Page 1 of 3 http://www.tagblatt.ch/aktuell/panorama/panora ma/Maschine-sucht-Erreger;art253654,4452217 E-Paper Abo Alle Angebote Inserate Login MITTWOCH, 16. DEZEMBER 2015, 13:11 UHR OSTSCHWEIZ Schweiz International Wirtschaft LEBENSART Sport MARKTPLÄTZE Panorama Kultur ARCHIV Unfälle & Verbrechen AGENDA OHO STICHWORT-SUCHE Bilder WETTER: ST. GALLEN, 9° Aktuell Panorama Tagblatt Online: 7. Dezember 2015, 02:40 Uhr Maschine sucht Erreger SCHLAGZEILEN Neuste Artikel Meistgelesen Meistkommentiert ANZEIGE: Ein Nährboden. (Bild: Urs Bucher) Die Medizin verzeiht kaum Fehler. Aber wo gehobelt wird, fallen Späne. So ist auch der Mediziner nur ein Mensch, der nicht vor einem Missgeschick gefeit ist. Selbstverständlich werden überall viele Stufen der Qualitätssicherung durchlaufen. Die Verwechslungsgefahr in Spitälern und Labors bleibt aber eine […] Herausforderung. Das gilt auch für das Zentrum für Labormedizin in St. Gallen. Verwechslungen könne es auch hier geben, man stecke deshalb viele Ressourcen in die Qualitätssicherung, sagt Wolfgang Korte, Chefarzt und CEO des Zentrums. Es komme selten zu Verwechslungen. «Zu über 90 Prozent geschehen diese in der Labormedizin, bevor die Probe im Labor ankommt. Um sie zu verhindern, arbeiten wir mit einem Barcode, der praktisch keine Verwechslung zulässt», erklärt Korte. Das sei einer der wesentlichen Gründe, warum generell auf die Automation gedrängt werde – um menschliche Fehler so weit wie möglich auszuschliessen. Genau das wird im Zentrum für Labormedizin gemacht. Denn zur Zeit wird eine Anlage mit einer Automatisierungstechnologie aufgebaut, die im Bereich der Mikrobiologie «sicher europaweit, wahrscheinlich aber momentan sogar weltweit die modernste ist», erklärt Korte. Verdacht auf Infektion In diesem Zentrum werden Proben von Patienten mikrobiologisch und bakteriologisch untersucht, bei denen ein Verdacht auf eine Infektionskrankheit besteht. Gefahndet wird nach einem Erreger. «Diese Arbeit galt lange als nicht automatisierbar», sagt Oliver Nolte, Abteilungsleiter Bakteriologie, Mykologie, Parasitologie. Für die Untersuchung werden Proben aus dem Blut, Stuhl, Urin, aus abgehustetem Auswurf und Abstrichen genommen, letztere auch, um sexuell übertragbare Krankheiten zu finden. Untersucht wird auch Material aus dem Operationssaal des Kantonsspitals. 300 bis 400 Proben werden pro Tag mikrobiologisch nach Erregern abgesucht, die auf einem Nährboden bei einer Temperatur von 37 Grad Celsius 18 bis 24 Stunden lang gedeihen – oder eben nicht. Bis jetzt sind das Arbeiten, die bisher von Hand erledigt werden. Mit der neuen Automation in der Bakteriologie und Mikrobiologie übernimmt die «Maschine» nun diese Arbeit. Das System aus Italien erledigt alle Arbeitsschritte unter Überwachung durch geschultes Personal. Die Biomedizinische Analytikerin braucht nur noch den Nährboden mit der Probe des Patienten aufzulegen und schon geht diese auf analytische Wanderschaft, durchläuft einen Inkubator, einen «Brutkasten» für Erreger, und am Schluss der Kette stellt eine hochauflösende Kamera fest, ob Bakterien auf den Kulturen gewachsen sind. Die Analytikerin bekommt diese Resultate direkt auf den Bildschirm geliefert. «Die intelligente Bildbearbeitung zeigt, welche Nährböden gewachsen sind und welche nicht», erklärt Nolte. Der letzte Entscheid liege allerdings nicht beim Algorithmus der Maschine, sondern beim Menschen. Daher bleiben die Analytikerinnen unverzichtbar. Noch im Bau Zum System gehört auch ein Modul, das mikroskopische Präparate digitalisiert, was sich vor allem bei der Erkennung sexueller Infektionen auszahle. «Wir sind die ersten in Europa, die dieses Modul einführen», sagt Nolte. Noch wird das italienische Automatisierungssystem aufgebaut, in das zwei Millionen Franken investiert wird, die das Zentrum selber erwirtschaftet. «Das ist ein Technologiesprung in der bakteriellen Diagnostik», sagt Nolte. Weltweit existierten nur 28 solcher Systeme dieser Art, in St. Gallen steht nun das Modernste, das im nächsten Frühling in Betrieb gehen soll. Es gehe nicht darum, Biomedizinische Analytikerinnen arbeitslos zu machen, sondern die Belastung durch repetitive Arbeiten zu reduzieren, erklärt Wolfgang Korte. Die Mitarbeiter könnten ihre Kapazität für anderes einsetzen. Dieses Konzept einer Automation wurde bereits erfolgreich in anderen Bereichen des Zentrums umgesetzt, was sogar zu einer Vermehrung von Arbeitsplätzen geführt habe. Schneller und mehr http://www.tagblatt.ch/aktuell/panorama/panorama/Maschine-sucht-Erreger;art25365... 16.12.2015 Page 2 of 3 Zudem wird es dank der Automatisierung möglich, Proben schneller zu analysieren. «Wir reduzieren die Analysezeit einer Probe um rund 24 Stunden», sagt Korte. Dieser Zeitgewinn sei gerade bei schweren Infektionen relevant. Dies habe aber auch wirtschaftliche Vorteile, weil deshalb mehr Proben pro Tag untersucht werden könnten. «Wir können das Volumen deutlich steigern, möglicherweise bis zur Verdoppelung», sagt Nolte. http://www.tagblatt.ch/aktuell/panorama/panorama/Maschine-sucht-Erreger;art25365 16.12.2015 http://www.tagblatt.ch/aktuell/panorama/panorama/Maschine-sucht-Erreger;art25365... 16.12.2015
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