Vorrangprüfung - Keine Arbeit für Flüchtlinge?

Vorrangprüfung – Keine Arbeit für Flüchtlinge? | Manuskript
Vorrangprüfung - Keine Arbeit für Flüchtlinge?
Bericht: Sebastian Pittelkow
Laut, Laut, Laut. Ok. Dann, so was.
Eine Arbeitsschutzbelehrung mit Sprachbarriere.
Maske, Riechen, Dann muss man Maske tragen!
Deutsche Vorschriften treffen auf Flüchtlinge.
Unterweisen. Hier Deutschland UVV. Unfallverhütungsvorschrift.
Bisschen viel auf einmal?
Ja, Ja!
Mit der Verständigung hapert‘s noch - aber die neuen Werkbänke sind da - der Arbeitsplatz
für die 8 Asylbewerber aus Eritrea, Syrien und Guinea-Bissau. Drei Monate machen sie ein
Praktikum bei einem Landmaschinenhersteller im sachsen-anhaltischen Hohenmölsen. Chef
Sven Gempper freut sich, dass es losgeht.
Das ist ein bisschen wie Weihnachten, das auspacken.
Reporter: für Sie?
Ich würde sagen für Alle!
Die Bewerbungskriterien für den Praktikumsplatz: Eine gute Chance, in Deutschland bleiben
zu dürfen und Vorfreude auf Bohrer und Metallpresse.
Das müssen wir dann: Unterweisung. Belehrung!
Abdullah Bajie aus Guinea-Bissau hat schon in der Heimat im Metall-Bau gearbeitet
Ich bin glücklich, hier zu sein, noch einmal zu lernen, und mehr zu erfahren über MetallArbeit!
Was der Staat bislang kaum geschafft hat, macht dieses Unternehmen auf eigene Initiative:
Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren. Auf dem Werksgelände gibt es sogar ein
Asylbewerberheim, eine Sprachschule und diese Lehrwerkstatt:
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Vorrangprüfung – Keine Arbeit für Flüchtlinge? | Manuskript
Manchmal hat man dann auch entsprechende Pflichten, die man dann auch wahrnehmen
muss. Das gilt auch für ein Unternehmen, das gilt auch für eine Privatperson. Es gibt so
viele ehrenamtliche Menschen, die hier tätig sind, warum soll dann auch nicht ein
Unternehmen in dem Bereich tätig sein, wo es aufgestellt ist, nämlich Arbeit zu schaffen
oder die Leute zur Arbeit hinzubringen.
Zwei, drei Flüchtlinge will das Unternehmen am Ende als Hilfsarbeiter einstellen, die übrigen
an kleine Firmen vermitteln. Ob das klappt, hängt an einem Gesetz, denn ein Deutscher oder
EU-Bürger haben Vorrang auf die Stelle.
Abdenasser Hssain ist an diesem Gesetz bislang gescheitert. Der 30-Jährige Marokkaner ist
seit 10 Monaten in Deutschland, geduldet und sucht einen Job.
Ich habe viel Zeit. Ich hab nix. Und ich suche Arbeit. Das ist gut für mich. Ich hab viel Zeit,
ich habe viel Zeit.
Zweimal hatte der gelernte Lagerist schon fast eine Stelle. Auch dieser Getränkegroßhändler
war sich mit ihm einig. Doch Abdenasser Hssain scheiterte immer an der sogenannten
„Vorrangprüfung“.
Grundsätzlich darf fast jeder Asylbewerber nach drei Monaten arbeiten. Hat er eine Stelle in
Aussicht, muss die Arbeitsagentur prüfen, ob für den Job nicht auch ein Deutscher oder EUBürger infrage kommt. Wenn das so ist, zieht der Flüchtling immer den Kürzeren. Die Prüfung
entfällt nur, wenn der Asylbewerber Auszubildender oder Fachkraft ist, oder einen deutschen
Uni-Abschluss hat.
Erst 15 Monate nachdem der Flüchtling in Deutschland registriert wurde, entfällt die Prüfung
ganz. Viel Zeit, in der für die Wirtschaft ein herber Verlust entsteht - meint Prof. Herbert
Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Denn Unternehmen könnten
Flüchtlinge sofort gebrauchen.
Brücker: Also ich würde die Vorrangprüfung ersatzlos abschaffen für Flüchtlinge. Ich
glaube das ist ein Instrument eigentlich aus den vergangenen Jahrzehnten, als wir den
Arbeitsmarkt noch schützen mussten bei hoher Arbeitslosigkeit.
Abdenasser Hssain hat die Hoffnung trotz Vorrangprüfung schnell einen Job zu finden, nicht
aufgegeben. Mehrmals im Monat erkundigt er sich bei Uwe Krenz nach Stellen. Dessen
Dresdner Personalagentur hat sich auf die Vermittlung von Asylbewerbern spezialisiert.
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Wie immer, Wie immer, du fragst nach Arbeit.
Ja ich möchte Arbeit.
Doch im Fall von Abdenasser hat sich Agentur-Chef Krenz der Bürokratie ergeben und
wartet die 15-Monatsfrist ab.
Krenz: Du lernst jetzt noch ordentlich deutsch bis die Vorrangprüfung kein Thema mehr ist
und dann geht’s los. In der Zwischenzeit können wir schon Verbindungen herstellen. Deine
Unterlagen schicken wir immer raus.
Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge würden bei Uwe Krenz zurzeit an der Vorrangprüfung
scheitern. Auch, weil bei jeder Prüfung auf die Unternehmen eine wochenlange
Ungewissheit und viel Papierkram zukommt.
Anfang November setzte die Große Koalition das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz um.
Viele Regelungen sollen die Integration von Flüchtlingen erleichtern. Wir wollen von
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles wissen, warum die Vorrangprüfung trotzdem bleibt.
Schriftlich heißt es, Zitat:
Andrea Nahles:
„Bei alledem müssen wir darauf achten, dass die Integration von Flüchtlingen in den
Arbeitsmarkt nicht zu Lasten der schon in Deutschland lebenden Arbeitslosen und der
Beschäftigungsstandards insgesamt geht.“
Laut Experten würden jedoch Flüchtlinge und Deutsche auf dem Arbeitsmarkt kaum
konkurrieren.
BRÜCKER: Wo arbeiten Flüchtlinge? Das ist in der Gastronomie, es sind Lagerarbeiten, es
sind einfache Dienstleistungen. Das sind häufig Jobs die körperlich sehr, sehr anstrengend
sind, wo man aber keine formale Berufsausbildung braucht. Und in diesen
Arbeitsmarktsegmenten sind Deutsche praktisch nicht mehr unterwegs. Die
Langzeitarbeitslosen die wir hier haben, sind in der Regel schon relativ alt. Also über 40,
50. Und die kommen für diese Jobs, für diese Tätigkeiten praktisch nicht mehr infrage.
Zurück nach Hohenmölsen: Frühstückspause für die ersten 8 Flüchtlinge, die hier ihr
Praktikum absolvieren – in drei Monaten kommen die nächsten 8. Ein großer Aufwand für
das Unternehmen. Aber ob es die neuen Praktikanten später fest anstellen kann, hängt
davon ab, wie die Vorrangprüfung ausgeht.
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Ich wünsche es mir, Arbeit zu haben, etwas zu tun zu haben. Das ist für mich wichtiger, als
andere Dinge.
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