Der kleine Kreis für große Weine

BARRIQUE FORUM PFALZ
WEINWIRTSCHAFT SPEZIAL
Der kleine Kreis
für große Weine
Selten wurde ein Name so gut gewählt wie der des BARRIQUE FORUM PFALZ. Denn er vereint die
drei wesentlichen Aspekte der Gruppe: Die regionale Verbundenheit mit der Pfalz, aus der alle
Mitglieder stammen, das Thema Barrique, dem sich die Vereinigung widmet, und das Forum, das
den offenen Austausch in der Gruppe symbolisiert.
D
er Forumsgedanke steht im Mittelpunkt des BARRIQUE FORUM PFALZ,
denn die Winzervereinigung ist genauso wenig ein elitärer, hinter geschlossenen Türen tagender Club wie ein Verband,
dem es um die Vertretung und Durchsetzung
der eigenen Interessen geht. Stets wurde der
offene Austausch gesucht – vor allem untereinander, aber auch mit Experten und einem
breiten Publikum. Aktuell sind 27 Weingüter
zwischen Schweigen im Süden und Dirmstein im Norden Mitglied im BARRIQUE
FORUM PFALZ, das damit zu den größeren
Winzervereinigungen zählt. Die Winzer organisieren alle Veranstaltungen und Treffen
aus eigener Kraft und investieren dafür viel
Zeit und Herzblut.
Das BARRIQUE FORUM PFALZ ist wohl eine
der aktivsten Winzervereinigungen Deutsch-
I
lands. Das Forum startet sein Jahr mit der
Präsentation im Kurhaus Bad Dürkheim. Mit
einem Gemeinschaftsstand auf der ProWein
demonstrieren die Winzer Geschlossenheit
und stellen sich im April bei Wein am Dom in
Speyer der weininteressierten Öffentlichkeit.
Seit diesem Jahr sind die Mitglieder auch bei
Wein & Genuss in der Mannheimer Innenstadt präsent, bevor Ende Oktober die traditionelle Präsentation im Gesellschaftshaus
der BASF stattfindet.
Der Höhepunkt des Jahres ist aber die Premiere der GROSSEN WEINE im November.
Kein Wunder, denn diese Spitzenweine
verdeutlichen den Geist und den Anspruch
des BARRIQUE FORUM PFALZ auf besondere Weise. Mit diesen Weinen versuchen die
Winzer an ihre Grenzen zu gehen und sie zu
überwinden. Gegenseitig spornen sie sich
mit ihren GROSSEN WEINEN in einem kollegialen Wettstreit an und diskutieren zugleich
gemeinschaftlich, wie sie ihre Weine noch
weiter verbessern können.
auch gemeinsame Verkostungen und Diskussionen über internationale Spitzenrotweine
haben diese Entwicklung erst ermöglicht«,
blickt Joachim Wegner aus Bad Dürkheim
zurück.
Die Gründer des Forums waren Pioniere, die
sich gegen die vorherrschenden Dogmen im
deutschen Weinbau wehrten. In einer Zeit,
in der im Barrique ausgebaute Weine bei
der Qualitätsweinprüfung oft als fehlerhaft
abgelehnt wurden, wirkte das BARRIQUE
FORUM PFALZ wie das Werk von Revolutionären, die skeptisch beäugt wurden. Dass
im Weißweinland Deutschland Winzer mehr
über Rotwein erfahren wollten, brach unausgesprochene Regeln.
Wenn die Winzer heute daran denken, dass
damals deutsche Kult-Rotweine kreiert wurden, die wegen des Barrique-Einsatzes als
Landwein bezeichnet werden mussten, können sie nur den Kopf schütteln. Den meisten
Mitgliedern war aber klar, dass ein Wein
nicht allein deshalb besser wird, weil man
ihn ins Holzfass legt, weshalb sie den Austausch mit gleichgesinnten Weinbegeisterten
suchten. »Im Forum werden auch Fehler von
Winzern besprochen, sodass die ganze Gruppe daraus lernt«, erklärt Johannes Jülg aus
Schweigen den Wert der offenen Diskussion.
Austausch als Erfolgsfaktor
Seit damals hat sich viel getan, woran auch
die Winzer des BARRIQUE FORUM PFALZ
ihren Anteil haben. Ergaben sich anfangs
Vorteile durch den gemeinsamen Einkauf
französischer Barriques, wurde bald der
Austausch untereinander viel wertvoller. Es
ging dabei zunächst vor allem um die Aus-
wahl der am besten geeigneten Fässer und
Fasshersteller, aber auch die Diskussion
über starke Ertragsreduktion im Weinberg
und längere Lagerzeiten im Fass und in der
Flasche war sehr wichtig.
Präsentation der
GROSSEN WEINE 2015
9. November, 18–21 Uhr
Landau, ParTerre
[email protected]
nur für Fachbesucher
Die Altersstruktur im Forum sorgte und sorgt
für eine gute Mischung aus anspornendem
jugendlichen Elan und der Weitergabe von
Erfahrungen. »Der ständige Erfahrungsaustausch hat uns erwachsener gemacht im
Umgang mit dem Spätburgunder. Heute
verzichten wir auf vordergründige Holzeffekte und versuchen, dem Wein eine Tiefe
und Fruchtigkeit mitzugeben, die
nur die Pinot-Traube bietet. Das
BARRIQUE FORUM PFALZ ist
sozusagen ein kritischer
Freund, der mit seiner
Meinung nie hinterm Berg
hält«, berichtet Eva Bonnet
vom Weingut Georg Naegele in Hambach.
Das gemeinsame Verkosten ist
eine der wichtigsten Aktivitäten
innerhalb des Forums. Als Antriebskräfte des BARRIQUE FORUM PFALZ haben sich
dabei Neugier, Ehrgeiz und Leidenschaft
erwiesen. Noch immer wollen die Mitglieder ihren Horizont erweitern und verkosten auch internationale Kultweine. Anfang
2015 fungierten z. B. gereifte Tropfen aus
dem Bordeaux in thematisch aufeinander
abgestimmten Verkostungsflights als Lehrmaterial. Da traf dann Haut-Bailly auf Baron
Pichon-Longueville und Cos d’Estournel auf
Mouton Rothschild. »Es wird mehr über stilistische Feinheiten gesprochen«, beschreibt
Bernd Weik aus Mußbach die Evolution der
Diskussionskultur. »Wir sprechen darüber,
wie sich verschiedene Maßnahmen auf die
Tanninstruktur der Rotweine auswirken.«
Bei ihren Proben freuen sich die Winzer über
den Input von Sommeliers. Diese Horizonterweiterung auf verschiedenen Ebenen hat
auch dazu geführt, dass die Weingüter schon
früh mit dem Anbau internationaler Rebsorten wie Cabernet Sauvignon Merlot oder
Syrah begonnen haben.
Ehrgeizige Ziele
Leidenschaftlich haben sie neue Ideen
ausprobiert, und ihr anschließender Erfahrungsaustausch hat
zu einer Weiterentwicklung
geführt. »Die Cuvées sind
gegenüber den Rebsorten
etwas mehr in den Vordergrund gerückt. Sie lassen
mehr Kreativität zu«, so
Bernd Weik.
Die angenehmste Art, sich mit
der Philosophie und den Gedanken des BARRIQUE FORUM PFALZ vertraut zu machen, sind die GROSSEN WEINE,
die frühestens zwei Jahre nach der Ernte im
Deutsche Rotwein-Pioniere
Schon bei der Gründung 1993 hatten die
Winzer den Ehrgeiz, durch den Einsatz von
Barriques neue rote Spitzenweine zu erzeugen. Damals war das Umfeld in Deutschland
aber noch ein ganz anderes und Barriques
sowie kräftiger Rotwein Neuland. »Durch die
Mitgliedschaft im BARRIQUE FORUM PFALZ
hat sich unsere Rotweinphilosophie erst entwickelt. Der Austausch mit den Kollegen über
Maßnahmen im Weinberg, Auswahl der Fässer, Reifezeit, Flaschenlager und der freundschaftliche Wettbewerb untereinander, aber
II
BARRIQUE FORUM PFALZ
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November mit dem Logo des Forums verkauft werden. Sie sind der Ausdruck des Ehrgeizes, Rotweine von internationalem Format zu erzeugen. Das manifestiert sich auch
in den strengen Kriterien, die jeder GROSSE
WEIN erfüllen muss.
Dass der Ausbau zu 100 Prozent im Barrique
erfolgen muss, versteht sich von selbst. Ausschließliche Handlese sowie ein Höchstertrag von 45 hl/ha sind weit höhere Hürden.
Der Verzicht auf Konzentration, Holzchips
und Süßreserve unterstreicht den qualitaVerkostungen internationaler Spitzenweine regen Kreativität und Diskussionen an
tiven Ehrgeiz, handwerkliche und keine gemachten Weine herzustellen. Der international geweitete Blick wird an der Verpflichtung
seiner Kollegen freuen, denn jedes Jahr erBedeutung. Wir sehen, wie sich verschiedeauf weniger als 3 Gramm Restzucker sowie
folgt eine gemeinsame Weinbergsbegehung
ne Erziehungsarten der Reben auswirken
den zugelassenen Rebsorten deutlich. Spätder ausgewählten Weinberge.
und diskutieren über den Zeitpunkt der Entburgunder, Cabernet Sauvignon, Cabernet
»GROSSE WEINE entstehen im Weinberg. Die
blätterung und Traubenhalbierung«, so Erich
Franc, Merlot und Syrah demonstrieren die
Trauben für die höchste Güte müssen auch
Stachel aus Maikammer. »Es geht weniger
Offenheit der Winzer
die höchste Aufmerkdarum, die Mitglieder zu kontrollieren, als
GROSSE WEINE entstehen
gegenüber neuen Einsamkeit bekommen«,
das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass für
im Weinberg. Die Trauben
flüssen.
erklärt Johannes Jülg.
GROSSE WEINE große Anstrengungen notfür die höchste Güte müssen Deshalb wird bei den
Die GROSSEN WEINE
wendig sind«, ergänzt Joachim Wegner.
auch die höchste Aufmerksind jedoch weit mehr
Weinbergsbegehungen
Erfolgreiche Proben
samkeit haben
als ein Qualitätsprogeschaut, ob die Weingramm. Sie sind ein Geberge auch ausreiVor seiner Auszeichnung als GROSSER WEIN
meinschaftswerk, das bereits im Weinberg
chend gepflegt sind, das Alter der Rebstöcke
muss der Wein aber noch eine Fassprobe
beginnt. Hat sich ein Mitglied entschieden,
sowie ihr Ertrag begutachtet und über die
und eine Endprobe bestehen. »Die offene
aus einer Lage einen GROSSEN WEIN zu proAusführung der Laubarbeiten gesprochen.
Diskussion ist für mich das spannende an
duzieren, darf er sich bald auf den Besuch
»Die Weinbergsbegung hat eine sehr große
den zwei Proben. Der daraus resultierende
Lerneffekt und die Selbstmotivation sind
DIE MITGLIEDER
von unschätzbarem Wert«, sagt Johannes
Jülg über die Proben. »Beim Spätburgunder
Wein- und Sekthaus Aloisiushof,
kommt es in den Proben darauf an, dass er
Weingut Langenwalter,
St. Martin
Dichte und Nachhaltigkeit besitzt, ohne die
Weisenheim am Sand
Weingut Emil Bauer & Söhne,
Eleganz zu verlieren. Wir wollen reife TanWeingut Mussler, Bissersheim
nine, Vielschichtigkeit und Frucht. Bei den
Landau-Nußdorf
Weingut Stefan Meyer, Rhodt
Cuvées sind Druck, Dichte und markante
Weingut Darting, Bad Dürkheim
Weingut Georg Naegele,
Tannine wichtiger. Auch hier geht es um
Hofgut Gönnheim, Gönnheim
Neustadt an der Weinstraße
die Vielschichtigkeit und Persönlichkeit des
Weingut Hanewald-Schwerdt,
Weingut Heinz Pfaffmann, Walsheim
Weins«, nennt Bernd Weik die Kriterien. Erst
Bad Dürkheim
Weingut Wageck Pfaffmann,
wenn sich ein Wein bei der WeinbergsbegeWeingut Holz-Weisbrodt,
Bissersheim
hung sowie den zwei Proben im Fass und
Weisenheim am Berg
Weingut Erich Stachel, Maikammer
auf der Flasche bewährt hat, darf er sich
Weingut Immengarten Hof,
Weingut Schumacher, Herxheim am
GROSSER WEIN nennen.
Maikammer
Berg
Kein Wunder, dass jeder Winzer auf seine
Weingut Jesuitenhof, Dirmstein
Weingut Schwarztrauber,
GROSSEN WEINE besonders stolz ist und der
Weingut Jülg, Schweigen-Rechtenbach
Neustadt an der Weinstraße
Premiere im November als Jahreshöhepunkt
Weingut Herbert Koob & Sohn,
Weingut Stern, Hochstadt
entgegen fiebert. Und sie haben allen Grund
Erpolzheim
Theodorus Wein- und Sektgut,
stolz zu sein. Denn bei den zahlreichen exWeingut Kirchner, Freinsheim
Hainfeld/Pfalz
ternen Auszeichnungen, die den Weinen
Weingut Klein, Hainfeld
Weingut Wegner, Bad Dürkheim
der Mitglieder verliehen wurden, kann man
Weingut Krebs, Freinsheim
Weingut Weik, Neustadt-Mußbach
schnell den Überblick verlieren. Mehrfach
Weingut Thorsten Krieger,
gewannen Winzer des BARRIQUE FORUM
Rhodt u. Rietburg
www.barrique-forum.de
PFALZ den Deutschen Rotweinpreis.
»
«
III
Die im Jahr 2014 vom BARRIQUE FORUM PFALZ prämierten GROSSEN WEINE präsentieren sich mit ihren Winzern
Wer die lange Liste der Meriten durchforsmit den Traditionen der Pfalz also keinesfalls
tet, stellt schnell fest, dass sich die Erfolvergessen. Auch deshalb organisieren die
ge nicht auf die jüngere Zeit beschränken.
Mitglieder die meisten ihrer Veranstaltungen
Schon 2006 gewannen das Weingut Darting
in der Pfalz.
mit einem Spätburgunder, Holz Weisbrodt
In diesem Jahr findet die Premiere des neumit einem Frühburgunder und das Weingut
en Jahrgangs GROSSER WEINE erstmals in
Stachel mit einem Syrah
Landau statt. »Damit
Mehrfach gewannen
Gold beim internationaunterstreichen
wir,
Winzer des Barrique Forum
len Weinpreis MUNDUS
dass das BARRIQUE
Pfalz den Deutschen
VINI. Über 80 MedailFORUM PFALZ Winzer
Rotweinpreis
len konnten die aktuaus der ganzen Pfalz
ellen Mitglieder bisher
zusammenbringt und
bei MUNDUS VINI einheimsen. Ein klares
nicht nur jene der Mittelhaardt«, erklärt VorZeichen, dass sich der Pioniergeist, der die
standsmitglied Marco Göbel. Einst als DürkGründer angetrieben hat, schon früh ausgeheimer Barriqueforum gegründet, kommen
zahlt hat.
heute 11 der 27 Mitglieder aus der Südpfalz.
Bei aller Begeisterung für internationale
Rotweinflaggschiff und
Weine und Rebsorten fällt auf, dass rund
Weißweinkönner
die Hälfte der aktuellen Kollektion GROSSER
WEINE aus Spätburgunder erzeugt wurde.
»Von Anfang an haben wir versucht, die
»Stilistiken des Spätburgunders sind ein ganz
Qualität und das Image der Weine aus dem
wichtiges Thema im Forum. Ist Burgund das
kleinen Holzfass zu verbessern. Seit einiVorbild, oder haben wir eine eigene Stilisgen Jahren konzentrieren wir uns ganz auf
tik in der Pfalz? Soll es mehr als einen oder
die Rotweine mit dem Ziel, die GROSSEN
zwei Stile geben?«, verdeutlicht Bernd Weik
WEINE zum Flaggschiff deutscher Rotweine
die besondere Leidenschaft des Forums für
zu machen. Wir machen unseren MitgliedsSpätburgunder. »Auch der kühle Spätburbetrieben aber keine Vorgaben über An- und
gunder wird gesucht und die nicht zu domiAusbau ihrer anderen Weine«, formuliert der
nanten Holzfässer«, betont Jürgen Krebs aus
Vorstandsvorsitzende Rolf König den Fokus.
Freinsheim, dass es nicht darum geht, den
Und dass sich die Winzer auch auf Weißwein
Holzeinsatz zu maximieren. Neben internaverstehen, wird auf ihren Veranstaltungen
tionalem Weitblick wird die Verbundenheit
deutlich – abgesehen von den exklusiven
Präsentationen der GROSSEN WEINE. Dann
gibt es auch keine Vorschrift, dass die ausgeschenkten Weißweine im Barrique ausgebaut sein müssen. Wie gut sich die Mitglieder auf Weißwein verstehen, zeigt der
Wettbewerb Best of Riesling deutlich. Seit
2012 gewannen sie über 70 Auszeichnungen
und kamen mehrfach auf das Treppchen der
Kategoriebesten. Der Blick über den eigenen
Horizont beschränkt sich eben nicht auf Rotwein im Barrique und macht die Winzer zu
Pfälzer Multi-Talenten.
TERMINE
27.+28. Februar 2016: Frühjahrspräsentation im Kurhaus Bad Dürkheim
13.–15. März 2016: ProWein,
Düsseldorf
16.–17. April 2016: Wein am Dom,
Speyer
25. August – 3. September 2016:
Wein & Genuss, Mannheim
28. Oktober 2016: Präsentation im
Gesellschaftshaus der BASF, Ludwigshafen
7. November 2016: Präsentation
der GROSSEN WEINE (Ort steht noch
nicht fest)
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