Selbstverbrennungen und Solo-Proteste

Newsletter März 2016
Dorjee Tsering (Foto: TCHRD).
Bei der Kremation von Dorjee Tsering (Foto: Phayul)
Selbstverbrennungen und Solo-Proteste
Sowohl in Tibet wie auch im indischen Exil kam es zu einer Selbstverbrennung. Beide
Tibeter starben an ihren Verletzungen.
Am 29. Februar zündete sich vor einem Altersheim in Herbertpur in Nordindien der erst 15jährige Dorjee Tsering an und starb einige Tage später im Spital. Er wurde unter grosser
Anteilnahme der Tibeter beigesetzt. Dorjee Tsering war Schüler an einer tibetischen Schule
in Mussoorie. In einer auf Video aufgezeichneten Stellungnahme sagte er kurz nach
Erreichen des Spitals: „Der Grund, warum ich mich wie eine Butterlampe entzündete ist die
Besetzung Tibets seit 1959, und ich dachte immer, ich müsse etwas für Tibet machen.
Gestern kam ich zum Entschluss, dass die Selbstverbrennung die einzige Wahl ist, die ich
hatte.“
In der Präfektur Kardze in Osttibet zündete sich
ebenfalls am 29. Februar der 18-jährige Mönch
Kalsang Wangdu in der Nähe seines Klosters
Retsokha Aryaling an, rief Parolen für die
tibetische Unabhängigkeit, und starb während des
Transports in das Spital. Mit ihm steigt die Zahl der
Selbstverbrennungen in Tibet auf 145.
Kalsang Wangdu (Foto: RFA)
Direkt nach seinem Tod begannen die Behörden,
seine Familienangehörigen zu isolieren. Weder
Bekannte noch Verwandte erhielten Zugang zur
Familie, der mittlerweile die sterblichen Überreste
ausgehändigt wurden. Die Angehörigen wurden
unter Druck gesetzt, den Akt als Unfall zu
deklarieren: sie sollten erzählen, er sei bei einem
Brand in seiner Unterkunft umgekommen.
Newsletter März 2016
Ebenfalls wurden zwei weitere Solo-Proteste bekannt, die in den letzten Monaten
zunehmend als Protestform anstelle der Serie der Selbstverbrennungen traten.
Am 26. Februar lief der 41-jährige Jamyang Dorje entlang der Strasse zur Bezirksverwaltung
in Kardze und rief Parolen für die Rückkehr des Dalai Lama und Freiheit in Tibet. Kurz darauf
wurde er an einer Strassenkreuzung verhaftet. Bis jetzt wissen seine Angehörigen nicht, wo
er sich befindet. Direkt nach der Festnahme blockierten die Behörden alle Mobiltelefone von
seinen Verwandten, damit sich die Nachricht seiner Verhaftung nicht verbreitete.
Jamyang Dorjee (Foto: RFA)
Bhumo Manga (Foto: Phayul)
Am 3. März wurde die 33-jährige Tibeterin Bhumo Manga nach einem kurzen Solo-Protest
verhaftet. Sie ging zur Mittagszeit in der Stadt Meruma in der Region Ngaba über die
Hauptstrasse, ein Portrait des Dalai Lama in die Luft haltend. Dabei rief sie Parolen gegen
die Besetzung Tibets. Bereits vor 8 Jahren war sie 8 Monate in Haft, weil sie sich geweigert
hatte, die chinesische Flagge auf ihrem Hausdach zu hissen. Während der Haft sei sie
schwer gefoltert worden, sagten Angehörige.
Quelle: Radio Free Asia; Phayul; TCHRD