Gesund aufwachsen

Gesund aufwachsen
Ein Leitfaden zum Thema Kindergesundheit
für Eltern und werdende Eltern
Erhältlich in sieben Sprachen
DEUTSCH
Impressum
Gesund aufwachsen
Ein Leitfaden zum Thema Kindergesundheit für Eltern und werdende Eltern
Herausgeber:
Volkshilfe Wien
Weinberggasse 77, 1190 Wien
Tel.: 01 / 360 64; E-Mail: [email protected]
Internet: www.volkshilfe-wien.at
Ethno-Medizinisches Zentrum e.V. (EMZ)
Königstraße 6, 30175 Hannover
Tel.: 0511 / 684 10 20; E-Mail: [email protected]
Internet: www.ethno-medizinisches-zentrum.de
Konzept: Barbara Kuss und Petra Dachs
Redaktion: Barbara Kuss, Petra Dachs, Klara Markin und Lea Bröckmann
Lektorat: Margit Kridlo
Übersetzung: Dolmetscherdienst – Ethno-Medizinisches Zentrum e.V.
Covergestaltung, Layout & Satz: Roland Peschetz (STARRYDYNAMO.STUDIOS)
Die vorliegende Publikation ist Teil des Projektes MiMi GesundheitslotsInnen Wien &
Oberösterreich und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Europa, Integration
und u eres so ie der Ge iets ran en assen Wien und
er sterreich o nan iert
Projektleitung MiMi GesundheitslotsInnen Österreich:
Stephan Amann, Ramazan Salman
Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der angebotenen Informationen sowie
Internetadressen wird keine Haftung übernommen.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen
schriftlichen Genehmigung.
Eigenverlag: Volkshilfe Wien
Stand: Juni 2015
Einleitung
Gesundheit für alle. Gesundheit von Anfang an.
MiMi – „Mit MigrantInnen für MigrantInnen“ – ist ein Gesundheitsprojekt, das
sich seit 2003 in Deutschland und seit 2012 auch in Österreich erfolgreich für
einen verbesserten Zugang der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zum
Gesundheitssystem und zu Gesundheitsthemen einsetzt.
Dazu werden MigrantInnen zu GesundheitslotsInnen geschult. Sie
organisieren
dann
in
ihren
Communities
muttersprachliche
Informationsveranstaltungen rund um das Thema Gesundheit. Dafür
stehen ihnen mehrsprachige Materialien zur Verfügung, wie z. B. der
Gesundheitswegweiser „Gesundheit Hand in Hand – Das österreichische
Gesundheitssystem“. Zudem gibt es mehrsprachiges Informationsmaterial zu
den he en rn hrung und e egung, lter,
ege und Gesundheit so ie
seelische Gesundheit.
Der vorliegende Leitfaden „Gesund aufwachsen“ ist nun eine Erweiterung des
Themenangebots von MiMi. Damit kommen wir dem Wunsch vieler Migrantinnen
und Migranten nach, mehr muttersprachliche Information zu Kindergesundheit
zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, den Leserinnen und Lesern Möglichkeiten
aufzuzeigen, wie sie die Gesundheit ihrer Kinder und der ganzen Familie positiv
eein ussen und erhalten nnen
Im ersten Teil werden Informationen über Leistungen des österreichischen
Gesundheits- und Sozialversicherungssystems zur gesundheitlichen und
sozialen Versorgung von Eltern, Kindern und Jugendlichen gegeben. Das
zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Wichtigkeit der Familie in Hinblick auf
das Vorleben und Weitergeben eines die Gesundheit fördernden Verhaltens.
Die folgenden drei Kapitel geben Hinweise und Tipps zu gesunder Ernährung,
zu Bewegung und zur Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern und
Jugendlichen. Abschließend wird über die Themen Zahngesundheit sowie
Unfallprävention informiert.
Wir freuen uns, wenn die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen dazu
beitragen, das gesunde Aufwachsen von Kindern zu fördern.
Ihr MiMi-Team Österreich
Inhalt
Geleitwort von Bundesminister Sebastian Kurz ......................................................................
Grußwort von Mag.a Ingrid Reischl, Obfrau der WGKK .........................................................
Grußwort Albert Maringer, Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse ...................................
Geleitwort von Dipl.Soz. Ramazan Salman und Mag.iur Stephan Amann, MAS MBA......
6
7
8
9
1. Das österreichische Gesundheitssystem für Kinder und Jugendliche .................. 10
Vor der Schwangerschaft ............................................................................................................. 10
Gesundheits-Check
Kinderwunschberatung
Während der Schwangerschaft ................................................................................................... 12
Schwangerschaftstest
Mutter-Kind-Pass
Finanzleistung: Wochengeld
Rund um die Geburt ...................................................................................................................... 15
Vorbereitung
Geburtsort
Hebammenhilfe
Nach der Geburt ............................................................................................................................. 17
Wichtige Amtswege
Finanzleistungen: Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Zuverdienst
Kindes- und Jugendalter ............................................................................................................... 20
Untersuchungen im Kindes- und Jugendalter
Impfungen Ihres Kindes
Wenn Ihr Kind krank ist
Ergänzendes rund um Schwangerschaft und Geburt ............................................................ 23
Gesunde Lebensführung von Beginn an
Mögliche Belastungen
Angebote für Eltern und Kinder
2. Der Einfluss der Familie auf das Gesundheitsverhalten der Kinder ....................... 26
Gesundes Verhalten fördern........................................................................................................ 27
Seelische Gesundheit fördern ..................................................................................................... 28
Bildung unterstützen..................................................................................................................... 28
Medienkonsum steuern ................................................................................................................ 29
Fernsehen
Digitale Medien
Übermäßiger Konsum?
3. Ernährung Ihres Kindes .................................................................................................. 31
Babys ................................................................................................................................................ 31
Muttermilch und Muttermilchersatz
Beikost
Richtig essen von Anfang an!
Kinder und Jugendliche ................................................................................................................. 34
Ernährungspyramide
Gesunde Jause
Essstörungen
Übergewicht
4. Bewegung .......................................................................................................................... 37
Bewegung ist Entwicklung ........................................................................................................... 37
Folgen von Bewegungsmangel
Bewegungsempfehlungen
Sportvereine.................................................................................................................................... 39
Sportunterricht ............................................................................................................................... 39
5. Seelische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen ............................................... 40
Basis schaffen ................................................................................................................................. 40
Bindung und Urvertrauen
Selbstwert und Selbstgefühl
Peer-Groups
Herausforderungen ....................................................................................................................... 42
Anpassungsdruck
Pubertät
Sucht und Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen
6. Unfallprävention .............................................................................................................. 45
Sicherheitstipps .............................................................................................................................. 45
In der Wohnung
Auf dem Spielplatz
Auf der Straße
7. Zahngesundheit ................................................................................................................ 48
Ernährung für gesunde Zähne .................................................................................................... 48
Zahnärztliche Untersuchungen .................................................................................................. 49
Mund- und Zahnhygiene .............................................................................................................. 49
8. Zum Schluss ...................................................................................................................... 51
Hinweis auf den Regionalanhang mit Adressen und Links.................................................... 51
Danksagung .................................................................................................................................... 51
Manche Informationen sind besonders hervorgehoben, in eigenen Boxen
dargestellt und mit Symbolen versehen, die so zu verstehen sind:
Ein nützlicher Tipp
Ein Hinweis auf weitere Informationen
„Achtung! Besonders wichtig.“
Geleitwort des Bundesministers
zum Kindergesundheitsleitfaden
Die Gesundheit eines Menschen ist ein hohes Gut, das es von Beginn des Lebens
an est
glich u f rdern und u sch t en gilt ie eein usst esentlich it,
wie sehr Menschen dazu in der Lage sind, an gesellschaftlichen Prozessen
teilzunehmen. Die Sicherung und Förderung der Gesundheit sind somit immer
zugleich auch Maßnahmen der Integrationsförderung.
Das Projekt „MiMi-GesundheitslotsInnen“ trägt nun bereits seit 2012 erfolgreich
dazu bei, die Gesundheit von MigrantInnen in Österreich durch niederschwellige
und kultursensible Informationen zu verbessern.
ufgrund der gro en
achfrage nach s e i schen nfor ationen u
Kindergesundheit, wurde diesem wichtigen Thema nun ein eigenes Modul
gewidmet. Die vorliegende Broschüre bietet eine breite Übersicht über
das österreichische Gesundheitssystem für Kinder und Jugendliche und
hilft MigrantInnen somit dabei, den Zugang zu Präventionsangeboten und
Gesundheitsdiensten u nden Dar er hinaus erden ichtige he en ie
Zahngesundheit, Unfallprävention, Bewegung, Ernährung und die Förderung
der seelischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen behandelt.
Es ist notwendig, MigrantInnen von Beginn mit dem System vertraut zu machen
und den Präventionsgedanken zu fördern, um eventuelle negative Spätfolgen
zu vermeiden. Es muss das erklärte Ziel sein, allen Kindern und Jugendlichen in
unserem Land, unabhängig von ihrer Herkunft, dieselben Gesundheitschancen
zu geben und ihnen den besten Start in ihr Leben zu ermöglichen!
Sebastian Kurz
Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres
6
Liebe Leserin, lieber Leser!
Gesundheit ist für alle wichtig. Der Grundstein dafür wird bereits im Kindesalter
gelegt. Viele gesundheitliche Probleme im Erwachsenenalter haben ihren
Ursprung oft in der Kindheit oder Jugend. Der Wiener Gebietskrankenkasse
(WGKK) ist die Gesundheitsförderung der Jüngsten daher ein großes Anliegen.
Der Erhalt und die Förderung der Gesundheit ist aber nicht nur Aufgabe jedes
Einzelnen, es braucht auch die Mitverantwortung und das Engagement von
uns allen, damit Gesundheitsförderung in sämtlichen Gesellschaftsbereichen
wirkungsvoll umgesetzt werden kann.
Obwohl der Zugang zum Gesundheitssystem allen Versicherten und deren
Angehörigen offen steht, verfügen nicht alle Bevölkerungsgruppen über gleiche
Chancen ihre Gesundheit zu fördern, zu erhalten und wieder herzustellen.
Unser Ziel ist es durch den Abbau von sprachlichen oder kulturellen Barrieren
den Zugang zu Prävention und Gesundheitsförderung für Wienerinnen und
Wiener mit Migrationshintergrund zu erleichtern. Dabei ist unser gemeinsames
Projekt mit der Volkshilfe Wien „MiMi Gesundheitslotsinnen und -lotsen“ ein
wichtiger Eckpfeiler. An dieser Stelle möchten wir uns sehr herzlich bei den
Gesundheitslotsinnen und -lotsen bedanken, deren großes Engagement und
fachliche Kompetenz den Erfolg des Projekts erst möglich macht.
Mag.a Ingrid Reischl
Obfrau der WGKK
7
Gesundheit von Anfang an!
Österreich
hat
im
internationalen
Vergleich
eine
sehr
gute
Gesundheitsversorgung. Beim Gesundheitswissen der Einzelnen schneidet
unser Land aber schlecht ab, wie internationale Studien zeigen. Migrantinnen
und Migranten sind davon besonders betroffen: Oft fehlt es an Orientierung im
Netz von Versorgungs- und Therapieeinrichtungen, die Gesundheitsförderung
kommt dabei sehr oft zu kurz.
Besonders für Kinder ist mangelndes Wissen ihrer Eltern ein Nachteil, denn die
Basis für eine gute Gesundheit entsteht bereits sehr früh im Leben! Für Babys
und Kleinkinder sind eine gesunde Ernährung, eine rauchfreie und sichere
Umgebung und vor allem stabile Beziehungen enorm wichtig. Viele
Erkrankungen lassen sich dadurch vermeiden. Die regelmäßige kinderärztliche
Betreuung mittels Mutter-Kind-Pass dient der Beratung und der Früherkennung.
ine sorgf ltige ahn ege von nfang an ers art ch er en und teure
Behandlungen. Die teils kostenlosen Impfungen schützen Kinder vor der
Ansteckung mit schweren Erkrankungen.
Als MiMi-Gesundheitslotsinnen und -lotsen tragen Sie auch dazu bei, dass Kinder
in Ihrer Umgebung gesund aufwachsen. Sie helfen Eltern bei der Orientierung
im Gesundheitswesen und informieren sie über Gesundheitsförderung.
Daher freut es uns sehr, dass wir Sie mit der MiMi-Ausbildung und dieser
Zusatzschulung unterstützen können.
Herzlichen Dank für Ihr Engagement und viel Freude bei diesem Lehrgang!
Albert Maringer
Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse
8
Gesundheit für alle Kinder!
Trotz der umfassenden Angebote verschiedener Gesundheitseinrichtungen
sind hierzulande noch immer zu viele Kinder und Jugendliche gesundheitlich
benachteiligt. Kinder von zugewanderten Eltern sind davon besonders
stark betroffen, weil ihren Eltern die Angebote für Gesundheit und gesunde
Lebensführung oft nicht ausreichend zugänglich sind. Neben der Sprache
erkennen wir die Vertrautheit mit völlig anders gestalteten Systemen in den
Herkunftsländern und vor allem die oft sehr prekären und anstrengenden
Arbeits- und Lebensbedingungen von MigrantInnen in Österreich als
wesentliche Barrieren.
Der
vorliegende
Wegweiser
unterstützt
den
engagierten
und
ehrenamtlichen Einsatz unserer MiMi-GesundheitslotsInnen, die selbst über
Migrationshintergrund und entsprechende Sprachkompetenzen verfügen.
ie urden von uns u s e i schen he en der Gesundheit geschult, u
muttersprachliche Informationsveranstaltungen abzuhalten.
Damit dieser Wegweiser nun auch in vielen Sprachen zur Gesundheit aller Kinder
in Österreich beitragen kann, bedurfte es der weitsichtigen Unterstützung
unserer Fördergeber, für die wir uns sehr beim Bundesministerium für
Europa, Integration und Äußeres sowie den Gebietskrankenkassen Wien und
Oberösterreich bedanken möchten.
Unser Dank gilt weiters den verschiedenen FachexpertInnen, die Ihren Input
zu diesem Leitfaden gegeben haben und auch die Schulung der LotsInnen
übernehmen werden.
Weiters bedanken wir uns sehr beim Redaktionsteam Barbara Kuss, Petra
Dachs, Klara Markin und Lea Bröckmann. Wir können nun ein mehrsprachiges
Produkt vorlegen, das in ganz Österreich genutzt werden kann.
Maßgeblich sind aber nun unsere engagierten MiMi-GesundheitslotsInnen,
denn sie werden den vorliegenden Wegweiser bei ihren Veranstaltungen
verteilen und damit Information über Kindergesundheit zu Eltern und
werdenden Eltern bringen - danke dafür!
Dipl.Soz. Ramazan Salman
Geschäftsführer
Ethno-Medizinisches Zentrum
Mag.iur Stephan Amann, MAS MBA
Gesamtleiter MiMi Österreich
Abteilungsleiter Integration &
Interkulturarbeit, Volkshilfe Wien
9
1. Das österreichische Gesundheitssystem für Kinder und Jugendliche
In Österreich gibt es viele Angebote zur gesundheitlichen Versorgung von
Eltern und Kindern. Die folgenden Informationen sollen Ihnen einen Überblick
verschaffen über
• Leistungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Versorgung des Kindes;
•
er ichtungen, denen ie nach o
Anspruch nehmen zu dürfen;
en
ssen, u
diese eistungen in
• Finanzleistungen bei Schwangerschaft und danach;
• gesunde Lebensführung vor und während der Schwangerschaft.
Vor der Schwangerschaft
Gesundheits-Check
Wünschen Sie sich ein Kind,
dann können Sie sich auf die
Schwangerschaft positiv vorbereiten:
durch einen Gesundheits-Check und
eine entsprechende Lebensführung
bereits vor der Schwangerschaft. Für
10
Lassen Sie sich vor
der Schwangerschaft
gesundheitlich untersuchen
und beraten.
den Gesundheits-Check steht Ihnen die sogenannte Gesundenuntersuchung zur
Verfügung. Dabei wird untersucht, ob bei Ihnen ein erhöhtes Risiko für chronische
Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen besteht. Zu den Risikofaktoren
zählen: Übergewicht, Stress, hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte. Die
Gesundenuntersuchung können Sie in einem Krankenkassenambulatorium
oder bei Ihrer Hausärztin bzw. Ihrem Hausarzt einmal jährlich kostenlos
durchführen lassen.
In Eltern-Kind-Zentren oder bei der Schwangerschaftsberatung bekommen
Sie zudem Informationen zu allen Fragen rund um Empfängnis und
Schwangerschaft. Diese bieten auch oft muttersprachliche Beratung an.
Medizinisch betreut Sie im Regelfall Ihre Gynäkologin bzw. Ihr Gynäkologe vor
und während der Schwangerschaft, bei der Geburt und danach.
Lassen Sie sich über alle unterstützenden Maßnahmen und
ebenso über alle potentiellen Belastungen und Risiken aufklären und
persönlich beraten!
Lassen Sie auch Ihren Impfschutz überprüfen, bevor Sie schwanger werden.
Das ist wichtig, da manche Erkrankungen während einer Schwangerschaft
Komplikationen hervorrufen können. Dies betrifft insbesondere Masern,
Mumps, Windpocken (Schafblattern), Keuchhusten und Röteln. Vor allem bei
Röteln in der Schwangerschaft ist das Risiko sehr hoch, dass das Kind mit einer
Behinderung zur Welt kommt.
Zudem sollten Sie einen Test auf Chlamydien (Bakterien) durchführen lassen.
Diese können Eileiterschwangerschaften auslösen und sollten daher vor der
Schwangerschaft bei Ihnen und auch bei Ihrem Partner behandelt werden.
Wenn Sie Medikamente nehmen,
müssen Sie abklären, welches
Medikament Sie bei Kinderwunsch
und während der Schwangerschaft
nehmen dürfen und welches ersetzt
werden muss.
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Kinderwunschberatung
Eine Schwangerschaft lässt manchmal mehrere Monate auf sich warten.
Das ist nicht ungewöhnlich. Wenn Sie lange Zeit nicht schwanger werden,
gibt es die Möglichkeit, sich an eine spezielle Beratungsstelle oder eine
Kinderwunschambulanz zu wenden. Dort können Sie mögliche Ursachen und
Behandlungsmöglichkeiten abklären.
Ganz wichtig ist, dass immer beide Partner zur Beratung kommen, denn die
Ursachen für Kinderlosigkeit können sowohl bei der Frau als auch beim Mann zu
nden sein u erde gi t es auch s chologische nge ote ei inderlosig eit,
die Sie in dieser seelisch oft sehr belastenden Situation unterstützen.
Die Broschüre: „Wir möchten ein Baby“ des Bundesministeriums
für Gesundheit (2015) gibt Informationen zur Kostenübernahme für
medizinisch unterstützte Fortpflanzung durch den IVF-Fonds.
Link: bit.ly/bmgBaby
Während der Schwangerschaft
Schwangerschaftstest
Erste Anzeichen einer Schwangerschaft zeigen sich oft in Form körperlicher
Veränderungen wie z. B. Übelkeit, Heißhunger, Spannungsgefühl in den Brüsten
oder Schwindelgefühl und Ausbleiben der Regel. Um sicher zu gehen, können
Sie selbst einen Urintest durchführen. Der Test ist in Apotheken rezeptfrei
erhältlich. Wenn das Ergebnis positiv ist, sollten Sie dies umgehend von Ihrer
Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen überprüfen lassen.
Mutter-Kind-Pass
Sobald
eine
Schwangerschaft
festgestellt worden ist, erhalten
Sie von Ihrer Gynäkologin bzw.
Ihrem Gynäkologen einen „MutterKind-Pass“ zur gesundheitlichen
Vorsorge für Sie und Ihr Kind.
Im
Mutter-Kind-Pass
wird
die
Entwicklung
des
ungeborenen
Kindes bis zur Geburt und danach bis
12
zum 62. Lebensmonat dokumentiert. Auch der Gesundheitszustand der Mutter
wird beschrieben. Dadurch können eventuell auftretende Komplikationen und
Risiken frühzeitig erkannt und medizinisch behandelt werden.
Den Mutter-Kind-Pass kann jede schwangere Frau bekommen,
auch wenn sie nicht österreichische Staatsbürgerin ist!
Sollten Sie nicht krankenversichert sein, können Sie die Untersuchungen
trotzdem kostenlos durchführen lassen. Sie müssen sich aber vor den
Untersuchungen bei der Gebietskrankenkasse eine Bestätigung
ausstellen lassen, dass Sie Anspruch darauf haben.
Folgende Untersuchungen sind vorgesehen:
Vor der Geburt – Untersuchungen der Schwangeren:
• fünf Untersuchungen zum allgemeinen Gesundheitszustand der Mutter;
• verschiedene Bluttests;
• die Erhebung mütterlicher und kindlicher Risikofaktoren (das sind mögliche
gesundheitliche Belastungen, die eventuell Probleme bereiten könnten);
• drei Ultraschalluntersuchungen.
Nach der Geburt – Untersuchungen des Kindes:
• zehn Untersuchungen des Kindes;
• eine orthopädische Untersuchung;
• eine Hals-Nasen-Ohren-Untersuchung;
• zwei Augenuntersuchungen.
Den genauen Untersuchungsplan bekommen Sie im Zuge der Mutter-KindPass-Untersuchungen ausgehändigt.
Die Untersuchungen werden bis zur Geburt von Ihrer Gynäkologin bzw.
Ihrem Gynäkologen durchgeführt, danach von der Kinderärztin bzw. dem
Kinderarzt. Sie sind kostenlos, allerdings nur, wenn die Ärztin bzw. der Arzt einen
Kassenvertrag mit einem Krankenversicherungsträger hat.
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Finanzleistung: Wochengeld
Mit Beginn der achten Woche vor dem voraussichtlichen Entbindungstag
beginnt der Mutterschutz. Das bedeutet, dass werdende Mütter nicht mehr
beschäftigt werden dürfen. Bei manchen Berufen (z. B. in der Gastronomie)
dürfen Sie ab dem Tag, an dem die Schwangerschaft ärztlich bestätigt wurde,
nicht mehr arbeiten.
Wenn Sie in einem Dienstverhältnis stehen (Arbeiterin, Angestellte, freie
Dienstnehmerin), erhalten Sie vom Beginn des Mutterschutzes bis acht Wochen
nach der Geburt (bei Mehrlingsgeburten bis zwölf Wochen nach der Geburt) das
sogenannte Wochengeld. Es ist so hoch wie Ihr bisheriger Nettolohn.
Wenn ie eine geringf gige esch ftigung ha en, e o
Betrag als Wochengeld.
en ie einen
en
Wenn Sie zu Beginn des Mutterschutzes Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe
beziehen, können Sie unter Umständen auch Wochengeld erhalten. Klären Sie
dies bitte mit dem Arbeitsmarktservice (AMS).
Mitversicherte und Selbstversicherte haben keinen Anspruch auf Wochengeld.
Bitte erkundigen Sie sich unbedingt bei Ihrer zuständigen Krankenkasse,
welchen Anspruch Sie haben.
Den Antrag müssen Sie nach Ausstellung des Mutter-Kind-Passes bei Ihrer
zuständigen Sozialversicherung abgeben. Dazu müssen Sie folgende Unterlagen
auf jeden Fall mitbringen:
• Mutter-Kind-Pass mit dem ärztlich bestätigten voraussichtlichen
Entbindungstermin;
• Ihre gültige Bankverbindung mit IBAN;
• einen amtlichen Lichtbildausweis;
• eine Arbeits- und Entgeltbestätigung;
• falls ie sich i vor eitigen utterschut e nden,
ssen ie das
Freistellungszeugnis (=ärztliche Bestätigung, dass Sie nicht mehr arbeiten
dürfen) im Original mitbringen.
Fragen Sie bei Ihrer Sozialversicherung
nach, ob Sie die Dokumente auch per
Post senden können und ob zu den
oben genannten Dokumenten noch
andere notwendig sind.
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Lassen Sie sich eine genaue Liste der erforderlichen
Dokumente für die Beantragung
geben und befolgen Sie die
Anweisungen genau.
Rund um die Geburt
Vorbereitung
Ein Geburtsvorbereitungskurs ist
wichtig, um sich mit oder ohne Partner
über alles rund um die Geburt zu
informieren. Er hilft Ihnen auch, sich
körperlich, gedanklich und psychisch
darauf einzustellen. Die Kurse sollten
ab der 25. Schwangerschaftswoche
besucht werden.
Weitere unterstützende Angebote
sind z. B. Schwangerschaftsgymnastik
oder Schwangerenyoga.
Geburtsvorbereitungskurse werden
von den Geburtenabteilungen der
Krankenhäuser, von Hebammen, von
Volkshochschulen oder von privaten
Vereinen durchgeführt. Sie sind
selbst zu bezahlen. Die Kosten dafür
schwanken zwischen € 100,- und € 150,-.
Schwangerschaftsgymnastik wird von Hebammen, in Eltern-Kind-Zentren
oder bei privaten Vereinen angeboten und ist ebenso selbst zu bezahlen. Im
Schnitt kostet eine Stunde zwischen € 7,- und € 15,-.
Informationen zu den nächsten Kursen in Ihrer Umgebung
erhalten Sie z. B. in Eltern-Kind-Zentren.
Geburtsort
Sie können wählen, wo und wie Sie entbinden möchten. Es gibt drei Möglichkeiten:
• das Krankenhaus;
• die ambulante Geburt;
• die Hausgeburt.
Wenn Sie im Krankenhaus entbinden wollen, sollten Sie schon früh ein Bett für
die Geburt reservieren. Sie können selbst eine Hebamme auswählen, die Ihnen
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bei der Geburt zur Seite steht. Wenn Sie das nicht tun, betreut Sie die Hebamme,
die am Tag der Geburt gerade Dienst hat.
Bei einer ambulanten Geburt entbinden Sie in einem Krankenhaus, gehen
aber danach wieder nach Hause, sofern keine Komplikationen auftreten.
Dafür müssen Sie sich während der Schwangerschaft in einem Krankenhaus
anmelden. Weiters müssen Sie sich eine Hebamme und eine Kinderärztin
oder einen Kinderarzt suchen, die Sie und Ihr Baby nach der Geburt zu Hause
betreuen.
Bei der Hausgeburt bringen Sie Ihr Kind daheim auf die Welt. Dabei werden
Sie schon während der Schwangerschaft, bei und nach der Geburt von einer
Hebamme Ihrer Wahl betreut.
Hebammenhilfe
Weitere Beratungen durch eine Hebamme müssen selbst gezahlt werden und
kosten ca. € 50,- pro Stunde.
Hebammenhilfe wird von den Krankenkassen bezahlt und steht
jeder Frau zur Verfügung. Allerdings gibt es genaue Regelungen, wann
und wie oft eine Hebammenleistung bezahlt wird. Außerdem muss die
Hebamme einen Vertrag mit der für Sie zuständigen Krankenkasse haben.
Erkundigen Sie sich daher unbedingt vorher, welche Kosten
übernommen werden!
Jede Frau kann die Hilfe einer Hebamme in Anspruch nehmen. Folgende
Hebammenleistungen werden von den Krankenkassen bezahlt:
Hebammenberatung:
• eine Beratung durch die Hebamme zwischen der 18.-22.
Schwangerschaftswoche.
Ambulante Geburt:
• zwei Hausbesuche in der Schwangerschaft bzw. Sprechstunden in der
Hebammenordination;
• täglich ein Hausbesuch vom 1. bis zum 5. Tag nach der Geburt;
• bei Bedarf bis zu sieben weitere Hausbesuche bis zum Ende der 8. Woche
nach der Geburt.
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Vorzeitige Entlassung (vor dem 4. Tag nach der Geburt):
• täglich ein Hausbesuch ab dem Tag nach der Entlassung bis zum 5. Tag nach
der Geburt.
Vorzeitige Entlassung nach Kaiserschnittentbindung, Frühgeburt,
Mehrlingsgeburt (vor dem 6. Tag nach der Geburt):
• täglich ein Hausbesuch ab dem Tag nach der Entlassung bis zum 6. Tag nach
der Geburt.
Hausgeburt:
• max. vier Hausbesuche oder Sprechstunden bis zum Ende der 40.
Schwangerschaftswoche;
• max. drei weitere Hausbesuche oder Sprechstunden in der 41. und 42.
Schwangerschaftswoche;
• Betreuung während der Geburt zu Hause;
• täglich ein Hausbesuch vom 1. bis zum 5. Tag nach der Geburt.
Ab dem 6. Tag nach der Geburt (bei vorzeitiger Entlassung, ambulanter
Geburt und Hausgeburt):
• max. sieben weitere Hausbesuche bzw. Sprechstunden in der
Hebammenordination vom 6. Tag bis zur 8. Woche nach der Geburt bei
besonderen Problemen (z. B. Stillschwierigkeiten, Dammverletzungen)
Nach der Geburt
Wichtige Amtswege
Geburtsurkunde und Wohnsitzmeldung
Nach der Geburt müssen Sie innerhalb einer Woche die Geburtsurkunde
ausstellen lassen. Gleichzeitig können Sie auch den Wohnsitz des Kindes
anmelden („Meldezettel“).
Beides erfolgt beim Standesamt des Bezirkes, in dem das Kind geboren ist. Dazu
müssen Sie mehrere Dokumente mitbringen, erkundigen Sie sich davor genau,
welche!
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Sozialversicherung des Kindes / e-card
Im Zuge der Meldung der Geburt beim Standesamt erfolgt auch eine
automatische Meldung des Kindes bei der Sozialversicherung der Eltern. Das
Kind wird bei beiden Elternteilen mitversichert. Es bekommt eine eigene e-card
mit eigener Versicherungsnummer. Diese wird Ihnen per Post innerhalb von 14
Werktagen an Ihre Meldeadresse zugesandt.
Sollte das Kind krank werden, bevor die e-card bei Ihnen eingelangt ist, können
Sie bei der Ärztin bzw. beim Arzt den Mutter-Kind Pass vorlegen und die e-card
nachbringen. Oder Sie müssen einen Einsatz zahlen, je nach Ordination und
Untersuchungsart zwischen € 30,- und € 100,-. Den Einsatz bekommen Sie
zurück, wenn Sie die e-card nachbringen.
In Wien ist das Magistratische Amt des Bezirks, in dem das Kind
geboren ist, zuständig, in den Bundesländern das Magistrat bzw. das
Gemeindeamt.
Finanzleistungen: Familienbeihilfe,
Kinderbetreuungsgeld, Zuverdienst
Familienbeihilfe
Mit der Meldung der Geburt Ihres Kindes beim Standesamt werden die Daten
des Kindes automatisch der Finanzverwaltung übermittelt. Wenn Sie Anspruch
auf Familienbeihilfe haben, werden Sie schriftlich verständigt und das Geld wird
überwiesen.
Karenz
Nach der Geburt haben Sie Anspruch auf Karenz, d. h. auf Freistellung von der
Arbeit. Dieser Anspruch gilt bis zum zweiten Geburtstag Ihres Kindes. In dieser
Zeit haben Sie einen gesetzlichen Kündigungs- und Entlassungsschutz.
Anspruch auf Karenz mit gesetzlichem Kündigungsschutz
besteht nur für zwei Jahre. Sie und Ihr Partner können aber bis
zu drei Jahre lang Kinderbetreuungsgeld beziehen, wenn Sie sich die
Karenzzeit teilen. Wenn Sie länger als bis zum 2. Geburtstag des Kindes
in Karenz gehen wollen, müssen Sie dies mit Ihrer Arbeitsstelle vereinbaren.
Sie haben dann keinen gesetzlichen Kündigungsschutz mehr.
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Kinderbetreuungsgeld
In der Zeit der Karenz bekommen Sie kein Gehalt, sondern Kinderbetreuungsgeld.
Hier können Sie zwischen fünf Bezugsvarianten wählen: vier Varianten mit
Pauschalbeträgen und einer einkommensabhängigen Variante. Welche für Sie
die beste Variante ist, müssen Sie alleine oder mit Ihrem Partner entscheiden.
Pauschalabgeltungen 2015
Monate
Kinderbetreuungsgeld pro Tag
30+6
20+4
15+3
12+2
14,53 €
20,80 €
26,60 €
33,00 €
Einkommensabhängige Abgeltung
Monate
Kinderbetreuungsgeld pro Tag
12+2
80% der letzten Einkünfte; max. 66,00 €
Wenn sich Eltern die Karenz teilen, kann diese länger genutzt werden:
beispielsweise maximal 30 Monate, wenn nur ein Elternteil in Karenz geht, aber
insgesamt maximal 36 Monate, wenn beide in Karenz gehen.
Die Höhe des Kinderbetreuungsgeldes, das Sie pro Tag bekommen, hängt vom
gewählten Modell ab.
Das Kinderbetreuungsgeld kann frühestens am Tag der Geburt
beantragt werden. Bei der Antragstellung bei Ihrer Krankenkasse
müssen Sie sich für eine Bezugsvariante entscheiden.
Ein Umstieg auf eine andere Variante ist dann nur innerhalb von 14
Tagen ab der Antragstellung möglich (auch der andere Elternteil ist an
die gewählte Variante gebunden). Es gibt keine Ausnahmen von dieser
gesetzlichen Regelung!
Der Bezug des Kinderbetreuungsgeldes ist an die Mutter-KindPass-Untersuchungen geknüpft. Das heißt, Sie müssen Untersuchungen
nachweisen. Ausnahmen sind Ultraschalluntersuchungen,
Hüftultraschalluntersuchungen sowie die sechste bis neunte
Untersuchung des Kindes.
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Zuverdienst
Es gibt die Möglichkeit, zum Kinderbetreuungsgeld etwas dazuzuverdienen.
Wieviel Sie dazuverdienen dürfen, ist abhängig von der gewählten Variante des
Kinderbetreuungsgeldes. Erkundigen Sie sich genau, wie hoch die Grenze bei
der von Ihnen gewählten Variante und in Ihrer ganz persönlichen Situation ist.
Informationen zu den Finanzleistungen finden Sie unter
bit.ly/bmfjInformation
Kindes- und Jugendalter
Untersuchungen im Kindes- und Jugendalter
Mit dem 62. Lebensmonat des Kindes und der Schuleingangsuntersuchung endet
das ver ichtende staatlich gef rderte orsorgeuntersuchungs rogra
Sonstige
öffentliche
Angebote
nden vor iegend an inderg rten
oder Schulen statt. So gibt es
beispielsweise Projekte zu richtiger
Ernährung, zu Gewichtskontrolle
und zu Zahngesundheit. Zudem gibt
es an Schulen in unterschiedlichen
Abständen
Untersuchungen,
insbesondere vor gemeinsamen
Aktivitäten
wie
dem
ersten
Schulskikurs
oder
der
ersten
Sportwoche.
Berufstätige Jugendliche werden von den Gebietskrankenkassen einmal jährlich
zu einer speziellen Jugendlichenuntersuchung eingeladen.
Impfungen Ihres Kindes
Viele Infektionskrankheiten sind für Babys und Kleinkinder sehr gefährlich,
denn sie können schwere Erkrankungen und bleibende Gesundheitsschäden
hervorrufen. Deshalb ist es sinnvoll, Kinder impfen zu lassen.
20
chut i
fungen sind in
sterreich a er nicht ver ichtend Die hier
aufgelisteten Impfungen sind Empfehlungen des Obersten Sanitätsrats. Sie
sind kostenlos. Wann und wie oft geimpft werden kann, erfahren Sie im Rahmen
der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Ob und wogegen Sie Ihr Kind impfen
lassen, entscheiden aber Sie als Eltern.
Kostenlose Impfungen
Babys/Kleinkinder
Rotavirus, Diphterie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis,
ae ophil s infl enzae B, epa i is B, ne o o en,
Mumps/Masern/Röteln (MMR)
Schulkinder
iph erie, Te an s, er ssis, olio eli is, epa i is B,
ps asern Rö eln (
R , eningo o en,
Humane Papillomaviren
Einen aktuellen Impfplan und eine Impfbroschüre des
Bundesministeriums für Gesundheit finden Sie auf dem
Online-Gesundheitsportal
bit.ly/impfInformation
Wenn Ihr Kind krank ist
Für die ärztliche Versorgung Ihres Kindes ist bis zum 18. Lebensjahr die
Kinderärztin oder der Kinderarzt zuständig, danach die Hausärztin oder der
Hausarzt.
Bei
extremen
Notfällen
wie
Knochenbrüchen,
Atemnot,
Bewusstlosigkeit
oder
starken
Blutungen sollten Sie die Rettung
rufen.
Wenn Ihr Kind transportfähig ist,
können Sie es selbst ins Krankenhaus
führen.
Im
Gegensatz
zu
anderen
Ambulanzen ist die Kinderambulanz
eine „Polyambulanz“, in der alle
Notfälle behandelt werden.
21
Kinderbetreuung bei Krankheit
Wenn Ihr Kind krank ist, können Sie Pflegefreistellung im Ausmaß von
insgesamt fünf Arbeitstagen pro Jahr nehmen, bei Kindern unter zwölf Jahren
im Ausmaß von 10 Arbeitstagen pro Jahr. Sie brauchen dazu eine ärztliche
ran schrei ung hres indes und
ssen die egefreistellung a de ersten
Tag an Ihrer Arbeitsstelle melden.
Wenn Ihr Kind innerhalb eines Jahres länger als 10 Tage krank ist, können Sie
auch ohne vorherige Vereinbarung mit der Arbeitsstelle Urlaub nehmen, sofern
Sie noch offenen Urlaub haben. Nach Vereinbarung mit der Arbeitsstelle können
Sie eventuell auch unbezahlten Urlaub nehmen. Das müssen Sie individuell
abklären, ein Rechtsanspruch besteht nicht.
Tipps zur Pflegefreistellung finden Sie auf der Website der
Arbeiterkammer:
www.arbeiterkammer.at/beratung/arbeitundrecht/
ran heitund ege
ege
egefreistellung ht l
Falls Sie nicht daheim bleiben können, steht Ihnen in manchen Städten eine
mobile Kinderbetreuung zur Verfügung. Sie kommt zu Ihnen nach Hause und
versorgt Ihr Kind.
Wenn Ihr Kind akut krank wird und Sie keine Betreuung haben,
können Sie gegen eine geringe Mitgliedsgebühr den Verein
KiB children care anrufen. Der Verein versucht, in Ihrem Bundesland
eine Einrichtung oder eine ehrenamtliche Mitarbeiterin zu finden, die
Ihren Betreuungsbedarf abdecken kann.
KiB ist 24 Stunden am Tag unter Tel. 0664 / 620 30 40 erreichbar.
Website: www.kib.or.at
Wenn Ihr Kind eine chronische Erkrankung oder Behinderung hat
Es gibt in allen Bundesländern private Einrichtungen (z. B. Vereine, Ambulatorien),
die unbürokratisch Information, Beratung und Betreuung bei Fragen zur
körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung bzw. Behinderung eines
Kindes anbieten.
22
In einigen Bundesländern gibt es auch das Angebot der Beratung und
Diagnostik für Kinder und Jugendliche bei der jeweiligen Landesstelle des
Sozialministeriums.
Dieses Angebot umfasst:
• medizinische und psychologische Untersuchung, Diagnostik, Beratung und
Betreuung;
•
ilfestellung und eratung in so ialen, rechtlichen und nan iellen
Angelegenheiten;
• orthopädische und ergotherapeutische Abklärung.
Alle Informationen sind kostenlos und werden vertraulich behandelt. Ob Ihnen
egegeld usteht, uss i
in elfall a ge l rt erden
Weitere Informationen dazu bekommen Sie unter anderem
beim Servicetelefon des Sozialministeriums unter 0800 / 20 16 11.
Ergänzendes rund um Schwangerschaft und Geburt
Gesunde Lebensführung von Beginn an
Gesunde Lebensführung sollte schon vor der Schwangerschaft beginnen und
ist während der Schwangerschaft besonders wichtig. Achten Sie auf gesunde,
abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen und
Spurenelementen, wenig Fett und wenig Süßem. Schlafen und bewegen Sie
sich ausreichend und nehmen Sie genügend Flüssigkeit (1,5 – 2 l) zu sich. Dies
liefert eine gute Basis für das Heranwachsen des ungeborenen Kindes.
Zudem sollten Sie schon vor und während der gesamten Schwangerschaft
genügend Folsäure zu sich nehmen. Diese ist wichtig für den Stoffwechsel, die
Zellteilung und die Blutbildung des Kindes. Folsäure ist z. B. in Vollkornprodukten
sowie in Gemüsesorten wie Spinat, Karotten oder Tomaten enthalten.
Besonders wichtig ist auch die Küchenhygiene, vor allem bei der Verarbeitung
von tierischen Produkten. In rohen tierischen Produkten kommen Salmonellen,
Listerien und Toxoplasmose-Erreger vor, die unter Umständen dem Baby
schaden könnten.
23
Auf folgende Nahrungsmittel sollten Sie während der Schwangerschaft gänzlich
verzichten:
• rohes Fleisch, roher Fisch und rohe
Meeresfrüchte;
• Leber (zumindest bis zur 13.
Schwangerschaftswoche);
Gesunde Lebensführung
ist vor und während der
Schwangerschaft wichtig.
• Rohmilchprodukte und Weichkäse;
• rohe Eier (enthalten in Speisen wie Tiramisu oder Mayonnaise);
• chininhaltige Getränke (Tonic Water) und koffeinhaltige Energydrinks;
•
hun sch, ch ert sch, eil utt und echt, da diese durch ch er etalle
belastet sein könnten.
Achten Sie auch auf Ihr Gewicht, denn sowohl Übergewicht als auch Untergewicht
ha en in uss auf die rucht ar eit und die nt ic lung des indes Wenn
nötig, beginnen Sie frühzeitig damit, Ihr Gewicht zu normalisieren (Abnahme
oder Zunahme von Gewicht).
Unbedingt vermeiden sollten Sie jegliche Suchtmittel wie Zigaretten und
Alkohol, denn diese schaden dem ungeborenen Kind nachweislich.
Mögliche Belastungen
Lebensveränderung durch Geburt
Schwangerschaft
und
Geburt
verändern das Leben sehr stark.
Oftmals sind große Erwartungen an
das neue Leben mit dem Kind da,
die viel Freude auslösen. Manches
Paar hat sich schon lange ein Kind
gewünscht und endlich hat es
geklappt. Nun muss doch alles
bestens sein?
Nein, das ist nicht immer der Fall!
Rund ein Drittel aller Frauen haben
widerstreitende
Gefühle,
fühlen
sich manchmal sehr stark und
zuversichtlich und dann wieder
niedergeschlagen oder unglücklich.
Das
ist
ganz
normal!
Denn
24
Mutterschaft kann neben Freude auch Ängste, Überlastung und Unsicherheit
hervorrufen. Auch körperlich sind Schwangerschaft und Geburt sehr
herausfordernd. Nach einer Umgewöhnungsphase und mit mehr Sicherheit im
Umgang mit dem Baby lösen sich die Verunsicherungen im Regelfall wieder auf.
Lesetipp: „... eigentlich sollte ich glücklich sein ...“
Psychische und soziale Belastungen in der Schwangerschaft und
nach der Geburt. Ein Ratgeber für Mütter, Väter und Angehörige.
Bundesministerium für Gesundheit (2013)
Psychische Krisen nach der Geburt
Wenn Sie jedoch nach der Geburt psychisch stark belastende Gedanken und
Gefühle haben, kann es sein, dass eine psychische Krise vorliegt. Zeichen davon
sind Freudlosigkeit, Ängste und fehlende Zuversicht, dass Sie „das schaffen
werden“.
Wenn Sie darunter leiden, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber
oder gehen Sie z. B. in ein Frauenberatungszentrum. Auch Väter sind manchmal
davon betroffen und sollten sich ebenso Unterstützung holen!
Angebote für Eltern und Kinder
Es gibt ein großes Angebot an Aktivitäten, die Sie schon von Beginn an mit Ihrem
Baby bzw. später mit Ihrem Kleinkind machen können. Dies fördert sowohl die
Entwicklung des Kindes als auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind.
Sie werden bei verschiedenen Organisationen angeboten und sind breit
gestreut, es gibt z. B.: Babyschwimmen; Baby-Yoga; Spielgruppen; Musikalische
Früherziehung; Eltern-Kind-Turnen; u.v.m.
Diese müssen privat bezahlt werden. Volkshochschulen und Eltern-Kind-Zentren
bieten oft günstige Kurse an. Erkundigen Sie sich dort!
25
2.DerEinflussderFamilieaufdas
Gesundheitsverhalten der Kinder
Die a ilie hat entscheidenden in uss auf das Gesundheitsverhalten von
Kindern und Jugendlichen, denn in der Familie werden Werte und Normen
geformt und Verhalten geprägt: Das, was Sie Ihren Kindern beibringen, vor
allem aber das, was Sie ihnen vorleben, und wie Sie mit ihnen umgehen, hat
Auswirkungen auf deren ganzes Leben. Diese Prägungen lassen sich im
Erwachsenenalter teilweise nur schwer ändern.
In diesem Kapitel werden daher ein paar Hinweise gegeben, wie Sie speziell im
Familienalltag das Gesundheitsverhalten Ihrer Kinder ositiv eein ussen
können.
n den a iteln 3 is 8 nden ie dann u fassendere nfor ationen
gesundheitlichen Förderung von Kindern und Jugendlichen.
Welche ereiche
nnen von den ltern eein usst
ur
erden
Für alle Bereiche des Lebens wird der Grundstein in der Familie gelegt: für
Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Kommunikationsformen und -regeln,
Bildung, Umgang mit Suchtmitteln, Umgang mit Medien etc.
Je stärker ein Kind ein Verhalten vorgelebt bekommt, das gut für die Gesundheit
ist, desto eher wird es daher dieses Verhalten verinnerlichen und langfristig
übernehmen.
26
Gesundes Verhalten fördern
In Hinblick auf Ernährung und die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens
bei Kindern ist es hilfreich, wenn:
• Mahlzeiten abwechslungsreich und gesund sind und die Kinder dadurch an
gesundes Essen gewöhnt werden;
• mindestens einmal am Tag die ganze Familie gemeinsam isst;
• der Teller nicht von vornherein vollgefüllt wird;
• die Kinder nicht aufessen müssen, wenn sie schon satt sind;
• Obst und Gemüse in ansprechender Form angeboten werden;
• kleine Zwischenmahlzeiten angeboten werden, wie ein Joghurt oder ein
Apfel, damit der Hunger nicht zu groß wird;
• jedes Kind seinen festen Platz am Tisch hat;
• ungesunde (stark fett-, salz- oder zuckerhaltige) Nahrungsmittel gar nicht
ständig zu Hause sind;
• gegen Durst Wasser oder ungesüßter Tee getrunken werden.
Auch das Bewegungsverhalten der ganzen Familie kann gefördert werden,
indem beispielsweise
• Bewegung in den Alltag eingebaut
wird, z. B. indem Sie viel zu Fuß
gehen oder mit dem Rad fahren
statt mit dem Auto;
• Bewegung als gemeinsame
Freizeitbeschäftigung betrieben
wird;
•
ie heraus nden, elche rt von
Bewegung Ihr Kind am liebsten
macht;
• Sie darauf achten, dass die Art der Bewegung allen in der Familie Freude macht.
Ebenso prägt der Umgang mit Suchtmitteln wie Zigaretten und Alkohol in der
Familie die Kinder stark. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder, deren
Eltern rauchen oder regelmäßig und viel Alkohol trinken, auch oft rauchen bzw.
Alkohol trinken. Besonders wenn Zigaretten oder Alkohol der Beruhigung bei
Stress dienen, wird dieses Verhalten übernommen.
27
Die sterreichische iga f r indergesundheit e
ehlt hier, das eigene
Stressverhalten zu reflektieren, nicht in Gegenwart des Kindes zu rauchen
und nicht regelmäßig und/oder übermäßig zu trinken.
Bei der Zahngesundheit und Mundhygiene können Eltern durch verlässliches
Zähneputzen ein gutes Vorbild für die Kinder sein. Sie können z. B. das
gemeinsame Zähneputzen als Familienritual einführen.
Seelische Gesundheit fördern
Je höher der Grad der Anerkennung und des Interesses ist, das jedem
Familienmitglied entgegen gebracht wird, desto besser ist es für die seelische
Gesundheit der ganzen Familie. Gerade für Kinder und Jugendliche, die noch
reifen, ist beides für das seelische Wohl jedoch geradezu essentiell.
Besonders unterstützend für die Entwicklung des Selbstwerts und damit die
seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist es, wenn in der Familie:
• Liebe offen ausgedrückt wird;
• offen miteinander gesprochen wird;
• die eigene Verantwortung aufgezeigt und gestärkt wird;
• die Verschiedenheit der einzelnen Familienmitglieder anerkannt wird;
•
egeln e i el ange andt
erden
• die Möglichkeit besteht, aus Fehlern zu lernen.
Bildung unterstützen
Kinder sind von Natur aus neugierig, sie haben viele Fragen und wollen die Welt
erkunden und verstehen.
Unterstützend ist z. B., wenn Sie:
• die Fragen Ihres Kindes ernst
nehmen und versuchen, diese zu
beantworten;
• sich gemeinsam mit dem Kind auf
die Suche nach Antworten machen
(z. B. mit Hilfe des Internets oder
eines Lexikons);
28
• dem Kind Regeln erklären, z. B. warum es auf einer Straße ohne Gehsteig
links gehen soll;
• de
ind viel vorlesen ‒ das regt eugier und Wissensdurst an und f rdert
Sprachverständnis, Kreativität, Phantasie und soziale Kompetenz.
Für ein Kind ist es förderlich, wenn die Eltern mit ihm in der
Sprache sprechen, die sie selbst am besten beherrschen. So lernt
das Kind die Muttersprache wirklich gut und erst dadurch kann es
weitere Sprachen gut lernen. Außerdem ist die Muttersprache in Bezug
auf Emotionen wichtig, denn durch sie werden Emotionen in der Regel
besser vermittelt.
Medienkonsum steuern
Fernsehen
Regelmäßiges Fernsehen gehört mittlerweile zur Freizeitbeschäftigung und
bietet auch viele interessante Informationen.
Wichtig ist, dass Fernsehen sinnvoll genutzt wird. Dazu gehört:
• aus Interesse fernzusehen, nicht aus Langeweile;
• altersgerechtes Fernsehen;
• mit dem Kind gemeinsam fernzusehen, vor allem mit kleinen Kindern;
• die Fernsehzeiten zu begrenzen.
Kinder, die zu viel und nicht altersgerecht fernsehen, sind potentiell in
ihren kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt (Konzentration, Lesefähigkeit,
Sprachverständnis, mathematische Fähigkeiten), ernähren sich schlechter,
bewegen sich weniger und sind auch eher übergewichtig als Kinder, die nicht
viel fernsehen.
Empfohlene Fernsehzeiten (laut Bundesministerium für Gesundheit)
Alter
3 bis 5 Jahre
6 bis 9 Jahre
ab 10 Jahren
pro Tag
30 Minuten
45 Minuten
60 Minuten
29
Digitale Medien
Digitale Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.
o
uni ation ndet eist digital statt, nicht nur in der r eits elt, sondern
auch in der Schule. Sogar im Kindergarten gibt es schon Projekte, um den Umgang
mit digitalen Medien von klein auf zu erlernen. Zur privaten Kommunikation,
zum Einkaufen, zum Zeitvertreib werden sehr oft E-Mail, Smartphones oder
soziale Medien wie Facebook oder Twitter genutzt.
Der Umgang mit den verschiedenen Medien kann für die Familie eine große
Herausforderung darstellen, insbesondere hinsichtlich der Entscheidung,
wie viel, wie oft und was genutzt wird. Daher ist es für Sie als Eltern bzw.
Erziehungsberechtigte auch hier wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen,
sich den eigenen Umgang mit den Medien bewusst zu machen und ihn
gegebenenfalls zu reduzieren.
Übermäßiger Konsum?
Wenn Ihr Kind nur phasenweise Medien intensiv nutzt, ist das noch nicht
ungewöhnlich. Wenn Sie aber verändertes Verhalten beobachten, z. B.
dass es zu Entzugserscheinungen mit Verhaltensweisen wie Deprimiertheit
oder Aggressivität kommt, Leistungen nachlassen (schulische, sportliche,
arbeitsbezogene) oder reale soziale Kontakte reduziert werden, sollten Sie
darauf reagieren.
Ein neueres Phänomen ist das sogenannte Cyber-Mobbing. Durch soziale
Medien wie Facebook, Twitter oder spezielle Schülerforen kann es gerade
unter Kindern und Jugendlichen zu massivem systematischem Belästigen,
Bloßstellen oder Ausgrenzen kommen. Das kann rund um die Uhr passieren,
da das Internet immer zugänglich ist. Wenn jemand davon betroffen ist, ist das
eine sehr schwere Belastung.
• Wichtig ist hier, dass Sie Ihr Kind von klein auf über die Vor- und Nachteile
des Internets aufklären.
• Wenn Ihr Kind von systematischem Belästigen, Bloßstellen oder Ausgrenzen
im Internet betroffen ist, müssen Sie das ansprechen und sich beraten
lassen, was Sie konkret tun sollen.
Lesetipp: Den Ratgeber „MedieninderFamilie–TippsfürEltern“
des Bundesministeriums für Familien und Jugend (BMFJ) gibt es in den
Sprachen Deutsch, Englisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch und Türkisch.
Informationen und Bestellmöglichkeit finden Sie unter
www.saferinternet.at/familieundmedien
30
3. Ernährung ihres Kindes
n diese
a itel nden ie viele nfor ationen und ra tische i
gesunden Ernährung Ihres Kindes vom Baby bis zum Jugendlichen.
s u einer
Babys
Muttermilch und Muttermilchersatz
Muttermilch ist die beste Ernährung für das Baby. Sie ist leicht verdaulich und
schützt vor Verstopfung, Infektionskrankheiten und Allergien. Außerdem
unterstützt das Stillen die gesunde Entwicklung des Kiefers des Kindes und ist
gut für die Mutter-Kind-Bindung.
Sollten Sie einmal mehrere Stunden nicht stillen können, können Sie die
Muttermilch mit der Milchpumpe abpumpen und mit der Flasche füttern.
So bekommt Ihr Baby trotzdem Muttermilch und gleichzeitig bleibt Ihre
Milchbildung aufrechterhalten.
Wenn Sie Probleme mit dem Stillen haben, können Sie sich an eine
Frauenberatungsstelle, an eine Stillberaterin oder Hebamme wenden. Diese
können Sie unterstützen. Es kann aber auch sein, dass Sie dennoch nicht stillen
können oder wollen. Dann können Sie die in Supermärkten oder Drogeriemärkten
angebotene „PRE-Nahrung“ nehmen, denn sie ist der Muttermilch am besten
angepasst und enthält ähnliche Nährstoffe. Falls in Ihrer Familie Eltern oder
Geschwister unter Allergien wie Heuschnupfen, Neurodermitis oder Asthma
leiden, sollten Sie jedoch die Kinderärztin oder den Kinderarzt fragen, ob Sie
31
eine allergenarme Fertigmilch geben sollen, um einer etwaigen höheren
Allergiegefährdung entgegenzuwirken.
Wichtig ist, die Zubereitungshinweise auf der Verpackung genau einzuhalten
(Menge, Temperatur und Mischverhältnis). Der Sauger des Fläschchens sollte
ein eher kleines Trinkloch haben, damit sich das Baby nicht verschluckt und der
nat rliche augre e gef rdert ird Das ind soll sich genauso anstrengen ie
beim Stillen. Auch hier gibt es Anleitungen, welche Größe entsprechend den
Lebensmonaten eines Babys jeweils passend ist.
Kuhmilch und Sojamilch, ob verdünnt oder pur, sind für Babys nicht geeignet!
Ein Baby braucht übrigens bis zu 6 Monaten keine zusätzliche Flüssigkeit neben
der Muttermilch oder der Flaschenmilch. Ausnahmen bestehen nur bei Fieber,
Durchfall und Erbrechen.
Auch in der Stillzeit sollten jegliche Suchtmittel für die stillende Mutter tabu
sein, da die Giftstoffe über die Muttermilch an das Baby weitergegeben werden.
Außerdem muss die stillende Mutter auf ausgewogene Ernährung achten und
viel trinken.
Weitere Informationen finden Sie unter www.richtig-stillen.at.
Hier erfahren Sie Wichtiges rund um Stillen und Muttermilch:
von möglichen Stillpositionen über die richtige Ernährung in der
Stillzeit bis zu konkreten Hilfestellungen bei Schwierigkeiten und
Problemen mit dem Stillen.
Beikost
Beikost ab dem 5. Monat
Zwischen der 17. und 26. Lebenswoche des Kindes – je nachdem, wie weit
sich das Kind entwickelt hat – sollte mit Beikost begonnen werden. Beikost
bedeutet: zu Muttermilch oder Muttermilchersatz zusätzlich Essen (Kost) geben.
Empfehlenswert ist es, für den Beginn die Reifezeichen des Kindes zu beachten,
wie z. B. Aufrechtsitzen und koordinierte Hand-Finger-Bewegungen.
Beikost kann selbst hergestellt oder auch fertig im Glas gekauft werden.
Wichtig ist, dass die Beikost zunächst aus wenigen Zutaten besteht (d. h.
eine Gemüsesorte, später dann langsam Mischungen). Bis zum Ende des
1. Lebensjahres sollten keine Gewürze (z. B. Salz und Pfeffer) und möglichst
keine Süßungsmittel oder andere Zusatzstoffe beigemischt sein.
32
Wird das ssen sel st u ereitet, e
ehlt es sich, gut ge aschenes und
geschältes Bio-Obst und Bio-Gemüse zu verwenden.
Sobald das Kind Beikost bekommt, benötigt es zusätzlich Flüssigkeit, am besten
Wasser und ungesüßten Tee. Das Trinkwasser muss nicht abgekocht werden.
Beikost sollte in gedünsteter, warmer und pürierter Form sowie in kleinen
Mengen gegeben werden. Je älter das Kind wird, umso weniger fein müssen Sie
die Nahrung zerteilen.
Beikost 10 bis 12 Monate
Ab dem 10. Monat können Sie feste Nahrung klein geschnitten, gewürfelt oder
gehackt zufüttern.
Vorsichtig sollten Sie sein bei Nüssen, Samen, Körnern, Beeren und
Hülsenfrüchten in unverarbeiteter Form, denn diese können leicht in die
Luftröhre gelangen und zu Atemproblemen führen!
Füttern nach Bedarf
Früher wurden Kinder „nach der Uhr“ gefüttert. Heute wird das Füttern nach
den Anzeichen von Hunger und Sättigung empfohlen. Ein Sättigungssignal ist
z. B., wenn das Baby das Esstempo verlangsamt, den Löffel wegschlägt oder
einfach nur den Kopf wegdreht.
Richtig essen von Anfang an!
Die Gebietskrankenkassen bieten in allen Bundesländern spezielle
Ernährungsberatungen an. Dort lernen Sie, wie Sie sich schon vor und während
der Schwangerschaft gesund ernähren können und welche Nahrung für
das Baby am besten ist. Sie können aber auch einen Workshop besuchen.
Broschüren und Workshops gibt es in den Sprachen Russisch, Türkisch und
Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.
Weitere Informationen finden Sie unter
www.richtigessenvonanfangan.at
Broschüren können Sie unter der Telefonnummer 0810 / 81 81 64
bestellen.
33
Kinder und Jugendliche
Ernährungspyramide
Die Ernährungspyramide gibt bildhaft Auskunft, welche Lebensmittel Kinder
und Jugendliche pro Tag bzw. pro Woche in welcher Menge essen sollten.
Portionsgröße
Die Hand des Kindes ist dabei das
Maß für die richtige Portionsgröße.
Das heißt, kleine Kinder mit kleineren
Händen brauchen weniger Nahrung
als größere Kinder mit größeren
Händen. Bei den Trinkmengen sind
alltägliche Mengenangaben wie ein
Glas gemeint.
1
Getränke
täglich 6-7 Portionen sowie
zwischendurch, bevorzugt Trinkwasser
2
Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst
täglich 5 Handvoll
3
Getreide und Kartoffeln
täglich 4 Portionen zu allen Mahlzeiten
und Zwischenmahlzeiten
4
Milch und Milchprodukte
täglich 3 Portionen,
davon 2 „weiß“ (Milch, Buttermilch, Joghurt, etc.)
und 1 „gelb“ (Käse)
5
Fisch, Fleisch, Wurst, Eier
Fisch: 1-2 Portionen pro Woche
Fleisch & Wurst: max. 3 Portionen pro Woche
Eier: 1-2 Stück pro Woche
6
Fette und Öle
2 Teelöffel pro Tag; pflanzliche Öle (z. B. Rapsöl,
Olivenöl) od. Nüsse und Samen (fein vermahlen);
Streich-, Back- und Bratfett sparsam
7
Fettes, Süßes und Salziges
max. 1 Portion pro Tag, süße Getränke selten
Verteilung der Mahlzeiten
Kinder und Jugendliche sollten fünf Mahlzeiten pro Tag essen: Drei
Hauptmahlzeiten, nämlich Frühstück, Mittag- und Abendessen, und zwei
Zwischenmahlzeiten, nämlich Vormittags- und Nachmittagsjause. Gut ist es
auch, wenn eine der drei Hauptmahlzeiten warm ist.
34
Gesunde Jause
Ab dem Kindergarten und später in der Schulzeit sind eine gesunde Jause und
gesunde Getränke in den Pausen von großer Bedeutung. Dafür müssen Sie als
Eltern sorgen.
Was sollte eine gesunde Jause beinhalten?
Am besten „von allem etwas“,
also bspw. einen Apfel, einen
geschnittenen Paprika, ein Stück Brot,
Käse, Nüsse, ein Joghurt, eine Flasche
Wasser oder stark verdünnten
Fruchtsaft.
Koffein- und zuckerhaltige Getränke
wie z. B. Cola und Energydrinks sind
nicht geeignet.
sparsam
fettreiche, salzige Lebensmittel
und Süßwaren
mäßig
tierische Lebensmittel
reichlich
an liche e ens ittel
und Getränke
Essstörungen
n der heutigen estlichen Welt gilt das ch nheitsideal schlan und t
Mädchen sollen möglichst schlank sein und Modelmaße haben; Burschen
möglichst muskelbepackt und durchtrainiert. Entsprechen sie diesen Idealen
nicht, sind Jugendliche gerade in der Pubertät gefährdet, an einer Essstörung
wie Magersucht oder Bulimie zu erkranken.
Bei Magersucht wird das Essen verweigert. Bei Bulimie wird besonders viel
gegessen, aber danach absichtlich Erbrechen herbeigeführt. Gerade Bulimie
ist daher schwer zu erkennen, da bei Tisch normal gegessen wird und die
Essattacken oft unbemerkt bleiben. Seien Sie daher achtsam, ob Ihr Kind
ungewöhnliches Essverhalten zeigt.
Essstörungen sind ernst zu nehmende Erkrankungen, die vor allem seelische
Unterstützung und Behandlung brauchen.
Hier finden Sie Unterstützung bei Essstörungen Ihres Kindes:
Tel.: 0800 / 20 11 20
[email protected]; www.essstoerungshotline.at
35
Übergewicht
Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, darauf zu achten, dass Ihr Kind nicht maßlos
isst und übergewichtig wird. Dies ist für Ihr Kind einerseits sozial schwierig,
da dicke Kinder oft verspottet werden, das Selbstwertgefühl sinkt und sie
womöglich in Isolation geraten.
Andererseits haben Übergewicht und insbesondere Fettleibigkeit Auswirkungen
auf den gesamten Organismus. So setzt durch Übergewicht bei Mädchen die
Pubertät in der Regel früher ein, bei Buben hingegen setzt sie später ein. Vor
allem aber können bereits im Kindesalter sowohl orthopädische Erkrankungen
als auch Deformierungen des Skeletts entstehen. Die langfristigen Folgen im
Erwachsenenalter, wie z. B. Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder
Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats, können mitunter fatal sein.
Laut dem österreichischen Ernährungsbericht 2012 sind 24 % der 7- bis
14-jährigen Schulkinder übergewichtig oder adipös (fettleibig). 55 % der
übergewichtigen Kinder und Jugendlichen haben auch im Erwachsenenalter
Gewichtsprobleme.
Ob ein Kind oder Jugendlicher als übergewichtig eingestuft wird, können Sie
anhand der Körpergröße und des Körpergewichts errechnen (durch den
sogenannten Body-Mass-Index, kurz BMI). Beim BMI handelt es sich um eine
erste Einschätzung, bei der Fett- und Muskelanteile nicht berücksichtigt werden.
Daher sollte bei Verdacht auf Über- oder Untergewicht ärztliche Beratung
herangezogen werden.
Die Formel zur Berechnung lautet:
BMI =
Körpergewicht in kg
Körpergröße in m Körpergröße in m
Berechnungsmöglichkeiten gibt es auch online unter
www.bmi-rechner.net/bmi-kinder.htm
36
4. Bewegung
Kinder – Buben und Mädchen gleichermaßen – haben von Natur aus das
Bedürfnis, sich zu bewegen und die Welt zu entdecken. Dabei zeigen die
körperlichen Fähigkeiten dem Kind, was es schon kann oder noch nicht kann.
Das motiviert das Kind, weiter zu üben, bis etwas Bestimmtes endlich gelingt.
Dahinter steht das Bedürfnis, mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu
erlangen.
olgenden nden ie intergrundinfor ationen da u, aru
Kinder so wichtig ist.
e egung f r
Bewegung ist Entwicklung
Bewegung hat viele Effekte und ist für die gesunde Entwicklung eines Menschen
notwendig.
Bewegung stärkt den Knochenaufbau und den Muskelaufbau. Dabei ist es
wichtig, den ganzen Körper auf verschiedene Weise zu bewegen: Hüpfen,
Springen, Klettern, Drehen, Laufen u.v.m. Damit werden alle Muskelpartien
trainiert. Zudem werden Koordination und Gleichgewicht trainiert. Kinder, die
sich nicht vielfältig bewegen, fallen öfter hin und verletzen sich auch schwerer.
Die motorische Entwicklung ist aber auch die Voraussetzung für die geistige
Entwicklung. Jeder Mensch verfügt bei der Geburt über sechsundachtzig
Milliarden Nervenzellen, die miteinander verbunden werden müssen. Bewegung
regt das Gehirn an und fördert dadurch die Bildung dieser Verbindungen
(Synapsen).
37
Bewegung fördert außerdem die soziale Entwicklung. Beim gemeinsamen
Sport, z. B. in Vereinen, erwerben Kinder bspw. Regelverständnis, Kontakt- und
oo erationsf hig eit, on i tf hig eit, c sichtnah e, rustrationstoleran
und Einfühlungsvermögen.
Kinder erleben durch Bewegung
auch die eigene Leistungsfähigkeit.
Das gibt ihnen Vertrauen in die
eigenen Fähigkeiten und fördert
das Selbstbewusstsein und die
Selbstständigkeit. Und vor allem:
Bewegung macht Spaß!
Lassen Sie Ihr Kind viele
Sportarten ausprobieren,
damit es herausfinden kann,
was ihm am meisten Spaß
macht.
Folgen von Bewegungsmangel
Bewegungsmangel kann vielfältige negative Folgen haben: Viele Kinder
sind bereits in jungen Jahren übergewichtig (siehe auch Kap. 3, Ernährung).
Haltungsschäden,
Rückenprobleme,
fehlende
Körperwahrnehmung,
Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen können auftreten. Spätfolgen
können u. a. Bluthochdruck, Diabetes und erhöhter Cholesterinspiegel sein.
Bewegungsempfehlungen
Gemäß den Österreichischen Empfehlungen für Bewegung, die sich
gesundheitlich positiv auswirkt,
• sollen Kinder und Jugendliche täglich 60 Minuten körperlich aktiv sein;
• an mindestens 3 Tagen in der Woche sollten dabei kräftigende
Bewegungsformen durchgeführt werden;
• falls sitzende Tätigkeiten länger als 60 Minuten dauern, sollen
zwischendurch kurze Bewegungseinheiten eingelegt werden.
Täglich 60 Minuten Bewegung schaffen eine gute Basis für
eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen!
Wichtig ist vor allem auch die Förderung der Bewegung im Alltag (siehe auch
Kap. 2, Familie) z. B.: Rad fahren, zu Fuß gehen, Ball spielen, im Park toben,
Stiegen steigen, etc.
38
Bewegungssicherheit ist auch eine wichtige Unfallprävention (siehe Kapitel
6, Unfallprävention). Fehlende Bewegung kann zu einer mangelnden
Wahrnehmung der körperlichen Abläufe und damit zu Unsicherheit und
Instabilität führen. Dies steigert die Unfallgefahr.
Sportvereine
Für Kinder ist es sinnvoll, in einem
Sportverein zu sein, denn hier
machen sie regelmäßig Bewegung,
schließen meist Freundschaften und
stärken ihre Sozialkompetenz (s. o.).
Bereits mit 1½ Jahren können Kinder
gemeinsam mit einem Elternteil
in Vereine zum Eltern-Kind-Turnen
kommen. Für Kinder ab 4 Jahren wird
in vielen Vereinen Kleinkinderturnen
angeboten, wo dann keine elterliche
ufsichts icht
ehr esteht Das
Erlernen einer speziellen Sportart ist
in den meisten Vereinen für Kinder ab
6 bis 8 Jahren möglich.
Sportunterricht
Das nterrichtsfach
ort und e egung ist
icht an sterreichischen
Schulen. Werden die Stunden nicht besucht, kann das Kind die Klasse nicht
positiv abschließen.
Sollten Sie Bedenken haben, z. B. wegen eines möglichen gemeinsamen
Sportunterrichts von Buben und Mädchen, dann besprechen Sie dies mit den
ehr r ften
r vieles l sst sich sicher eine sung nden
39
5. Seelische Gesundheit bei Kindern
und Jugendlichen
Gesund zu sein bedeutet nicht nur, keine Schmerzen zu haben, sondern auch,
sich seelisch wohlzufühlen. So sind wir auch viel besser in der Lage, unsere
Fähigkeiten auszuschöpfen und ein zufriedenstellendes Leben und gute
Beziehungen zu führen.
Basis schaffen
Bindung und Urvertrauen
Für eine gesunde seelische Entwicklung ist es für Kinder und Jugendliche
essentiell, dass sie eine stabile emotionale Bindung zumindest zu einer
Bezugsperson haben. „Bindung“ ist die besondere Beziehung eines Kindes zu
den Personen, die es verlässlich und konstant betreuen und für die Befriedigung
seiner Bedürfnisse sorgen. Bindung ist in den Emotionen verankert und
verbindet Individuen miteinander.
Im Rahmen einer sicheren Bindung kann sich erst Urvertrauen entwickeln.
Urvertrauen ist ein Begriff aus der Psychologie. Er bedeutet, dass ein Mensch
grundsätzlich dem Leben vertrauensvoll gegenübersteht und instinktiv
weiß, welchen Situationen und welchen Menschen er vertrauen kann. Damit
gewinnt er auch Vertrauen in sich selbst und verfügt über eine eher positive
Grundstimmung.
40
Mit dem Urvertrauen wird zudem eine
(Widerstands-)Kraft ausgebildet, die
sogenannte Resilienz. Dies bedeutet,
dass ein Mensch mit schwierigen
Lebenssituationen umgehen kann
und nicht daran zerbricht.
Für eine gesunde
Entwicklung braucht das Kind
eine sichere Bindung zu seinen
Bezugspersonen.
Wenn das Urvertrauen aber nicht ausgebildet werden kann, kann dies Folgen
unterschiedlichen Ausmaßes für das weitere Leben haben. Diese reichen
von eine
einfachen
isstrauen gegen er anderen is u s e i schen
Verhaltensauffälligkeiten, wie z.B. dem Unvermögen, überhaupt Bindungen
einzugehen.
Selbstwert und Selbstgefühl
n der egel ndet das ind diese indung(en) in der eigenen a ilie Stabile
Zuneigung, Anerkennung und Interesse stärken den Selbstwert und das
Selbstgefühl.
Bei Babys sind viele das Vertrauen stärkende Handlungen mit ihrer Versorgung
verbunden, z.B. Füttern, Wickeln, Schaukeln …
Für ältere Kinder, die nicht mehr grundsätzlich in allen Belangen versorgt
werden müssen, sind auch andere Zeichen der Liebe und Zuneigung wichtig.
So kann ein Kind z. B. in Gesprächen Fragen klären und sich wichtig und ernst
genommen fühlen. Wichtig ist auch, dem Kind zu sagen, wenn es etwas gut
gemacht hat, und das nicht als selbstverständlich anzusehen.
Kinder brauchen Zeichen der Liebe, Zuneigung und
Wertschätzung zur Bildung von Selbstwahrnehmung, Selbstgefühl
und Empathie für andere.
Jegliche Form der körperlichen Züchtigung und jegliche Form seelischer
Übergriffe hingegen haben nachhaltig negative Auswirkungen auf die
Selbstachtung und das Selbstvertrauen eines Kindes.
Gewalt in der Erziehung ist in Österreich gesetzlich verboten und daher auch
strafbar *.
* „Anwendung von Gewalt und die Zufügung körperlichen oder seelischen Leides sind unzulässig.“ (§ 146a ABGB)
41
Peer-Groups
Neben
der
Familie
sind
Freundschaften für Kinder sehr
wichtig. Bereits im Kindergarten
werden
die
ersten
echten
Freundschaften geknüpft. Diese
frühen Bindungen sind für Kinder
bedeutend, sie lernen erstmals ein
soziales Miteinander und den Wert
von Beziehungen außerhalb der
Familie kennen. Ab ca. sechs Jahren
bekommen Freundschaften eine
weitere Bedeutung, dann werden
die gemeinsamen Interessen und
gemeinsame Erlebnisse wichtig.
Ermöglichen Sie Ihrem
Kind den Kontakt zu Gleichaltrigen!
In der Pubertät werden die „Peers“
(„Gleichgesinnte“) sehr wichtig. Mit
ihnen tauschen sich Jugendliche zum
Teil offen über Probleme aus, wie es in der Familie nicht möglich wäre. Eine
Peer-Group unterstützt die Identitätsentwicklung, die Abgrenzung von den
Erwachsenen und anderen Jugendlichen, aber auch das Teilen.
Herausforderungen
Anpassungsdruck
Die Anforderungen der modernen (Wissens-)Gesellschaft sind enorm hoch.
Gerade Jugendliche stehen vermehrt unter Druck, sich in ihrer Peer-Group
zu beweisen, cool zu sein, das neueste Handy zu besitzen, in elektronischen
sozialen Netzwerken beliebt zu sein und gut auszusehen. Gleichzeitig steigen
die Anforderungen an Qualifikationen, denn je weniger Ausbildung und
Wissen die Jugendlichen haben, umso größer ist die Gefahr, dass sie sozial
ausgeschlossen werden. Oft kommt es daher zu erhöhtem Stress und damit
einhergehend zu ungesundem Stressverhalten.
Das Stresserleben kann von Kindern sehr unterschiedlich ausgedrückt
werden. Gefühls- und Verhaltensänderungen, aber auch unterschiedliche
Krankheitssymptome können auf erhöhtes Stresserleben hinweisen. Zeichen
einer Überforderung Ihres Kindes können sein: Aggressivität, Traurigkeit,
Müdigkeit, anhaltendes Zurückziehen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen etc.
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Achten Sie daher darauf, dass Ihr Kind nach anstrengenden Phasen auch
die Möglichkeit zu entspannenden Beschäftigungen hat, z. B. einfach zum
Musikhören. Gesunde Ernährung, Bewegung und Aktivitäten an der frischen
Luft sowie genügend Schlaf fördern ebenso die Erholung.
Kinder benötigen übrigens viel mehr Schlaf als Erwachsene (Kind zwischen 2
und 3 Jahren: 12 bis 13 Std./Nacht; Kind zwischen 4 und 5 Jahren: ca. 11 Std./
Nacht).
Pubertät
Die Jugendzeit ist eine Phase
des Umbruchs und zahlreicher
Veränderungen.
Diese
Entwicklungsphase wird als Pubertät
bezeichnet.
Das
Ausprobieren
von Neuem, das Austesten und
Überschreiten von Grenzen sind
Bestandteile der Entwicklung vom
Kind zum Erwachsenen.
Die hormonell bedingte Pubertät
setzt bei vielen bereits sehr früh ein
(bei Mädchen durchschnittlich ab
10 Jahren, bei Buben ab 12 Jahren;
manchmal aber auch um bis zu 2
Jahre früher) und bringt maßgebliche
Veränderungen mit sich:
u einen nden
r erliche er nderungen statt Diese ringen oft n
sicherheiten bezogen auf die ungewohnten, veränderten Körpermerkmale.
Zum anderen geraten pubertierende Jugendliche oft seelisch aus dem
Gleichgewicht, sind launisch und von allem und jedem genervt. Zugleich wissen
sie oft nicht, wohin mit sich.
iele treten it den ltern in on i t, sie ollen una h ngiger sein und f hlen
sich schon erwachsen. Sie wollen auch mehr Verantwortung übernehmen
und sich nichts mehr von den Eltern sagen lassen. Die Risikobereitschaft kann
steigen. Oft zeigen sie soziale Distanzierung, Leistungsunwillen etc. Zugleich
sind sie noch unsicher und brauchen viel Nestwärme.
Diese Vorgänge sind im Rahmen dieser großen Veränderungen normal und
treten in unterschiedlichem Ausmaß bei Mädchen und Burschen auf.
43
Manchmal werden Belastungen aber zu groß und es können sich psychische
Probleme entwickeln.
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und es ist oft schwer zu
erkennen, welches Verhalten normal ist und welches nicht.
Daher ist es wichtig, sich zu informieren, aber sich auch jemandem anzuvertrauen.
Vielleicht ist eine Beratung oder eine Therapie notwendig.
In Therapien geht es nicht um die Frage, wer die Schuld an einem
Verhalten hat, sondern darum, herauszufinden, wie dem Kind oder
Jugendlichen geholfen werden kann.
Sucht und Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen
Sucht ist ein komplexes Phänomen.
Suchen Sie sich
Es gibt nicht die eine Ursache, die
professionelle Hilfe bei einer
zur Sucht führt. Vielmehr gibt es ein
Beratungsstelle, die Eltern berät,
Ursachenbündel, in dem biologische,
wie Sie mit dem Suchtverhalten
psychische und soziale Faktoren eine
des Kindes umgehen.
Rolle spielen. Nicht bewältigte Krisen
oder dramatische Ereignisse in der
Kindheit gelten als entscheidende
Faktoren für eine spätere Abhängigkeit. In den Lebensgeschichten der
h ngigen nden sich auch h u g hoher l ohol onsu oder ucht ran heit
in der (Ursprungs-)Familie und Gewalterfahrungen wie sexueller oder
psychischer Missbrauch.
Die Sucht eines Kindes ist für alle Familienangehörigen eine große Belastung.
Hier ist frühzeitige Krisenhilfe auch für die oft überforderten Eltern essentiell.
Holen Sie sich Rat, z. B. unter 147 Rat auf Draht
Hier werden Sie von Psychologinnen und Psychologen bei Problemen
beraten. Sie können rund um die Uhr anrufen, anonym und ohne
Vorwahl zum Nulltarif aus ganz Österreich.
44
6. Unfallprävention
Unfallprävention beginnt schon bei den kleinsten Kindern. Dazu ist die
Förderung von Bewegungssicherheit und Koordination sehr wichtig (siehe
Kapitel 4, Bewegung). Genauso müssen aber auch Vorkehrungen getroffen
werden, um Unfälle zu verhindern.
Ein Großteil der Unfälle von Kindern zwischen 0 und 4 Jahren passiert im
Haushalt, der Rest im Straßenverkehr und auf Spielplätzen. Dazu gibt das
Kuratorium für Verkehrssicherheit folgende Sicherheitstipps:
Sicherheitstipps
In der Wohnung
In der Wohnung allgemein
• Sichern Sie Möbelkanten mit Kantenschutz, Regale mit Kippschutz, Schubladen,
Schränke, Fenster und Balkontüren mit Sperren, Türen mit Türstoppern,
Teppiche mit Antirutschmatten und Treppen mit Treppenschutzgittern, um
Stoßen, Fallen, Einklemmen, Stolpern zu vermeiden.
•
ar ieren ie gro e Glas chen aus nor ale
Kindern oft nicht wahrgenommen werden.
ensterglas, da sie von
• Entfernen Sie jegliche Aufstiegsmöglichkeiten am Balkon und an Fenstern.
• Verwahren Sie Medikamente in einem absperrbaren Schrank.
• Bewahren Sie Putzmittel weit oben auf und verwenden Sie
Originalverpackungen, um Verwechslungen zu vermeiden.
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In der Küche / im Esszimmer
• Verwenden Sie Herdschutzgitter und Schalterabdeckungen am Herd, um
Verbrennungen zu vermeiden.
• Kochen Sie auf hinteren Platten und drehen Sie Pfannenstiele nach hinten,
um das Umkippen der heißen Speisen auf das Kind zu vermeiden.
• Verzichten Sie auf Tischtücher, da sie leicht heruntergezogen und darauf
stehende Gegenstände mitgerissen werden könnten.
• Seien Sie vorsichtig mit Wasserkochern und Teekannen:
Verbrennungsgefahr!
• Verzichten Sie auch auf Kerzen, da diese zu leicht Feuer entfachen können.
Ideal ist die Montage eines Rauchmelders, denn dieser gibt bei
Rauch sofort Alarm und Sie können entsprechend reagieren.
Im Badezimmer
• Verwenden Sie eine stabile Kinderbadewanne mit rutschsicherer Einlage.
• Prüfen Sie das Badewasser (38° C) mit einem Thermometer und mit Ihrem
Unterarm, um Verbrühungen zu vermeiden.
• Räumen Sie frei bewegliche elektrische Geräte wie Föhn oder Rasierapparat
während des Badens weg. Stromschlaggefahr!
• Lassen Sie Ihr Kind nie unbeaufsichtigt in der Wanne (auch nie in der Nähe
von Schwimmbecken, Biotopen und ähnlichem)! Kinder erstarren im Wasser
und reagieren nicht. Sie können daher bereits bei einer Wassertiefe von
wenigen Zentimetern lautlos ertrinken.
Spielzeug
• Vermeiden Sie kleinteiliges Spielzeug und räumen Sie auch kleinteilige
Gegenstände (z. B. Knöpfe oder Knopfbatterien) aus der Reichweite des
Kindes: Verschluckungsgefahr!
•
er enden ie eine au ernhilfen, denn it diesen esteht nfallgefahr
durch für das Kind unkontrollierbare Geschwindigkeit der Räder.
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Auf dem Spielplatz
• Ziehen Sie Ihrem Kind geeignete Kleidung für den Spielplatz
an: feste Kleidung ohne wegstehende Schnüre oder Schlaufen
(Strangulierungsgefahr!) und rutschfeste Schuhe, um die Knöchel und
Fußsohlen zu schützen.
• Sehen Sie sich die Spielgeräte an und sehen Sie nach, ob Schrauben oder
Holzsplitter hervorstehen, Leitern, Sprossen, Seile etc. gut befestigt und
intakt sind, Rutschen oder Schaukeln nirgendwo gerissen oder gebrochen
sind.
• Idealerweise nutzen Sie Spielplätze mit Rindenmulch oder gummierten
er chen, da diese t r e a federn
• Bei kleineren Kindern sollten Sie immer in der Nähe sein.
• Unbekannte Sandkisten sollten grob auf Müll, Glassplitter oder Ähnliches
untersucht werden
• Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, dass es an Schaukeln oder
Drehkarussells nicht zu knapp vorbeilaufen soll.
Auf der Straße
Fahrrad
• Kinder müssen gesetzlich einen
Helm tragen! Kaufen Sie einen
passenden Helm und verwenden
Sie diesen immer, auch auf dem
Fahrradkindersitz oder dem
Fahrradanhänger.
Autokindersitz
•
s esteht i
er nschnall icht
Verwenden Sie einen auf Gewicht
und Größe abgestimmten Kindersitz
und lassen Sie sich die Montage von
Fachexperten erklären.
Unter diesem Link finden Sie Videos, die eindrucksvoll zeigen,
wie leicht es zu verschiedenen Unfällen kommt und was Sie dagegen
tun können: www.kfv.at/mediathek/kfv-tv
47
7. Zahngesundheit
Das abschließende Kapitel dieses Leitfadens widmet sich den Zähnen. Um Ihren
Kindern zu lebenslang gesunden Zähnen zu verhelfen, ist eine umfassende
ege der hne vo
a alter an ichtig
Ernährung für gesunde Zähne
nsere rn hrung hat esentlichen in uss darauf, o die
hne gesund
bleiben oder nicht. Daher ist es wichtig, dass Kinder nicht dauernd naschen,
denn das führt zu Karies (Zahnfäulnis). Besonders gefährlich für die Zähne sind
zuckerhaltige Getränke. Geben Sie Ihrem Kind daher nur ungesüßte Getränke.
Ihr Kind kennt das dann gar nicht anders und verlangt auch nicht so leicht nach
etwas Süßem.
ls nterst t ung gegen aries
nnen
kochen, das macht die Zähne stark.
ie
it
uoridhaltige
eisesal
Trinkbecher statt Flasche
Ab dem ersten Zahn sollten Sie Ihrem Baby aus einem Becher zu trinken geben.
Je früher Ihr Kind nicht mehr aus der Flasche trinkt, desto besser ist es für die
Zahngesundheit und den Kiefer.
48
Zahnärztliche Untersuchungen
Genauso wie Erwachsene sollten auch Kinder ab dem ersten Zahn zweimal
jährlich zur zahnärztlichen Untersuchung gehen.
Es gibt Zahnärztinnen und Zahnärzte mit dem Schwerpunkt
Zahnheilkunde für Kinder. Dort erhalten Sie Beratung bezüglich
Ernährung, Lutschgewohnheiten (Daumen/Schnuller),
Zahnputztechniken, Fluoriden, Bakterienübertragung und es wird
geprüft, ob Ihr Kind ein Kariesrisiko hat.
Zahnfehlstellungen
Nicht jedes Kind hat von Natur aus richtig im Kiefer angeordnete Zähne.
Fehlstellungen der Zähne sollten korrigiert werden, denn sonst kann das zu
ch er en und erh hte
isi o f r arodontitis ( ahn eischsch und) und
Karies führen. Außerdem sind schiefe Zähne oder ein Vorbiss für viele Menschen
ein optisches Problem. Lassen Sie daher am besten nach dem Durchbruch der
Schneidezähne mit ca. acht Jahren die Zahnstellung Ihres Kindes überprüfen
und gegebenenfalls behandeln.
Mund- und Zahnhygiene
Mund- und Zahnhygiene sind enorm
wichtig für den ganzen Organismus.
Daher sollten Sie die Zähne Ihres
Kindes schon ab dem ersten Zahn von
allen Seiten mit einer weichen Bürste
reinigen. Verwenden Sie außerdem
eigene
Kinderzahnbürsten
und
Kinderzahnpasta.
Zähneputzen soll zum täglichen
Ritual gehören und zweimal täglich
mindestens zwei Minuten sorgfältig
durchgeführt werden.
Die meisten Kinder mögen das nicht, doch hier sollten Sie als Eltern konsequent
bleiben.
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ie nnen das gan e itual s ielerisch gestalten r nden ie ein ahn ut lied
Putzen Sie alle gemeinsam! Oder seien Sie nicht zu streng mit dem Ort des
Zähneputzens – muss es unbedingt das Bad sein? Vielleicht geht es ja an einem
anderen Ort einfacher? Sie müssen das Zähneputzen übernehmen, bis Ihr
Kind alleine verlässlich gut die Zähne putzen kann. Das ist meistens erst im
Volksschulalter (sobald Ihr Kind die Schreibschrift erlernt hat).
Karies ist ansteckend
Um Bakterien nicht von der Mutter oder dem Vater auf das Kind zu übertragen,
ist es ichtig, dass ie als utter und ater gesunde und ge egte
hne
haben. Wichtig ist zudem, dass jedes Familienmitglied vom eigenen Besteck isst.
Denn: Karies ist eine Infektionskrankheit und Bakterien werden untereinander
übertragen!
Zahn- und Mundhygiene sind jedenfalls nicht nur wichtig zum Zahnerhalt,
sondern schlecht ge egte
hne
nnen auch die rsache f r chronische
r ran ungen sein ude
sind ge egte
hne auch so et as ie eine
„Visitenkarte“.
50
8. Zum Schluss …
Hinweis auf den Regionalanhang
mit Adressen und Links
Dieser Leitfaden richtet sich an Eltern und werdende Eltern, die in Österreich
leben – egal wo. Darum enthält er auch österreichweit geltende Adressen bzw.
Links zu den einzelnen Themen.
Ergänzend zu diesem Leitfaden gibt es noch den sogenannten Regionalanhang.
Darin nden ie u fangreiche dressen, elefonnu
ern und in s u allen
im Leitfaden „Gesund aufwachsen“ beschriebenen Themen speziell für Ihr
Bundesland. Er liegt ebenso in sieben Sprachen vor.
Danksagung
Wir danken den Expertinnen und Experten für Ihr Feedback zu den einzelnen
Kapiteln des Leitfadens.
• Rabia Altuntop, BSc, zum Kapitel Ernährung
• Dr. Kadriye Aydinkoc-Tuzcu, Ärztin,
zum Thema Österreichisches Gesundheitswesen
• Dr. Petra Drabo, Zahnärztin, zum Thema Zahngesundheit
• Mag. Taisiya Krokhmal, Psychologin, zum Kapitel Seelische Gesundheit
• Mag. Thomas Lamprecht, Sportwissenschafter, zum Thema Bewegung
• Richard Richter, Psychotherapeut, zum Kapitel Familie
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„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen:
Wurzeln und Flügel.“
Johann Wolfgang von Goethe (deutscher Dichter, 1759 ‒ 1832)
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