45 Jahre feministische Politiken und Generationen

Zentrum für Chancengleichheit
in Wissenschaft und Forschung
Zentrale Gleichstellungsbeauftragte
gender_fokussiert.
Aktuelle Themen aus der Frauen- und Geschlechterforschung
Veranstaltungsort:
Zentrales Hörsaal- und Seminargebäude, Reichenhainer Str. 90, Raum: 010
Beginn: 19.00 Uhr
Inhalt
Grußwort der Gleichstellungsbeauftragten der TU Chemnitz.........................................3
05. Mai 2015 Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt: „Dienen lerne beizeiten das Weib nach ihrer
Bestimmung“ (Johann Wolfgang von Goethe in Hermann und Dorothea): Literatur und
Geschlechterkonstellationen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts....................4
12. Mai 2015 Prof. Dr. Stefan Horlacher: Männlichkeitsforschung in Deutschland:
Aktuelle Projekte und zukünftige Perspektiven...............................................................6
19. Mai 2015 Johanna Ullmann: Nach der Revolution ist vor der Revolution?
Feministischer Aktivismus und die Sichtbarkeit des Körpers........................................8
02. Juni 2015 Jun.-Prof. Anne-Christin Schondelmayer: Lebensgeschichten an der
Peripherie - die Schwierigkeit mit (Un)Sichtbarkeit und Identität(en)........................10
06. Juni 2015 9-10:30 Uhr Keynote Lecture: Prof. Dr. Nikita Dhawan: “The Dilemma
of Representation: Voice, Agency and Gender”..............................................................12
09. Juni 2015 Profx. Dr. Lann Hornscheidt: Warum der ganze Gender-Quatsch? Was
hat Feminismus mit Wissenschaft zu tun - und wie wird das sprachlich verhandelt.......................................................................................................................................14
16. Juni 2015 Ulrike Lahn: Von APO, fliegenden Tomaten und Frauenzentren zu Queerfeminismus: 45 Jahre feministische Politiken und Generationen...............................16
30. Juni 2015 Inka Greusing: „Die Mathematikhürde“ - Symbolische Grenzziehungen
im heteronormativen Feld der Ingenieurwissenschaften an einer technischen Universität.....................................................................................................................................18
14. JuliProf. Dr. Jutta Hartmann: Geschlechtliche und sexuelle Diversität im Kontext
Schule - pädagogische Herausforderungen...................................................................20
Grußwort der Gleichstellungsbeauftragten der TU Chemnitz
Sehr geehrte Studierende, Mitarbeitende und Interessierte,
Frauen in der Wissenschaft sollen in Deutschland künftig eine deutlich größere
Rolle spielen und weit bessere Aufstiegs - und Karrieremöglichkeiten haben als
bislang. Um diesem Ziel ein Stück näher zu kommen, haben wissenschaftsbegleitende Einrichtungen wie die DFG oder das BMBF mit den Forschungsorientierten
Gleichstellungsstandards und dem Professorinnenprogramm die Universitäten
und Hochschulen aufgefordert, Ziele zur Steigerung der Repräsentanz von Frauen
auf den verschiedenen Stufen des wissenschaftlichen Qualifizierungsprozesses
zu formulieren und diese konsequent zu verfolgen. Die Durchsetzung des Gleichstellungsauftrages ist ebenso ein wichtiges Anliegen im Hochschulentwicklungsplan und der Zielvereinbarung des SMWK mit den sächsischen Wissenschaftseinrichtungen.
Die Universitäten und Hochschulen sind aufgefordert, strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen, die Gleichstellung befördern und diese kontinuierlich ausbauen und professionalisieren. Zu den umfangreichen Maßnahmen, die die TU
Chemnitz im Gleichstellungsprogramm und im Hochschulentwicklungsplan verankert hat, gehört unter anderem die Institutionalisierung, Implementierung und
Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung. Deren verstärkte Integration
und Weiterentwicklung in Forschung und Lehre zählt dabei zu den vorrangigen
Zielen. Hier steht die TU Chemnitz noch am Anfang eines weitreichenden institutionellen Entwicklungsprozesses. Obwohl sich eine Reihe von Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern an den unterschiedlichsten Fakultäten mit dieser Thematik
auseinandersetzen, fehlte bislang eine geeignete Plattform für den wissenschaftlichen Austausch, die Präsentation interdisziplinär relevanter, interessanter Themen und Forschungsergebnisse.
Mit der Ringvorlesung gender_fokussiert: Aktuelle Themen aus der Frauen- und Geschlechterforschung soll deshalb die bereits im vergangenen Wintersemester begonnene Vortragsreihe fortgesetzt werden und als ein „Baustein“ der Frauen- und
Geschlechterforschung an der TU Chemnitz den wissenschaftlichen Diskurs auf
diesem Gebiet anregen, unterstützen und vorantreiben.
Ich wünsche uns allen spannende Vorträge und viele interessante Gespräche!
Dipl.-Päd. Karla Kebsch
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05. Mai 2015, 19 Uhr, Raum 2/N010
Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt
„Dienen lerne beizeiten das Weib nach ihrer Bestimmung“
(Johann Wolfgang von Goethe in Hermann und Dorothea):
Literatur und Geschlechterkonstellationen in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Die Frühaufklärung ist zunächst im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis bestrebt, eindeutige Zeichen zu setzen. Obwohl die Differenz zwischen
Frau und Mann nicht in Frage gestellt wird, gelten beide Geschlechter als
bildungsfähig. Im historischen Prozess der Subjektwerdung des Menschen
zeigt sich jedoch sehr bald, dass dieser Egalitätsanspruch unhaltbar ist.
Das Postulat der Zeit, Menschen aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (I. Kant) holen zu wollen und in diesem Verstand und Vernunft zu entwickeln, trifft nur auf eine Seite der Menschheit zu. Frauen, die am Beginn
des Jahrhunderts in den schönen Künsten mit eigenständigen Leistungen
hervortreten (Gottschedin, Zieglerin, Neuberin) gehören bald der Vergangenheit an, sie erfahren die Reduzierung ihres Raumes und werden auf einen Sonderweg verwiesen.
Angesichts aufkommender Ideen von der Gleichheit der Geschlechter bedarf
die patriarchale Macht der Legitimation. Erinnert sei an die Debatte, in deren
Mittelpunkt am Ende des 18.Jahrhunderts die folgenschwere Frage steht:
„Ob die Weiber Menschen sind“. In der Aufwertung zur ‚Empfindsamen’ wird
der Frau ein imaginierter Raum eröffnet, in dem reales Leben eliminiert wird.
In der Konstruktion der Naturhaftigkeit wird der weiblichen Kreativität eine
Absage erteilt. Über die Verhinderung von Ausbildungsmöglichkeiten weiblicher Identität erwächst Widerstand. Autorinnen versuchen im 18.Jahrhundert Konzeptionen von Weiblichkeit und Männlichkeit über die Darlegung
von Bildungsdiskursen einzubringen.
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Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt
Universität Leipzig
Frau Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt wurde 1953 in Leipzig geboren. Nach ihrem Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik in Leipzig war sie
1975 – 1978 als Lehrerin, 1978 – 1989 als Assistentin und 1989 – 1992
als Oberassistentin an der Pädagogischen Hochschule Leipzig tätig. 1983
schloss sie ihre Promotion und 1991 ihre Habilitation ab. Das Thema ihrer
Habilitation lautete „Frauenliteratur in der DDR – soziales und literarisches
Bedingungsgefüge. Wesen und Erscheinungsformen – untersucht an epischen Werken mit zeitgenössischem Stoff“. Ab 1992 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig tätig und ist seit 1996
- ebenfalls an der Universität Leipzig - Professorin. Ihre Forschungschwerpunkte sind Methoden der Frauen- und Geschlechterforschung, Literatur
des 20. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der von Frauen
geschriebenen Texte, DDR-Literatur und deutschsprachige Literatur nach
1989. Von 1994 – 2002 war sie als Gleichstellungsbeauftragte der Universität Leipzig tätig, von 2002 -2004 als Leiterin der Leitstelle für Fragen
der Gleichstellung von Frau und Mann im Sächsischen Staatsministerium
für Soziales. Seit 2005 ist sie Direktorin des Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Leipzig.
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12. Mai 2015, 19 Uhr, Raum 2/N010
Prof. Dr. Stefan Horlacher
Männlichkeitsforschung in Deutschland:
Aktuelle Projekte und zukünftige Perspektiven
1984 veröffentlichte Herbert Grönemeyer seine Hitsingle „Wann ist der Mann
ein Mann?“ Über 30 Jahre später und mit ziemlichem Rückstand im Vergleich zur Forschung in den USA und Großbritannien hat die Männlichkeitsforschung nun auch in Deutschland an Momentum gewonnen und schlägt
neue Wege jenseits der Soziologie, Geschichte und Literaturgeschichte ein.
Der Vortrag gibt einen konzisen Überblick über den gegenwärtigen Stand
(nicht nur der deutschen) Männlichkeitsforschung, zeigt anhand aktueller
Forschungsprojekte neue Entwicklungen im Bereich der Vergleichenden
Männlichkeitsforschung auf und fragt abschließend nach der Bedeutung
der Queer Studies, vor allem aber der Transgender und Intersex-Forschung
für die Männlichkeitsforschung.
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Prof. Dr. Stefan Horlacher
Technische Universität Dresden
Prof. Dr. Stefan Horlacher ist seit 2006 Inhaber der Professur für Englische
Literaturwissenschaft am Institut für Anglistik und Amerikanistik an der
Technischen Universität Dresden. Er studierte Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaften, u.a. an den Universitäten Mannheim, Strathclyde,
Paris IV (Sorbonne) und der Cornell University (Ithaca/USA). 2003 wurde er
an der Universität Mannheim mit seiner Schrift “Masculinities: Konzeptionen von Männlichkeit im Werk von Thomas Hardy und D.H. Lawrence“ habilitiert und erhielt dafür 2004 den Habilitationspreis des Deutschen Anglistenverbandes. Gastprofessuren führten Prof. Dr. Stefan Horlacher 2008 und
2010 an die English and Foreign Languages University Hyderabad (Indien),
2011 an die Universität Malta sowie 2015 im Rahmen einer Max-Kade-Gastprofessur an die Ohio State University (USA).
Prof. Dr. Horlachers Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind insbesondere Englische Literatur des 16. bis 21. Jahrhunderts, Literatur- und Medientheorie, Geschlechterforschung (Gender Studies, Masculinity Studies,
dekonstruktiver Feminismus), Dekonstruktion/Poststrukturalismus, Kulturelles Gedächtnis, Migration und Postkolonialismus sowie Utopieforschung.
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19. Mai 2015, 19 Uhr, Raum 2/N010
Johanna Ullmann
Nach der Revolution ist vor der Revolution?
Feministischer Aktivismus und die Sichtbarkeit des Körpers
In den drei Jahren seit der Revolution befindet sich das neue Tunesien in
einer instabilen Phase radikaler gesellschaftspolitischer Transformation
und Demokratisierung. Aushandlungen ‚neuer’ und ‚alter’ politischer AkteurInnen fordern die Legitimität feministischer Forderungen grundlegend heraus und bewirken eine Transformation der tunesischen Frauenbewegung.
Säkulare Frauenorganisationen unter Ben Ali mussten sich unter Verlust an
Unabhängigkeit staatlicher Kontrolle unterziehen, um vom Regime toleriert
zu werden. Heute stehen diese Aktivistinnen unzähligen neuen AkteurInnen
gegenüber. Wenn angenommen wird, dass die zivilgesellschaftliche Frauenbewegung für die Einhaltung und Erweiterung der Frauenrechte im neuen
Tunesien eine entscheidende Rolle einnimmt, ist es sinnvoll zu erforschen,
worin die Gemeinsamkeiten ‚neuer’ und ‚alter’ Aktivistinnen in ihrer Motivation zur Mobilisierung liegen und welche Entwicklungstendenzen sich
beobachten lassen. Um der Frage nachzugehen wurden mithilfe eines ethnologischen Feldzugangs nach der Grounded-Theory-Methodologie Daten
erhoben und mit Konzepten der Geschlechter- und Bewegungsforschung
analysiert.
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Johanna Ullmann
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Johanna Ullmann studierte von 2009 bis 2015 Soziologie, Gender Studies,
Kommunikationswissenschaften und Arabistik an der Ludwig-Maximilians
Universität (München), der Birzeit University (Ramallah/Palästina) und der
University of Damascus (Syrien). Ihre Forschungsschwerpunkte sind die
Geschlechterforschung, Gender und Islam, Bewegungsforschung und die
Transformation normativer Ordnung in der arabischen Welt. Derzeit beginnt sie ihr Promotionsprojekt zu weiblichem Jihadismus in Tunesien an
der Goethe Universität in Frankfurt am Main und arbeitet im Bereich Good
Governance und Menschenrechte bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. In ihrem Vortrag wird sie Ergebnisse ihrer
MA-Abschlussarbeit zur Transformation der tunesischen Frauenbewegung
präsentieren.
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02. Juni 2015, 19 Uhr, Raum 2/N010
Jun.-Prof. Anne-Christin Schondelmayer
Lebensgeschichten an der Peripherie die Schwierigkeit mit (Un)Sichtbarkeit und Identität(en)
Machtverhältnisse dokumentieren sich unter anderem durch Sicht- und
Hörbarkeit. Ein Blick durch den Alltag zeigt bereits auf, wer medial, politisch aber auch historisch spricht und gehört wird. Lebensgeschichten, die
nicht im Zentrum liegen, nicht die Mehrheit bilden oder nur in Referenz zu
Anderen thematisiert werden - also Lebensgeschichten an der Peripherie
- sind häufig unsichtbar. Diese Unsichtbarkeit von bestimmten und besonderen Lebensumständen, -erfahrungen und –erinnerungen sind sowohl
Teil der Gegenwart als auch Teil einer Erinnerungskultur, die nur bestimmte Geschehnisse, bestimmte Persönlichkeiten in den Blick nimmt und ihrer
gedenkt. Die Thematisierung von spezifischen Erfahrungen etwa von Frauen, Migrant_innen, Geflüchteten oder auch LSBTIQ-Personen als politische
und pädagogische Aufgabe in einer pluralen Gesellschaft, kann mitunter
auch schwierig sein. Wie über das Besondere sprechen, ohne es absolut zu stellen, wird im Vortrag unter einem pädagogischen Blick erörtert.
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Jun.-Prof. Anne-Christin Schondelmayer
Technische Universität Chemnitz
Geboren 1977, studierte Anne-Christin Schondelmayer von 1997 bis 2003
an der Universität Trier und der Freien Universität Berlin Erziehungswissenschaft. Nach dem Diplom forschte sie in einem Evaluationsprojekt zum
Thema Entrepreneurship und Bildung für das Institut für Erziehungswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. 2005 begann
sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Interkulturelle
Erziehungswissenschaft an der Freien Universität Berlin zu lehren und zu
forschen. Im Jahr 2009 wurde sie im Bereich Erziehungswissenschaft bei
Prof. Dr. Arnd-Michael Nohl (HSU Hamburg) und Prof. Dr. Christoph Wulf
(FU Berlin) an der FU Berlin promoviert. Im Anschluss vertrat sie bis 2010
die Juniorprofessur für Interkulturelle Erziehungswissenschaft an der FU
Berlin. Von 2010 bis 2012 arbeitete sie freiberuflich als Dozentin, Moderatorin und Leiterin des Evaluationsprojekts „Berliner Initiative tritt ein für
Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ für das ces (centrum
für evaluations- und sozialforschung). Kurzzeitig wertete sie im Jahr 2012
Daten im Bereich der Hochschulforschung für das IFQ als wissenschaftliche
Mitarbeiterin aus.
Im Oktober 2012 wurde sie zur Juniorprofessorin für Interkulturelle Pädagogik an
die Technische Universität Chemnitz berufen, wo sie den Arbeitsbereich seither
aufbaut. Ihre Forschungsschwerpunkte
sind Interkulturelle Interaktionen, Heterogenität, Migration, Gender, Rekonstruktive
Sozialforschung und Evaluation.
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06. Juni 2015, 9 Uhr, Altes Heizhaus
Keynote Lecture: Prof. Dr. Nikita Dhawan
The Dilemma of Representation: Voice, Agency and Gender
At the heart of functioning of democracy and justice is the question of representation, namely, who is heard and who is silenced, who speaks on behalf
of whom. In order to overcome marginalization of vulnerable individuals and
groups and to facilitate their participation in economic, political and social
structures and processes, the “normative violence” exerted by exclusionary
discourses must be undone through the recovery of silenced perspectives.
However, when speaking itself is anchored in structures and histories of domination, then any attempts to reinstate “silenced voices” risks betraying and
neutralizing the untranslatability of their experience. Representation as an
act of reading of silences is thereby fraught with dangers of producing anew
regimes of exclusions and forms of violence. Counter-discourses themselves
risk silencing those in whose name they claim to speak. The talk will address
the (im)possible politics of representation from a postcolonial-queer-feminist perspective with particular focus on the South Asian context.
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Keynote Lecture: Prof. Dr. Nikita Dhawan
Leopold-Franzens Universität Innsbruck
Nikita Dhawan is Professor of Political Science and Gender Studies and Director of the Research Platform Gender Studies: „Identities – Discourses
– Transformations“ at the Leopold-Franzens University Innsbruck, Austria. She is also Director of the “Frankfurt Research Center for Postcolonial Studies”, Cluster of Excellence “The Formation of Normative Orders”,
Goethe University Frankfurt, Germany. She has held visiting fellowships at
Universidad de Costa Rica (2013); Institute for International Law and the
Humanities, The University of Melbourne, Australia (2013); Program of Critical Theory, University of California, Berkeley, USA (2012); University of
La Laguna, Tenerife, Spain (2011); Pusan National University, South Korea
(2011); Columbia University, New York, USA (2008). Her publications include: Impossible Speech: On the Politics of Silence and Violence (Academia:
2007); Hegemony and Heteronormativity: Revisiting “the Political” in Queer
Politics (co-ed., Ashgate: 2011); Decolonizing Enlightenment: Transnational
Justice, Human Rights and Democracy in a Postcolonial World (ed., Barbara
Budrich: 2014); Postcolonial Theory: A Critical Introduction (with Maria do
Mar Castro Varela, in German; transcript: 2015); Global Justice and Desire: Queering Economy (co-ed., Routledge: 2015); Negotiating Normativity:
Postcolonial Appropriations, Contestations and Transformations (co-ed.,
forthcoming).
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09. Juni 2015, 19 Uhr, Raum 2/N010
Profx. Dr. Lann Hornscheidt
Warum der ganze Gender-Quatsch? Was hat Feminismus mit
Wissenschaft zu tun - und wie wird das sprachlich verhandelt
Geschlechterstudien und feministische Wissenschaften gibt es seit nunmehr 30 Jahren institutionalisiert an deutschen Hochschulen. Zahlreiche
Forschungsprojekte, Graduiertenkollegs, Dissertationen und Studienabschlussarbeiten zeigen die Relevanz der Kategorie Geschlecht in allen
Bereichen akademischer Wissensbildung auf. Trotzdem aber halten sich
gleichzeitig Vorurteile und verurteilende Meinungen dazu, dass Geschlecht
nichts mit Wissenschaft zu tun habe. In dem Vortrag stelle ich dar, warum
Geschlechterforschung wichtig für akademische Forschungen ist und wie
alltagspraktisch dazu argumentiert wird - und was sich in diesen Argumentationen an Vorstellungen zu Wissenschaft und Geschlecht wiederum zeigt.
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Profx. Dr. Lann Hornscheidt
Humboldt-Universität Berlin
Profx. Dr. Lann Hornscheidt hat seit dem Wintersemester 2007/2008 die
Professur für Gender Studies und Sprachanalyse am Zentrum für Transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität Berlin inne. Profx.
Dr. Hornscheidt absolvierte zunächst eine pädagogische Ausbildung im Bereich Erwachsenenpädagogik und unterrichtete am Germanistischen Institut der Freien Universität Berlin. 1994-1997 folgte eine wissenschaftliche
Mitarbeit im Bereich der skandinavistischen Linkguistik an der HU Berlin,
sowie 1997-1998 die Vertretung der Professur Skandinavistische Linguistik
am Nordischen Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Im
Rahmen der 2004 an der HU Berlin abgeschlossenen Habilitation befasste
Profx. Dr. Hornscheidt sich mit dem Thema „Die sprachliche Benennung von
Personen aus konstruktivistischer Sicht. Genderspezifizierung und ihre diskursive Verhandlung im heutigen Schwedisch“ und hatte von 2006 bis 2007
die Professur für Geschlechterstudien und skandinavistische Linguistik an
der HU Berlin inne. Seit dem Jahr 2004 führten Gastprofessuren und Lehrtätigkeiten Profx. Dr. Hornscheidt u. A. an die Karl-Franzens-Universität Graz
für Sprache und Gender, die Universität Örebro, die Södertörns Högskola in
Stockholm, nach Lund, Uppsala und Innsbruck.
Lann Hornscheidt forscht zu Sprache und
Diskriminierung mit einem Schwerpunkt auf
Sexismus/Genderismus und Rassismus und
hat dazu zahlreiche Bücher veröffentlicht.
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16. Juni 2015, 19 Uhr, Raum 2/N010
Ulrike Lahn
Von APO, fliegenden Tomaten und
Frauenzentren zu Queerfeminismus:
45 Jahre feministische Politiken und Generationen
Warum begann die zweite Frauenbewegung 1968 in der BRD mit einem
Tomatenwurf? Wie wichtig waren lila Latzhosen? Warum Abtreibungen
mit Stricknadeln? Wurden BHs tatsächlich bei Protestaktionen verbrannt?
Welche Rolle spielte Alice Schwarzer wirklich in bundesdeutschen feministischen Diskursen? Warum konnten verheiratete Frauen erst ab 1976 eigene Bankkonten eröffnen? Was ist das Normalfamilienmodell? Wie fand die
Kriminalisierung und Pathologisierung von queeren bzw. lesbisch-schwulen
Menschen statt, und wieso war es möglich, dass WG-Gründungen strafrechtlich verfolgt werden konnten? ... Und was hat das alles mit Gleichstellungspolitiken zu tun, mit dem Christopher Street Day (CSD), dem gender_gap/
gender*gap oder dem „Slutwalk“? Und wer war noch mal Judith Butler?
Alle Interessierten sind herzlich willkommen, sich auf eine Zeitreise durch
feministische und geschlechterpolitische Bewegungen, ihre unterschiedlichen Strömungen und Phasen von 1968 bis heute zu machen.
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Ulrike Lahn
Universität Bremen
Ulrike Lahn studierte Soziologie, Rechtswissenschaften und Germanistik an
der Universität Bremen und verfasste 2003 ihre Diplomarbeit zu dem Thema
„Organisations-, Akteurinnenstrukturen und politische Strategien einer lokalen Frauenbewegung zwischen den 1970er und 1990er Jahren“ und hatte
anschließend Lehraufträge in den Feldern Soziologie, Gender Studies, Kulturwissenschaften und Soziale Arbeit inne. Im Rahmen ihrer Mitarbeit in der
Zentralen Kommission für Frauenfragen der Universität Bremen konzipierte
und organisierte sie 2011-2013 das Weiterbildungsprojekt „debating gender & diversity“, das sich an wissenschaftliche Nachwuchskräfte richtete.
Bereits seit 2010 leitet Ulrike Lahn Trainings zur Gender- und Diversitysensibilisierung. Hierbei liegt ihr thematischer Schwerpunkt in den Bereichen
Human rights- und disability mainstreaming, Sexuelle und Genderidentitäten sowie Zivilgesellschaft und soziale Bewegungen. Seit 2014 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „PROFIL Gender/ IPP (Institut für
Public Health und Pflegewissenschaften)“ an der Universität Bremen und
beschäftigt sich in ihrem Promotionsprojekt mit „Politisierungsprozessen
feministischer Generationen in der BRD – um 1945 Geborene vs. um 1960
Geborene“. Weitere Forschungsschwerpunkte von Ulrike Lahn sind Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung sowie Forschendes Lernen.
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30. Juni 2015, 19 Uhr, Raum 2/N010
Inka Greusing
„Die Mathematikhürde“ - Symbolische Grenzziehungen
im heteronormativen Feld der Ingenieurwissenschaften
an einer technischen Universität.
Die Ingenieurwissenschaften können sich noch immer als ausgesprochene
Männerdomänen behaupten. Dies steht im Kontrast sowohl zum öffentlichen Diskurs, der inzwischen von der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern auszugehen scheint, als auch zu den inzwischen jahrelangen
Bemühungen den Frauenanteil in diesen Bereichen zu erhöhen.
In meiner empirischen Forschung gehe ich der Frage nach, wie Ingenieur_
innen innerhalb einer technischen Universität ihre ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche hinsichtlich ihres Status als Männerdomäne erklären und
deuten. Dabei dienen mir das ‚Geschlechterwissen‘ nach Andresen/ Dölling/
Kimmerle als Analysekategorie und Pierre Bourdieus Habitus-Feld-Konzept
sowie Judith Butlers Konzept der Heterosexuellen Matrix als theoretische
Denkkonzepte.
In meinem Vortrag möchte ich anhand von ausgewählten Interviewausschnitten nachvollziehen, wie unter Einsatz von unterschiedlichem Geschlechterwissen das ingenieurwissenschaftliche Feld symbolisch in einem
andauernden (Re)Konstitutionsprozess hergestellt wird.
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Inka Greusing
Technische Universität Berlin
Inka Greusing studierte an der Technischen Universität Berlin (TUB)
technischen Umweltschutz mit den Schwerpunkten Bodenkunde, sozial-ökologische Forschung und feministische Umweltforschung.
Nach ihrem Abschluss als Diplomingenieurin im Jahr 2000 arbeitete sie zunächst als freie Mitarbeiterin am Institut für sozialökologische Forschung
in Frankfurt und dann als Projektleiterin und Koordinatorin bei dem ökologischen Bildungsträger für Frauen Live e.V. in Berlin für ein außerbetriebliches, technisches Ausbildungsprojekt.
Seit Oktober 2001 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für
Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) der TU Berlin mit
der Konzeption und Leitung des Schülerinnenprojekts Techno-Club betraut.
Seit dem Wintersemester 2007/2008 ist sie Mitglied des Graduiertencolloquiums Prof. Harks am ZIFG
an der TU Berlin.
Unter dem Arbeitstitel „Rhetorische Modernisierung in den Ingenieurwissenschaften?“ forscht sie in ihrer Dissertation zur Verknüpfung von Fachhabitus und Geschlecht in den Ingenieurwissenschaften.
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14. Juli, 19 Uhr, Raum 2/N010
Prof. Dr. Jutta Hartmann
Geschlechtliche und sexuelle Diversität im Kontext Schule pädagogische Herausforderungen
Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ist gesellschaftliche Realität. Als Teil
der sozialen Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und pädagogischen
Fachkräften wirkt sie in Schule und außerschulische Bildungseinrichtungen
hinein. In Fachkreisen wie auf bildungs­politischer Ebene besteht weitgehende Einigkeit darüber, diese Vielfalt in respektvoll aufklärender Weise als
Bildungsinhalt aufzugreifen. In der Praxis geschieht dies an einigen Orten
schon lange, an anderen wird sich vehement dagegen verwehrt. Dieser prinzipiell festzustellende Fortschritt vollzieht sich vor dem Hintergrund widersprüchlicher Entwicklungstendenzen und Begründungs­figuren.
Einem Verständnis von Geschlecht und Sexualität als identitätsstiftende
wie gesellschafts­strukturierende Kategorien folgend sowie kritische und
dekonstruktive Perspektiven entwickelnd, erörtert der Vortrag diese Debatten und Entwicklungen. Gefragt wird nach dem jeweiligen theoretischen Bezugsrahmen – dem jeweiligen Verständnis von geschlechtlicher und sexueller Differenz –, der wesentlichen Einflussfaktor auf die Professionalität der
pädagogischen Arbeit hat. Weiter wird der Frage gefolgt, welche Herausforderungen für die pädagogische Praxis gegeben sind. Zentral scheint zu sein,
wie die Thematisierung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt erfolgt und
was ggf. weiterhin verstellt bleibt. Anhand konkreter Beispiele und Orientierungslinien schließt der Vortrag mit dem Konzept einer kritisch-dekonstruktiven Pädagogik vielfältiger Lebensweisen.
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Prof. Dr. Jutta Hartmann
Alice-Salomon-Hochschule Berlin
Prof. Dr. Jutta Hartmann ist Professorin für Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin und leitet den Studiengang BA Soziale Arbeit. Sie ist Erziehungswissenschaftlerin mit Staatsexamen für Lehramt Sekundarstufe I, Diplom-Pädagogin und systemische
Supervisorin und Coach (SV). Jutta Hartmann vertrat Professuren an der
Universität Innsbruck (2002-2005) und der HAWK Hildesheim (2005-2010).
Zur Zeit ist sie Vorsitzende der Auswahlkommission zur Vergabe des Tiburtius-Preises Berlin sowie Mitglied in mehreren wissenschaftlichen Beiräten,
z.B. des Dachverbands professioneller Opferhilfeeinrichtungen „ado“ und
der Berliner Bildungseinrichtung zu Diversity, Gender und Sexueller Identität „KomBi e.V.“. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Pädagogische
Grundlagen Sozialer Arbeit, Gender & Queer Studies, Kritische Bildungstheorie und Pädagogik vielfältiger Lebensweisen.
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Zentrale Gleichstellungsbeauftragte
Dipl.-Päd. Karla Kebsch
Thüringer Weg 11, Raum 323
09126 Chemnitz
Tel.: 0371 531-36382
Koordination
Projekt Frauen- und Geschlechterforschung
Raphaela Varbelow
Reichenhainer Str. 41, Raum 008
09126 Chemnitz
Tel.: 0371 531-35946
E-Mail:
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Internet:
www.tu-chemnitz.de/gleichstellung
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