Kinder und ihre Gefühle

Kinder und ihre Gefühle
Das Erleben positiver Gefühle wie liebevolle Zuneigung und Nähe sind schon für
die optimale Entwicklung eines Neugeborenen von großer Bedeutung. Die
Berührung des Babys durch die Mutter gibt ihm das Gefühl der Geborgenheit und
Sicherheit und ist laut wissenschaftlicher Untersuchung der wichtigste Faktor für eine
gesunde Entwicklung seines Gehirns (Dalai Lama). Kinder lieben ganz und gar,
vollkommen und mit großem Vertrauen. Sie fühlen sich verantwortlich, schuldig für
Dinge, die passieren (z.B. Trennung der Eltern) und versuchen dieser Verantwortung
gerecht zu werden, indem sie besonders "brav" sind. Das Gefühl der Zugehörigkeit
ist bedeutend für die Identität des Kindes: "Da gehöre ich hin!" Erst gehört man wie
selbstverständlich zur Familie, später zum Freund, zur Freundin, dann zum
Sportverein, zur Clique. Kinder dürfen sich aufrichten, stolz sein, um selbstbewusst
durch das Leben zu gehen, ohne andere zu erniedrigen oder auf sie herabzusehen.
Für Gerechtigkeit haben Kinder ein starkes Gefühl. Dies benötigt Bekräftigung durch
andere, damit diesem Gerechtigkeitsgefühl der wichtige Wert zuerkannt wird.
Gefühle der Kinder sollen ernst genommen werden, damit sie eine Stärkung ihrer
emotionalen Ge-Wichtigkeit erfahren. Verrat, Misstrauen und Ehrgefühl, Widerwillen
und Ekel, sich bedrückt und gelöst fühlen, Scham, Trauer, Hilflosigkeit und
Hilfsbereitschaft, Ärger, Wut, Zorn und Trotz, Staunen und Erschrecken, Interesse
und Neugier, Begeisterung und Leidenschaft, Sehnsucht, Freude und Glück,
Mitgefühl und Empfindsamkeit, Einsamkeit, Neid und Eifersucht, Leere, Angst,
Gefühllosigkeit, Geborgenheit, falsch sein und sich richtig fühlen, sind alles Gefühle
die Kinder erleben und mit all ihren Sinnen ausleben. Sie möchten dabei gesehen
werden und einfühlsam begleitet werden. Kinder dürfen ein anderes Gefühl haben
als Erwachsene. Gefühle sind wie das Wetter, weder vorhersehbar noch planbar.
Das Fühlen gleicht einer Landschaft, die man sich nach und nach erschließen muss
ohne fertig zu werden. Kinder lernen fühlen von Geburt an, das emotionale Leben
entwickelt sich. Bei allen wesentlichen Prozessen spielen Gefühle eine Rolle. Schon
bei der Wahrnehmung schaltet sich das Gehirn ein, um die Flut von Sinnesreizen zu
filtern und in die gewünschte Bahnen zu lenken. Dieses Filtern wird immer auch
durch die Gefühle begleitet. Sie sind eine Bewertungsinstanz, insbesondere bei
schnellen Entscheidungen, sie sind handlungsleitend und helfen sich in der Welt zu
orientieren. Beispiele: "Hat ein Kind Angst vor einem großen Auto, schreckt es beim
Herankommen eines Lastwagens von der Straße zurück und überquert diese nicht.
Freut sich ein Kind den Opa zu sehen, so streckt es ihm strahlend die Arme
entgegen." Also ist ein reiches und differenziertes Gefühlsleben bei einem Kind
wichtig für seine Entwicklung. Motivation, Neugier und Freude sind große
Unterstützter beim Lernen und helfen neue Informationen dauerhaft im Gehirn zu
speichern.
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Denken und Fühlen ist ganz eng miteinander verknüpft, das ist von der
Gehirnforschung bewiesen worden. Auch sagen sie, dass das Gehirn immer lernt.
Das bedeutet zum Beispiel, wenn ein Kind in seiner Trauer Trost erfährt, wird es in
einer nächsten Situation der Trauer auf diese Erfahrung zurückgreifen und sich
Unterstützung holen. Wird das Kind in seiner Trauer nun alleine gelassen, so zieht es
sich emotional zurück. Es kann dann feststecken in seiner Trauer und benötigt später
die Erlaubnis dieses Gefühl noch nachzuempfinden. Je häufiger solche Erfahrungen
sind, desto prägender sind sie für den Umgang des Kindes mit seinen Gefühlen.
Kinder benötigen eigene Erfahrungen des Fühlens, sie benötigen gute Vorbilder, die
ehrlich und offen fühlen, sie benötigen emotionale Resonanz. Die Gefühle der Kinder
verdienen Respekt, Unterstützung und angemessene Beachtung. Darin besteht
unsere große Aufgabe als Wegbegleiter, damit sie, die Kinder, einfühlsame,
aufrichtige, selbständigen Erwachsene werden. Wer mehr über die Gefühle der
Kinder wissen möchte, dem empfehlen wir das Buch "Wie Kinder fühlen" von U. Baer
und G. Frick-Baer siehe Bücherliste.
Birgit Pils
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