Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Assoz. Prof. Dr. Petra Seibert mit Beiträgen von Ass.-Prof. Dr. Herbert Formayer Institut für Meteorologie BOKU, Wien und Institut f. Meteorologie u. Geophysik, Univ. Wien [email protected], Tel. 47654-5617 Gespräch Klimawandel – Hitze – Bauen Magistrat Wien, Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung 23. September 2015 Erstellt mit LaTEX-Beamer Weiterverwendung mit Quellenangabe gestattet. URL dieses Files https://meteo.boku.ac.at/envmet/files/hitze-bauen-20150923.pdf Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Übersicht 1 2 3 4 Bestandsaufnahme Sommerhitze und Klimawandel Städtische Wärmeinsel Temperatur in Gebäuden versus im Freien Temperaturen tags versus nachts Fazit Die Wärmebilanz in der Stadt Wärmebilanz Stadt Wärmebilanz Gebäude Mögliche Maßnahmen Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Zusammenfassung Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Sommerhitze und Klimawandel Städtische Wärmeinsel Temperatur in Gebäuden versus im Freien Temperaturen tags versus nachts Fazit Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Hitze – Klimawandel [1951-1980 vs. 1981-2010] Maximales 14-Tage Mittel der Minimum-Temperatur 12 Maxima Wien Hohe Warte 1950-2015 21 Histogramm der minimalen Lufttemperatur relative Häufigkeit (%) 10 8 1951-1980 6 1981-2010 4 0 -24 -22 -20 -18 -16 -14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Temperatur (CO) Abbildung 12: Relative Häufigkeitsverteilung der minimalen Lufttemperatur, Station Hohe Warte, 19511980 und 1981-2010, in % 8 Histogramm der maximalen Lufttemperatur 19 7 relative Häufigkeit (%) Temperatur (deg C) 20 2 6 1951-1980 5 1981-2010 4 3 2 1 -16 -14 -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 0 18 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Temperatur (CO) Abbildung 13: Relative Häufigkeitsverteilung der maximalen Lufttemperatur, Station Hohe Warte, 19511980 und 1981-2010, in % Minima Quelle: Stephan Heidler, Klimacharakteristik von Wien, Masterarbeit BOKU-Met, Rohversion unveröffentlicht. Petra Seibert, BOKU–Met Extreme warme Minima und Maxima werden häufiger Zunahme ist bei den Minima deutlich stärker Extrem hohe Minima ("Tropennächte") in der Inneren Stadt deutlich mehr als auf der Hohen Warte 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Mittlere Zahl von Vegetations¬ tagen1) in der Periode 1951 bis 1980 Mittlere Zahl von Sommer¬ tagen2) in der Periode 1951 bis 1980 230 Tage f 235 Tage Bestandsaufnahme 240 Tage 245 Tage 250 Tage Stadt Die Wärmebilanz in der 255 Tage 260 Tage Mögliche Maßnahmen 265 Tage Zusammenfassung Datenbasis: 24 Stundenwerte ? ,^-C t 1 l > \\ . <r I der Lufttemperatur pro Tag 1) Vegetationstag: Tagesmit¬ tel der Lufttemperatur min¬ destens 5°C Bis unter Sommerhitze und Klimawandel 25 Tage 30 Tage Städtische Wärmeinsel 35 Tage 40 Tage Temperatur in Gebäuden versus im Freien 45 Tage und darüber Temperaturen tags versus nachts Datenbasis: tägliche Extrem¬ werte der Lufttemperatur aus Fazit der Registrierung 2) Sommertag: Tagesmaxi¬ mum der Lufttemperatur mindestens 25°C Die städtische Wärmeinsel ... ,.'/-"-'X ' * ——— \I ■ Meteorologische Meßstation Landesgrenze * —i—«>—< Meteorologische Meßstation Landesgrenze pmraooi 1-XvXvJ Dichtbebautes Stadtgebiet Bezirksgrenze Bezirksgrenze ;-,—' -~.~s Gewässer Dichtbebautes Stadtgebiet r--~ 2SL_ Ü *_J "o ' Xj"^"*—* ' ■_ HEISSETAGE HEISSE NÄCHTE Mittlere Zahl von heißen Ta¬ gen3) in der Periode 1951 bis 1980 Mittlere Zahl von heißen Näch¬ ten4) in der Periode 1951 bis 1980 0 2 4 6 8 10 Tage Tage Tage Tage Tage Tage ■ Datenbasis: tägliche Extrem¬ werte der Lufttemperatur aus der Registrierung 3) Heißer Tag: Tagesmaximum der Lufttemperatur minde¬ stens 30°C —<■—— 5 10 15 20 25 30 35 Datenbasis: Lufttemperaturen um 24 Uhr aus der Registrie¬ rung 4) Heiße Nacht: Lufttempera¬ tur um 24 Uhr mindestens 20° C Meteorologische Meßstation Landesgrenze Meteorologische Meßstation Landesgrenze i—imi-n Bezirksgrenze Bezirksgrenze Gewässer Dichtbebautes Stadtgebiet Die Vegetationszeit ist als jener Abschnitt des Jahres definiert, in dem die Pflanzen photosynthetisch aktiv sind. Im allgemei¬ nen wird eine Tagesmitteltemperatur von mindestes 5 Grad C als Schwellwert zur Eingrenzung der Vegetationsperiode ge¬ wählt. Im dichtbebauten Stadtgebiet stehen den Pflanzen ca. 10 Tage mehr als in den Tallagen des Wienerwaldes und mehr als ein Monat mehr auf den Höhenzügen des Wienerwaldes als Vegetationszeit zur Verfügung. Zur Charakterisierung des Klimas während der warmen Jahres¬ zeit kann man sich unter anderem der Zahl der Sommertage be¬ dienen. Bis zu Seehöhen von ca. 250 m wird an mehr als 45 Ta¬ gen ein Tagesmaximum von mindestens 25 Grad C — was der Definition eines Sommertages entspricht — erreicht. Mit zu¬ nehmender Seehöhe reduziert sich die Zahl der Sommertage um 6,5 pro 100 m Seehöhenzunahme, die höchsten Erhebungen des Wienerwaides weisen weniger als 25 Sommertage pro Jahr auf. Ein Tag mit einem Tagesmaximum der Lufttemperatur von min¬ destens 30 Grad C wird als „heißer Tag" bezeichnet. Hitzebela¬ stung über 30 Grad C tritt in weiten Teilen Wiens an mehr als acht Tagen pro Jahr — zwischen Mai und September — auf. Um der üblicherweise am Nachmittag auftretenden Hitze zu entge¬ hen, bietet sich dem Wiener die Möglichkeit, auf höher gele¬ gene Wienerwaldgebiete auszuweichen, wo die jährliche Zahl Nächte Nächte Nächte Nächte Nächte Nächte Nächte | der heißen Tage auf etwa % reduziert ist. Quelle: Gewässer Dichtbebautes Stadtgebiet Das Klima von Wien — Projekt: ZA f. Met. u. Geodyn. in Zusammenarbeit mit MA 18 und BMWuF Fehlt während der Nachtstunden eine erfrischende Abkühlung, T(24 Uhr) 20°C; Skala 5–35 Fälle in den 30 Jahren 1951-80 fühlen sich manche ≥ Menschen in ihrem Wohlbefinden, z. B. während des Schlafes, beeinträchtigt. Für die Karte „mittlere jährliche Zahl der heißen Nächte" wurde als Kriterium eine Luft¬ temperatur von mindestens 20 Grad C um 24 Uhr gewählt. Die Karte spiegelt die Wirkung des Wärmeinseleffektes wider. So stehen etwa 30 heißen Nächten im Stadtzentrum 10—15 heiße Nächte im locker bebauten Gebiet und der Ebene im Osten ge¬ genüber. Die günstigsten Verhältnisse herrschen im Wiener¬ wald, wo sowohl im Tal als auch auf den Hängen und Berggip¬ feln die Zahl der heißen Nächte wesentlich vermindert ist. Entwurf: |. Auer, R. Böhm, ZA f. Met. u. Geodyn. Grundkarte: Blockgliederung von Wien nach dem Räumlichen Be¬ zugssystem Wien, automatisch gezeichnet durch MDADV, bearbeitet und ergänzt durch MA 41 Kartographie: L. Gumhalter, Institut für Stadtforschung Quelle: Auer, I., Böhm, R., Mohnl, H., Klima von Wien, 1989. Eine anwendungsorientierte Klimatographie. Wien: Magistrat der Stadt Wien, 270 Seiten. Online unter https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/c005692.html . . . ist ein Phänomen der Sommer-Nächte ! Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Sommerhitze und Klimawandel Städtische Wärmeinsel Temperatur in Gebäuden versus im Freien Temperaturen tags versus nachts Fazit Temperatur / thermischer Komfort in Gebäuden versus im Freien These: Temperatur im Gebäude ist das Wesentliche Menschen in der Stadt halten sich überwiegend in Gebäuden auf Leistungsfähigkeit bei der Arbeit Erholung im Schlaf Erhöhte Mortalität bei Hitzewellen betrifft v.a. Menschen, die sich im Innenraum aufhalten Wenn zu warm: ⇒ Klimaanlagen (Energieverbrauch, Kosten, Lärm, zusätzliche Erwärmung der Umgebung, ...) Temperaturen innen und außen stehen in Wechselwirkung Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Sommerhitze und Klimawandel Städtische Wärmeinsel Temperatur in Gebäuden versus im Freien Temperaturen tags versus nachts Fazit Thermischer Komfort im Gebäude ist also wichtig, aber . . . Gebäudebestand ist nicht auf heutige oder gar künftige Klimaverhältnisse abgestimmt Hitzelastberechnung nicht ausreichend realistisch (Klimawandel!) auch im Neubau nur untergeordnetes Thema, zu wenig Problembewusstsein bei Auftraggebern und Planern / Architekten Studien und Aktivitäten entweder auf Freiraum oder Innenraum von Einzelgebäuden konzentriert, nicht Stadtklima als Ganzes ⇒ (Mehr) Maßnahmen sind erforderlich! ⇒ Klares wissenschaftliches Verständnis wichtig Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Sommerhitze und Klimawandel Städtische Wärmeinsel Temperatur in Gebäuden versus im Freien Temperaturen tags versus nachts Fazit Temperaturen tags versus nachts Studien zeigen, dass erhöhte Mortalität in Hitzeperioden vor allem mit erhöhten Temperaturminima (mangelnder nächtlicher Abkühlung) erklärt werden muss: „Auch nach dieser Erweiterung erwies sich Temperatur und Mortalität in Wien das Modell mit der Minimaltemperatur an der Station Innere Stadt als das beste.“ (Moshammer et al. (2007): Einflüsse der Temperatur auf Mortalität und Morbidität in Wien, Endbericht von StartClim2005.A1a) Klimawandel: Minima steigen stärker als Maxima Wärmeinsel-Effekt ist primär ein Effekt auf die Temperaturminima, hat das Maximum am frühen Morgen Nächtliches Lüften ist einzige Option zur Abkühlung von nicht klimatisierten Räumen – Effekt hängt aber entscheidend von nächtlicher Abkühlung ab! Aufheizung von Gebäuden tagsüber → Überwärmung im Inneren und verringerte nächtliche Abkühlung draußen! Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Sommerhitze und Klimawandel Städtische Wärmeinsel Temperatur in Gebäuden versus im Freien Temperaturen tags versus nachts Fazit Fazit Bestandsaufnahme Anzustreben also: 1 Eindringen von Wärme in Gebäude minimieren 2 Nächtliche Abkühlung im städtischen Freiraum maximieren Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Wärmebilanz Stadt Wärmebilanz Gebäude Die Wärmebilanz der Stadt Situation tags: Strahlungsbilanz Rn fühlbarer Wärmestrom H latenter Wstr. L Advektion Stadt Speicherung G Strahlungsbilanz Rn = (1 − a) G ↓ + (Rlw ↓ − Rlw ↑) (1 – Albedo) · Globalstrahlung [kurzwellige=solare Strahlung) langwellige Bilanz: Gegenstrahlung – thermische Ausstrahlung Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Wärmebilanz Stadt Wärmebilanz Gebäude Die Wärmebilanz Gebäude Strahlungsbilanz Hülle lw. Bilanz Hülle Transmission Glas Wärmeleitung Hülle Undichtigkeit Hülle fühlbarer Wärmestrom Wärmeleitung Hülle Undichtigkeit / Lüften fühlbarer Wärmestrom Speicherung Speicherung TAG NACHT Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Für Stadtklima Albedo maximieren Speicherterm minimieren (für nächtliche Abkühlung) Verdunstung (lat. Wärme) maximieren langwellige Ausstrahlung maximieren Advektion (v.a. nachts) maximieren Für Innenraumklima (minimiert zugleich Speicherterm!) Transmission minimieren Lüftung je nach Außentemperatur minimieren/maximieren Wärmeleitung minimieren Albedo Gebäudehülle maximieren Wärmedämmung maximieren Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Reduktion der Albedo städtischer Oberflächen typischerweise ≈0,05 – 0,20 (d.h. 80–95 % werden absorbiert!) erreichbar ≈0,40 – 0,80 (weiß, je nach Sauberkeit) resultierende Verringerung der Wärmeaufnahme: 1−0,1 = 0, 9/ 0, 45 = 50% grobe Schätzung!! 1−0,45 Dächer (nur positiv) Hausfassaden positiv für Innenraumklima und Lufttemperatur erhöht Wärmebelastung im Freiraum wenn keine Abschattung Verkehrsflächen Vor-/Nachteile bzgl. Freiraum je nach Lage wichtig für Speicherterm weil gute thermische Verbindung zum Untergrund Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Albedo Negativbeispiele P+R Garage Spittelau Besonders negativ, da Betonstruktur ohne jede Wärmedämmung – große Speichermasse Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Albedo Negativbeispiele Renovierung BILLA Wien 20., Vorgartenstraße Wohnhausausbau Wien 20., Innstraße Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Albedo Positivbeispiele Neubau auf der Donaucity-Platte Fassade weiß Beschattung durch Loggiabauweise ? Jalousien außen – Fensterrahmen schwarz Uni Wien, UZA II Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Albedo Positivbeispiele - Der Klassiker Griechisches Inseldorf – Klima-angepasst! Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:IMFJ_Astypalea_2006_1.jpg, von IMFJ aus nl, GFDL Lizenz Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Minimierung Transmission Glasflächen Sonne durch Fenster ist wichtigste Wärmequelle Innenraum Abhilfe: Abschattung durch außenliegende Rolläden / Jalousien, oder evt. Gebäudeteile Schon lange Standard im Süden (beginnend mit Graz!), in Wien nur langsame Verbreitung Widerstand Denkmalschutz Belichtung durch ausstellbare Rolläden oder Jalousien mit verstellbaren Lamellen, nicht sehr verbreitet in Wien Jalousien – Windproblematik (z.B. Uni Wien UZA II: bei Wind werden Jalousien automatisch eingefahren, aber bei Nachlassen nicht mehr ausgefahren) Dachflächenfenster – bräuchten es am dringendsten, technische Lösung? Nicht nur für Südfassaden – im Sommer empfangen Ost- und Westfassaden u. U. mehr direkte Strahlung (Einfallswinkel!) Problematik Glasfassaden bzw. Fassaden mit hohem Glas-/Fensteranteil (Daten effektive Albedo?) Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Wärmedämmung – Wand, oberste Geschoßdecke, Fenster! Verringert Erwärmung des Innenraums durch molekulare Wärmeleitung Verringert effektive Speichermasse! Bei langandauernden Hitzeperioden (künftiges Klima!) dringt die Wärme auch durch dicke und/oder mäßig isolierte Wände Im Winter kann verlorene Wärme durch Heizung ersetzt werden, im Sommer ist aber nur nächtliche Lüftung als Wärmesenke verfügbar (und die wird tendenziell geringer). In Zukunft Bemessung (auch) nach Hitzekriterien? Nachteil: tags erhöhte Temperatur Gebäudehülle – Freiraumbefindlichkeit evt. beeinträchtigt. Muss in Kauf genommen werden. Albedominimierung Fassade wirkt dem entgegen. Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Verdunstung – Begrünung Latenter Wärmestrom schafft in unserer Klimazone i.a. ca. 60% der Strahlungsenergie weg – in der versiegelten Stadt nahe Null Pflanzen transpirieren durch Blätter, mehr Verdunstung als aus Boden direkt Wieviel kann erhöhte Verdunstung leisten, und wieviel Wasser wird dafür gebraucht? Einstrahlung an schönem Sommertag: ¯ 30 MJ/m2 absorbiert: ≈ 25 MJ/m2 Annahme durch Verdunstung wegzuschaffen 40% = Ò 10 MJ/m2 pro Tag 10 MJ/m2 Wassermenge: 2.5 MJ/kg = 4 kg/m2 = 4 mm (≈ bewäss. Rasen) Integriert über einen substanziellen Teil der Stadt: 4 kg/m2 · 100 · (103 m)2 = 400 × 106 m3 ; pro Kopf: / 2 · 106 P. =200 kg/P – Verdoppelung des Wiener Wasserverbrauchs! Zusatzeffekt bei Begrünung mit Bäumen: Beschattung! Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Begrünung – aber wie? Ohne Bewässerung überleben viele Pflanzen keinen Hitzesommer (hier: UZA II Außenanlagen, Sept. 2015) Pflanzen, die Trockenheit aushalten, stellen bei Trockenstress die Transpiration ein – kein Nutzen mehr . . . ohne viel Wasser keine relevante Abkühlung! Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Langwellige Bilanz – Geometrie Straßenschlucht Strahlungstemperatur Himmel z.B. 10◦ Strahlungstemperatur Hauswand z.B. 35◦ Tiefere Straßenschlucht ⇒ weniger negative langwellige Strahlungsbilanz (weniger Abkühlung durch lw. Ausstrahlung nachts, aber auch tags) Strahlungstemperatur Himmel↓ ⇐ Wasserdampf↓, Aerosol↓ Sehr enge Straßenschlucht: Gegenseitige Beschattung tags (für Wien weniger relevant, traditionelle Mittelmeer-Bauweise) Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Advektion Bei leichtem Wind kann nachts kühlere Luft vom Umland in die Stadt geführt werden insbesondere Kaltluftabfluss aus dem Wienerwald in Wien aber bei Hitzelagen oft allgemein windschwach erhöhte Rauigkeit des Stadtreliefs reduziert Windgeschwindigkeit, Advektion vermutlich keine wichtiger Effekt im Stadtinneren Bei starkem Wind wird die Luft vertikal durchmischt ⇒ extreme Nachttemperaturen Petra Seibert, BOKU–Met BOKU Tuerkenschanze, 1190 Wien Nacht 8./9. Juli 2015, zum Vergleich: 5./6. Juli 2015 45 40 Windgeschw. (+10) m/s Temperatur (deg C) 35 30 25 20 15 10 8.5 8.75 9 Tage im Juli 2015 9.25 9.5 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Anthropogene Wärmefreisetzung Energieeinsparung = verringerte Wärmefreisetzung ! Gilt drinnen und draußen ! Lokale Wärmequellen können sich in unmittelbarer Umgebung auswirken (z.B. Kühlaggregate von Supermarkt) (Konventionelle) Klimaanlagen sind unsozial – für die, die keine haben, verschlechtert sich die Situation (zusätzliche Abwärme, Lärm) – selbstverstärkender Effekt Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Resultierende Maßnahmen Albedoreduktion Transmission Wärmedämmung Erhöhung der Verdunstung (Begrünung) Verschiedenes Lüftung Richtiges Lüftungsverhalten: Fenster auf wenn Taussen < Tinnen Fenster zu wenn Taussen > Tinnen Lernprozess!! Die Mehrzahl hält die Fenster viel zu lang offen, u. U. den ganzen Tag ⇒ heiße Luft dringt ein und erwärmt in kurzer Zeit auch die innenliegenden Speichermassen, dann ist Hopfen und Malz verloren Alternative: Ventilatoren um Luftbewegung zu erzeugen Innen-Außen-Thermometer mit Lüftungsanzeige (Außensensor nicht trivial, Strahlungsfehler) Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht Bestandsaufnahme Die Wärmebilanz in der Stadt Mögliche Maßnahmen Zusammenfassung Zusammenfassung Hitze in der Stadt ist ein wichtiges Problem der Gegenwart und noch viel mehr der Zukunft Wichtigste Maßnahmen sind gebäudebezogen Gebäude sind langlebige Strukturen Neubauten / Totalrenovierungen sollten auf Klima in 2. Hälfte des Jahrhunderts ausgelegt werden Wissen und Bewusstsein nicht ausreichend Regulatorischer Rückstand Petra Seibert, BOKU–Met 21.9.2015 Hitze und Bauen aus meteorologischer Sicht
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