Eigene Sorgen und Probleme im Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen... und Selbstfürsorge Ein Vortrag im Rahmen der Orientierungs- und Schulungsreihe für Ehrenamtliche des Caritas-Zentrums Landau Eva Barnewitz 1. Der traumatisierte Flüchtling • Der Begriff Trauma entstammt dem griechischen Begriff für Wunde/Verletzung • Die klinische Definition umfasst ein objektives Kriterium (Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod oder ernsthafter Verletzung oder Gefahr für eigene oder fremde körperliche Unversehrtheit) und ein subjektives Kriterium (Intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen) • Triple Trauma Paradigma beschreibt die besondere Situation der Flüchtlinge, die sowohl vor, während und nach der Flucht (möglicherweise) traumatisierenden Lebenssituationen ausgesetzt waren • Die Folgen umfassen Posttraumatische Belastungsstörung, Depression, körperliche Beschwerden... • Bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind bei den Betroffenen die kalten Erinnerungen (faktisch –wann, wo) nicht mehr mit den heißen Erinnerungen (sensorische Eindrücke, Gedanken, Gefühle, Körperempfinden während der traumatischen Situation) verknüpft; so kann bei der Aktivierung eines einzigen heißen Erinnerungselements (z.B. ich rieche Rauch) das gesamte Furchtnetzwerk aus heißen Erinnerungen aktiviert werden, inkl. Körperempfinden, sensorischen Eindrücken, Gefühlen, Gedanken • Dadurch ist die Erfahrung nie vorüber, sondern bleibt gegenwärtig und wird von dem Betroffenen als aktuelle Bedrohung wahrgenommen • Herausforderungen für Helfer in der Arbeit mit (traumatisierten) Flüchtlingen: • Konfusion von Gegenwart – Vergangenheit • Misstrauen • Schweigen • Machtlosigkeit, Hilflosigkeit • Wut • Kulturelle Unterschiede • Angst vor Retraumatisierung • Umgang mit Herausforderungen: Bzgl. Angst vor Retraumatisierung: Da die Erfahrungen der Flüchtlinge individuell sind und damit jede Alltagssituation/jeder Alltagsgegenstand ein möglicher Trigger sein kann, gibt es nichts zu entfernen oder vorzubereiten hinsichtlich eines Treffens mit einem traumatisierten Flüchtling; TROTZDEM Achtung bei langen Wartephasen (=Haft), Charakteristika von Räumen (sehr klein, eng, dunkel oder helles Oberlicht), uniformierten Personen (auch medizinisches Personal) Allgemein: Halten Sie sich vor Augen, wo die Gefühle und das Verhalten des Flüchtlings (Misstrauen, Schweigen, Wut...) ihren Ursprung haben. Zeigen Sie Geduld, Verständnis – es ist ganz normal, dass es so ist. Kommunizieren Sie vollständig und offen mit dem Flüchtling darüber; dies gilt auch für solche Momente, in denen Sie glauben, dass etwas den Flüchtling besonders aufregt/unangenehm erinnert 2. Selbstfürsorge bei Helfern Jeder Helfer hat in erster Linie eine Verpflichtung sich selbst gegenüber! • Bereicherungen des Helfens erinnern • Für den eigenen Körper sorgen • Fördernde Beziehungen pflegen • Grenzen setzen • Eigene Erwartungen und Ansprüche an sich selbst hinterfragen (Nachsicht mit sich selbst üben) • Entspannung als unverzichtbar anerkennen Literaturhinweise: • Norcross, Guy: Lasses Sie es in Ihrer Praxis; Verlag Hans Huber; ISBN 978-3-456-84840-2 • Blitz: Keine Sorge – Selbstfürsorge; dgvt Verlag; ISBN 987-3-87159-504-2 • Märcker: Posttraumatische Belastungsstörungen; Springer Verlag; ISBN 978-3-540-88488-0 Kontakt: Eva Barnewitz, M.Sc. Kompetenzzentrum Psychotraumatologie an der Universität Konstanz, Klinische Psychologie und Neurowissenschaften [email protected] Sekretariat: Heike Riedke, Tel. 07531 884623
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