Foto: plainpicture/Design Pics Leben spenden Organspender retten Leben über den eigenen Tod hinaus. Doch zu Lebzeiten fällt die Entscheidung für eine Spende schwer. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen: www.aokplus-online.de 21 So fällt die Entscheidung zur Organspende Es besteht ein Verdacht auf Hirntod beispielsweise nach einem schweren Verkehrsunfall Information der Angehörigen, dass ein Verdacht auf Hirntod besteht Hirntoddiagnostik wird eingeleitet: – Erste körperliche Untersuchung: Koma, Ausfall Hirnstammreflexe, Atemstillstand ohne Unterstützung durch Beatmungsgerät – Beobachtung (12 bis 72 Stunden) oder Untersuchung z. B. per EEG – Zweite körperliche Untersuchung: Koma, Ausfall Hirnstammreflexe, Atemstillstand ohne Beatmungsgerät Erster Kontakt zur Deutschen Stiftung Organtransplantation, dass es einen möglichen Organspender gibt* *Dies kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden Feststellung Hirntod durch zwei unabhängige Ärzte Organspendeausweis liegt vor, Entscheidung „nein“ Organspendeausweis liegt nicht vor Organspendeausweis liegt vor, Entscheidung „ja“ Angehörigengespräch über eine Entscheidung zur Organspende Entscheidung gegen die Organentnahme Beenden organerhaltender Maßnahmen (z. B. maschinelle Beatmung) Entscheidung für die Organentnahme Untersuchung des potenziellen Spenders, Laboruntersuchungen, Stabilisierung des Kreislaufsystems Weiterleitung der Daten an die Vermittlungsstelle Eurotransplant Farbige Kennzeichnung der primären Funktion: ⬤ Spender ⬤ Angehörige ⬤ Klinik ⬤ Deutsche Stiftung Organtransplantation ⬤ Eurotransplant 22 www.aokplus-online.de Organentnahme und Eignungsuntersuchung der Organe Konservierung und Transport der geeigneten Organe in die zuständigen Transplantationszentren Wie dokumentiere ich, ob eine Spende für mich infrage kommt? Im Organspendeausweis vermerken Sie, welche Organe oder Gewebe Sie nach Ihrem Tod spenden möchten und welche nicht. Ebenso können Sie eine Spende völlig ausschließen. Tragen Sie das Dokument am besten mit Führerschein oder Personalausweis immer bei sich. Wer entscheidet über eine Spende, wenn ich keinen Spendeausweis bei mir trage? Ist der Wille des Verstorbenen nicht bekannt, müssen die Angehörigen nach ihren eigenen Wertvorstellungen entscheiden. Neben der Trauer um den geliebten Menschen bedeutet das eine weitere schwere Bürde für die Hinterbliebenen. Ist jeder als Organspender geeignet? Grundsätzlich kann jeder ab 16 Jahren seine Bereitschaft zur Spende erklären. Eine Gesundheitsuntersuchung ist vorher nicht notwendig. Auch eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Ob die Organe nach dem Eintritt des Hirntods zur Transplantation geeignet sind, wird immer im Einzelfall geprüft. Wann ist ein Mensch hirntot? Die Diagnose Hirntod ist nach aktueller wissenschaftlicher Auffassung gleichbedeutend mit dem Tod des Menschen. Die Funktionen von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm sind unumkehrbar erloschen. Jede Möglichkeit der bewussten Wahrnehmung wie Denken und Schmerzempfindung oder eine Wiedererlangung des Bewusstseins sind ausgeschlossen. Welche Organe und Gewebe kann man spenden? Derzeit sind folgende Körperteile nach dem Tod auf andere Menschen übertragbar: Herz, Lunge, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Darm, Teile der Haut, Hornhaut der Augen, Herzklappen, Teile der Blutgefäße, des Knochengewebes, des Knorpelgewebes und der Sehnen. Empfängersuche und Benachrichtigung des Transplantationszentrums Verschluss der Operationswunden und Herrichtung des Leichnams zur Abschiednahme Text: Gisela Gärtner Wer überwacht die Organspende? Das Transplantationsgesetz regelt die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen und Geweben, die in zugelassenen medizinischen Zentren erfolgen müssen. Die Entnahme, Vermittlung und Transplantation laufen organisatorisch und personell getrennt ab. Alle Schritte werden dokumentiert und von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) überprüft. Mehr Informationen zur Organspende und eine Entscheidungshilfe finden Sie unter www.aokplus-online.de/organspende www.aokplus-online.de 23 Der Anruf kam nachts um halb zwölf. P de ich von einer lieb lächelnden Schwester empfangen. Dann kann ich mich an nichts mehr erinnern.“ Der Filmriss dauerte Tage. Von zwei Wochen auf der Intensivstation blieben nur wenige Erinnerungsfetzen. „Glücklicherweise“ bekam sie deshalb auch nichts mit von den Komplikationen, die auftraten, und von der NotOP, die ihr das Leben retten sollte. Nach einigen Tagen befand sie sich auf dem Weg der Besserung. Als sie das erste Mal ihr neues Herz in der Brust pochen spürte, war das ein unbeschreibliches Gefühl. Bis sie nach Hause konnte, sollten noch Monate vergehen. Lange Zeit musste sie zur Dialyse. Ihre Nieren waren durch die Behandlung geschädigt. Als „einfach schön“ beschreibt sie das Gefühl, als sie dann auch die Anschlussheilbehandlung hinter sich lassen konnte. Erstaunlicherweise haderte sie nie mit ihrem Schicksal. „Sicher braucht man innere Kraft in einer eßen. ni ge zu g Ta Und jetzt, fünf Jahre solchen Situation, doch en rsucht, jed Peggy Hengst ve später, war er gekombesonders der Rückhalt men: der Tag X. Ein von Familie, Freunden Moment, der einen und Fachpersonal, die einem beistehen und immer vollkommen unvorbereitet trifft. Panik überkam Peggy wieder Mut machen, hat mir geholfen“, so Peggy Hengst. Hengst. „Das geht jetzt nicht“, bedeutete sie dem Arzt Die Zeit seither bestand aus anfänglicher Unsicheram anderen Ende der Leitung irritiert. Die Stimme im heit, Vorsicht und Geduld, war aber auch erfüllt von FreuHörer zeigte Verständnis: „Bewahren Sie Ruhe! Bespre- de und Zufriedenheit. Und dann ist da natürlich die chen Sie es mit Ihrer Familie! Ich rufe gleich noch mal Dankbarkeit. Gegenüber dem Organspender, durch den an.“ Die nächsten Minuten erlebte die junge Frau aus sie Kraft und Energie zurückgewonnen hat. Was die Zudem sächsischen Obergräfenhain ein Wechselbad der kunft angeht, gibt sich die herztransplantierte Frau beGefühle. „Es war so weit! Ich hatte ein Organangebot er- scheiden. Große Wünsche hat sie keine. „Einfach, dankhalten“, erinnert sich die 38-Jährige. „Wenn ich zurück- bar und zufrieden leben. Es würde mich schon glücklich denke, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.“ Beim machen, wenn ich jeden Tag meine Familie und mein zweiten Anruf wurde der Ablauf besprochen. Mit zittri- Heim genießen kann.“ gen Händen packte Peggy Hengst ihren Rucksack. Keine halbe Stunde später stand der Rettungswagen vorm Mehr zum Thema unter www.hltx.de (SelbsthilfeHaus. Begleitet von der Familie ging es mit Blaulicht ins gruppe für Herz-Lungen-Transplantierte und Warte60 Kilometer entfernte Herzzentrum Leipzig. „Dort wur- patienten Leipzig) 24 www.aokplus-online.de Text und Foto: Steffen Schäfer eggy Hengst und ihr Mann hatten sich schon schlafen gelegt. Plötzlich stand ihre Tochter am Bett, in der Hand das Telefon. „Mutti, das Herzzentrum ist dran. Sie haben ein Herz für dich.“ Ein Anruf, mit dem niemand gerechnet hatte. Nicht jetzt! Im Jahr 2009 wurde bei ihr eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Diese hatte das Organ schon so geschädigt, dass es sich nicht wieder erholte und die Pumpleistung hochgradig eingeschränkt blieb. Seitdem stand sie auf der Warteliste von Eurotransplant. Als eine unter vielen: Bundesweit warten etwa 10.000 Menschen auf eine lebensrettende Transplantation. Jeden Tag sterben in Deutschland drei Patienten, die durch eine Organspende hätten gerettet werden können.
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