Flüchtlinge schützem, Heimat teilen (Flyer 18/39, 3. überarb. Auflage

Quelle: A.Kraus/laif
FLÜCHTLINGE SCHÜTZEN,
HEIMAT TEILEN
„Das ist eine
riesige Chance:
Neubürgerinnen und -bürger
werden
hier eine Heimat finden.
Es wird Reibung
geben und
dadurch Fortschritt.“
Katrin Göring-Eckardt MdB
Fraktionsvorsitzende
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NUR GEMEINSAM
SCHAFFEN WIR ZUKUNFT
Deutschland und die Europäische Union stehen vor einer Zei­
tenwende. Seit der Friedlichen Revolution und der Deutschen
Einheit hat nichts unser Land so herausgefordert, wie die
humanitäre Katastrophe am Rand Europas.
Weltweit sind über 60 Millionen Menschen aus ganz unter­
schiedlichen Gründen auf der Flucht. Gegenwärtig kommen
die meisten Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan,
Ländern mit ungelösten kriegerischen Konflikten und ohne
Perspektive auf eine schnelle Lösung.
Tausende freiwillige Helferinnen und Helfer sowie Mitarbeite­
rInnen der zuständigen Behörden sorgen sich um die Unter­
bringung der Flüchtlinge. Und die für eine wesentlich gerin­
gere Zahl von AsylbewerberInnen ausgelegten Aufnahmesys­
teme in Deutschland kommen regional an Belastungsgrenzen.
Schwierige Aufgaben sind jetzt zu lösen, weil die Bundesre­
gierung es über viele Jahre versäumt hat, sich der Realität zu
stellen, und dachte, die alte Abschottungspolitik könne auf
Dauer funktionieren.
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Rettungsschwimmer weisen ein Boot bei der
Ankunft auf Lesbos ein. Quelle: E. Marquardt
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FÜR EINE TRAGFÄHIGE
WILLKOMMENSSTRUKTUR
Viele Menschen suchen Schutz in Deutschland, weil sie auf
unsere Demokratie vertrauen. Die hohe Zahl der Flüchtlinge
stellt die Behörden ebenso wie Hilfsorganisationen vor
immense Herausforderungen. Dass es dennoch immer wieder gelingt, den ankommenden Menschen Unterkunft und
Versorgung bereitzustellen, liegt nicht zuletzt an der groß­
artigen Hilfs- und Spendenbereitschaft der Bevölkerung, an
den Vereinen, Verbänden und Kirchen, die Hilfe organisieren,
und an den zahllosen Menschen, die sich als Freiwillige tag­
täglich engagieren. Dieses bürgerschaftliche Engagement
wollen wir stärken.
Behörden, Verbänden und Freiwilligen werden größte
Anstrengungen abverlangt. Die letzten Monate waren
bei den Beteiligten vielfach geprägt von großer Empa­
thie, Aufnahmebereitschaft und Improvisation. Das alles
wird auch in Zukunft benötigt, aber jetzt gilt es, einen
Schritt voran zu gehen: Wir wollen diese Willkommens­
kultur in eine Willkommensstruktur münden lassen, ins­
besondere bei Bildung, Arbeitswelt, Wohnen, Integra­
tion und Teilhabe. Wir wollen ihnen eine bessere Chance
durch ein Einwanderungsgesetz geben. Die notwendigen
Integrationsanstrengungen – mehr Lehrer und Lehrerin­
nen, neue Wohnungen und berufliche Fortbildung –
werden Deutschland nicht wenig Geld kosten. Es wird
sich aber langfristig bezahlt machen.
Quelle: E. Marquardt
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INTEGRIEREN UND TEILHABEN
Die Herausforderungen bei der Integration beginnen erst jetzt.
Bund, Länder und Kommunen sollten Wirtschaft und Gewerk­
schaften, Kirchen und andere Religions- und Wertegemein­
schaften sowie die gesamte Zivilgesellschaft von Sportverei­
nen bis Kulturschaffenden einladen, sich an einem Pakt für
nachhaltige Integration zu beteiligen. Viele der Flüchtlinge
werden auf Dauer bleiben, sie können deutsche Staatsbürge­
rinnen und Staatsbürger von morgen werden. Es sind Frauen
und Männer, die bewusst in Deutschland leben, arbeiten und
ihren Kindern hier eine gute Zukunft schaffen wollen; es
kommen junge Flüchtlinge, die hier aufwachsen werden. Das
ist eine riesige Chance für unser Land. Es wird natürlich auch
Konflikte und Reibung geben, aber wir können die Integrati­
onsaufgaben gemeinsam meistern.
Integration ist ein wechselseitiger Prozess. Unser Land wird
jünger und vielfältiger, es wird sich verändern. Dies werden
auch die Menschen tun, die nun neu nach Deutschland kom­
men, denn Grundlage unseres Zusammenlebens ist das
Grundgesetz, sind Menschenwürde, Freiheit und die gleich­
berechtigte Teilhabe aller in einer offenen, demokratischen
Gesellschaft. Das Grundgesetz gilt für alle, egal ob jemand
aus Damaskus oder aus Dresden kommt.
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GEMEINSAM
GEGEN RASSISMUS
Rassismus und Rechtsextremismus, Nazis im Netz und auf der
Straße greifen die Grundlagen unseres Zusammenlebens an.
Attacken auf das Asylrecht und rassistische Hetzparolen bieten
den Nährboden für Gewalt. Zahlreiche Brandanschläge auf
Flüchtlingsunterkünfte, Angriffe auf Flüchtlinge und deren
Unterstützerinnen und Unterstützer wecken Erinnerungen an
die mörderischen Anschläge in den 1990er Jahren. Das darf sich
nicht wiederholen.
Rechtsextremen und Rassisten, die ihre menschenverachten­
den Ziele auf dem Rücken der Schwächsten verfolgen, stellen
wir uns konsequent entgegen. Menschen, die vor Verfolgung,
vor Gefahr für Freiheit, Leib und Leben zu uns geflohen sind,
haben ein Recht darauf, dass alles gesellschaftlich und rechts­
staatlich Mögliche unternommen wird, sie vor Diskriminierung
und Bedrohung durch rechte Gewalt wirksam zu schützen.
Wichtig ist auch die rechtzeitige und ernsthafte Kommunikation
mit der Nachbarschaft von Flüchtlingseinrichtungen, um Ängste
und Vorurteile gerade bei denen abzubauen, die bisher keine
Erfahrung im persönlichen Umgang mit Flüchtlingen hatten.
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AUSBILDUNG UND ARBEIT
ERMÖGLICHEN
Sprache und Arbeit sind entscheidende Schlüssel für ein
selbstbestimmtes Leben in Deutschland. Wir setzen uns für
einen frühzeitigen und gleichrangigen Zugang für alle Asyl­
suchenden zum Arbeitsmarkt ein. Es braucht eine Bildungs­
offensive, um Flüchtlingskindern Zukunft und Perspektiven
zu eröffnen. Dafür fordern wir als erste Unterstützungsmaß­
nahme ein 10-Milliarden-Euro-Programm über zehn Jahre.
Wir wollen einen „Deutschlandfonds für Integration“, der von
Staat und Unternehmen getragen wird. Er soll Angebote zur
Sprachförderung und berufliche Aus- und Weiterbildungen
finanzieren. Barrieren für Asylsuchende beim Zugang zum
Arbeitsmarkt, wie die sogenannte Vorrangregelung, gehören
beseitigt. Die Anerkennung ausländischer Bildungs- und
Berufsabschlüsse muss erleichtert und beschleunigt werden.
Die Jobcenter wollen wir fit machen für die Beratung und Ver­
mittlung. Auszubildende und Betriebe müssen endlich
Rechtssicherheit erhalten durch ein gesichertes Bleiberecht
für Asylsuchende und Geduldete während der Berufsausbil­
dung und anschließender Weiterbeschäftigung. Das gilt auch
für Studierende.
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In dem Modellbetrieb Cucula e. V. baut Moussa Usuman Möbel nach Entwürfen des Designers Enzo
Mari, zum Teil mit Brettern der Flüchtlingsboote aus Lampedusa. Quelle: F. Zahn/picture alliance
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FLÜCHTLINGE MENSCHENWÜRDIG AUFNEHMEN
Die Bundesregierung hat trotz einer wachsenden Zahl von
Flüchtlingen die Länder und Kommunen lange allein gelas­
sen. Auf Druck der Länder wurde im Oktober 2015 endlich eine
dauerhafte Kostenbeteiligung des Bundes bei der Aufnahme
und Unterbringung beschlossen.
Viele Länder und Kommunen befinden sich bei der Aufnahme
und Unterbringung seit Monaten im Notmodus. Große Sam­
melunterkünfte dürfen genauso wie Zeltstädte, Container
oder Turnhallen kein Dauerzustand sein. Die räumliche Enge
und fehlende Privatsphäre können zu Spannungen führen.
Hier braucht es Gewaltschutzkonzepte, die insbesondere die
Situation von Kindern, Jugendlichen, Frauen und Menschen
mit Diskriminierungsrisiko berücksichtigen. Mittel- und lang­
fristig müssen Flüchtlinge vorrangig dezentral und in Woh­
nungen untergebracht werden.
Bezahlbarer Wohnraum wird dringend gebraucht, für Asylbe­
rechtigte wie für bereits hier lebende Menschen. Die Bundes­
mittel für den sozialen Wohnungsbau müssen auf mindestens
zwei Milliarden Euro im Jahr aufgestockt werden.
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Zeichnungen von Flüchtlingskindern in Hildesheim.
Quelle: J.Stratenschulte/picture alliance
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FÜRSORGE UND
ZUWENDUNG AUSBAUEN
Die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen ist mangelhaft.
Viele Flüchtlinge haben Schreckliches erlebt. Sie sind zum Teil
traumatisiert und benötigen medizinische und psychothera­
peutische Hilfe. Dies zu ermöglichen, ist nicht zuletzt ein wich­
tiger Beitrag für eine gelingende Integration. Wir wollen die
psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen deutlich ausbauen.
Minderjährige Flüchtlinge, vor allem unbegleitete, brauchen
dabei besonderen Schutz und Fürsorge.
Die Ermöglichung einer Gesundheitskarte kann nur ein erster
Schritt sein. Sie schafft die Möglichkeit, ohne vorherige Geneh­
migung des Sozialamtes einen Arzt oder eine Ärztin aufzusu­
chen. Die bundesweite Einbeziehung von Flüchtlingen in die
Regelversorgung der Gesetzlichen Krankenversicherung bleibt
aber ein wichtiges Ziel. Und grundsätzlich bleibt unsere Forde­
rung, das diskriminierende, teure und bürokratische Asylbe­
werberleistungsgesetz vollständig abzuschaffen.
Die Freiwillige Feuerwehr Feldkirchen erfreut Bewohner des Flüchtlingsheimes an einem
heißen Tag mit einer Abkühlung. Quelle: Martin Peneder/FF-Feldkirchen
Quelle: M.Rehle/Reuters
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FÜR EIN MODERNES
EINWANDERUNGSGESETZ
Ein modernes Einwanderungsgesetz gehört jetzt mehr denn je
auf die Tagesordnung. Deutschland braucht endlich einen
gesetzlichen Rahmen, um Einwanderung und Integration
nachhaltig zu gestalten. Wenn man die Teilhabe von Einwan­
derinnen und Einwanderern umfassend fördern will, müssen
die Regelungen so zusammengefasst sein, dass sie sinnvoll
und übersichtlich ineinandergreifen: vom Integrationskurs
über die Zugänge zu Arbeit und Bildung bis hin zu den politi­
schen Teilhaberechten und dem Staatsangehörigkeitsrecht. Es
müssen unkompliziert und transparent legale Wege der
Arbeitsmigration eröffnet werden, die internationaler Mobili­
tät in Zeiten der Globalisierung gerecht werden.
So kann Einwanderung einen Beitrag leisten gegen den Alte­
rungsprozess und den drohenden Fachkräftemangel in unserer
Gesellschaft. Mithilfe eines Einwanderungsgesetzes können
auch die Grundrechte von Einwanderinnen und Einwanderern
– insbesondere beim Schutz des Privat- und Familien­lebens –
besser zur Geltung gebracht werden als bisher.
Quelle: Corbis
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DIE WELT IST
IM UMBRUCH
Das 21. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Flüchtlinge. Die
große Mehrheit flieht zunächst in Nachbarstaaten. Im Liba­
non beispielsweise kommen auf vier Millionen Einwohner
über eine Million syrischer Flüchtlinge. Im Zeitalter der Glo­
balisierung rücken Konflikte nun auch vielfach näher an
unser Land heran. Deutschland allein wird in diesem Jahr
eine Million neue Flüchtlinge sehen.
Die Aufnahme von Schutzsuchenden ist eine menschenrecht­
liche, völkerrechtliche und humanitäre Verpflichtung. Dieser
Grundsatz muss sich gerade jetzt bewähren. Alle Versuche,
das Grundrecht auf Asyl auszuhöhlen oder gar abzuschaffen,
weisen wir Grüne im Bundestag entschieden zurück. Die
Menschen, die bei uns Schutz suchen, haben einen Anspruch
auf ein faires, unvoreingenommenes und zügiges Verfahren
und eine menschenwürdige Aufnahme.
Mit dem Projekt „Tor zur Freiheit“ will das Schauspiel Hannover das Schicksal von Flüchtlingen in
Deutschland thematisieren. Quelle: P. Steffen/picture alliance
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FAIRE UND ZÜG IGE VERFAHREN
+
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Wir wollen faire und zügige Asylverfahren.
Vorschriften, die unnötig BehördenKapazitäten binden und damit Asylverfah­
ren verlängern, gehören beseitigt. So soll­
ten Menschen aus Ländern mit sehr hoher
Anerkennungsquote wie Syrien, Irak,
Eri­trea und Somalia künftig ohne Einzel­
fallprüfung und ohne Einschränkung ihrer
Rechte einen Schutzstatus erhalten. Das
obligatorische Überprüfungsverfahren drei
Jahre nach einer Asylanerkennung wollen
wir abschaffen. Asylsuchende, die länger
als ein Jahr im Verfahren sind, sollten eine
Aufenthaltserlaubnis erhalten können.
Das hilft, den riesigen Stau nicht entschie­
dener Alt-Anträge zu beseitigen. Gleich­
zeitig können wir aber nicht sagen: Alle
Menschen, die zu uns kommen, können
bleiben. Diejenigen, die keinen Schutz in
Deutschland erhalten können, werden
unser Land wieder verlassen müssen.
Keinen Beitrag zur beschleunigten Bearbei­
tung von Asylanträgen leisten dagegen Ver­
schärfungen, die die Große Koalition im Eil­
verfahren durchgedrückt hat. Das betrifft die
integrationshemmende Verpflichtung für
Flüchtlinge, länger in der Erstaufnahmeein­
richtung bleiben zu müssen, Leistungsein­
schränkungen und die Erweiterung der Liste
angeblich „sicherer Herkunftsstaaten“ um
Albanien, Kosovo und Montenegro, obwohl
dort Minderheiten Übergriffen ausgesetzt
sind. Die grüne Fraktion hat zu diesen
Punkten im Bundestag Nein gesagt.
-
In dieser sensiblen Phase beschäftigt sich
die Große Koalition nicht mit der Suche
nach den besten Lösungen, sondern vor
allem mit sich selbst. Der inszenierte Koali­
tionskrach um Transitzonen oder Familien­
nachzug lenkt davon ab, dass Verfahren
konzentriert, schnell, menschlich und
rechtssicher durchgeführt werden müssen.
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Viele Ehrenamtliche versorgen die Geflüchteten
mit dem Nötigsten.
Quelle:
E. Marquardt
Quelle:
T.Schneider/Corbis
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FALSCHE POLITIK
DER ABSCHRECKUNG
VERANTWORTUNG
IN EUROPA TEILEN
Jahrzehntelang war die konservative Politik von dem Grund­
gedanken geprägt, Asylsuchende von gesellschaftlicher Teil­
habe auszuschließen. Das setzt sich fort. Diskriminierende
Regelungen wie die Einschränkung der Bewegungsfreiheit
(„Residenzpflicht“) oder bürokratische Schikanen wie das
Sachleistungsprinzip sollen abschrecken. Sie bewirken aber
nur, dass Menschen an der Integration gehindert werden.
Die EU steht vor einer Bewährungsprobe. Flüchtlingsaufnahme
ist eine gesamteuropäische Aufgabe, sie wird derzeit aber nur
von einer Handvoll Mitgliedstaaten wahrgenommen. Es kann
nicht sein, dass die große Mehrheit der Schutzsuchenden in nur
wenigen EU-Mitgliedsländern Aufnahme findet, während ande­
re sich explizit weigern, Flüchtlinge aufzunehmen. Oft erwartet
Flüchtlinge in Europa statt menschenwürdiger Aufnahme das
Gegenteil: überfüllte Auffanglager, überforderte oder ignorante
Behörden. Vielerorts wird ihnen der Zugang zum Asylverfahren
verweigert. Sie erhalten keine Unterstützung, sind mittel- und
obdachlos und werden häufig Opfer rassistischer Übergriffe.
Nachdem ausreisepflichtige Flüchtlinge eine Zeit lang nur
noch in Ausnahmefällen inhaftiert wurden, will die Bundes­
regierung jetzt wieder dafür sorgen, dass Menschen häufiger
in Abschiebungshaft genommen werden. Dabei müsste
Unterstützung bei der freiwilligen Rückkehr von Menschen
ohne Asylgrund und ohne Abschiebehindernis im Vorder­
grund stehen.
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Das Dublin-System (eine EU-Verordnung), das Schutzsuchende
zwingt, in dem Land Asyl zu beantragen, in dem sie in der EU
ankamen, ist gescheitert. Deutschland hatte es sich damit lange
Zeit bequem gemacht. Das System muss durch eine neue Politik
der Verantwortungsteilung in Europa unter Berücksichtigung der
jeweiligen Aufnahmekapazität und der Bedürfnisse der Flücht­
linge ersetzt werden. Wer bereits Familie in einem EU-Staat hat,
will verständlicherweise dorthin. Wer die Sprache spricht oder
soziale Bindungen hat, dem fällt die Integration leichter. Das ist
für alle von Vorteil.
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LEGALE WEGE NACH
EUROPA ERÖFFNEN
Die Zustände auf der Balkan-Route sind unhaltbar. Durchnässt
und erschöpft bahnen sich Flüchtlinge den Weg, nicht selten
ohne Nahrung und Schutz vor Kälte. Die Transitländer registrie­
ren die Durchziehenden, versorgt werden sie meist nur von Frei­
willigen. Manche werden tagelang in Haftzentren festgehalten.
Schikanen bilden eine florierende Geschäftsgrundlage für Orga­
nisierte Kriminalität durch Schlepper. Je mehr Fluchtwege ver­
baut werden, umso gefährlicher und teurer wird die Flucht.
Tausende Flüchtlinge sterben Jahr für Jahr im Mittelmeer. Wir
brauchen dringend eine zivile europäische Seenotrettung. Statt­
dessen möchte die EU ihren „Krieg gegen Schleuser“ mit militä­
rischen Mitteln führen und gefährdet die Flücht­linge noch mehr.
Niemand begibt sich freiwillig in solche Gefahren. Dass Men­
schen es dennoch tun, liegt auch daran, dass ihnen keine
sicheren Wege nach Europa offenstehen. Flüchtlinge müssen
die Möglichkeit zur legalen Einreise erhalten. Dazu braucht es
humanitäre Aufnahmeprogramme, großzügige Erteilung von
Visa und unbürokratische Familienzusammenführungen.
Deutschland und die anderen EU-Länder müssen ihre
Bewährungsprobe als Wertegemeinschaft bestehen.
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„Europa hat eine
rechtliche und moralische Verpflichtung,
Schutzsuchenden zu helfen,
die vor Krieg und Verfolgung
Wer dieser Verantwortung
fliehen.
nicht nachkommt, bedroht die
Grundfesten, die Europa
auszeichnen und die es
so mühsam aufgebaut hat.“
Luise Amtsberg MdB
Sprecherin für Flüchtlingspolitik
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Noch Fragen?
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Luise Amtsberg MdB, Sprecherin für Flüchtlingspolitik
Arbeitskreis 3: Bürgerrechte & Demokratie, Rechts- &
Gesellschaftspolitik
TEL 030/227 56789, FAX 030/227 56552
[email protected]
Zum Weiterlesen:
»» gruene-bundestag.de/fluechtlinge-schuetzen
»» gruene-bundestag.de » Asyl
Bundestagsdrucksachen / Anträge:
18/6393 Entschließungsantrag zum „Asylverfahrensbeschleuni­
gungsgesetz“
18/6202 Streichung obligat. Widerrufsprüfung (Gesetzentwurf)
18/6198 Bildung und Ausbildung junger Flüchtlinge
18/6067 Psychotherapeutische und psychosoziale Versorgung
18/5932 Versorgung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge
18/5095 Asylsuchende bei Arbeit und Ausbildung unterstützen
Diese Veröffentlichung informiert über unsere parlamentarische Arbeit im Deutschen
Bundestag. Sie darf im Wahlkampf nicht als Wahlwerbung verwendet werden.
Impressum:
Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Gestaltung: Jakina U. Wesselmann
Stand: Nov. 2015, 3. überarb. Neuaufl., Schutzgebühr: 0,05 €