistete der Feudalherr den König und dessen offensichtlich blinde Beamte –
und trieb die Steuern dann angeblich selber ein.
Murgia/Valle d’Itria → Karte S. 194/195
Fantasievolle Plattenbauten: Die Trulli im Itria-Tal
230
Die Murgia mit Valle d’Itria
geht auf das 17. Jh. zurück. Das Innere ist im Stil eines Heimatmuseums eingerichtet und kann besichtigt werden. Beachtenswert ist auch der gut sortierte Buchladen.
April bis Okt. tägl. 10–19.30, Nov. bis März 10–18.30 Uhr. Eintritt 1,50 €. ¢ 080-4326030.
 Radwanderung 4: Durch das romantische Tal der Trulli
→ S. 375ff.
Bequeme Fahrrad-Rundtour mit nur wenigen Steigungen
ĒBasis-Infos
Information Das Infobüro befindet sich
im Rione Monti. Di/Mi 10–12 und 15.30–
18.30, Do–So 8–10.30 und 18–20.30 Uhr, Juni
bis Sept. auch Mo geöffnet. Angeboten
werden u. a. Führungen durch die beiden
Trulli-Viertel (Mindestpauschale 40 €). Via
Monte Nero 3, ¢ 080-4322060, www.proloco
alberobello.it.
Hin & weg Einige landschaftlich reizvolle
Nebenstrecken führen von der Adriaküste
nach Alberobello. Von Gioia del Colle führt
eine schöne Anfahrt via Noci auf der SS 604
durch ein ausgedehntes Walnussbaumgebiet.
Parken: Besucher werden bereits bei der
Anfahrt zu den ausgewiesenen Parkflächen
geleitet. Auf den zentralen Plätzen werden
bis 22 Uhr Parkgebühren verlangt (2 €/Std.,
4,50 €/Tag). Achtung: Hohe Strafgebühren
für das Parken ohne Schein! Beste Option
ist der „Parcheggio nel Verde“ in der Nähe
der Kirche Sant’Antonio. Dort gibt es auch
Wohnmobilstellplätze für 18 €/24 Std. Via
Cadore, www.areasostaalberobello.it.
Bahn/Bus: Alberobello ist mit der Bahn von
Bari und Taranto erreichbar. Der Bahnhof
liegt günstig, ca. 10 Min. zu Fuß zur Piazza
del Popolo. Busse fahren mehrmals tägl.
von und nach Bari sowie Martina Franca.
Taxi: ♠ 080-2144072, www.eurotaxipuglia.it.
Fahrradverleih/Touren Alberobello ist
ein guter Ausgangspunkt für Fahrradtouren
im Valle d’Itria (→ Radwanderung 4, S. 375ff.).
Charming Trulli, die Full-Service-Agentur
(→ Übernachten) am Trullo Sovrano verleiht
Tourenräder für 15 €/Tag. Weil nur 15 Räder
zur Verfügung stehen, ist in der Hauptsaison
eine zeitige Reservierung zu empfehlen.
Lentamente Tour, der Fahrradspezialist mit
Sitz im Rione Monti verleiht stabile Trekkingbikes mit Shimano-Schaltung und Ortlieb-Taschen (20 €/Tag und 80 €/Woche).
Zudem organisiert die Agentur Radtouren.
Tägl. 8.30–13 und 15–18 Uhr. Via Monte San
Gabriele 1 (Hotel Trullidea), ♠ 080-4323860,
www.lentamentetour.com.
Taste & Go, die in Noci ansässige Agentur
unterhält ein Netz von E-Bike-Stationen im
Valle d’Itria und an der Adriaküste, perfekt für
das Radeln von Ort zu Ort. Ab 30 €/Tag mit
Online-Voranmeldung. Leihstationen im Hotel Olimpo und im Grand Hotel la Chiusa di
Chietri. ♠ 389-1579331, www.tasteandgo.com.
Veranstaltungen Festa di Sant’Antonio,
Trulli-Kirchenfest im historischen Viertel
Monti. 13. Juni.
Città dei Trulli, Festival mit Aufführungen
mehrerer überregionaler Folkloregruppen.
Ende Juli/Anfang Aug. (www.alberobello
folklore.it).
Jazz Festival, Treffpunkt der apulischen
Szene mit vielen Jazzkonzerten. Mitte Aug.
(www.alberobellojazz.it).
La Notte dei Briganti, die lange Nacht der
Räuber gedenkt der Jahre 1860–1864, als in
den umliegenden Wäldern die Briganten
hausten. Mitte/Ende Aug.
Patronatsfest, zu Ehren der Heiligen Kosmas und Damian mit Jahrmarkt, Prozession, Volksmusik und Feuerwerk. Es gibt
u. a. Oliven, die speziell für dieses Fest ausgesucht und nach einer Geheimrezeptur
eingelegt werden. 25.–28. Sept.
Presepe vivente, seit 1970 finden die Krippenspiele mit 230 Darstellern im Rione Aia
Piccola statt. Derselbe Verein veranstaltet
am Karfreitag auf der Piazza Independente ein
Passionsspiel (Passione vivente). 26.–29. Dez.
(www.dabetlemmeagerusalemme.it).
Wandern Parco Bosco Selva: Rund 1 km
oberhalb von Alberobello, in Richtung Noci,
befindet sich der kommunale Stadtpark.
Wanderwege unter Pinien und Steineichen
laden zu Spaziergängen ein.
Alberobello
Putignano/
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Monopoli,
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Trullo dei Sapori
La Cantina
La Fontana 1914 Il
Fornello
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Alberobello
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**** Victor Country Hotel, das Landhotel
liegt ideal, wenn man dem innerörtlichen
Trubel entgehen möchte. 38 freundlich ausgestattete Zimmer mit allem Komfort, Pool,
Ristorante im kühlen Gewölbe. Schickes
Ambiente, kostenloser Verleih von Mountainbikes, Wellnessangebote. Grundsolides
Naturstein-Haupthaus. DZ 120–160 €. Contr.
Albero della Croce (in Richtung Noci auf
Schilder nach links achten), ¢ 080-4326054,
www.victorcountry.com.
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Rosa sprechen Deutsch und sorgen dafür,
dass die Gäste sich gut aufgehoben fühlen.
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sowie 1 Apartment für 4 Pers. Ruhige Lage
zwischen Obst- und Olivenbäumen. Das
biodynamisch angebaute Gemüse wird in
der Küche zu feinen Gerichten verarbeitet.
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gelegener Rezeption vermietet nach dem
Konzept Albergo diffuso verschiedene nobel
Murgia/Valle d’Itria → Karte S. 194/195
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Die Murgia mit Valle d’Itria
ausgestattete sowie alles andere als
preiswerte Trulli-Quartiere in Alberobello
und Umgebung. Gefrühstückt wird in der
empfehlenswerten Trattoria Terra Madre
(→ Essen & Trinken). DZ 120 €. Piazza Sacramento 17 (Trullo Sovrano), ¢ 339-3570176,
www.charmingtrulli.com.
Mein Tipp: Trullidea 11, die Trulli-Herberge im Rione Monti vermietet komfortable Original-Trulli mit Kochnische nach
dem Konzept Albergo diffuso im ganzen
Viertel Rione Monti, das Frühstück wird in
einer Bar eingenommen. Fahrradverleih
und diverse Radroutenvorschläge. DZ 100–
150 €. Via Monte San Gabriele 1, ¢ 0804323860, www.trullidea.it.
ĒEssen & Trinken
Il Poeta Contadino 12, berühmtes Lokal,
etwas abseits zwischen den beiden TrulliVierteln gelegen, stilvolles Ambiente, gehobene Spezialitätenküche und fundierte
Weinkarte. Menü ca. 50 €. Nebenan bietet
ein weiterer Raum Gerichte für den etwas
kleineren Geldbeutel aus derselben Küche
an. Gerichte nach traditioneller Machart,
Trulli-Gehöft bei Alberobello
Casa Sant’Antonio 14, ehemaliges Sommerseminar der Diözese ConversanoMonopoli, in den 1970er-Jahren verfallen
und seit 2000 ein Hotelbetrieb für
jedermann. Alles ziemlich nüchtern, aber
picobello sauber. DZ 60–76 €. Via Isonzo 8a
(im Rione Monti, direkt an der Trulli-Kirche),
¢ 080-4322913, www.santantonioalbergo.it.
Camping Bosco Selva 13, schön gelegener
Zeltplatz unter Pinien, ruhig und schattig.
Einfache, zweckmäßige Ausstattung, ein
Restaurant mit Bar befindet sich nebenan.
2 Pers. mit Zelt ab 18 €. Ganzjährig geöffnet. Via Bosco Selva 27 (von der SS 604 in
Richtung Noci ausgeschildert), ¢ 0804323726, www.campingboscoselva.it.
→ Karte S. 231
ohne kreative Schlenker. Menü um 25 €.
Mo Ruhetag. Via Indipendenza 21, ¢ 0804321917, www.ilpoetacontadino.it.
Trullo dei Sapori 5, abgelegenes Lokal
oberhalb des Rione Aia Piccola, freundlich
und familiär. Die Küche verarbeitet lokale
und regionale Zutaten von hoher Qualität,
hausgemachte Pasta, Fisch und Fleisch,
Pilzgerichte, abends auch kleinere Snacks
(Piadine, Crêpes). Sitzplätze im Gewölbe
und im Garten. Menü um 25 €. Di Ruhetag.
Via Piave 35, ¢ 080-4321768, www.ristorante
trullodeisapori.it.
Mein Tipp: La Cantina 6, die Osteria
im traditionellen Stil ist ein alteingesessener Familienbetrieb. Helles Kellergewölbe, klein und gemütlich, Hausmannskost
vom Allerfeinsten, alles frisch und sehr fein
zubereitet. Immer nach den aktuellen
Tagesgerichten fragen. Menü um 25 €.
Rechtzeitig reservieren, da nur wenige Tische und sehr beliebt. Di geschlossen. Vico
Lippolis 8 (Corso Vittorio Emanuele), ¢ 0804323473, www.ilristorantelacantina.it.
La Nicchia 1, Ausflugsristorante 1 km außerhalb, man sitzt in einem ansprechend
gestalteten Trullo, davor eine Terrasse unter Olivenbäumen (allerdings nahe der
Straße). Sehr gute landestypische Küche,
Menü ab 20 €, Pizza ab 4 €. Mo Ruhetag.
An der SS 172 in Richtung Putignano, ¢ 0804322278, www.ristorantelanicchia.it.
Trattoria Terra Madre 4, Trattoria am
Trullo Sovrano mit herrlichen Freiplätzen
mit Blick auf den eigenen Kräutergarten,