Mai2015 2015 Juni NDI MOYO – Ein Ort der Leben bietet Bereits in der letzten Ausgabe von MANELE haben wir von unserer seit 2014 verstärkten Zusammenarbeit mit dem Ndi Moyo Palliative Care Centre in Salima berichtet. Doch wie kam es überhaupt zu diesem für ein afrikanisches Land so ungewöhnlichen Projekt? Es war die Idee einer außergewöhnlichen Frau, die ihre Vision und Mission verwirklichte! in Ihrer Heimat Malawi einzusetzen. Nie wieder sollte ein Mensch unter solchen grauenhaften Schmerzen sterben müssen, wenn sie es selbst vermeiden kann. 2002 kehrte Lucy mit ihrem Mann Tony endgültig nach Malawi zurück, wo sie beide damit begannen, ehrenamtlich in verschiedenen HIV/Aids-Einrichtungen und Gesundheitscentren zu arbeiten. Die Gründerin von Nid Moyo ist Lucy Kishindo Finch, die 1943 als ältestes von 11 Kindern geboren wurde und innerhalb Malawis mit ihrer Familie häufig umziehen musste. 1964 wurde Lucy mit mehreren anderen jungen Frauen ausgewählt, um eine Ausbildung als Krankenschwester und Hebamme in Edingburgh/Schottland absolvieren zu können. Dort lernte sie 1967 ihren Mann Tony Finch kennen, der Forstwirtschaft studierte. Sie heirateten 1969, bekamen zwei Kinder und lebten in Sambia, Tansania, Groß-Britanien und Uganda, dem Job Tony's folgend. In Uganda arbeitete Lucy ehrenamtlich in einer HospizEinrichtung, wo sie sich umfassende Kenntnisse in der Palliativmedizin aneignen konnte. 1998 kehrte Lucy nach Malawi zurück, um ihre an Aids sterbende Schwester in einem Armeekrankenhaus zu pflegen. Im Raum nebenan starb ein junger Mann qualvoll ohne schmerzstillende Medikamente. Der schreckliche Tod des unbekannten Soldaten war für Lucy ein so einschneidendes Erlebnis, dass sie beschloss, ihr Wissen und ihre Erfahrungen 2006 war es endlich soweit: Lucy und Tony konnten ihre eigene Palliative Care Clinic in Salima Boma eröffnen. Ihre Kinder und Freunde gründeten in Groß Britanien den Verein NdiMoyo Trust UK, um Spenden zu sammeln. Ndi Moyo wird nach wie vor ausschließlich durch Spendengelder finanziert! Seite 1 von 4 Mai2015 2015 Juni Bis zum heutigen Tage ist Lucy ihrem Versprechen treu geblieben, dass kein Mensch, der bei Ndi Moyo um Hilfe bittet, abgewiesen wird. Auch Tony arbeitet aktiv als Operational Director für das Lebenswerk seiner Frau. Beide tun dies ehrenamtlich und trotz ihres inzwischen hohen Alters aktiv und unermüdlich. Lucy Kishindo Finch, eine außergewöhnliche Frau, hat mit ihrem Mitgefühl, ihrem Engagement und all ihrer Kraft eine einmalige Einrichtung in Malawi geschaffen, die den Menschen ein Leben und Sterben in Würde ermöglicht. • • • • Ndi Moyo - Programm/Leistungen: • Klinikbesuche der Patienten an 5 Tagen in der Woche • Regelmäßige Hausbesuche bei bettlägerigen oder sterbenden Patienten • Besuch und Angebot von Trauerarbeit • Bedürftige Kinder von Patienten werden mit Schlafmatte, Mosquitonetz, Hefte, Schulgebühren usw. versorgt (z. Zt. bis zu 1000 Kindern) • Immer im Oktober wird für die Angehörigen von Verstorbenen ein gemeinsames Fest der Erinnerung veranstaltet • Im Januar wird ein Fest für die Lebenden gestaltet für ein weiteres gemeinsames Jahr. Ndi Moyo’s Engagement: • Ndi Moyo hat z. Zt. ca. 400 registrierte Patienten, die regelmäßig betreut werden • Niemand, der zu Ndi Moyo kommt, wird • • ohne gesehen oder gehört zu werden weg geschickt. 71 % der Patienten sind HIV positiv und/oder leiden zudem unter verschiedenen Krebsarten. Alle Medikamente werden kostenlos an die Patienten abgegeben und Morphium in zwei Stärken verabreicht. Auch pflanzliche Medikamente aus dem eigenen medizinischen Garten werden angewandt. Patienten werden zweimal wöchentlich mit der eigenen Ambulanz in das District Hospital zur Chemotherapie gefahren. Zweimal im Monat wird ein Care Day veranstaltet, um sehr armen, weit entfernt lebende Patienten einen Tag außerhalb ihrer Wohnung anzubieten und den pflegenden Angehörigen einen freien Tag zu ermöglichen. Die Patienten werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern mit Essen versorgt, sie können ruhen, Musik hören oder Schmuck und andere Dinge herstellen. Das Klinikteam von Ndi Moyo ist ganzheitlich ausgerichtet, um die psychischen und sozialen Probleme der Menschen erfassen die negative Auswirkungen auf Schmerzen haben können. Die Patienten werden umfassend beraten und unterstützt. Wir als „Hilfe für Malawi“ werden Ndi Moyo verstärkt unterstützen und hoffen dabei auch weiterhin auf die Hilfe und Unterstützung unserer Mitglieder für dieses außergewöhnliche Projekt. Danke! Seite 2 von 4 Mai2015 2015 Juni Was gibt es Neues aus Malawi zu berichten Johannes Leva: „Zwischen alten Projekten und neuen Partnern!“ Diesen März war ich (Johannes) für insgesamt 4 Wochen in Malawi und habe mir einen Einblick in die laufenden Projekte des Vereins verschafft. Hauptgrund des Aufenthaltes war meine Masterarbeit, die ich im Zuge meines Studiums über die palliative Versorgung der Regionen Nkhotakota und Salima schreibe. Mein Hauptfokus lag demnach auf den Problemen und Veränderungen, die durch das Palliativprojekt entstanden sind. Neben der Masterarbeit gab es natürlich auch viele Punkte für den Verein zu erledigen. Bevor ich die Reise antrat, erstellte ich mit Rainer und Monika eine To-Do Liste, um die für den Verein wichtigsten Punkte festzuhalten. Ich war erstaunt, wie vielschichtig Ndi Moyo arbeitet und mit welchem Elan ein jeder seine Arbeit verfolgt. Nach einer so positiven Erfahrung war es um so bedrückender, den Zustand unseres Solarpunktes an der Schule in Nkhotakota zu sehen. Aufgrund von Streitigkeiten zwischen der Schule, dem verantwortlichen Verwalter, den Inhabern der Lampen und einer schlechten Kommunikation zwischen Schule und uns, wurde der Solarpunkt bereits vor einem halben Jahr, aus Angst er könnte geklaut werden, abgebaut. Die drei Hauptpunkte waren 1. das persönliche Kennenlernen neuen Partners Ndi Moyo, unseres 2. Einsicht in das Solarprojekt an der Lay Secondary School 3. eine Aussprache mit unserem ehemaligen Repräsentanten Max Mphatso Mapemba. Bis zu meiner Ankunft haben wir hiervon nichts gehört, weswegen mein Schock über das Ausmaß des Konfliktes groß war. Im Verlauf der drei Wochen in Nkhotakota konnte ich die größten Streitigkeiten und Unklarheiten bezüglich des Projektes klären und einen Neustart initiieren. Die erste Woche verbrachte ich bei Lucy und Tony Finch (Gründer von Ndi Moyo), die mich in Hierzu wurde die Solarstation von der Schule ihrem Haus aufnahmen und mich jeden Morgen direkt in das Dorf Nkhone-Village verlegt. Es mit in die Klinik nahmen. Jeden Tag konnte ich wurde ein Komitee gegründet, das mit Max einen Mitarbeiter meiner Wahl begleiten. So Mphatso Mapemba zusammen die Verwaltung lernte ich alle Facetten der geleisteten Hilfe von des Solarpunktes übernommen hat. Die Ndi Moyo kennen. Seite 3 von 4 Mai2015 2015 Juni ursprünglichen Ziele des Projektes, der Schule zusätzliche Einnahmen für Lehrmaterialien zu ermöglichen, haben sich demnach geändert. Mit den Einnahmen, die das Projekt jetzt erzielen kann, sollen soziale Projekte im Dorf für die Bewohner unterstützt werden. Um den Solarpunkt starten zu können, erhielten die Bewohner Nkhones einmalig einen Geldbetrag zur Verfügung. Unter anderem musste eine neue Batterie sowie einige Kleinteile gekauft und das Gebäude, auf dem die Solaranlage jetzt steht, mit einer neuen Tür ausgestattet werden. Bereits eine Woche nach der Übergabe der Anlage wurden die ersten Lampen an der Station geladen. Es sind nun auch endlich die Lampen im Umlauf, die bereits Ende 2013 an die Schule geschickt, jedoch aufgrund der Streitigkeiten bisher nicht verteilt wurden. Mitte 2014 traten Schwierigkeiten mit ihm auf (wir berichteten), die dazu führten, dass wir die Zusammenarbeit mit ihm vollständig beenden wollten. Während des Gesprächs mit ihm wurde mir klar, dass er von unserer Entscheidung gerüchteweise zwar gehört hatte, ihm dies aber nie offiziell bestätigt wurde. Trotz aller Geschehnisse wirkte er auf mich wie ein junger und engagierter Mann der eine zweite Chance verdient hat. Da er besonders von den Dorfbewohnern anerkannt wird, beschlossen wir, ihm diese zweite Chance in dem neu angesetzten Solarprojekt zu geben. Er soll sowohl die Bewohner Nkhones in allen Bereichen unterstützen als auch die Kommunikation mit uns über das Projekt führen. Obwohl Max nun nicht mehr unser Repräsentant für alle Bereiche ist, sondern ausschließlich für das Solarprojekt, zeigte er sich mir gegenüber sehr dankbar. Sofort begann er, mit den Dorfbewohnern ein neues Konzept (unter ständiger Rücksprache mit mir) auszuarbeiten. Soweit ich das den regelmäßigen E-Mail Berichten entnehmen kann läuft das Projekt gut an. Als letzten Punkt auf meiner To-Do-Liste stand die Aussprache mit Max Mphatso Mapemba, der seit 2013 als unser offizieller Repräsentant in Nkhotakota arbeitete. Über den weiteren Verlauf des Projektes sowie meine Masterarbeit werde ich in der nächsten MANELE berichten. Johannes Leva – Kassenwart Seite 4 von 4
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