Die Dreifaltigkeit oder Ein göttliches Geheimnis offenbart sich Gedanken zum Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit von Pfr. Ulrich Lindl Meist ohne groß nachzudenken, bekennen wir uns immer wieder zu einem dreifaltigen Gott: wir beginnen unser Gebet und unsere Gottesdienste „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Und bekräftigen es noch mit: „Amen.“ Das ist zugleich auch das kürzeste Bekenntnis unseres Glaubens, gewissermaßen das „Alah u akba“ der Christen. Was uns so einfach über die Lippen geht, dass wir es oft gar nicht bemerken, ist im Grunde das tiefste Geheimnis unseres Glaubens. Wenn Sie gefragt werden, was das eigentlich Christliche an unserem Glauben ist, antworten Sie ganz einfach: der Glaube an einen dreifaltigen Gott. Glauben Juden wie Muslime streng an einen und einzigen Gott, kennen wir Christen den einen Gott in drei Personen. Es kann nicht verwundern, dass sich schon früh Einwände erhoben gegen diesen Glauben. Wie soll das gehen, wie darf man sich das eigentlich vorstellen? In der Tat haben sich schon im 4. Jahrhundert gleich zwei Konzilien mit der schwierigen Frage der Dreifaltigkeit beschäftigt. Vor allem, weil es darum ging, zwei Missverständnisse auszuräumen: Zum einen die Auffassung, Jesus Christus und der Heilige Geist seien Gott untergeordnet, eine Art „Hilfsgötter“. Zum anderen die Vorstellung, der eine Gott sei im Laufe der Geschichte in drei verschiedenen Masken erschienen und habe einmal als Gott Vater, dann als Gott Sohn und schließlich als Gott Heiliger Geist die Bühne der Welt betreten. Aber ist Gott denn ein Schauspieler? Demgegenüber stellen die Konzilien in Nicäa (325 n. Chr.) und Konstantinopel (381 n. Chr.) klar: der eine Gott vereint in sich drei Personen. Und die drei Personen sind in ihrem Wesen alle der eine Gott. Das glauben und bekennen alle christlichen Kirchen bis auf den heutigen Tag. Wie gesagt: die Dreifaltigkeit macht den „christlichen Unterschied“, ist das „Specificum Christianum. Vielleicht klingt das alles spitzfindig, viel zu theologisch, von Theologen erdacht – für Theologen gemacht. Die Dreifaltigkeit lässt uns tiefer blicken – mitten hinein in das Wesen Gottes, das uns Menschen ja nicht ganz fremd sein kann. Schließlich sind wir gottgeschaffen als sein Ebenbild. Und eine einfache Lebenserfahrung lässt uns weiter folgern zu einer Gotteserfahrung: unser Leben gelingt nur in Beziehungen. Ließe man ein Kind in einem Raum, man könnte es mit allem versorgen, doch ohne menschliche Beziehungen würde es ganz fraglos verkümmern. Auch später hängt viel Lebensglück davon ab, wie gelingend unsere Beziehungen sind, wie beziehungsreich wir leben. Wenn Gott das Leben in Fülle ist, dann begreifen wir, dass Gott nicht als Einzelgänger lebt. Gott ist kein Single. Gott selbst ist gelebte Beziehung in Vollendung. Und vollendete Beziehung ist gelebte Liebe. Der Johannesbrief sagt es in den so wunderbar einfachen Worten: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4, 16 b). Wenn Gott die Liebe ist, dann braucht er ein Gegenüber, das er lieben kann. Liebe will leben und darum sucht die wahre Liebe ein Gegenüber, ein Du, das es liebt. Wenn die Liebe nur im eigenen Ich gefangen bliebe, bliebe sie ohne jede Ausstrahlung. Hier begegnen wir der liebevollen Einheit des Vaters mit dem Sohn: „Ich und der Vater sind eins.“ (vgl. Joh 10,30) „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.“ (Mt 3, 17) Gott bekennt sich zu seinem Sohn und der Sohn schenkt diese Liebe weiter. „Wie mich der Vater geliebt hat, so liebe ich Euch.“ (Joh 15, 9) Mit diesen Worten will uns Jesus mit hineinnehmen in die Liebe Gottes. Und auch das wissen wir: echte Liebe strahlt aus. Sie wird spürbar in der Umgebung. Echte Liebe kann die Welt verändern. Wir haben das hoffentlich alle schon einmal erlebt. Hier begegnen wir dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist, den Jesus nach seiner Himmelfahrt vom Vater aussendet, kommt aus dem Herzen der innersten Liebesbeziehung Gottes. Der Heilige Geist geht, wie wir im Credo bekennen, „aus dem Vater und dem Sohne hervor“. Dieser Geist strahlt aus und wirkt hinein in unsere Welt. Und überall dort, wo er wirkt, zeigt er Früchte. Der Apostel Paulus nennt sie in seinem Brief an die Galater: „Liebe, Freude Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ So entfaltet der Geist 3 mal 3 - neunfach die Liebe Gottes im Leben des Menschen (Gal 5,22) und beweist: „Der Geist ist es, der lebendig macht!“ (Joh 6, 63) In der Taufe sind wir hineingetaucht –hineingetauft- in die Lebensbeziehung des dreifaltigen Gottes: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (vgl. Mt 28,19) Die Taufe ist damit die Einladung Gottes an den Menschen: Lass Dich hineinnehmen in eine Lebensgemeinschaft der Liebe mit mir durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Alle Sakramente der Kirche sind Mittel, die uns helfen wollen, lebendigen Anteil zu erhalten an dieser Liebe Gottes. Das Sakrament der Buße, ein Angebot zu Vergebung und Umkehr. Barmherzigkeit ist angewandte Nächstenliebe. Die Eucharistie, in der die menschgewordene Liebe Gottes zur Hingabe wird: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ (Joh. 15,13) Das Sakrament der Ehe, in dem sich Mann und Frau vor Gottes Angesicht trauen, die Liebe in Treue zu leben… Alle sieben Sakramente laden uns ein, in der Beziehung mit dem dreifaltigen Gott unser Leben zu gestalten. Das Glaubensgeheimnis der Dreifaltigkeit Gottes ist und bleibt ein tiefes und zugleich wunderschönes Geheimnis unseres Glaubens. Das Geheimnis ist göttlich und zutiefst menschlich zugleich. Denn es kündet von gelingenden Beziehungen, die das Leben in Liebe reich machen. Gott ist kein Einzelgänger. Gott ist gelebte Liebe, die ausstrahlt! Das gilt es nicht zu begreifen. Lassen wir uns ergreifen und hineinnehmen in die Beziehung mit dem lebendigen und dreifaltigen Gott!
© Copyright 2024 ExpyDoc