Schilddrüsen-Therapie: Gewissensfrage „Aut idem“ Kreuz – wie entscheiden Sie? Bei Patienten, die z. B. nach Thyreoidektomie oder bei Hypothyreose gut auf ein LThyroxin-Präparat eingestellt sind, sollte man das Präparat nicht wechseln. Hier „aut idem“ anzukreuzen, rät sogar das als sehr kritisch geltende Arznei-Telegramm. Noch 1894 war die einzige Möglichkeit, einen Schilddrüsen-hormonmangel auszugleichen, der Verzehr von frischen, rohen Schilddrüsen von Hammel oder Kalb – bevorzugt zwischen Oblaten oder auf Butterbrot. Diese „Organtherapie“ wurde auch noch in den ersten „HenningJahren“ verfolgt – bis dann 1927 erstmals Schilddrüsenhormon synthetisiert werden konnte. Eine Steuerung der Hormonwirkung war ungleich schwieriger als heute. Auch wenn es bei Überdosierung nicht gleich akut toxisch wirkt, gilt L-Thyroxin als Mittel mit geringer therapeutischer Breite. So können schon geringfügige Dosisänderungen langfristig relevante klinische Folgen haben, heißt es in der Therapieempfehlung im Arznei-Telegramm. Haben Über- oder Unterdosierungen einen relevanten Einfluss? Über- und Unterdosierungen haben bei Kindern und Jugendlichen einen negativen Einfluss auf Wachstum und Entwicklung – bei Erwachsenen sind negative Einflüsse auf Knochenmetabolismus und kardiovaskuläre Funktion beschrieben. Nicht umsonst wird daher grundsätzlich eine sorgfältige Dosistitration anhand der TSHWerte empfohlen – insbesondere bei Patienten mit Schilddrüsenkarzinomen, bei älteren Patienten, Kindern oder Schwangeren. Der Wechsel auf ein anderes L-Thyroxin-Präparat – z. B. aufgrund von Rabattverträgen der Krankenkassen – birgt daher immer auch das Risiko, an einer guten Einstellung etwas zu verändern. Für Sie als Verordner wird es im Einzelfall kaum möglich sein, die Bioäquivalenz zweier Präparate zu überprüfen, da es dazu in den Fachinformationen der Generika kaum Informationen gibt. Beeinflussen Hilfsstoffe und Produktionsverfahren die Bioverfügbarkeit? Pharmakologisch gehört L-Thyroxin nicht zu den Arzneimitteln mit hoher Löslichkeit, so die Einschätzung der britischen Arzneimittelbehörde. Daraus folgt, dass Hilfsstoffe und Produktionsverfahren die Absorption der Präparate und damit die Wirkspiegel beeinflussen können. Vergleich zu Wirkstofffreisetzungen wurden aber für L-Thyroxin- Präparate seit Jahren nicht mehr vorgenommen. Hinzu kommt, dass die Stabilität von L-ThyroxinZubereitungen bekanntermaßen anfällig gegenüber äußeren Einflussfaktoren wie Licht, Feuchtigkeit, Temperatur, Sauerstoff oder Hilfsstoffen ist. Konkrete Angaben stehen dazu aber nicht zur Verfügung, da sie nach Einschätzung des BfArM zu den Betriebsgeheimnissen der pharmazeutischen Unternehmen gehören. Ist das Einsparpotenzial zu vernachlässigen? Der Verzicht auf einen Wechsel zu einem Generikum macht die Kostenträger nicht arm: Die Unterschiede zwischen einem Originalpräparat und einem günstigeren L-ThyroxinGenerikum liegen bei einer Tagesdosis von 150 µg bei maximal 3,84 € pro Jahr. Eine bei jedem Wechsel empfohlene Überprüfung des TSH-Wertes schlägt mit etwa 3 € zu Buche. Was rät das Arznei-Telegramm? Auch im Arznei-Telegramm kommt man aufgrund der Gesamtschau aller Daten zu einem sehr pragmatischen Ansatz: „Es ist vernünftig, bei gut auf ein Levothyroxinpräparat eingestellten Patienten das Produkt nicht zu wechseln, sondern „aut idem“ anzukreuzen“, heißt es in der Therapieempfehlung. 100 Jahre Henning und kein Ende Und so müssen Sie auch im 100. Jahr von Henning Berlin nicht auf vertraute Präparate verzichten. Durch die Beschäftigung mit zum Beispiel ganz neuen medikamentöse Ansätzen aus der Gruppe der „Small Molecules“, zeigt das heutige Unternehmen seinen Willen auch in die Zukunft in der Schilddrüsenmedizin eine wichtige Rolle zu spielen. Ärzte sollen durch die Forschungsaktivitäten und durch die Versorgung von Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen nach Kräften von Henning Berlin unterstützt werden. Was meinen Sie persönlich, ist das als sehr kritisch geltende ArzneiTelegramm beim Thema L-Thyroxin und „aut idem“ Kreuz „umgefallen“? Ich bin auf Ihre Kommentare gespannt. Wissensvorsprung für Hausärzte Auch dieses Mal hoffe ich, Ihnen mit arztwelt von Sanofi, Wissensvorsprung für Hausärzte geboten zu haben. Fachinformationen zu Schilddrüsen Präparaten von Henning und Genzyme finden rechts oben in der Linkleiste. Umfassende medizinische Informationen finden Sie auch in unserem Gesundheitsportal unter produkte.sanofi.de Weiteres Wissen für Hausärzte zum Beispiel zum Führen von Mitarbeitern lesen Sie auf auf www.arztwelt.de Mit besten Grüßen aus Berlin Ihr Roland A. Krauth Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Quelle: arznei-telegramm 2013; 44 (6): 51-52 Da ist mir noch etwas aufgefallen. Leser von „THY – der aktuelle Schilddrüsen-Report“ können unter dem Motto „Henning informiert“ wieder kostenlos aktuelle Sonderdrucke bestellen. Aktuelle Beiträge wie „Die Thyreotoxische Krise“ könnten für Sie von Interesse sein. Denn die thyreotoxische Krise ist nicht einfach nur eine ausgeprägte Hyperthyreose, sondern eine Multisystem-Erkrankung mit hoher Letalität. Zugang zum Erhalt des SchilddrüsenReports finden Sie hier.
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