Preisgekrönte Bio-Weine aus der Ostschweiz

dolce vita|wein 19
htr hotel revue
Nr. 26 / 25. Juni 2015
Preisgekrönte
Bio-Weine aus
der Ostschweiz
Karin und Roland
Lenz aus Uesslingen
im Thurgau sind die
Schweizer Bio-Winzer
2015. Sie produzieren
auch den Bio-Rotwein des Jahres.
RENATE DUBACH
W
enn man von Frauenfeld via Kartause
Ittingen auf den
Iselisberg
fährt,
sieht man viel Grün – aber keine
Reben. Hier soll der grösste Rebberg des Kantons Thurgau sein?
Roland Lenz schmunzelt: «Sie
müssen gegen Westen fahren, da
sind die Rebberge. Es lohnt sich,
sich ein bisschen umzusehen.» 14
Hektaren Rebberg bewirtschaftet
der soeben mit seiner Frau Karin
Lenz zum Bio-Winzer des Jahres
gekürte Weinbauer auf dem sanften Hügelzug. Ein Teil davon liegt
bereits auf Zürcher Boden. Die
Trauben von weiteren 6 Hektaren
kaufen Lenz’ dazu, gearbeitet
wird nach den strengen Richtlinien von Bio-Suisse. «Ich würde
nie mehr umstellen», sagt Roland
Lenz. Sechs seiner Weine sind soeben am internationalen BioWeinpreis in Deutschland mit
Goldmedaillen
ausgezeichnet
wurden.
30 Weine produziert das Weingut, alle biologisch, 31 Rebsorten
wachsen im Rebberg, zwei Drittel
davon europäische, ein Drittel
pilzwiderständige, etwas mehr als
die Hälfte sind weisse Sorten.
Aber das heisst nicht allzu viel.
Roland Lenz macht auch aus Pinot Noir Weissweine. Die sind
süsslich und passen zu asiatischem Essen. «Dolce Vita
Weiss»
beispielsweise,
aus 100 Prozent Pinot
Noir, oder «Anno 2014
Weiss» aus Pinot Noir
und Johanniter.
Pinot Noir ist offensichtlich eine vielseitige Sorte, sie hat Tradition in der Ostschweiz
Die prämierte
«Iselisberger Cuvée
Noir 2013».
Vinum
und steckt in der soeben zum
besten Bio-Rotwein der Schweiz
gekürten «Iselisberger Cuvée Noir
2013». Wobei die Bezeichnung
«Cuvée» verwirren könnte, denn
dieser Wein ist kein Verschnitt aus
mehreren Rebsorten, sondern ein
100-prozentiger Pinot Noir. «Wir
verwenden den Begriff im franzö- Roland Lenz, Schweizer Bio-Winzer des Jahres: «Ich würde nie mehr umstellen.» Vinum/Carlos Ugarte
sischen Sinn, es hat nur eine Rebsorte im Wein, aber verschiedene
Klone davon», präzisiert Roland zunächst eher zurückhaltend, ne: auf Platz drei ein Cabernet men weniger geläufige wie SouLenz. Die Trauben werden nach aber beim aufmerksamen Prüfen Jura und auf dem fünften der vignier Gris, Siramé, Baron, Mus­
der Handlese fünf Tage zum An- entdeckt man eine breite Aroma- «Pinot Noir privée 2013».
caris, Divico und Bronner. Und
schliesslich verkaufen Lenz’ auch
trocknen in Kistchen gelagert, palette: schwarze Kirsche und
noch Carmenere, Malbec und Syrund ein Zehntel des Wassers ver- Dörrpflaume begleitet von Küm- Pinot Noir ist der Star – aber nicht
dunstet dadurch.
mel, weissem Pfef- mehr lange
rah. Ebenfalls völlig biologisch
Trotz des Erfolges, den Lenz mit angebaut – allerdings am anderen
Dann werden die
fer und Lorbeer.
«Die Konsumen- Auch Süssholz Pinot Noir hat, sagt er: «In 15 Jah- Ende der Welt, in Chile. «Wir proTrauben samt Stieten wollen Biound der zarte Duft ren werden wir vermutlich keinen duzieren Weine auf zwei Kontilen und mit natürlichen Hefen verWein und werden verwelkter Rosen Pinot Noir mehr auf dem Weingut nenten, das aber mit einheitlicher
sowie ledrige und haben. Und schon in fünf Jahren Philosophie. Wir sind also eigentgärt. Nach einer
Winzer zu Bioteerige Nuancen keinen Müller-Thurgau mehr.» lich nur ein Weingut – aber mit
sanften Pressung
reift der Wein anAnbau zwingen.» sind aufzuspüren. Tradition hin, Erfolg her – es gäbe einem Ozean dazwischen», heisst
Am Gaumen über- genug Alternativen, denn «lang- es auf der Website.
schliessend zehn
Roland Lenz
«Als wir Mitte der 1990er-Jahre
Monate in neuen
rascht er mit einer fristig geht es einfach nicht auf,
Biowinzer des Jahres
französischen Barherrlichen Frucht- mit diesen beiden Sorten hier. Wir hier in Uesslingen anfingen, wariques und wird unfiltriert abge- fülle, saftiger Säure und weichen haben zum Beispiel mit falschem ren Ostschweizer Weine noch
Gerbstoffen. Mit Nachdruck brei- Mehltau grösste Probleme, der nicht so beliebt, deshalb wollten
füllt.
Die Degustationsnotizen von tet er seinen Geschmacksfächer Pilz geht nicht nur an die Blätter, wir in einem anderen Land Wein
Baur au Lac Vins, wo der Wein ex- mit beachtlicher Länge aus.» Zwei der geht an die Trauben. Und produzieren.» Karin und Roland
klusiv erhältlich ist, lesen sich weitere Lenz-Weine finden sich in wenn wir biologisch wirtschaften Lenz bereisten Südamerika und
vielversprechend: «Er zeigt sich der Rangliste der besten Bio-Wei- wollen, haben wir sehr grosse Ver- fanden in Chile ein passendes
luste.» Konventionelles Arbeiten Stück Land. Heute gehören ihnen
im Rebberg kann sich Lenz nun über 20 Hektaren dort, die sie mit
gar nicht mehr vorstellen: «Nein, Partner Ruedi Rüesch bewirtwir arbeiten mit der Natur zusam- schaften, inklusive Restaurant
men, brauchen seit unserem ers- und Gästehaus. Und auch dort
ten Versuch im 1996, biologisch macht den Trauben die Klima­
zu arbeiten, keinerlei Herbizide erwärmung zu schaffen: «Wir haPunkte betrachte, liege die und anhand einer 20-Punktemehr auf unserem Gut und erzeu- ben Sauvignon blanc angepflanzt,
Durchschnittsqualität leicht hö- Skala bewertet. Ausgezeichnet
her als bei Verkostungen mit kon- wurden die bestbenoteten Rotgen so einfach bessere Weine.» aber den müssen wir ersetzen, es
Und dann sagt er noch – und dar- wird ihm zu heiss».
ventionell angebauten Schweizer und Weissweine sowie der «BioInzwischen hat sich das Blatt
Weinen. Offenbar zeitigten der winzer des Jahres», also der Proan wird wohl der eine oder andere
schonende Umgang mit dem Bo- duzent, mit der höchsten
Winzer etwas zu kauen haben: gewendet, man trinkt gerne Ost«Wissen Sie, die Konsumenten schweizer Weine hierzulande, Kaden, der Verzicht auf chemisch- Durchschnittsbewertung aller
wollen Bio-Weine, sie werden die rin und Roland Lenz könnten
synthetische Pestizide sowie eine eingereichten Weine. Zum besWinzer dazu zwingen, biologi- mehr Wein verkaufen, wenn sie
hohe Artenvielfalt im Rebberg ten Bio-Weisswein wurde der
klar Wirkung. Wenn Bioanbau Solaris 2014 vom Weingut Sitenschen Weinbau zu betreiben. Da- mehr produzieren würden. Das
selbst in Problemjahren mit horain im luzernischen
von bin ich überzeugt. Die Winzer Weingut wird wohl noch etwas
wachsen. Gleich neben dem
Meggen erkoren. Der
werden umstellen müssen.»
hem Krankheitsdruck und neuen
Wohnhaus mit Degustationsraum
beste Bio-Rotwein ist die
Schädlingen wie der Kirschessigentsteht ein Neubau für die Pro«Iselisberger Cuvée Noir
Das Weingut mit dem Ozean
fliege solch hochstehende Weine
2013» vom Bioweingut
dazwischen
hervorbringe, spreche das doch
duktion, die schon ab diesem
Karin und Roland Lenz
Und mit Umstellen ist nicht nur Herbst dort stattfinden wird. Vier
eindeutig für diese Methode.
in Uesslingen, dem
Umstellen auf biologischen An- Gästezimmer werden auch gleich
Die Bewertung erfolgte in zwei
oben
vorgestellten
Schritten. Die «Vinum»-Redaktibau gemeint, sondern auch auf miteingebaut. Zum gemütlichen
«Biowinzer des Jahres
sogenannte Piwis, pilzwiderstän- Betrachten ihrer Rebberge auf
on wählte aus den eingereichten
2015». rd
Weinen die dreissig besten Rotdige Züchtungen. Lenz selber hat dem Iselisberg kommen die Biound Weissweine für den Final
eine ganze Menge davon im Sorti- Winzer 2015 in diesem Jahr veraus. Diese wurden Ende Mai von
Bester
ment: Garanoir, Cabernet Jura, mutlich nicht mehr.
50 Weinfachleuten und WeinliebLéon Millot, Regent und Solaris
Bio-Weisswein:
sind die bekannteren. Dazu kom- www.weingut-lenz.ch
habern in Zürich blind verkostet
«Solaris 2014». Vinum
Fakten Schweizer Biowein-Preis 2015
D
ieses Jahr sind 145 Weine
zum Biowein-Preis eingereicht worden, der von
Bio Suisse zusammen mit der
Weinzeitschrift Vinum vergeben
wird – mehr als doppelt so viele
Weine wie bei der ersten Durchführung 2014. Laut «Vinum»-Redaktion sei auch die Qualität gestiegen: Wenn man die verteilten
Auf Platz 1 bei den Bio-Weissweinen: Benno Schwager und Nora
Breitschmid, Bioweingut Sitenrain.
Bioweingut Sitenrain/Jakob Ineichen
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