DRAMATURGEN DES STAATSTHEATERS MAINZ ERLÄUTERN FAUST (MARGARETE) von Charles Gounod BESETZUNG Musikalische Leitung: Clemens Schuldt Bühne: Rebecca Ringst Kostüme: Susanne Maier-Staufen nach Ingo Krügler Doktor Faust: Philippe Do Valentin: Brett Carter Margarete: Vida Mikneviciute Marthe: Katja Ladentin Bardame: Viktoria Rust Inszenierung: Elisabeth Stöppler Umsetzung Bühne: Natalie Krautkrämer Dramaturgie: Lars Gebhardt, Johanna Wall Mephistopheles: Derrick Ballard Wagner: Georg Lickleder Siebel: Geneviéve King Fausts Frau: Ella Schwarzkopf-Kleine/ Meris Neininger Opern- und Extrachor des Staatstheater Mainz Philharmonisches Staatsorchester Mainz Ist Faust deutsch? Allzu gern wird Johann Wolfgang von Goethes Doppel-Drama als Nationalwerk betrachtet und der grübelnd-suchende Doktor Faust als Prototyp des Deutschen gelesen. Dabei war es der Brite Christopher Marlowe, der die historische Figur des Doktor Johann Georg Faust – der als Schwarzmagier im Bund mit dem Teufel gestanden haben soll – erstmals auf die Bühne holte. Goethe erweiterte das volkstümlichen Sujet um zahlreiche neue Aspekte und vertiefte besonders die philosophischen, theologischen und kulturhistorischen Bezüge, in dem er – gerade in Der Tragödie zweiter Teil – ein Panoptikum antiker, mittelalterlicher und zeitgeschichtlicher Figuren auftreten ließ. Außerdem integrierte er die im 18. und 19. Jahrhundert beliebten Motive von verführtem Mädchen und Kindstötung in der „Gretchentragödie“ in die Faust-Parabel. Gerade in Frankreich wurde Goethes Fassung schnell populär: Hector Berlioz war einer der ersten, der zunächst – ohne konkreten Anlass – eine Schauspielmusik komponierte und daraus später seine „dramatische Legende“ La damnation de Faust schuf. Musik, die Goethes musikalischer Berater Carl Friedrich Zelter als „abscheulichen Inzest“ abtat. Als sich Charles Gounod 1859 des Stoffes annahm, konnte er also schon auf eine französische Faust-Tradition aufbauen. Gounod entschied sich für eine Konzentration auf die Gretchentragödie, was sicher auch an Michael Carrés französischer Fassung Faust et Marguerite lag. Er erkannte, dass die Kunstform Oper weniger dazu geeignet ist die philosophischen und erkenntnistheoretischen Probleme des Stoffes zu erörtern, sondern vielmehr die emotionalen Momente zeigen kann. Und sicher bietet sich dafür am ehesten die Tragödie der Margarete an. Bei Gounod steht so auch weniger der zweifelnde Wissenschaftler Faust im Zentrum, der hier zum Midlife-Crisis geplagten Allerweltsmann wird, sondern schnell konzentrieren sich Musik und Handlung auf Margarete. Mephistopheles führt Faust, der Jugend und Liebe sucht, verjüngt in ihre Welt und schafft es Margaretes Bruder Valentin und den jungen Verehrer Sibel aus dem Weg zu schaffen. Mit großen Chören, die mit Walzer, Bacchanal und Kirchenchor an die Grand Opéra erinnern, zwischen Virtuosität und inniger Lyrik changierenden Melodien und einem effektvoll instrumentierten Orchestersatz hat Gounod Musik geschaffen, die eingängig ist, aber vor allem starke Charaktere zeichnet. Hausregisseurin Elisabeth Stöppler überarbeitet für Mainz ihre 2010 entstandene Sicht auf das Werk neu. Fausts realistische Welt wird durch Mephisto verändert und erweitert: Surreal und alptraumhaft geraten die Feierszenen bei Wagner (Gounods “Auerbachs Keller“) und intensiv das innere und äußere Drama der Margarete. Mit Vida Mikneviciute (Margarete), Philippe Do (Faust) und Derrick Ballard (Mephistopheles) in den Hauptrollen entsteht so große Oper, die in klaren Bildern berühren möchte. Die musikalische Leitung übernimmt der neue Dirigent in residence Clemens Schuldt, der jüngst zum Chefdirigent des Münchner Kammerorchesters ernannt wurde. Oktober 2015 Lars Gebhardt Staatstheater Mainz
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