AARGAUER ZEITUNG DONNERSTAG, 1. OKTOBER 2015 AARGAU 23 Ein neuer Chef für «Königsfelden» Psychiatrische Dienste Jean-François Andrey, Nachfolger von Markus Gautschi, startet am 2. November in ihn nicht mehr da sei. Er habe sich daraufhin entschlossen, die KonsequenIn den vergangenen Jahren herrschte viel zen zu ziehen. PDAG-VerwaltungsratsUnruhe bei den Psychiatrischen Diensten ratspräsidentin Christiane Roth sagt dazu Aargau AG (PDAG). Ende Juni wurde be- gegenüber der az: «In seiner offenen Art kannt, dass der erst eineinhalb Jahre als hat Jean-François Andrey dies auch dem CEO wirkende Markus Gautschi wieder Verwaltungsrat der PDAG mitgeteilt.» geht. Dreieinhalb Jahre zuvor war VerChristiane Roth hatte nach dem Wegwaltungsratspräsident Patrick Wagner gang von Markus Gautschi in der az gegegangen. Doch jetzt haben die PDAG sagt, es habe Differenzen zum Tempo wieder einen Chef: Laut Mitdes Reformprozesses gegeteilung hat der Verwaltungsben. Deshalb die Frage an sie, rat Jean-François Andrey einob man mit dem neuen CEO stimmig zum neuen CEO erbereits über das Tempo sprenannt. Der 52-Jährige tritt sein chen konnte, damit nicht das Amt am 2. November an. Risiko besteht, dass deshalb Andrey arbeitete von 2009 bald wieder ein Wechsel an bis 2014 bei der Lindenhofder Spitze drohen könnte? Dagruppe der Stiftung Lindenzu sagt Christiane Roth kurz hof Bern, zuerst als Direktor und knapp: «Der Verwaltungsdes Lindenhofspitals, ab 2012 rat wird CEO Jean-François als CEO der Lindenhof AG mit Jean-François Andrey in seiner Tätigkeit unZVG den Spitälern Engeried, Lin- Andrey. terstützen.» Was hat den Ausdenhof und Sonnenhof. Es schlag für seine Wahl gegegelang ihm, die drei Spitäler zur Linden- ben? Die Verwaltungsratspräsidentin: hofgruppe zusammenzuführen, zu re- «Der Rekrutierungsprozess für die Besetstrukturieren und weiterzuentwickeln. zung der CEO-Position erfolgte nach defiDanach war er freiberuflich als Berater nierten Kriterien. Jean-François Andrey tätig. Diese Tätigkeit stellt er mit der Ar- hat nach Beurteilung des Verwaltungsbeitsaufnahme bei den PDAG ein. rats am besten den Anforderungen entsprochen.» Er sei eine führungsstarke Vernetzt im Gesundheitswesen Persönlichkeit mit viel Herzblut und er Dank seiner 16-jährigen Berufserfah- denke unternehmerisch. rung im Spitalwesen und seiner vielfältiWar es ein bewusster Entscheid, jegen Engagements wie beispielsweise als manden zu nehmen, der vorher eine PriPräsident der Privatspitäler Kanton Bern vatklinikgruppe leitete? Dazu sagt Christioder als Mitglied der Fachkommission ane Roth, die Erfahrung aus den Privatfür Gesundheitspolitik verfüge Andrey kliniken sei willkommen: «Die PDAG haüber ein ausgezeichnetes Netzwerk im ben einen Versorgungsauftrag für alle BeGesundheitswesen, heisst es in einer Me- wohner des Kantons Aargau. Dazu dienmitteilung. Und er verfolge «mit gehören auch privat versicherte Patiengrossem Erfolg eine liberale und wettbe- tinnen und Patienten. Es ist uns deshalb werblich orientierte Gesundheitspolitik». ein Anliegen, auch diesen Menschen gute In den letzten drei Jahren seiner Tätig- Behandlungsmöglichkeiten anzubieten.» keit bei der Lindenhofgruppe sei es Andrey gelungen, den Umsatz sowie den Andrey: berufliche Leidenschaft Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, AbDer neue CEO Andrey selbst freut sich schreibungen und Amortisationen) mehr auf die neue Herausforderung. Er wird als zu verdoppeln. Die Lindenhofgruppe im Communiqué mit der Aussage zitiert, mit 2600 Mitarbeitenden erwirtschaftet die Neugestaltung, Entwicklung und Zuheute einen Umsatz von 400 Millionen sammenführung von Strukturen und Franken pro Jahr. Prozessen sowie die Führung von MenAls Andrey die Lindenhofgruppe ver- schen im Gesundheitswesen, die sich mit liess, warf das aber Fragen auf, wie «Der ihrer Tätigkeit dem Wohl des Menschen Bund» damals berichtete. Gegenüber je- in seiner aktuellen Lebensphase verner Zeitung sagte der, der Verwaltungsrat pflichten, seien für ihn mit beruflicher habe ihm mitgeteilt, dass das Vertrauen Leidenschaft verbunden. VON MATHIAS KÜNG ✴ ▼ ▼ ▼ ▼ ● ● ● ● ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ● ● ● ● ● ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ● ● ● ● ● ● ● ● ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ BEISPIELE AUS DEM AARGAU ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ▼ ✲ ● ● ● ● ● ● ❒ ● ❒ ● ❒ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ❒ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Umzugsmeldung Künftig sollen Umzüge den Behörden über das Internet gemeldet werden können. Das Ziel: Ein Besuch sowohl bei der Wegzugs- als auch bei der Zuzugsgemeinde, wie das heute noch erforderlich ist, soll den Leuten erspart werden. Die Einführung des schweizweiten Projekts ist im Aargau ab 2017 geplant. In einem weiteren Schritt soll zudem ermöglicht werden, auf Wunsch die Adressänderung auch direkt an private Unternehmen wie Banken oder Versicherungen melden zu lassen. Baubewilligung Eine Baubewilligung zu beantragen ist mit hohem administrativem Aufwand verbunden – für Antragsteller, Gemeinden, Kanton. Künftig soll ein Onlineformular allen Beteiligten das Verfahren erleichtern und Arbeit ersparen. Da bei Bewilligungen mehrere Stellen involviert sind, wird zurzeit oft eine Vielzahl physischer Kopien derselben Informationen bearbeitet. Das soll künftig verhindert werden. Seit 2014 wird in drei Pilotgemeinden eine Lösung entwickelt. Die Einführung ist dort per 2017 vorgesehen. Fundservice Wer Schlüssel, Handy oder Portemonnaie verliert, ist froh um Fundbüros. Doch ist nicht klar, wo genau der Gegenstand verloren ging, gestaltet sich die Suche schwierig. Die Plattform «easyfind» vereinfacht diese nun aber deutlich. Die Fundstücke sind in einer Trefferübersicht aufgelistet – zusammen mit Fund- und aktuellem Aufbewahrungsort. Acht Kantone beteiligen sich bereits am Onlineangebot, unter ihnen der Aargau, wo über 90 Prozent der Gemeinden angeschlossen sind. Elektronische Identität E-Voting Wie das Projekt Schiffbruch erlitt Die anstehenden Wahlen bringen eine Premiere mit sich: Erstmals dürfen in der Schweiz wohnhafte Stimmbürger elektronisch wählen. Allerdings profitiert von der Neuerung nur, wer in den Kantonen Genf und Neuenburg lebt. Die Aargauer Bevölkerung wird davon ausgeschlossen. Dem System, das der Aargau zusammen mit acht anderen Kantonen erarbeitet hat, verweigerte der Bundesrat die Bewilligung. Begründung: eine Lücke beim Schutz des Stimmgeheimnisses, die sich vor den Wahlen nicht mehr schliessen lasse. Ein Entscheid mit Folgen: Die neun Kantone beenden ihre Zusammenarbeit und brechen das gemeinsame E-Voting-Projekt ab. Der negative Bescheid des Bundesrats habe das Vertrauen in das eigene System stark belastet, heisst es in einer Mit- teilung. Die Kosten für die notwendigen Nachbesserungen werden darin als «erheblich» bezeichnet. Marlies Pfister, Leiterin der kantonalen Fachstelle E-Government Aargau, spricht von einem «deutlichen Rückschlag». Die Entwicklung hin zum E-Voting lasse sich dadurch aber nicht aufhalten, sagt sie. Das E-Voting-Projekt war auch im Aargau nicht unumstritten. Insbesondere der Entscheid des Grossen Rats vom letzten Jahr, einen Nachtragskredit von über 1,1 Millionen Franken zu sprechen, löste Kritik verschiedener Parteien aus. Zu den Kritikern zählte auch der grüne Grossrat Daniel Hölzle. Den «Schiffbruch» des Projekts kommentierte Hölzle auf Facebook: «Es war dann schon klar, dass dies höchstens noch aktive Sterbehilfe ist. Schade um das viele Geld.» (MBÜ) Künftig sollen wichtige Geschäfte mit den Behörden vermehrt online abgewickelt werden. Dazu wird allerdings ein Mittel benötigt, um die eigene Identität nachzuweisen. Was beim Besuch der Verwaltung per Pass oder ID erfolgt, funktioniert online über elektronische Identifizierungsmittel (eID). Zurzeit wird auf Bundesebene nach einer Lösung gesucht. Wann diese vorliegen wird, ist offen und hängt von politischen Entscheiden ab. Beabsichtigt ist, bis 2020 eine Lösung einzuführen. Rechnungen E-Rechnungen sollen Zahlungen an die Verwaltung vereinfachen. Dabei werden alle notwendigen Daten auf elektronischem Weg vom Rechnungssteller zum Rechnungsempfänger übermittelt. Dieser papierlose Vorgang ermöglicht dem Nutzer, die Informationen weiterzuverarbeiten, ohne sie manuell in das Buchhaltungssystem oder ins E-Banking eingeben zu müssen. Diese Art von Rechnungen verschicken einige Aargauer Gemeinden bereits jetzt – weitere dürften dem Beispiel folgen. Betrunken und unter Drogen unterwegs Freiamt Eine 25-jährige Slowakin kracht in eine Verkehrsinsel, fährt aber auf den Felgen und trotz 1,8 Promille weiter. Zuvor ist ein 18-jähriger Junglenker – wohl unter Drogeneinfluss – in einen Baum geprallt. Um 2.45 Uhr am Mittwochmorgen ging bei der Kantonspolizei die Meldung über einen Selbstunfall auf der Luzernerstrasse in Muri ein. Die aufgebotene Patrouille traf dort auf einen beschädigten Volvo und die offensichtlich betrunkene Lenkerin. Diese verhielt sich laut Polizeimitteilung «derart aggressiv und ausfällig», dass sie in Handschellen gelegt wurde. Der Atemlufttest bei der 25-jährigen Slowakin ergab einen Wert von 1,8 Promille. Wie sich zeigte, war die Frau in Boswil mit einer Verkehrsinsel kollidiert. Dabei waren die Fahrzeugfront und beide Räder beschädigt worden. Auf den Felgen war die Frau dann noch bis nach Muri weitergefahren. Die Polizei nahm der betrunkenen Unfallfahrerin den Ausweis ab. Nicht alkoholisiert, aber wohl unter Drogeneinfluss, war ein 18-jähriger Junglenker, der gut vier Stunden vorher in Hägglingen einen Selbstunfall verur- sachte. Dieser war auf einer Nebenstrasse vom Weiler Rüti in Richtung Niederwil unterwegs. Wegen übersetzter Geschwindigkeit geriet er in einer Kurve auf die Gegenfahrbahn. Dabei verlor er die Herrschaft über seinen Opel. Dieser kam schleudernd von der Strasse ab und prallte heftig gegen einen Baum. Der 18-Jährige blieb unverletzt, sein gleichaltriger Beifahrer erlitt einen Armbruch und musste ins Spital gebracht werden. Am Auto entstand Totalschaden. Beim Unfallfahrer wurde eine Blut- und Urinuntersuchung angeordnet, die Polizei nahm auch ihm den Führerausweis ab. (AZ) INSERAT
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