Die han-chinesische Ethnonationalisierung Chinas (Tibets, Sinkiangs)

Neue Folge 45
Frankfurter
MontagsVorlesungen
Politische Streitfragen
in zeitgeschichtlicher Perspektive
Die han-chinesische Ethnonationalisierung
Chinas (Tibets, Sinkiangs)
Egbert Jahn
13. Juli 2015
Adresse des Autors:
Prof. em. Dr. Egbert Jahn
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften
Institut für Politikwissenschaft
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D-60323 Frankfurt
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Zusammenfassung
Vor den Olympischen Spielen in Peking im August 2008 stand die Frage des Umgangs der
Kommunistischen Partei Chinas mit den Tibetern zeitweise im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit, nachdem am 49. Jahrestag des Aufstands in Tibet von 1959 erneut gewaltsame Unruhen in den tibetisch besiedelten Gebieten der Volksrepublik China ausgebrochen waren. Sie
wurden mit unnachsichtiger Gewalt unterdrückt. Auch die harte Form der Unterdrückung
wiederholter Demonstrationen und gewaltsamer Unruhen von Uiguren in Sinkiang im Juli
2009 und erneut im Juli 2011 ruft immer wieder Fragen nach der Menschenrechtssituation in
den von Minderheitsethnien in China bewohnten Gebieten hervor.
Die Volksrepublik China versteht sich als multinationaler Staat, der seinen 55 offiziell anerkannten Minderheitsethnien oder -nationalitäten einige sprachlich-kulturellen Rechte zubilligt
und zahlreiche autonome Regionen, Bezirke, Kreise und Gemeinden nach sowjetischem Vorbild eingerichtet hat. Den Minderheitsethnien kommt trotz ihres geringen Anteils an der Bevölkerung Chinas infolge der Randlage und Größe ihrer Siedlungsgebiete und deren Reichtums an Bodenschätzen eine große ökonomische und sicherheitspolitische Bedeutung zu. Bereits seit Jahrzehnten ist eine teils naturwüchsige, teils beabsichtigte sprachlich-kulturelle Assimilation der Minderheitsethnien sowie eine han-chinesische Zuwanderung in den Randgebieten im Gange. Die ökonomische Erschließung der Bodenschätze und der Bau einer Eisenbahn von Qinghai nach Lhasa beschleunigen diesen Prozeß.
China steht vor der Frage, ob es diesen Han-Sinisierungsprozeß vorantreiben soll mit dem
Ziel, überall im Land eine national loyale, han-chinesische Bevölkerungsmehrheit herzustellen. Damit provoziert es aber verstärkten Widerstand vor allem der muslimischen Uiguren
und der buddhistischen Tibeter und begünstigt dadurch die Stabilisierung diktatorischer Herrschaftsformen. Eine Alternative hierzu wäre die Gewährung tatsächlicher Autonomie mit dem
Ziel, ein landesweites, polyethnisches Nationalbewußtsein zu fördern, das China bei einer
Systemkrise nicht dem Staatszerfall unterwerfen würde wie 1991/92 die Sowjetunion und
Jugoslawien. Demokratisierung Chinas müßte damit nicht die Auflösung des Staates zur Folge haben wie dies im Falle der europäischen multinationalen Staaten geschah.
Vorerst gibt es kaum Anzeichen, weder auf seiten der Han-Chinesen noch auf der der Uiguren
und Tibeter, und auch nicht auf seiten der Kommunistischen Partei und in der Demokratiebewegung, China etwa nach dem Vorbild Indiens oder Spaniens zu reorganisieren, so daß das
Land immer mehr die Züge eines hybriden Ethnonationalstaats annimmt.
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Vom Vielvölkerreich China zum han-chinesischen Ethnonationalstaat?
Zur Debatte steht, ob die polyethnische und multinationale Volksrepublik China eine Chance
hat, noch in einigen Jahrzehnten als Staat zu existieren oder ob sie wie die anderen multinationalen kommunistischen Staaten in einem potentiellen Demokratisierungsprozeß zerfallen
wird. Mit anderen Worten: Heißt Demokratisierung Chinas vermutlich Auflösung des Staates
China, wie Demokratisierung der Sowjetunion und Jugoslawiens Auflösung dieser Staaten in
seine national-territorialen Bestandteile bedeutete? Wäre dies zu erwarten, so würde dies umgekehrt bedeuten, daß die Fortdauer der kommunistischen Einparteienherrschaft oder ihre
Ablösung durch eine neue Diktaturform Bedingung für die Stabilität und Einheit des Staates
China in seinen derzeitigen Grenzen wäre.
Oder geht die Frage nach den Folgen einer Demokratisierung von falschen Analogieschlüssen
aus dem Zusammenbruch der europäischen kommunistischen Staaten aus? Ist China bald gar
kein postimperialer, multinationaler Staat mehr, sondern befindet sich auf dem Wege, ein hanchinesischer hybrider Ethnonationalstaat zu werden? In ihm gäbe es weiterhin wie in praktisch allen Nationalstaaten unter der Hegemonie einer sprachlich-ethnischen Mehrheit zwar
noch einige ethnische Minderheiten, aber keine regionalen ethnischen Mehrheiten mehr, die
zur staatlichen Separation fähig wären wie in den 1990er Jahren die Slowenen, Slowaken und
Ukrainer, um nur einige wenige zu nennen. Wird also die Han-Sinisierung Tibets, Sinkiangs
(Xinjiang) wie die der südlichen Mongolei und der Mandschurei erfolgreich abgeschlossen
werden, so daß überall im Lande han-chinesische Mehrheitsentscheidungen nach einer eventuellen Demokratisierung die Einheit des Staates gewährleisten können? Ist also die HanSinisierung Chinas eine wichtige historische Funktion noch länger anhaltender kommunistischer Einparteienherrschaft, um eine denkbare postkommunistische und demokratische Zukunft Chinas ohne Gefahr für den Bestand des Staates vorzubereiten?
Die meisten westlichen Beobachter der Entwicklung Chinas stellen sich solche Fragen nicht.
Polyethnizität ist an sich kein Spaltungsgrund für sich demokratisierende Staaten; die Politik
einer Regierung, die den ethnischen und nationalen Interessen ihrer Bevölkerungsgruppen
weitgehend Rechnung trägt, kann auch unter demokratischen Bedingungen ein Land zusammenhalten, das nach Ansicht extremistischer ethnonationaler Politiker und Aktivisten nur ein
Imperium ist, das auf ethnonationaler Fremdherrschaft beruht und deshalb im Prozeß der Liberalisierung und Demokratisierung zum Untergang verurteilt ist. Bei einer Beantwortung
dieser Fragen sind nicht nur die tatsächlichen gesellschaftlichen Tendenzen und die machtpolitischen Verhältnisse im Lande in Betracht zu ziehen. Eine ungewöhnlich starke Rolle spielen
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hierbei auch unvereinbare Geschichtsbilder, die nicht nur die Politik der Regierungen und
Exilregierungen, sondern auch das Bewußtsein der Bevölkerung durchdringen.
Die Volksrepublik China (im folgenden: China) ist an Fläche mit 9,6 Mill. qkm fast so groß
wie Kanada, die USA oder auch Europa von Gibraltar bis zum Ural. Sie ist jedoch mit 1,3
Milliarden Menschen, die hauptsächlich im Osten des Landes und in den Flußgebieten der
drei großen Ströme Huanghe, Jangtsekiang (Changjiang) und Hongshuihe leben, der bevölkerungsreichste Staat der Erde. Dieser ist in 22 Provinzen, 4 Stadtbezirke, 2 Sonderverwaltungsregionen in den ehemaligen Kolonien Hongkong/Xianggang und Macao/Aomen sowie 5 Autonome Regionen gegliedert: Tibet (Xizang), Uigurische Region Sinkiang (Xinjiang), Innere
Mongolei (Neimenggu), Guangxi und Ningxia. Außerdem betrachtet die Volksrepublik China
die Insel Taiwan als ihre 23. Provinz. Die auf das Territorium Taiwans und einiger kleiner
Inseln geschrumpfte Republik China (23 Mill. Einwohner) mußte im Jahre 1971 den Sitz
Chinas in den Vereinten Nationen und dem VN-Sicherheitsrat an die Volksrepublik abgeben
und wird nur noch von 23 Staaten als unabhängiger Staat völkerrechtlich anerkannt, aber informell von den USA und vielen anderen Staaten als De-facto-Staat unterstützt.
2
Die ethnische und nationale Struktur der Volksrepublik China
Die Wörter Chinese und chinesisch werden im Deutschen wie in vielen anderen Sprachen in
doppelter Bedeutung benutzt, einmal für alle Bürger des Staates China, ein andermal in ethnischer Bedeutung für alle Han-Chinesen (manchmal auch kurz Han genannt) auf der ganzen
Welt. In chinesischer Sprache wird jedoch klar zwischen ersteren (Zhongguoren „Mensch aus
den Mittellanden“) und letzteren (Hanzuren „Mensch des Han-Volkes“) unterschieden. Der
Landesname ist also nicht ethnisch konnotiert, sondern politisch-geographisch relational wie
etwa auch Österreich als ehemalige östliche Mark im Reich der Franken, Australien (südliches Land), die Niederlande (im Unterschied zu den rheinischen Oberlanden). Ursprünglich
waren mit Zhongguo in seiner Pluralbedeutung die drei Königreiche in der Mitte zwischen
einem östlichen, nördlichen, westlichen und südlichen Königreich gemeint, ehe der König des
westlichen Reiches Qin die übrigen sechs Reiche eroberte und das erste chinesische Kaiserreich im Schwemmland des Huanghe und seiner weiteren Umgebung im Jahre 221 v. Chr.
begründete. Wenn man gewollt hätte, ethnische Konnotationen des Landesnamens auch in
westlichen Sprachen zu vermeiden, so hätte man es wie in der han-chinesischen Sprache Mittelreich oder Mittelland (Zhongguo) nennen können. Die ethnische Fehlinterpretation Chinas
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als han-chinesisches Land, vor allem im Ausland, aber auch teilweise in China selbst, ist ein
wesentliches Hindernis für eine friedliche Konfliktregulierung in Ostasien.
Unter den Chinesen der Volksrepublik macht die Han-Nationalität nach amtlicher Volkszählung von 2000 91,6 % aus, die anderen gehören zu weiteren offiziell anerkannten 55 Nationalitäten oder Ethnien (chin. minzu).1 Daneben gibt es noch mehrere nicht offiziell anerkannte
ethnische Gruppen. Vielen dieser Ethnien sind Territorien nationaler Staatlichkeit zugeordnet:
5 Autonome Regionen, 30 Autonome Bezirke, 120 Autonome Kreise bzw. „Banner“ und
1162 Nationalitätengemeinden. Von den Nicht-Han-Chinesen (shaoshu minzu) haben die Tibeter (5,4 Mill.) und die Uiguren (8,4 Mill.) in den letzten Jahren durch gewaltsame Unruhen
sowie durch Aktivitäten von Exilpolitikern immer wieder weltweit Aufmerksamkeit erzeugt.
Prozentual scheinen die Minderheits-Ethnien mit 8,4 % der Bevölkerung von geringer Bedeutung zu sein. In absoluten Zahlen sind dies jedoch 105 Millionen Menschen. Die an Zahl
größten Ethnien sind die Zhuang (16,2 Mill.), die weitgehend sprachlich sinisierten Mandschu
(10,7 Mill.), die han-chinesischen, aber muslimischen Hui (9,8 Mio.), die wie die Bosnjaken
in der serbokroatischen Sprachgruppe als eigene Ethnie gelten, die Miao (8,9 Mill.), die Tujia
(8,0 Mill.), die Yi (7,8 Mill.) und die Mongolen (5,8 Mill.). Auch zu den Bai, Bouyei, Dai,
Kasachen, Koreanern und Yao werden jeweils ein bis drei Millionen Menschen gerechnet.
Einige dieser Ethnien leben ganz überwiegend nur in China, andere auch in Nachbarländern,
so daß Nationalitätenkonflikte in China auch zwischenstaatliche Probleme hervorrufen können. Ganz abgesehen davon haben die Großmächte (Japan, Rußland, Indien, Großbritannien,
USA) immer wieder die Nationalitätenprobleme Chinas für ihre Zwecke instrumentalisiert.
Das potentielle politische Gewicht der Minderheitsethnien und insbesondere der fünf nominell Autonomen Regionen (zizhiqu) wird jedoch durch vier wichtige Faktoren verstärkt. Erstens machen die nur dünn besiedelten Autonomen Regionen mit 4,6 Mill. qkm einen sehr
hohen Anteil der Fläche des Gesamtstaates aus, nämlich 47,6 %. Nicht einmal die Hälfte der
Tibeter Chinas (2000: 44,8 %) leben in der Autonomen Region Tibet (Xizang) mit 1,2 Mill.
qkm, die weitgehend mit dem früheren westtibetischen Gebiet U-Tsang deckungsgleich ist.2
Die übrigen Tibeter leben meist in den früheren osttibetischen Gebieten Amdo und Kham, die
auf die angrenzenden mehrheitlich han-chinesischen Provinzen (sheng) Qinghai, Sichuan,
Gansu und Yunnan aufgeteilt wurden. In diesen Provinzen gibt es zehn tibetische (zwei auch
unter Beteiligung der Mongolen und Qiang) Autonome Bezirke (zizhizhou) und zwei Autonome Kreise (zizhixian), die zusammen weitere 1,0 Mill. qkm umfassen. In acht dieser zwölf
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Territorien sind die Tibeter in der Mehrheit. Sie gehörten zum historischen Tibet mit rund 2,5
Mill. qkm, also einer Fläche, die mehr als halb so groß ist wie die der Europäischen Union.
Insofern ist die mit Grenzfragen belastete Tibet-Problematik besonders brisant. Fast alle Uiguren leben hingegen in der Uigurischen Autonomen Region Sinkiang (Xinjiang),3 wo sie im
Jahre 2000 aber nur noch eine relative Bevölkerungsmehrheit stellten.
Titularethnie Han-Chinesen
Tibet
1,2 Mill. qkm
3,0 Mill.
92,8 %
6,1 %
Xinjiang
1,8 Mill. qkm
21,8 Mill.
45,2 %
40,6 %
Ningxia
0,06 Mill. qkm
6,3 Mill.
Guangxi
0,2 Mill. qkm
46,0 Mill.
32,2 %
Innere Mongolei
1,2 Mill. qkm
24,7 Mill.
17,1 %
ca. 35 %
79,2 %
Die ethnischen Unterschiede in China werden oftmals durch religiös-weltanschauliche verstärkt.4 Die Tibeter und Mongolen sind Vajrayana-Buddhisten (Lamaisten), die Uiguren Moslems und sehr viele Han-Chinesen Konfuzianer und Daoisten, sofern sie nicht Atheisten sind.
Dabei ist umstritten, ob Konfuzianismus und Daoismus Religionen sind oder lediglich Weltanschauungen oder Philosophien, die mit unterschiedlichen religiösen Vorstellungen, also
insbesondere mit dem Buddhismus, der sich von Tibet und der Mongolei her auch unter den
Han-Chinesen verbreitet hatte, vereinbar sind. Zweitens liegen in den Autonomen Regionen
zahlreiche wertvolle Bodenschätze, u. a. Lithium, Kupfer, Uran, Gold und – von zunehmender Bedeutung – riesige Wasserressourcen in Tibet sowie Erdöl, Erdgas, Kohle, Uran, Gold,
Beryllium in Sinkiang, auf die eine Großmacht China nie freiwillig verzichten würde. Drittens
handelt es sich mit Ausnahme von Ningxia um Randgebiete, die Anteil an der Außengrenze
Chinas haben; sie sind also potentiell separationsfähig.
Schließlich gilt es viertens zu berücksichtigen, daß die 1,1 Milliarden Han-Chinesen keine
geschlossene sprachlich-ethnische Einheit darstellen. Gemeinsam ist ihnen der Gebrauch der
han-chinesischen Schriftsprache, die aber in verschiedenen Regionen ganz unterschiedlich
ausgesprochen wird. Man unterscheidet oftmals acht verschiedene Sprachen oder Dialektbündel (fangyan), denn auch innerhalb der acht Sprachen werden zum Teil untereinander nicht
oder schwer verständliche Dialekte benutzt. Die meisten Han-Chinesen (ca. 875 Mill.) sprechen Hochchinesisch oder Mandarin (Putonghua), das sich auf den Pekinger Dialekt stützt.
Geschichtlich hat vor allem das Kantonesische (ca. 70 Mill.) in Südchina ein Gegengewicht
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zum Mandarin dargestellt. Die anderen Sprachen bzw. Dialektbündel heißen Wu (ca. 80
Mill.) im Umkreis von Shanghai und in Jiangsu, Min (60 Mill.) im Südosten, Jin (45 Mill.)
westlich von Peking, Xiang (36 Mill.) in der Provinz Hunan, Hakka (33 Mill.) in Südchina
und Gan (21 Mill.) im Süden Zentralchinas. Es ist nicht ersichtlich, inwieweit diese sprachlichen Differenzen mit regionalen Zusammengehörigkeitsgefühlen, die vielleicht auch politischen Charakter annehmen können, gekoppelt sind. Da es aber eine lange Geschichte regionaler Verselbständigkeitsbestrebungen in China gibt, kann man annehmen, daß es eine gewisse,
politisch relevante Überlappung von Regional- und Sprachgruppenbewußtsein geben könnte.
Seit Jahren sind führende weltpolitische Beobachter wie etwa auch Henry Kissinger5 und
Helmut Schmidt6 fasziniert von der rasanten ökonomischen und demzufolge auch militärischen Entwicklung Chinas und von seinem Aufstieg zur zweiten und in Zukunft vielleicht
auch führenden Weltmacht. Zum Teil sehen sie diese Entwicklung auch mit Sorge für den
Frieden in Ost- und Südostasien. Sie denken dabei fast ausschließlich in etatistischen Kategorien und nehmen allenfalls die sozialen Spannungen in der Gesellschaft Chinas infolge der
extrem asymmetrischen sozialen und regionalen Verteilung von ökonomischen Gewinnen und
Lasten, die ökologischen Probleme sowie die nach wie vor ungelöste Taiwanfrage wahr. Aber
sie sind, wie auch diejenigen, die längerfristig von einer liberal-demokratischen Entwicklung
in China überzeugt sind, blind für die segmentalen, also die regionalen, ethnoreligiösen und
ethnonationalen Bruch- und Konfliktlinien in der chinesischen Gesellschaft.
3
Zerfall des Qing-Imperiums und Entstehung der Republik China
Das chinesische Kaiserreich war ein polyethnisches, vornehmlich durch Eroberungen und
seltener durch dynastische Verbindungen und Scheidungen entstandenes Imperium, das wie
auch das russische, das habsburgische und das osmanische Reich in der Folge des Sturzes des
Herrschers im Februar 1912 auseinanderfiel.7 Um die Empfindlichkeit vieler Chinesen gegenüber dem von Großmächten gestützten Separatismus in seinen Randgebieten zu erklären, muß
ausführlicher auf die Geschichte des Zerfalls des mandschurisch-chinesischen Imperiums eingegangen werden. Ein Garnisonsputsch in Wuchang in der zentralchinesischen Provinz Hubei
am 11. Oktober 1911 leitete die endgültige Erosion der Kaiserherrschaft in Peking (Beijing)
ein. Die von Sun Yatsen (Sun Zhongshan 1866-1925) im Dezember 1911 ausgerufene und
nach der Abdankung des Kaisers im Februar 1912 endgültig unter dem Präsidenten Yuan Shikai geschaffene Republik China versuchte den Vielvölkerstaat zu erhalten. Zeichen hierfür
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war die fünffarbige Staatsflagge, in der der rote, gelbe, blaue, weiße und schwarze Streifen
die Han, Mandschus, Mongolen, Muslime (Hui und Uiguren) und Tibeter symbolisierte. Dennoch gab es starke Separationsbestrebungen in den vier großen Randgebieten Mongolei, Mandschurei, Sinkiang und Tibet. Außerdem zerfiel die Republik rasch auch in ihrem hanchinesischen Kern in mehrere Herrschaftsgebilde unter der Führung von Generälen, den sogenannten Kriegsherren. Im Februar 1928 bildete dann die Chinesische Nationalpartei Guomindang unter der Führung Chiang Kai-sheks (Jiang Jieshi) eine neue Nationalregierung in
Nanking (Nanjing), die auf der Einheit des Landes in seinen von den Qing-Kaisern ererbten
Grenzen beharrte. Sie versuchte diese Einheit in zahlreichen Feldzügen gegen die Provinzherrscher im han-chinesischen Kerngebiet und gegen die Kommunisten in den sich seit 1927
bildenden Sowjetgebieten, etwa in Jiangxi, zu erneuern, mußte sich dann jedoch auch seit
September 1931 der im Nordosten vordringenden japanischen Eroberungsarmeen erwehren.
Das Schicksal der vier Randgebiete war ganz unterschiedlich. Die Mongolei, die ihre nördlichen Gebiete rund um den Baikalsee bereits 1727 an Rußland verloren hatte, wurde nochmals
geteilt. Die Äußere Mongolei konnte sich 1921 nach längeren Kämpfen endgültig als unabhängiger Staat unter sowjetischem Schutzschirm etablieren. China erkannte sie allerdings erst
1945 an. Die Innere Mongolei war bereits unter der Qing-Dynastie weitgehend han-sinisiert
worden und wurde 1947 zu einer Autonomen Region.
Die Mandschurei (Manzhou) war ebenfalls unter der Herrschaft ihrer eigenen Qing-Dynastie,
die 1644 China zu einem Teil des Mandschu-Reiches gemacht hatte, seit 1859 weitgehend für
eine han-chinesische Besiedlung geöffnet worden, so daß die Mandschu dort bald zu einer
Minderheit wurden. 1858/1860 mußte die Qing-Dynastie den Norden der Mandschurei jenseits der Flüsse Amur und Ussuri an Rußland abtreten. 1900 besetzte Rußland auch den Süden
dieses Landes und geriet deshalb mit Japan in Konflikt. Nach dem Sieg Japans über Rußland
1905 gab Japan zwar die Mandschurei an China zurück, sicherte sich jedoch ökonomisch und
militärisch dort Einfluß. 1917-1928 war die Mandschurei unter einem chinesischen Kriegsherrn faktisch eigenständig. 1931 wurde sie durch Truppen Japans besetzt, das den letzten
Mandschu-Herrscher Chinas Pu Yi zum Kaiser in seinem Marionettenstaat Mandschukuo
(1932-1945) machte. Nach dem Krieg sahen die Chinesen keinen Anlaß, der weitgehend hanchinesischen Mandschurei die Autonomie zu gewähren, sondern teilten sie in drei Provinzen.
Das von mehreren Turkvölkern, insbesondere den Uiguren, und anderen Ethnien besiedelte
Sinkiang gelangte im 13. Jahrhundert wie die übrige Großregion unter mongolische Herrschaft, aber nach der Aufteilung des mongolischen Weltreichs unter die Söhne Dschingis
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Khans nicht zum östlichen Reich, das Peking (damals: Dadu) bereits 1264, also vor der Eroberung ganz Chinas, zu seiner Hauptstadt machte und dort die Yuan-Dynastie (1280-1367)
etablierte, sondern zum zentralasiatischen Reich des Tschagatai, später unter die Herrschaft
anderer mongolischer Stämme (Kitan, Dsungaren). 1757 gliederten die Mandschu-Herrscher
in China das damalige Ostturkestan in ihr Reich ein und nannten es Sinkiang (Xinjiang, d. h.
„neue Gebiete“). Allerdings nahm Rußland dort seit 1878 zunehmend Einfluß. 1911-1928
bestand dort wie in der Mandschurei eine eigenständige chinesische Militärherrschaft, die
danach unter starken sowjetischen Einfluß gelangte, wobei gar eine sowjetische Militärbasis
errichtet wurde. Die Sowjetunion betrieb jedoch keine staatliche Abspaltung wie im Falle der
Äußeren Mongolei. Nach mehreren Übergangsregimen wurde Sinkiang 1949 ohne Krieg der
VR China eingegliedert und 1955 als Uigurische Autonome Region Sinkiang etabliert.
Das ehemalige Königreich und dann politisch zersplitterte Tibet geriet bereits vor China im
Jahre 1240 unter mongolische Herrschaft.8 Die Mongolen errichteten dort ein eigenes Chanat
und ernannten 1578 den Abt der buddhistischen Gelugpa-Schule zum Dalai Lama („ozeangleicher Lehrer“) und machten ihn zum geistlichen und weltlichen Oberhaupt Tibets. Militärisch behielten die Mongolen Tibet unter ihrer Kontrolle, ließen das Land aber durch Tibeter
verwalten. Nach dem Untergang der mongolischen Yuan-Dynastie in China erlangte die hanchinesische Ming-Dynastie nicht die Kontrolle über Tibet. Kurzzeitig eroberten die westmongolischen Dsungaren Tibet, ehe die Qing-Dynastie der Mandschus (1644-1911) Tibet 1751 in
ein chinesisches Protektorat verwandelten, das seither auch nicht von den anderen Großmächten rechtlich in Frage gestellt wurde. Erst nach dem Sturz der Qing-Dynastie verließen die
chinesischen Truppen wieder Tibet. Die Mandschus nahmen starken Einfluß auf die tibetische
Politik durch ihre Gesandten (Ambane) einschließlich auf die Findung von Nachfolgern für
einen verstorbenen Dalai Lama. Dessen Regierungsgewalt erstreckte sich aber nicht auf Osttibet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann Rußland Einfluß in Tibet, den Großbritannien bei seiner Expansionspolitik über den Norden Indiens hinaus wie auch in Afghanistan einzudämmen versuchte. Mittels einer militärischen Besetzung Lhasas und eines Vertrages mit Peking erzwangen die Briten eine Öffnung Tibets für ihren Handel in Britisch-Indien.
1910 besetzten dann mandschurisch-chinesische Truppen vorübergehend Tibet.
Nach der Revolution in China erlangte Tibet zunächst die Autonomie, aber nach der Vertreibung der letzten mandschurisch-chinesischen Truppen proklamierte der Dalai Lama im Februar 1913 die Unabhängigkeit Tibets, die aber weder von China noch international anerkannt
wurde. Faktisch blieb das westliche Tibet (U-Tsang) unabhängig und fast vollständig isoliert
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von der übrigen Welt. Aber China gab nie seinen Anspruch auf Tibet auf und unterstrich seinen Herrschaftsanspruch durch die Bestätigung der Inthronisation des derzeitigen 14. Dalai
Lama Tendzin Gyatsho als Fünfjährigem im Jahre 1940. Ihm wurde dann 1950, einen Monat
nach der Eroberung Osttibets durch kommunistische chinesische Truppen, von den Tibetern
auch die weltliche Macht über Tibet übertragen. Dieser Dalai Lama unterzeichnete im Mai
1951, um die kriegerische Eroberung Westtibets zu vermeiden, ein 17-Punkte-Abkommen mit
der Volksrepublik, das Tibet zum Bestandteil Chinas erklärte, aber ihm regionale Autonomie
und Religionsfreiheit zusicherte. Im September 1954 wurde der Dalai Lama zum Stellvertretenden Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses Chinas gewählt. Am 10. März 1959 brach ein Aufstand in Tibet aus, für den die CIA in den USA tibetische Guerilleros ausgebildet hatte, denn die USA befanden sich damals nach dem Koreakrieg,
in dem US-amerikanische Truppen gegen „rotchinesische“ Truppen gekämpft hatten, noch im
Kalten Krieg. Erst ein Kurswechsel der USA gegenüber China im Jahre 1971 wegen der Priorität des Antagonismus zur Sowjetunion beendete die US-amerikanische Unterstützung des
tibetischen nationalen Unabhängigkeitsstrebens. Der Aufstand wurde von chinesischen Truppen 1959 rasch und brutal niedergeschlagen. Der Dalai Lama flüchtete mit Zehntausenden
Tibetern nach Indien, bildete dort in Dharamsala eine Exilregierung und verkündete 1963 eine
demokratische Verfassung für Tibet.9 Offiziell trat der Dalai Lama bisher stets nur für eine
Autonomie Tibets im Rahmen des chinesischen Staates ein, wird aber von seiten Pekings stets
verdächtigt, in Wirklichkeit die Unabhängigkeit Tibets zu betreiben, die auch tatsächlich von
einer radikal-nationalen tibetischen Jugendbewegung im Exil gefordert wird.
Um die Konflikte um Tibet und Sinkiang zu verstehen, muß man außer den faktischen
Machtverhältnissen die völlig entgegengesetzten Geschichtsbilder in Betracht ziehen, die unter Han-Chinesen einerseits und Tibetern und Uiguren andererseits vorherrschen. Die Han
interpretieren heute die Herrschaft der Mongolen und Mandschus über China von 1280-1367
und von 1644-1911 (und somit auch über Tibet), die früher von vielen Han-Chinesen als
Fremdherrschaft anderer Völker bekämpft worden war, als ihre han-chinesische Geschichte
und sehen damit auch die mongolisch-mandschurische Oberherrschaft über Tibet als Teil ihrer han-chinesischen Geschichte an, obwohl Han-Chinesen bis 1950 nie eine wichtige Rolle in
Tibet gespielt hatten. Diese Geschichtsinterpretation hat insofern eine gewisse Berechtigung,
da die Yuan- und die Qing-Dynastien sich im Laufe der Jahre weitgehend sprachlich und kulturell han-sinisierten, obwohl sie gleichzeitig durch Heiratsverbote die ethnische Differenz
aufrechterhielten, aber viele Han-Chinesen in ihre Herrschaftsausübung einbezogen. Dement© 2015 Egbert Jahn – Zitieren bitte nur unter Angabe der Quelle
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sprechend hatten sie auch ihre Herrschaft über Tibet weitgehend durch Tibeter ausgeübt und
von den Tibetern den Buddhismus übernommen, der sich auf diese Weise auch in China ausbreiten konnte, aber Mongolen und Han übernahmen nicht die tibetische Sprache.
Die Han-Chinesen interpretieren meist die chinesische Geschichte nicht als imperiale Geschichte, sondern China als wiederholtes Opfer imperialistischer Großmächte aus dem Westen
und Japans seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Die lange Geschichte des regionalen Separatismus
unter der Einmischung fremder Großmächte wirkt hierbei nach. Dies erschwert eine intellektuell-emotionale Distanz zur eigenen imperialen Geschichte, die zur nationalen umgedeutet
wird. Chinesischer Reichs- und Staatsnationalismus und han-chinesischer Ethnonationalismus
werden dabei vielleicht intensiver miteinander verschmolzen als rußländischer (bzw. osmanischer) Reichs- und Staatsnationalismus und russischer (bzw. türkischer) Ethnonationalismus.
Im tibetischen Geschichtsbild hingegen gab es bis 1950 nie eine chinesische Herrschaft über
Tibet, lediglich eine mongolische und eine mandschurische, die sich nur weniger HanChinesen als Soldaten und Beamten bediente. In tibetischer Sicht handelte es sich 1950 um
eine völkerrechtswidrige Okkupation des seit 1913 wieder unabhängigen Tibets. Der Unabhängigkeitsanspruch mancher Tibeter gründet sich also nicht allein auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, sondern auch auf die jahrhundertealte Eigenständigkeit Tibets, die
durch die mongolische und mandschurische Oberherrschaft kaum angetastet wurde.
Die Machtübernahme der Kommunisten in China wurde wie in Rußland dadurch erleichtert,
daß sie zunächst als internationale Partei auftraten, die China als multinationalen Staat konstituierten, nicht als han-chinesischen. Gleichzeitig war die KPCh jedoch viel deutlicher als die
KPdSU eine staatsnationale Partei. Es wäre eine lohnende Aufgabe zu erforschen, in welcher
Weise sich die KPCh im Laufe der Jahrzehnte dann ebenso ideologisch han-sinisiert hat wie
sich die KPdSU seit den frühen 1930er Jahren weitgehend russifiziert hatte.
Der politische Aufstieg der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh, Zhongguo Gongchandang) von ihrer Gründung im Juli 1921 bis zur Machteroberung im Oktober 1949 hatte neben
starken sozialrevolutionären, mehr bäuerlichen als industrieproletarischen Gründen auch
wichtige nationalrevolutionäre Funktionen. Als Japan 1931 erneut mit Eroberungen auf dem
chinesischen Festland begann und die Kuomintang nur zurückhaltend Widerstand gegen die
Besetzung leistete, gingen viele Intellektuelle, Militärs und andere Gruppen aus den traditionellen und republikanischen Machteliten zu den kommunistischen Truppen über, die entschieden gegen die japanische Besatzung kämpften. Bei der Reorganisation des chinesischen
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Staates übernahmen die chinesischen Kommunisten die Grundsätze der bolschewistischen
Nationalitätenpolitik: Anerkennung von ethnischen Gruppen als Nationalitäten und Bildung
von staatlich verfaßten und ethnonational definierten Territorien.10 Autonomie bedeutet im
kommunistischen Selbstverständnis zwar keine wirkliche Selbstregierung und Selbstverwaltung, schuf aber die Bereitstellung von zahlreichen Posten in den Partei- und Staatsinstitutionen für Angehörige der Nationalitäten. Das Konzept des kommunistischen Internationalismus
bedeutete formell und sicher auch zeitweise real einen beschränkten Schutz vor dem hanchinesischen Ethnonationalismus, indem das Verständnis von chinesischer Staatsnation die
Anerkennung der ethnisch-kulturellen Vielfalt des Landes im Prinzip einschloß. Gleichzeitig
hatte der radikale und militante Atheismus, vor allem während der Kulturrevolution von
1966-1976, eine gnadenlose Bekämpfung und Vernichtung aller religiösen Elemente vor allem der buddhistischen und islamischen ethnischen Kulturen zur Folge.
Nach der Einführung der Marktwirtschaft in mehreren Etappen seit 1976 und vor allem nach
dem Zusammenbruch der kommunistischen Parteiherrschaft in Europa und in der Mongolei
hat die universale, internationalistische Legitimation der Herrschaft der KPCh drastisch an
Bedeutung verloren.11 Damit ist ihre nationalpolitische Legitimation absolut dominant geworden, wobei im einzelnen zu klären wäre, welche Rolle das staatsnationale („mittelländische“)
und das ethnonationale (han-chinesische) Moment hierbei einnimmt. Jedenfalls versteht sich
die KPCh nicht nur als Garant der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung, sondern auch der
staatlichen und nationalen Einheit in seiner ethnischen und regionalen Vielfalt.
Ethnonationale Bewegungen der Han-Chinesen und auch anderer Völker in China gegen die
Mandschu-Herrschaft und gegen die fremden Kolonialmächte und bei den Nicht-Han gegen
die Vorherrschaft der Han spielen schon seit der Mitte des 19. Jh.s eine gewisse Rolle. Im 21.
Jh. kam es in Sinkiang wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die zum einen
durch die umfangreiche Han-Sinisierung der Region und insbesondere der Hauptstadt Ürümqi
sowie durch den deutlich höheren Lebensstandard der städtischen Han-Chinesen gegenüber
den eher ländlichen Uiguren ausgelöst werden. Von 1953, als die Uiguren noch 75 % der Bevölkerung ausmachten, schrumpfte ihr Anteil bis 2000 infolge eines umfangreichen Zuzuges
von Han-Chinesen auf nur noch 45 %. Die Zahl der Han-Chinesen stieg in weniger als einem
halben Jahrhundert von 200.000 auf 7,6 Mill. im Jahre 2000, so daß Sinkiang heute schon ein
mehrheitlich han-chinesisches Gebiet ist oder bald sein wird. Zudem hat sich eine terroristische „Ostturkestanische Muslimische Bewegung“ gebildet, die auch in Afghanistan tätig wurde. Mehrere Uiguren wurden infolgedessen in Guantanamo inhaftiert. Xenophobe Vorgänge
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in Guangdong in Südchina gegen Uiguren reichten aus, um im Juli 2009 gewaltsame Unruhen
in Ürümqi auszulösen, die mindestens 200 Menschenleben kosteten.12 Danach erhielten mehrere Uiguren und ein Han-Chinese die Todesstrafe wegen Mord, Raub und Brandstiftung. Im
August 2011 kam es erneut zu tödlichen Zwischenfällen in der Region.
Die bekannteste Vertreterin der uigurischen Opposition, die ehemalige Volkskongreßabgeordnete und heutige Vorsitzende des „Weltkongresses der Uiguren“ Rebiya Kadeer, lebt heute
in den USA. Sie kämpft für kulturelle Selbstbestimmung sowie für politische Autonomie. Der
Weltkongreß ist ein Zusammenschluß mehrerer kleiner Organisationen von Exil-Uiguren mit
Sitz in München. Er beansprucht, legitimer Vertreter auch der in Xinjiang lebenden Uiguren
zu sein. Zwar hat Rebiya Kadeer eine gewisse Aufmerksamkeit in der westlichen Öffentlichkeit erhalten, aber die uigurische Bewegung stößt als Bewegung von Moslems und eines
Turkvolkes im Westen nur auf äußerst zurückhaltende Sympathie und große Skepsis, vor allem wegen der westlichen Furcht vor dem gewaltsamen Islamismus.
Demgegenüber finden Solidaritätsbekundungen mit den Tibetern viel größere Resonanz in der
westlichen Welt.13 Anläßlich des 49. Jahrestages des Aufstandes von 1959, am 10. März
2008, brachen kurz vor den Olympischen Spielen in Peking nach gewaltlosen Demonstrationen auch gewaltsame Unruhen in Tibet und in den tibetischen Gebieten der Nachbarprovinzen
aus, die in der gewöhnlichen Härte von den Staatsorganen unterdrückt wurden.14 Dies führte
zu einer gewissen Solidarisierung mit Tibet in der westlichen Welt15 und zu Boykottaufrufen
gegen die Olympischen Spiele16 oder zumindest ihre offiziellen Veranstaltungen, die allerdings meist nicht befolgt wurden, aber das offizielle China in eine gewisse Bedrängnis brachten. Die viel stärkere Solidarisierung mit den Tibetern als mit den Uiguren ist vor allem der
weltweiten politisch-moralischen Autorität des 14. Dalai Lama Tendzin Gyatsho geschuldet,
der sich auf die Forderung nach wirklicher Autonomie ganz Tibets im chinesischen Staatsverband und auf Aufrufe zum gewaltfreien Widerstand beschränkt.17 Vom offiziellen Peking
wird er aber als Separatist und Urheber gewaltsamer Unruhen verdächtigt. Dennoch ließ sich
die chinesische Regierung seit 2002 auf gelegentliche Gespräche mit Vertretern der tibetischen Exilregierung im indischen Dharamsala ein, die allerdings bislang ergebnislos blieben.18 Bis April 2011 war das geistliche Oberhaupt der Tibeter auch ihr Staatsoberhaupt und
Regierungschef im Exil. Als solcher wurde er durch den von den Exiltibetern gewählten Lobsang Sangay abgelöst. Die Solidarisierung mit Tibet und dem Dalai Lama bleibt bei westlichen Regierungen jedoch nur minimal, da das Interesse an guten Beziehungen mit der Großmacht China Vorrang hat.
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Die Verführungskraft han-chinesischer ethnonationaler Dominanz
Der hohe Anteil von Han-Chinesen an der Bevölkerung Chinas hat in Verbindung mit der
Attraktivität der chinesischen Kultur bereits seit Jahrhunderten einen starken HanSinisierungseffekt bei den Nicht-Han-Chinesen gehabt, vor allem in Hinblick auf die Übernahme der Schrift und oft auch einer der han-chinesischen Sprachen, aber auch bei gesellschaftlichen Organisationsformen und Gebräuchen. Die Han-Sinisierung erfolgt im wesentlichen in drei Formen: freiwillige Akkulturation der Minderheitsethnien im Generationswechsel, gesellschaftlich und politisch erzwungene Assimilierung als Preis für soziale Integration
und für sozialen Aufstieg und han-chinesische Besiedlung der Gebiete der Minderheitsethnien. Letztere Form scheint die dominante Form der Han-Sinisierung geworden zu sein.
Hierbei ist zweierlei zu unterscheiden: Erstens gab es schon seit Jahrhunderten eine politisch
unorganisierte horizontale Mobilität der Han-Chinesen als Folge von Armut, Arbeitslosigkeit
in ihren Heimatorten und attraktiven Arbeitsgelegenheiten in den Minderheitengebieten durch
die Erschließung von Land oder die Ausbeutung von Bodenschätzen, ferner durch die Ausdehnung der staatlichen Verwaltung. Neben dieser naturwüchsigen Migration gab es jedoch
immer wieder auch eine politisch gewollte, geplante und geförderte innere han-chinesische
Kolonisationspolitik. Die han-chinesische Besiedlung der Mandschurei und der inneren Mongolei und infolgedessen die Minorisisierung und Assimilation der Mandschus und der Mongolen war schon im Kaiserreich weit fortgeschritten. In den letzten Jahrzehnten hat offenbar
die gezielte Westkolonisation in Sinkiang und Tibet ganz erheblich zugenommen, sei es aus
ökonomischen Motiven, um die Ausbeutung der Bodenschätze mit han-chinesischen Fachkräften rasch voranzutreiben oder sei es aus nationalpolitischen Motiven, um die Gefahren
einer potentiellen Separation der beiden Regionen mit der Entstehung einer staatsloyalen hanchinesischen Mehrheit zumindest in den Städten zu reduzieren. So dürfte der im Juni 2006
abgeschlossene Bau einer fast 2000 km langen Eisenbahn von Xining in Qinghai nach Lhasa
ein wichtiges Instrument zur ökonomischen Penetration Tibets durch Han-Chinesen sein.19
Die Innenstadt der tibetischen Hauptstadt Lhasa hatte im Jahre 2000 bereits einen Anteil von
34,3 % Han-Chinesen (ohne Militärs) und die Hauptstadt Ürümqi in Sinkiang von 75,3 %.
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Demokratischer Autonomienstaat statt Zentralstaat oder Bundesstaat
Wenn es auch zur Zeit so aussieht, daß die Han-Sinisierungspolitik längerfristig weitere Erfolge haben dürfte, läuft sie aber auch Gefahr, die nationale Empörung und Verzweiflung zu-
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mindest der Tibeter und Uiguren, vielleicht aber auch anderer Völker, zu stimulieren und die
Tendenzen zur freiwilligen ethnischen Assimilation an die Han-Chinesen drastisch zu reduzieren. Über Jahrzehnte hatte die gewaltfreie Politik des 14. Dalai Lama, Tendzin Gyatsho
(geb. 1935), die ausdrücklich nicht auf Separation und nationale Unabhängigkeit, sondern auf
effektive nationale Autonomie im Rahmen des chinesischen Gesamtstaates gerichtet war, international die Sympathien für Tibet außerordentlich gestärkt. 1989 erhielt er dafür den Friedensnobelpreis. Es ist aber nicht auszuschließen, daß eines Tages wie im Kosovo die Unzufriedenheit mit der Erfolglosigkeit der gewaltfreien Politik junge Tibeter in den gewaltsamen,
terroristischen Unabhängigkeitskampf treibt.20 In Sinkiang scheint der uigurische Terrorismus
bereits eine gewisse Bedeutung erlangt zu haben. Und auch in Tibet scheint es Anzeichen
dafür zu geben, daß nach dem Ableben des 14. Dalai Lamas die jahrzehntelange gewaltfreie
Politik unter der Ägide der enormen politischen-moralischen Autorität ihres religiösen und
politischen Oberhaupts in den Augen vieler junger Tibeter diskreditiert sein wird. Die Führung der KP Chinas war und ist offenbar blind dafür, welche Chancen zur Sicherung der territorialen Einheit Chinas und zur Befriedung Tibets ihnen der 14. Dalai Lama bietet. Sie könnte
sich auf eine substantielle innere Autonomie des Landes einlassen, die mit derjenigen vom
Ende des 13. Jahrhunderts bis 1950 vergleichbar wäre, selbst wenn sie auf einer starken militärischen Präsenz an der Grenze zu Indien, Nepal und Bhutan entsprechend den modernen
Realitäten der internationalen Politik bestehen würde.
Nichts spricht aber für einen Erfolg eines gewaltsamen, terroristischen Unabhängigkeitsstrebens, da es – anders als im Falle Kosovo – wohl kaum die Unterstützung irgendeiner auswärtigen Großmacht gewinnen wird, die früher den Einfluß Pekings in seinen Randgebieten
durch offene oder verdeckte Interventionspolitik zu reduzieren trachteten. Weder Rußland,
noch Großbritannien, weder Japan noch Indien sind dazu in der Lage und aufgrund ihrer inneren politischen Struktur dazu willens. Auch die USA haben kein substantielles Interesse an
einer Unterstützung des tibetischen oder uigurischen Separatismus mehr wie zu Zeiten des
Koreakrieges und des Kalten Krieges bis 1971.21 Allenfalls könnte der eine oder andere Nachbarstaat die Minderheitsethnien in China zu Störmanövern ermuntern, ohne wirklich ernsthaft
das Risiko in Betracht zu ziehen, einen Unabhängigkeitskrieg der Tibeter oder Uiguren mittels militärischen Drucks oder gar einer Intervention zu fördern. Tibeter und Uiguren haben
also keine andere Wahl, als ihre nationalen Interessen selbst innerhalb des chinesischen Staates zu wahren. Dazu benötigen sie die Unterstützung großer Teile der han-chinesischen Bevölkerung und – unter den seit Jahrzehnten bestehenden Machtverhältnissen – auch der kom© 2015 Egbert Jahn – Zitieren bitte nur unter Angabe der Quelle
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munistischen Partei und der Parteiführung. Es sieht nicht danach aus, daß die politische Strategie der Uiguren und Tibeter danach ausgerichtet ist.
Andererseits ist nicht mit einem prinzipiellen Kurswechsel der KP Chinas in ihrer Nationalitätenpolitik zu rechnen, lediglich mit einem ständigen Schwanken zwischen einer bescheidenen
Liberalisierung und intensivierter Repression im Rahmen der wirtschaftlichen Erschließung
und damit auch der kaum zu vermeidenden Han-Sinisierung der modernen ökonomischen
Zentren Sinkiangs und Tibets. Eine Alternative hierzu wäre die Ausbildung von uigurischen
und tibetischen, ökonomischen und technischen Fachkräften, um diese selbst die ökonomische Modernisierung der beiden Regionen vorantreiben zu lassen und den Wohlstand der Bevölkerung zu fördern. Dazu wäre ein klares Konzept eines polyethnischen und multinationalen Chinas erforderlich, das darauf vertraut, die Mehrheit der Uiguren und Tibeter für einen
gesamtchinesisches, staatsnationales Bewußtsein, also für einen uigurischen und tibetischen
China-Patriotismus gewinnen zu können. Dies setzt eine Politik voraus, die substantielle kulturelle Autonomie mit wirtschaftlicher Wohlstandsmehrung der Einheimischen zu verbinden
weiß, ohne Abstriche an den sicherheitspolitischen Interessen des Landes zu machen. Hin und
wieder haben einzelne kommunistische KP-Führer dies durchaus versucht.22 Aber es sieht
nicht danach aus, daß die Mehrheit der KP-Führung in diesem Sinne lernbereit ist.
Somit bleibt den Uiguren und Tibetern nur die Möglichkeit, auf eine zukünftige Demokratisierung ganz Chinas zu warten und mit darauf hinzuwirken. Eine Demokratisierung Chinas
kann auf zweierlei Weise erfolgen, zum einen durch eine demokratische Transformation der
KP Chinas in vielen kleinen Schritten, die schließlich in eine Aufteilung der Partei in eine
liberal-kommunistische und in eine konservativ-kommunistische Fraktion und Partei münden
könnte und erst viel später die freie Entwicklung anderer Parteien zulassen würde. Die andere
Form einer Demokratisierung wäre eine quasi-revolutionäre durch einen friedlichen Zusammenbruch der KP-Herrschaft, ausgelöst durch unvorhergesehene Massendemonstrationen
aufgrund wachsender sozialer Mißstände. Hier können zwar in einer Umbruchssituation auch
wenige Tausende Dissidenten vorübergehend eine gewisse Stimulierungsfunktion für den
gesellschaftlichen Wandel haben, aber die tatsächliche Kraft für eine Demokratisierung durch
politische und ökonomische Fachkräfte wird aller Voraussicht von ehemaligen Kommunisten
ausgehen, die sich in mehreren postkommunistischen Parteien organisieren werden.
In allen denkbaren Varianten einer Liberalisierung und Demokratisierung Chinas kommt es
darauf an, ob die demokratischen Bestrebungen und Bewegungen wie in ganz Osteuropa vorwiegend ethnonationalen Charakter haben, oder ob sie ein multinationales China nach dem
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Vorbild Indiens oder Spaniens im Blick haben. Eine Föderalisierung Chinas erscheint eher
unwahrscheinlich,23 nicht nur deshalb, weil es keine entsprechenden Traditionen gibt, sondern
vor allem deshalb, weil jede Föderalisierungspolitik seit der Auflösung der Sowjetunion, Jugoslawiens und selbst der Tschechoslowakei unter dem Verdacht steht, eine Vorstufe zur
Staatsauflösung zu sein und kein geeignetes Mittel zur Festigung der Staatseinheit unter Wahrung regional-nationaler Vielfalt. Lediglich ein allerdings keineswegs bevorstehender Übergang der Europäischen Union zu einer Föderation könnte historisch das Image des Föderalismus als ein Mittel zur Einigung heterogener Territorien, wie es in den USA 1789, in der
Schweiz 1848, in Deutschland 1871, in Indien 1947 genutzt wurde, wieder erneuern.
Somit ist längerfristig eine friedliche Perspektive Chinas in der Umwandlung des Landes in
einen wirklichen Autonomienstaat zu sehen, wie er im Prinzip in den kommunistischen Verfassungen des Landes von 1954 und 1982 bereits vorgesehen war. Ein demokratisches China
könnte hierfür Vorbilder in Spanien, in Italien und selbst in Großbritannien sehen.
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Voraussichtliche Teilerfolge der han-chinesischen Penetration der autonomen
Territorien Chinas
Wie bereits dargestellt war die territoriale und die sprachlich-ethnische Han-Sinisierung der
Inneren Mongolei und der Mandschurei bereits unter der Qing-Dynastie bis 1911 sehr weit
fortgeschritten und setzt sich wohl auch noch heute fort. Dasselbe dürfte auch für Ningxia und
Guangxi in den letzten Jahrzehnten gelten. Insgesamt wurde jedoch seit der Kulturrevolution
und der Öffnung Chinas zum Weltmarkt und zu den modernen Medien eine Stärkung und
gleichzeitig eine Modernisierung des ethnischen Bewußtseins vieler Minderheitsvölker in
China beobachtet, also eine Abkehr von traditionellen und religiösen Kulturformen. Wie auch
immer motiviert, rein ökonomisch, sicherheitspolitisch oder ethnopolitisch, wird die territoriale Han-Sinisierung Sinkiangs in der Gegenwart massiv vorangetrieben, während die sprachlich-ethnische infolge der ethnonationalen Konflikte wohl eher abnehmen dürfte.
Dasselbe scheint nicht in gleicher Weise in der AR Tibet zu geschehen, wo sogar in den
1980er Jahren infolge der liberaleren Politik Hu Yaobangs der Anteil der Han an der Bevölkerung der Autonomen Region Tibets erheblich abnahm. Ob hier eine stärkere Han-Sinisierung
in den letzten beiden Jahrzehnten stattfindet, ist aus der Literatur nicht ersichtlich.24 Tibetischer, uigurischer und auch anderer Terrorismus und Separatismus könnten aber zu einem
wichtigen Stabilisierungsfaktor für die diktatorische Politik in China und zu einem willkommenen Vorwand werden, chinesische Demokratisierungsbestrebungen zu unterdrücken.
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18
1
Bannister, Judith: An Analysis of Recent Data on the Population of China, in: Population and Development
Review 10, Heft 2, S. 241-271.
2
Zur Geschichte Tibets siehe Kollmar-Paulenz, Karénina 2006: Kleine Geschichte Tibets, München; Hölzl,
Marcus 2009: Tibet – vom Imperium zur chinesischen Kolonie. Eine historische und gesellschaftstheoretische
Analyse, Frankfurt a.M. u. a.; Smith, Warren W. Jr. 1996: Tibetan Nation. A History of Tibetan Nationalism and
Sino-Tibetan Relations, Boulder; Forster-Latsch, Helmut/ Renz, Paul L. 1999: Tibet. Land – Religion – Politik,
Frankfurt a. M. Zur gegenwärtigen Situation siehe Sautman, Barry/ Dreyer, June Teufel (Hg.) 2006: Contemporary Tibet. Politics, Development, and Society in a Disputed Region, Armonk/ New York.
3
Zur Geschichte Sinkiangs und der Uiguren siehe Starr, S. Frederick (Hg.) 2004: Xinjiang. China’s Muslim
Borderland, Armonk, NY/ London; Wacker, Gudrun 1995: Xinjiang und die VR. China. Zentrifugale und zentripetale Tendenzen in Chinas Nord-West-Region, Köln: Berichte des Bundesinstituts für Ostwissenschaftliche und
Internationale Studien, Heft 3, Köln.
4
Zu den Religionen in China siehe Glasenapp, Helmuth von 1996: Die fünf Weltreligionen. Hinduismus, Buddhismus, Chinesischer Universismus, Christentum, Islam, München; Brück, Michael von 2008: Religion und
Politik in Tibet, Frankfurt a. M.
5
Kissinger, Henry A. 2012: China. Zwischen Tradition und Herausforderung, München.
6
Schmidt, Helmut 2006: Nachbar China, Berlin; Schmidt, Helmut 2013: Ein letzter Besuch. Begegnungen mit
der Weltmacht China, München.
7
Zur Geschichte Chinas siehe Osterhammel, Jürgen 1989: China und die Weltgesellschaft. Vom 18. Jahrhundert
bis in unsere Zeit, München.
8
Kollmar-Paulenz, Karénina 2011: Die Mongolen. Von Dschingis Khan bis heute, München, S. 48.
9
Verfassung der Tibeter im Exil, http://www.tibetswiss.ch/Exilverfassung_tge.html.
10
Artikel 4 der Verfassung der Volksrepublik China, http://www.verfassungen.net/rc/verf82-i.htm.
11
Zur Geschichte der KPCh und Mao Zedongs siehe die gegensätzlichen Darstellungen von Snow, Edgar 1986:
Roter Stern über China. Mao-Tse-tung und die chinesische Revolution, Frankfurt a. M.; Chang, Jung/ Halliday,
Jon 2008: Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes, München; Pantsov, Alexander V./ Levine, Steven I. 2014: Mao. Die Biographie, Frankfurt a. M.
12
Lorenz, Andreas 2009: „Tötet, tötet!“, in: Der Spiegel Nr. 29 vom 13. Juli, S. 84-86; Sieren, Frank 2009: Tage
der Angst, in: Die ZEIT vom 16. Juli, S. 7; Fähnders, Till 2009: Ein Graben durch die Stadt, in: Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung vom 12. Juli, S. 7.
13
Kisoudis, Dimitrios 2008: Der Papst der Menschenrechte, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom
17. August, S. 11.
14
Siemons, Mark 2008: Ein unheimliches Weltereignis ganz ohne Welt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom
22. März, S. 33; Kolonko, Petra 2008: Keine Spur vom „harmonischen China“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. April, S. 3.
15
Lorenz, Andreas 2009: Beten für den Frieden, in: Der Spiegel Nr. 11 vom 9. März, S. 112-114; Fähnders, Till
2009: Sonderbar intime Einladung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. März, S. 10.
16
Simeoni, Evi 2008: Der wundeste Punkt des mündigen Athleten, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17.
März, S. 3; Hahn, Jörg 2008: Das Schweigen der Strippenzieher, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.
März, S. 2.
17
Grasdorff, Gilles van 2004: Der Dalai Lama. Die Biographie, Frankfurt a. M.; Laird, Thomas 2008: Tibet. Die
Geschichte eines Landes. Der Dalai Lama im Gespräch, Frankfurt a. M.; Dalai Lama 2005: Der Wille zum Frieden, Frankfurt a.M.
18
Bacia, Horst 2008: Zufluchtsort Klein-Lhasa, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. März, S. 3.
19
Lustgarten, Abrahm 2008: Chinas grosser Zug. Die Eroberung Tibets durch die höchste Eisenbahn der Welt,
Frankfurt a. M.
20
Sieren, Frank 2009: Zwietracht im Exil, in: Die ZEIT vom 5. März, S. 15-21; Möllhoff, Christine 2008: Verschärfte Tonart, in: Frankfurter Rundschau vom 24. November, S. 8.
21
Knaus, John Kenneth 1999: Orphans of the Cold War. America and the Tibetan Struggle for Survival. - New
York; Conboy, Kenneth/ Morrison, James 2002: The CIA's secret war in Tibet, Lawrence, Kansas; Knaus,
John Kenneth 2012:Beyond Shangri-la. America and Tibet's Move into the Twenty-First Century, Durham/
London, S. 121-191.
22
Carlson, Allen 2005: Unifying China, integrating with the world. Securing Chinese Sovereignty in the Reform
Era, Stanford, S. 92-123.
23
Heilmann, Sebastian: Das politische System der VR China im Wandel, Hamburg, S. 56; Oksenburg, Michel
1997: Taiwan, Tibet, and Hong Kong in Sino-American Relations, in: Vogel, Ezra F. (Hg.): Living with China.
U.S./China Relations in the Twenty-First Century, New York/ London, S. 77-86.
24
Smith, Warren W. Jr. 2008: China's Tibet? Autonomy or Assimilation. Lanham u.a., S. 165-212.
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